nannten galten sogar als heilige männer, der zweite bis zur catastrophe, der erste auch noch nach seinem austritt aus dem ordensverband. wenn man nun erwidert, ihnen sei man doch auf die spur gekommen, während die johanniter bei Merswin nichts bemerkten, so ist die antwort leicht. einmal waren die zwei capuziner in einer anderen situation. sie standen an der spitze eines gröfseren unternehmens und kamen mit vielen in berührung; dem papste, den bischöfen und einem ganzen orden, dem franziscanerorden, den sie nämlich auf die ursprüngliche strenge zurückführen wollten, befanden sie sich gegenüber. und dann beweist der einwurf nur dass Merswin eine grössere verstellungskunst besass als die zwei capuziner. er brachte es so weit, dass die johanniter einen litterarischen betrug für einen act der demut von seite Merswins ansahen (s. Zs. 24, 509 anm. 2). Die genannte tatsache beweist dass an der spitze grosser werke auch männer stehen können, die wahrhaftig nicht ursache sind dass dieselben gedeihen, sondern bei denen ganz andere höhere factoren eingreifen. Grünenwörth gedieh eigentlich erst nach Merswins tod, nicht während seines lebens. selbst der materielle bau, die kirche, stand noch zwei jahre vor seinem tode gar wueste ungebuwen, rechte also eine schure (NvB s. 337). Ob Merswin bei seinen dichtungen einen gesinnungsgenossen und gehilfen oder wenigstens einen abschreiber gehabt habe, lässt sich nicht genau ermitteln. ich möchte es fast annehmen, schon wegen des Fünfmannenbuches, das er höchst wahrscheinlich abschreiben liefs. auch muss er jemanden gehabt haben, der ihm hier und da geld verschaffte. vgl. zb. NvB s. 336 f. In bezug auf die gottesfreunde muss die litteraturgeschichte umgearbeitet werden. weder von einem Gottesfreund im oberlande noch von einem bunde und haupte der gottesfreunde kann noch die rede sein. die specielle Gottesfreundlitteratur repräsentiert lediglich Rulman Merswin. mit dieser litteratur haben aber auch weder Tauler noch Seuse noch irgend ein anderer deutscher mystiker etwas zu schaffen. Rulman Merswin bildet für sich allein glied und kette. Nicht blofs die geschichte des Gottesfreundes ist ein roman, auch die bisherigen untersuchungen über ihn tragen das gepräge eines romans an sich. zuerst stempelte man ihn zum häretiker Nicolaus von Basel, dann liefs man ihn ein heiliges leben am Schimberg führen, darauf machte man aus ihm den frommen einsiedler Johann von Rútberg, endlich muste er ins reich der fabel verwiesen werden. der fehler der früheren forscher, auch ich gehöre zu ihnen, war und ist verzeihlich. es hielt sehr schwer, sich durch dies labyrinth von widersprüchen hindurchzuwinden, um endlich ans licht zu gelangen. nur zwei forscher sind anzuklagen, die zwei Strafsburger CSchmidt und AJundt. hätte ersterer die texte vollständig, vor allem aber correct herausgegeben, man wäre wenigstens aufserhalb Strafsburgs schon vor einem decennium auf den betrug Merswins gekommen. Jundt aber hat gar nicht gewust, was mit dem überreichen materiale anzufangen sei. er hat bewiesen dass das dilettantentum sich kaum irgendwo anders mehr räche als auf dem gebiete der deutschen mystik und gottesfreunde. sein werk war veraltet, als es kaum das tageslicht erblickt hatte.1 das gute will ich ihm jedoch nicht schmälern dass es mich zu weiterer forschung über und vollständigem bruche mit dem Gottesfreund angeregt hat. Zum schlusse sage ich allen jenen, die mich bei diesen forschungen, welche im laufe des nächsten jahres erweitert im verlage der Weidmannschen buchhandlung erscheinen werden, mit rat und tat unterstützt haben, meinen verbindlichsten dank, namentlich herrn staatsarchivar dr ThvLiebenau in Luzern, der mich besonders in bezug auf die Schweizer geschichte und topographie mit reicher litteratur versorgt hat.2 1 seither kam mir AJundts artikel: Johann vChur, genannt von Rútberg und die gottesfreunde in Herzogs Realencycl. f. prot. theol. und kirche, heft 61 s. 21-28, zu gesicht. darüber brauche ich wol kein wörtchen mehr zu verlieren. denn einerseits teilt dieser artikel, weil ganz im sinne von Jundts Amis de dieu und (wahrscheinlich) vor meiner Antikritik in den Hist.-pol. bll. verfasst, das schicksal des genannten gröfseren werkes, dh. er ist, weil überholt, ganz umsonst geschrieben; andererseits steht er glücklicher weise, dank der unglaublichen sicherheit des verfassers und der allzu grofsen nachsicht der redaction, an einem so unglücklichen platze, dass wol nur Jundt, aber auch er allein, den G. an jener stelle suchen wird. 2 es ist natürlich einem jeden erlaubt, meine beweisführung anzugreifen, nur möge dies in ernsterer weise geschehen, als es bisher von seite AJundts der fall war, und letzthin von seite ARitschls in betreff des Buches von geistlicher armut (Zs. f. kirchengesch. Iv 3). das verfahren des ersteren kennen nunmehr bereits die leser. dasjenige aber herrn Ritschls ist allerdings ein wolgemeinteres, aber nichts weniger als ein ernstes. es macht den unabweisbaren eindruck des misbehagens, dass nicht er, sondern ich der erste war, dem es gelungen ist zu ermitteln dass das genannte buch nicht Tauler zum verfasser hat. ich habe nichts dagegen, wenn R. diesen satz mit neuen beweisen zu stützen versucht oder meine beweise, wenn sie ihm nicht stringent genug erscheinen, ergänzt oder bekrittelt. allein was tut R.? er wirft sich lediglich auf meine letzte nach abschluss meiner beweise ausgesprochene vermutung, der verfasser des buches sei viel eher ein moderierter (dies wörtchen lässt R. weg) anhänger der lehre der fraticellen als ein dominicaner, unterlässt es aber, auf irgend einen meiner eigentlichen beweise tiefer einzugehen, und insoweit er eingeht, nimmt er den ausgangspunct aus mangel an kenntnis Taulers von einer ganz falschen voraussetzung. solch ein verfahren verbitte ich mir. jeder ernste forscher hat das recht, zu verlangen dass der angriff auf seine forschungen auch in ernster weise geschehe. es genüge hier Ritschls bemerkungen, insoweit sie sich auf meine arbeit beziehen, mit ein par bemerkungen abzufertigen; mehr folgt in der oben angekündigten schrift. wäre R. wol auf den nachweis der nichtidentität des verfassers des Bvga mit Tauler ohne meine vorarbeit gekommen? handelt es sich denn bei meiner beweisführung darum, ob der verfasser ein dominicaner oder ein franciscaner gewesen sei, sondern nicht vielmehr um den éinen satz, dass er nicht Tauler war? war nicht das die allein richtige methode für denjenigen, der zuerst die bisherige tradition umstofsen wollte? aber warum genügt hrn R. nicht diese methode? hören wir. 'soweit eine abweichung zwischen Tauler und dem Bvga auf diesem puncte (in betreff der lehre über die armut) obwaltet, ist sie nur daraus zu erklären dass Taulers predigten an die laiengemeinde gerichtet sind, das vorliegende buch aber auf die mönchsgemeinde berechnet ist. wir kennen Tauler nur aus seinen an laien gerichteten predigten' (s. 338. 339). aber leider ist diese ganze voraussetzung falsch, denn gerade das gegenteil ist wahr. allerdings haben nicht alle predigten Taulers klosterleute vor augen, wie ich s. xi bemerkt habe, aber der gröste teil derselben ist, wie sich aus den hss. ergibt, von denen R. keine einzige verglichen hat, vor klosterleuten, speciell klosterfrauen, gehalten worden. wie ungerecht ist Ritschls verfahren! ich gab mir bei meiner einleitung die mühe, durchweg nach den hss. zu arbeiten, da ich einsah, die drucke lägen im argen (s. s.x); nun kommt R. und fertigt meine arbeit durch eine phrase ab, die man sich allenfalls noch vor 30 jahren hätte können gefallen lassen, die aber jetzt schon durch Hambergers ausgabe teilweise widerlegt werden könnte. entweder hat R. Taulers predigten gar nicht gelesen, oder ohne verständnis. letzteres ist sicher der fall beim Bvga, denn die stellen die ich s. XII-XVI aus demselben citiere, haben davon kann sich jeder überzeugen grossenteils alle und nicht bloss bettelmönche im auge. aber wie kam R. zu solchen merkwürdigen aufstellungen? einmal ist er in der deutschen mystik nur dilettant. und dann construierte er seinen nachweis, das buch sei scotistischen ursprungs, durch einzelne stellen dazu verführt, a priori, und betrachtete dasjenige, was nicht zu diesem gedanken passte, als spätere zutat. ist das die richtige methode? doch hier genug davon. DIE DRESDNER IWEINHANDSCHRIFT. Bei den vorarbeiten für eine neue ausgabe von Hartmanns Iwein hielt ich es nach früher gemachten erfahrungen für geboten, die handschriftliche grundlage des gedichtes und zunächst Lachmanns material neu zu vergleichen. da ich durch zufall zuerst die von Lachmann a genannte Dresdner handschrift erhalten habe, so will ich die ausbeute derselben hier mitteilen, denn die untersuchung hat zu mir unerwarteten ergebnissen geführt. Auf meine durch gütige vermittelung der Berliner universitätsbibliothek nach Dresden gerichtete bitte, mir die von Lachmann benutzte papierhandschrift nr 65 zu schicken, erhielt ich nicht diese sondern nr 175; denn es ist in Dresden wol bekannt dass Lachmanns angabe der nummer falsch ist: er hat unter a in seinem apparat nicht lesarten aus nr 65, sondern aus nr 175 angegeben. zu der falschen angabe wurde Lachmann wahrscheinlich verleitet durch die bemerkung von JChAdelung bei Fadelung Altd. ged. in Rom s. xx. Adelung redet an dieser stelle jedoch von einer ganz anderen handschrift, derjenigen Gottscheds, folio, vom jahre 1415, während die von Lachmann benutzte in quart ist, keine jahreszahl trägt und niemals Gottsched gehört hat, sondern im vorigen jahrhundert im besitze des JEARust zu Bernburg war, wie dieser in einer ausführlichen 'nachricht' mitteilt. Adelung s. XXIII und danach vdHagen, Grundriss s. 122, gibt für die hs. die nr 87 an, welche sie früher getragen hat. Rust teilt über seine hs. mit dass er sie 1750 in Dresden gekauft und neu habe einbinden lassen. bei dieser gelegenheit liefs er eine anzahl leerer blätter an den anfang und das ende setzen. 1763 schickte er den band an Gottsched, damit dieser zwei fehlende blätter ergänzen sollte, am anfang eins und das neunte. Gottsched besafs damals noch keinen Iwein, erwarb aber einen solchen bald und schickte 1765 den band an Rust zurück, mit der bemerkung dass er aus seiner hs. blatt 9 habe ergänzen lassen; der anfang fehle aber auch bei ihm. Der hs. a mangelt also am anfang ein blatt mit v. 1-52, ferner blatt 9 (v. 518-573). endlich sind durch den buchbinder die blätter 155. 156 in falsche folge gekommen: blatt 156 muss vor 155 stehen. durch den buchbinder sind also ν. 7971-8018 hinter 8066 gestellt. Von diesen tatsachen weiss Lachmann nur dass v. 1-52 fehlen; er gibt die lesarten von 518-573 an, als ob sie der hs. a gehörten, und meint dass v. 7971-8018 in der hs. hinter 8066 stehen. dass er von dem wahren sachverhalt keine kenntnis hatte, erklärt sich daraus, dass er die Dresdner hss. überhaupt nie gesehen hat, sondern nur von einer (a) die Adelungsche abschrift benutzte. diese abschrift aber ist ganz unkritisch und enthält keine bemerkung über die beschaffenheit der vorlage. nur die verse 518-573 sind in anführungszeichen eingeschlossen, und das muss für jeden unverständlich bleiben. Diese Berliner abschrift Ms. germ. fol. 32 ist äusserlich sehr schön aber sonst voll fehler: falsche lesungen, schreibfehler, auslassungen halber und ganzer verse, ja sogar willkürliche änderungen, um einen leidlichen sinn herzustellen, finden sich in nicht geringer menge. die hs. enthält etwa 200 gröbere irrtümer. - auf dem ersten blatte derselben steht die bemerkung 'Aus No. 65 der Churfürstl. Bibl.' diese, wie oben gezeigt, falsche angabe ist nicht vom schreiber der abschrift, sondern von späterer hand, ich glaube von Lachmann, auf grund der notiz Adelungs s. xx, nachgetragen. Die hs., aus welcher Gottsched blatt 9 der Rustschen hs. ergänzen liefs, ist Msc. Dresd. M. 65, kl.-folio (von Paul f genannt). derselben fehlt der anfang, v. 1-92, jedoch ist v. 53-92 aus der Rustschen hs. ergänzt durch denselben schreiber, der das erwähnte blatt 9 herstellte, dh. durch Gottscheds schreiber oder durch Gottsched selbst. Das ergebnis ist also: in Lachmanns variantenapparat haben die lesarten aus a keine zuverlässigkeit; was er aus v. 518-573 mit a bezeichnet, muss mit f angesetzt werden, und die angabe 'ν. 7971-8018 stehen hinter 8066' ist zu streichen. Lachmann hat für den Iwein fast ausschliesslich fremde abschriften und abdrücke benutzt. ich glaube daher zu dem schlusse berechtigt zu sein dass die untersuchung der übrigen hss. zu ähnlichen ergebnissen führen wird, dass also auch die von Lachmann benutzten hss. einer neuen vergleichung bedürfen. er hat aber nur wenig mehr als die hälfte der vorhandenen hss. herangezogen und von manchen überhaupt nichts gewust. Was bisher über die Iweinhss. geschrieben ist, entbehrt also |