Am meisten anklänge an Bonaventura zeigt naturgemäfs der beginn der strophen; vgl. B. v. 77 Ave Jesse stirps beata M. v. 1 Wis gegrüezet, Jessé künne. B. v. 381 Ave virgo vellus roris M. v. 81 Wis gegrüezet, vel des schaffes. B. v. 9 Ave David germen justum M. v. 93 Wis gegrüezet, reiner same. Β. v. 113 Ave virgo favus mellis M. v. 145 Wis gegrüezet, honeges vlade. Von den drei strophen des ersten abschnitts, die nach v. 278 interpoliert sein müssen, hat Steinmeyer aao. s. 15 die mit v. 165 und die mit v. 257 beginnende richtig erkannt. aber v. 265 ff ist tadellos, eben so wenig darf v. 129 ff wegfallen, die ausscheidung muss vor allem v. 216 ff treffen, die einzige strophe, die einen stumpfen reim aufweist: Wis gegrüezet, himelrinc, entsliuze uns ûf die himelporten, Marja, mit dînen süezen worten. himelrinc und himelporte finden sich v. 241 und 245; der entscheidende beweis aber liegt in der zweisilbigen aussprache von Maria. in allen echten strophen, siebenmal im reim und dreimal im innern des verses, ist die aussprache dreisilbig (136. 209. 276. 376. 656. 742.780. 56. 320. 788). nun verstehen wir auch v. 257 ff: der interpolator entschuldigt sich dass er wegen der rime nihte (oder rihte, mangel oder reinheit) den namen der jungfrau so selten anführe, klingende reime auf Marja oder Marje waren eben schwer zu finden. Strafsburg im november 1880. EDWARD SCHRÖDER. ÜBER DIE ENTWICKLUNG DES PETERSQUENZ-STOFFES BIS GRYPHIUS. Das älteste zeugnis für die unursprünglichkeit des Gryphischen schimpfspieles 'Absurda Comica. Oder Herr Peter Squentz' bildet Gryphius eigene vorrede zu demselben. diese ist wie das stück selbst (s. Neudrucke 6, vorbemerkung von Braune) 1657 zuerst gedruckt worden, und in ihr bekennt 'Philip-Gregorio Riesentod', der nunmehr in Deutschland nicht unbekante, und seiner Meynung nach Hochberühmbte Herr Peter Squentz sei zum ersten von Daniel Schwenter zu Altdorf auf die bühne gebracht worden, von dannen er je länger je weiter gezogen, bis er endlich Gryphius begegnet, welcher ihn besser ausgerüstet und mit neuen personen vermehret bereits neben einem seiner trauerspiele habe auffübren lassen. von Gryphius habe er sich das manuscript geben lassen und wage jetzt es zu veröffentlichen. ich glaube weder dass man in der bezeichnung der nunmehr in Deutschland nicht unbekante einen hinweis auf ausländischen ursprung des Squenz zu erkennen habe, noch zweifle ich im mindesten an der rückhaltlosigkeit des Gryphischen geständnisses. Gottsched jedoch setzte ein jahrhundert nach dem erscheinen desselben in 7 seinem Nötigen vorrat s. 217 unter den titel des Gryphischen stückes folgendes notabene: Obwohl der Verfasser in diesem Stücke nicht so ehrlich als in der Vorrede des vorigen (der Säugamme) gestanden, woher er es entlehnt hat: so ist es dennoch eine ausländische Erfindung. In Shakespeares Summer-Nights-Day ist ein Zwischenspiel eingeschaltet, das den Schulmeister Quince nennet Das ist unser Squenz, doch hat Gryphius viel hinzugesetzt und alles auf deutschen Fuss eingerichtet. Es fällt auf dass Gottsched den Daniel Schwenter ganz verschweigt. Noch 1757 erschien der dritte band von Wills Nürnbergischem gelehrtenlexicon. es nannte unter Schwenters schriften auch Peter Squenz, ein kurzweiliges Lustspiel und fügte hinzu: Andreas Gryphius hat es herausgegeben, es ist aber nicht seine, sondern unseres Schwenters Arbeit. Nach Hn. Gottscheds Meynung in der dramatischen Historie p. 217, soll die Erfindung aus dem Englischen des Shakespears genommen sein usw. hier finden wir zum ersten male die drei namen Shakespeare, Schwenter und Gryphius bei einander, und von nun an begegnen sie uns, ich glaube, wo auch immer der Peter Squenz besprochen wird. so 1764 in Joh. Heinr. Schlegels vorbericht zu Joh. El. Schlegels Vergleichung Shakespears und Andreas Gryphs (Joh. El. Schlegels Werke III 31); 1775 in der ersten und 1780 in der zweiten auflage von Eschenburgs Shakespeare - übersetzung (Über den Sommernachtstraum); 1785 in Christian Heinrich Schmids Nekrolog der vornehmsten deutschen dichter (1 122); 1787 in Flögels Geschichte der komi schen litteratur (Iv 314 f); 1800 in Nassers Vorlesungen über die geschichte der deutschen poesie (1II 270). der erste, der daran zweifelte, ja es läugnete, dass der Sommernachtstraum Schwenters vorbild gewesen, war GGBredow (1816, Nachgelassene schriften 104); er erklärte den stoff des Peter Squenz für ächt altdeutsch. dasselbe taten die Voss in ihrer Shakespeare - übersetzung 1818 (1506) und Wachler in seinen Vorlesungen über die geschichte der teutschen nationallitteratur 1819 (160). Friedrich Bouterwek dagegen fand es 1817 (Geschichte der schönen wissenschaften x 163 f) am wahrscheinlichsten dass ein unbekannter die burleske episode des Shakespeareschen stückes mit nach Deutschland gebracht habe. In demselben jahre erschien der anfang von Tiecks Deutschem theater, in ihm (1 233 ff) der Peter Squenz des Gryphius und in der vorrede ein absatz über dieses stück. hier wird die bekannte entwickelungskette noch um ein benanntes glied vermehrt, sie lautet jetzt: Shakespeare, Cox, Schwenter, Gryph, oder: Sommernachtstraum, Bottom the weaver, Peter Squenz von Schwenter, Peter Squenz von Gryphius. Tieck sagt wörtlich: Während der Puritanischen Revolution, als alle Theater in London geschlossen und die Schauspieler zerstreut waren, fiel es diesen, die in grosser Dürftigkeit lebten, zuweilen ein, heimlich in der Stadt, oder auf den Gütern des Adels Schauspiele, so gut sie konnten, aufzuführen. Oft fehlte es an Personal, und so lag die Erfindung nahe, Episoden aus alten Stücken, die ehemals gefallen hatten, vom Schauspiel zu trennen, und diese ihren Gönnern vorzustellen. Man liefs auch einige dieser Schwänke, denn das waren sie in ihrer Einzelnheit wieder geworden, unter dem Titel Drolls drucken, wie z. B. Acteon and Dian, 1656, by R. Cox. Dieser Cox war ein vortrefflicher komischer Schauspieler, der die Hauptrollen dieser kleinen Lustspiele darstellte und selbst der Umarbeiter der Stücke war. Ein solches Droll hatte man aus der lustigen Episode von Shakespears Sommernacht, unter dem Titel Bottom the Weaver gemacht. Cox hat noch die Feenköniginn und ihre Liebe zu Zettel beibehalten. Dieser Scherz kam nach Deutschland, und ein Gelehrter, Daniel Schwenter, arbeitete ihn für ein deutsches Theater in Altdorf um; diese Arbeit sah Gryphius, verbesserte sie und vermehrte sie mit neuen Personen, wie er in seinem Vorberichte sagt usw. also ein neues licht war in der Sommernachtstraum Peter - Squenz-frage aufgegangen, angezündet von dem manne, dem wir auch die einreihung des Sommernachtstraumes in das deutsche bühnenrepertoire verdanken. jedoch es sollte für so ziemlich alle, die es überhaupt bemerkten, ein irrlicht werden, selbst für die, die es für ein irrlicht erklärten. Die einwürfe, die man gegen diesen Tieckschen Cox erhoben hat, sind alle gleicher, nämlich chronologischer, art. Koberstein in seiner Litteraturgeschichte, sowol fünfter (II 255) wie schon vierter auflage, verwirft Cox mit den worten: Aber unmöglich kann diese Bearbeitung (die englische, die nach Deutschland kam) die von dem Engländer Cox gewesen sein, wofern Cox sein sogenanntes Droll erst während der puritanischen Unruhen, da alle Theater in London geschlossen waren, angefertigt hat; denn damals sei Schwenter († 1635) bereits jahre lang tot gewesen. für Koberstein gilt also das alte schema: Shakespeare, Schwenter, Gryph; nur denkt er dabei, wie ja schon Bouterwek, nicht an ganz unmittelbare übertragung aus Shakespeare in Schwenter, sondern an die durch wandernde englische comödianten. Albert Cohn (Shakespeare in Germany cxxxi) hat gegen Cox einzuwenden dass er nicht vor 1660 gedruckt und gewis nicht lange vor 1660 gespielt worden sei, und meint, das Gryphische stück sei direct aus Shakespeare abgeleitet. Schwenters stellung lässt er unentschieden. Genée (Geschichte der Shakespeareschen dramen in Deutschland s. 178) weist Cox zurück, weil er nicht vor 1640 'erschien', wie ziemlich fest stehe, und erklärt die entlehnung Schwenters von Shakespeare für zweifelhaft, weil englische comödianten ein vorshakespearesches stück zu Schwenter getragen haben könnten. Im gegensatz zu Koberstein, und in der Bartschischen auflage in bewustem, steht Gervinus (Geschichte der deutschen dichtung r3 558) ganz auf dem Tieckschen standpuncte; jedoch gebürt ihm das verdienst, auf die erzählung Johann Rists von einer durch englische comödianten in einer grossen stadt veranstalteten aufführung des Pyramus und der Thisbe zuerst hingewiesen zu haben. die fassung des stückes bei dieser aufführung bezeichnet er als eine nochmalige ungeheure verzerrung des Coxschen Pyramus, reiht sie aber nicht in die kette Midsummer night's dream, Bottom the weaver, Squenz von Schwenter, Squenz von Gryph ein. dieselbe kette nimmt er, wenn auch mit auslassung Z. F. D. A. neue folge XIII. 10 1 Schwenters, in seinem Shakespeare (vierte auflage s. 251) an, welcher mit anmerkungen von Genée versehen ist, jedoch trotz Genées abweichender ansicht mit keiner anmerkung an dieser stelle. Interessant ist es zu beobachten, wie nicht allein die ansichten über die stellung von Bottom the weaver zu Peter Squenz, sondern auch die vorstellungen der einzelnen vom inhalte der Coxschen farce aus einander gehen. es hat nämlich keiner von ihnen, auch wol Tieck nicht, dieselbe gelesen. was Koberstein, Gervinus, auch Cohn, nur durchklingen lassen, spricht Genée deutlich aus mit den worten: So war auch die HandwerkerPosse unter dem Titel 'Bottom the Weaver' von R. Cox bearbeitet worden, wobei natürlich der köstliche Gegensatz dieser grob realistischen Gestalten zu der luftigen Geisterwelt verloren ging. diese äusserung muss, da Genée Tiecks bemerkung über Cox, und also auch den satz Cox hat noch die Feenköniginn und ihre Liebe zu Zettel beibehalten, gekannt, sehr befremden. weit merkwürdiger aber ist die folgerung, die freiherr von Vincke (Shakespeare-jahrbuch v 359) aus Tiecks mitteilung, und gerade mit aus diesem satze, zieht. Die Tatsache, sagt er, nachdem er in seiner unbefangenheit nicht allein das Coxsche, sondern auch das Schwentersche (nie erschienene) stück nicht gelesen zu haben bekannt, wird durch jene Mitteilung festgestellt, dass hier, (er meint bei Cox und Schwenter) mit Ausscheidung des athenischen Hofes, nur Elfen und Rüpel in ihrer Wechselwirkung den Gegenstand der Handlung bildeten. also Genée: rüpel und hof, Vincke: rüpel und elfen, und das dazu gleich für Cox und Schwenter. nun, dass beide recht haben, ist nicht wol möglich. Tittmann hat 1870 (Dramatische dichtungen von Andreas Gryphius s. LII) eine besondere schrift über den zusammenhang von Shakespeare, Schwenter und Gryphius und eine bearbeitung des Shakespeareschen spieles versprochen, in der gestalt, wie ↑ englische comödianten dasselbe in Hamburg auf die bühne gebracht hatten. diese bearbeitung steht nach Tittmann in der mitte zwischen Shakespeare und Gryphius. es ist eben die, über welche Rist berichtet. Schon 1874 hatte Moltzer (Shakesperes invloed op het nederlandsch tooneel) in einem lustspiele von MGramsbergen, welches im ersten drucke vom jahre 1650 den titel führt 'Kluchtighe Tragoedie: Of den Hartoog van Pierlepon', eine bearbeitung des |