Die bezüglichen stellen aus Reinwalds briefen an Nicolai lauten: Meiningen 21 May 1805. wie Der Begriff Tod ist der einzige Uebergang, den ich glücklicherweise von dieser Erzählung zur Erwähnung des Ihnen auch nunmehr bekannten Verlusts meines Schwagers Schillers machen kann. Er wäre den 10 Novber dieses Jahres erst 46 Jahr alt geworden. Der Hr.-Oberhofmeister v. Wolzogen, der mir diesen traurigen Fall berichtete, meldet mir zu meinem wohl leidigen - Troste, dass seine edlen Theile ganz desorganisirt bei der Section gefunden worden, so dass es noch ein Wunder gewesen, wie er jenes Lebensziel erreichen konnte. Die liebenswürdige Grossfürstin hat sogleich sich von der Wittwe gebeten, dass sie S's beide Söhne erziehen dürfe und die beiden kleinen lieblichen Mädchen müssen der Mutter, welche übrigens Vermögen hat, zur einzigen Freude bleiben. S. war ein zärtlicher glücklicher Gatte, und der angenehmste Freund und Gesellschafter für 3 bis 4 Personen, die er kannte. Aus dem briefe Reinwalds vom 24 7br 1805: Was Sie theuerster Herr und Freund! von meines sel. Schwagers Schillers Diät neulich äusserten, dass sie sein Leben muthma/slich verkürzt habe, leidet so, wie die Nachrichten in No 98 und 99 der Zeitung für die elegante Welt, manche Einschränkung. Diese Diät war in verschiedenen Perioden von S's Leben sehr verschieden. Am wenigsten regelmässig mag sie wohl in Mannheim gewesen seyn, wo der Character des Schauspielerstandes und der Landsmannschaft überhaupt nicht sehr regelmässig zu seyn schien, denn ich habe ihn in jener Periode selbst in Mannheim besucht. Hr. Iffland müsste das am besten wissen. Von Hause aus und von der Karlsschule her hat er eben keine Gewohnheit unordentlich zu leben mitbringen können, ausser dass er vielleicht am letzten Ort, wo dem Zögling jede Stunde seine Beschäfftigung vorgeschrieben war, vielleicht zum nächtlichen Arbeiten einen Hang bekommen, den er auch mehrere Jahre in Jena ausgeübt haben mag. In Weimar begann sich diese Gewohnheit zu mindern, wo sein Arzt Hofr. Starke und seine sanfte Gattin stets mehr über ihn vermochten, und überhaupt seine Humanität jedes Jahr gewann. Aber eine fast ganz (besonders von seiner Mutter) angeerbte fehlerhafte Organisation hätte auch die behutsamste Lebensordnung unwirksam gemacht; denn Hr. v. Wolzogen berichtete mir mit dessen Tode zugleich den Umstand 'man habe bey der Section alle edle innern Theile zerstört 1 gefunden, so dass es unbegreiflich sey, wie er noch so lange habe leben können.' spezieller habe ich von diesem visum repertum keine Nachricht, und die Wittwe darnach zu fragen, würde ihre Zartheit beleidigen. 1 desorganisirt wie er sich ausdrückt. Es ist Schade, dass man kein getroffenes Portrait von Schiller hat; das Kupfer von Müller und Frauenholz ist viel zu ernsthaft und überhaupt nicht ähnlich genug, obgleich nach einem Gemählde von Graf, das ich aber nie bey Schillern gesehen habe, und an dessen Aehnlichkeit ich zweifle. 1 Die Büste, die im deutschen Merkur steht ist so idealisirt, dass sie alles Characteristische entbehrt. Ein Trinker war S. nie, wie sonst die Würtemberger, nur trank er oft starke und feurige Weine mässig, um sich von seinen angestrengten Geistesarbeiten zu erhohlen, Kaffee aber um die Dauer seiner Dichterlaunen zu verlängern. Aus Reinwalds brief vom 5 7br 1807: Der Plan des Don Carlos von Schillers eigner Hand liegt hier bey; denen jungen Herrn die Schillers Andenken durch falsche Nachrichten von seinem Leben verunehren und wie neulich im Cottaschen Morgenblatt ihn auf Kosten seiner Ältern loben, hätte ich ihn nicht geliehen. Ich werde noch einiges über diese Materie in den Münchener Litterarischen Anzeiger 2 setzen lassen, da Hr. v. Aretin doch einmal mich zu Beiträgen in denselben aufgefordert hat und da der Unfug noch nicht aufhört. Wie sich Reinwald hier über den unfug falscher anecdoten und nachrichten über Schillers leben in briefen an Nicolai beklagt, so klagte noch mehr denn dreissig jahr später die wittwe Körners über ähnlichen unfug in einem briefe an Nicolais enkel, den verstorbenen verdienstvollen gelehrten dr Gustav Parthey mit bezugnahme auf das buch: Litterarische zustände und zeitgenossen. in schilderungen aus Karl August Böttigers handschriftlichem nachlasse. herausgegeben von KWBöttiger hofr. und prof. zu Erlangen. Leipzig, FABrockhaus. der brief der frau Körner an Parthey lautet: Berlin den 11 April 38. Sie erhalten hierdurch mein werther Freund den Bötticher zurück! Der zärtliche Sohn empört! wie er den Vater so am Schandpfahl stellen kann. Doch der Verleger wird seine Rechnung finden, weil die Welt den Skandal liebt. Im Jahr 1785 zur Zeit der Buchhändler Messe kam Schiller nach Leipzig, um mit uns zu leben, blieb bey uns in Dresden 2 Jahr, wo Körner ihn bestimmte nach Weimar zu gehn, um dem Herzog zu danken 1 vgl. der Wolzogen urteile: Schillers Leben (1850) s. 373. 2 vgl. Schillers Briefw. mit Christophine und Reinwald. herausgeg. von Maltzahn, Leipzig 1875, anhang Iv. für den graziöser Weise überschickten Rathstittel, welcher aber ohne Gehalt war, wenn Sie noch nicht Schillers Leben von Frau v. Wolzogen gelesen haben? so lesen Sie es! Der Minister Humbold schätzte Styl und Behandlung, als was ausgezeichnetes, Sie finden darin die frühere Jugend Schillers, seine Erziehung, sein Leben bis zu seiner Reise zu uns. Die Details waren der Frau v. W. von Schillers älsten Schwester Räthin Reinwald dazu gegeben, welche in Meiningen lebt. Die spätere Zeit, sind mündliche Erzählungen von Schiller an Frau v. W. und aus den Briefen an Körner, so ist die Erzählung von seiner ersten Vorlesung in den Briefen, nur anders dargestellt. Ich war ein Kind von 5 Jahren, wie mein Vater und Göthe unzertrennlich bis zu seinem Abgang von der Universität waren. Im Jahr 89 waren Körner mit mir und Schiller meiner Schwester in Weimar, Göthe war in Eisenach, wo er von unserer Erscheinung hörte, und sich erinnerte, dass wir die Töchter seines Jugendfreundes wären, er schickte einen Boden, wo er dringend bat, dass wir ihn erwarten sollten von da an waren wir in freundlicher Verbindung mit ihm bis zum Jahr 13, wo uns die Meynung trennte Er war ein leidenschaftlicher Verehrer Napoleons - und wir hatten den einzigen Sohn als Freywilligen bey der preussischen Armee. Doch wozu hat mich mein Verdruss an Böttcher gebracht - das ich nach alter Frauenweise Ihnen vorgeplaudert habe. Nehmen Sie meinen Dank für die freundliche Sendung und für das elegante Exemplar. Mit grosser Achtung Marie Körner. Es ist bekannt dass, während Arndt im april 1813 bei Körner sich einquartiert hatte und Theodor Körner auf dem durchmarsche durch Dresden von den eltern abschied nahm, Goethe im Körnerschen hause das kleinmütige wort aussprach Schüttelt nur an euren Ketten, der Mann ist euch zu gross ihr werdet sie nicht zerbrechen. Körner war darnach noch mit Goethe in Teplitz zusammen, aber sie stimmten nicht mehr zusammen und einen späteren verkehr beider vermag ich nicht nachzuweisen, aufser dass noch ein brief Goethes aus Teplitz vom 28 juli 1813 (vgl. Hirzels Neustes verzeichnis einer Goethebibl., 1874, s. 217) vielleicht an Körner gerichtet war. innere trennung beweist auch ein brief Körners an Friedrich Schlegel aus Töplitz am 28 May 1813, aus dem ich einige stellen hier einrücke. das original besitzt die Berliner königl. bibliothek aus der vRadowitzschen sammlung. hier schreibt Körner: die Ich flüchtete mit den Meinigen hieher kurz ehe die Franzosen in Dresden einrückten, und wir wollen hier eine bessere Z. F. D. A. neue folge XIII. 7 Zeit abwarten. Mein Glaube daran ist vielen ein Ärgerniss und eine Thorheit, aber diess ficht mich nicht an. Einen schweren Kampf habe ich erwartet, und Hoffnungen, die mir soviel werth sind, gebe ich so leicht nicht auf. Göthen sehe ich oft, aber über das, was mich jetzt am meisten interessirt, lässt sich mit ihm nicht sprechen. Er ist zu kalt für den Zweck um zu hoffen. Jede Entbehrung und Unruhe ist ihm daher ein zu kostbares Opfer. Um seine und vieler andern klugen Leute höhere Weisheit beneide ich Niemanden. Bey Hartknoch habe ich eine kleine Schrift drucken lassen unter dem Titel: Deutschlands Hoffnungen. Unwillkürlich drängte sich den nahen freunden Goethes und Schillers die frage auf: wie würde auf Schiller bei der lebhaftigkeit seiner empfindungen das nächste jahrzehnt nach seinem tode gewürkt haben? man mag die frage eine müssige schelten, da er ja eben dieses jahrzehnt nicht mehr hat erleben sollen. aber im gedächtnis der freunde blieb er lebendig, und sie konnten nichts grosses, bedeutsames erleben, ohne seiner zu gedenken und ihn sich als gegenwärtigen vorzustellen. Sein verklärtes idealbild würkte auf die freunde läuternd und erhebend fort. so schrieb die Wolzogen in ihrem Leben Schillers: Hätte Schiller dem Welteroberer gegenüber gestanden, er würde wie der edle Greis Wieland, im vollen Bewusstsein der Menschen- und Dichterwürde von jener hohlen, kolossalen Grösse ungeblendet geblieben seyn, die zusammenstürzen musste, da sie nicht auf Gerechtigkeit und Wahrheit ruhte. Schiller starb im Jahre vor der Schlacht, deren Donner er, wenn er gelebt, gehört haben würde, die unsere bis dahin ruhige Heimath in die äusserste Bedrängniss brachte. Hätte er die grosse deutsche Zeit des Jahres dreizehn erlebt, wie würde ihm der Geist und der Muth, mit dem unser Volk Thaten übte und Opfer brachte, erfreut haben! und Körner schrieb, nachdem er dieses buch der frau vWolzogen über Schiller gelesen, im briefe vom 24 jan. 1831 an diese: Wohl unserm Schiller, dass er das Unglück des Jahres 1806 nicht erlebte! Wie tief würde es ihn ergriffen haben! Berlin, april 1880. F. JONAS. WALAHFRID STRABUS ÜBER DEUTSCHE SPRACHE. Libellus Walafridi Strabonis de exordiis et incrementis quarundam in obseruationibus ecclesiasticis rerum. (c.) VII. Dicam tamen etiam secundum nostram barbariem, quae est theotisca, quo nomine eadem domus dei appelletur, ridiculo futurus Latinis, si qui forte haec legerint, qui uelim simiarum informes natos inter augustorum liberos computare. Scimus tamen et Salomoni, qui in multis typum gessit domini 5 saluatoris, inter pauones simias fuisse delatas. 1 Et dominus qui pascit columbas, dat escam pullis coruorum inuocantibus eum. 2 Legant ergo nostri et sicut religione, sic quoque rationabili locutione, nos in multis ueram imitari Grecorum et Romanorum intellegant philosophiam. Multę res sunt apud singulas gentes, 10 quarum nomina ante cognitionem ipsarum rerum apud alias incognita sunt. Sicque fit saepissime, ut rerum intellectus alii ab aliis addiscentes nomina quoque et appellationes earum uel integre uel corrupte cum noua intellegentia in suam proprietatem trahant. Ut ab Hebreis Greci Latini et barbari 'amen' 'alle- 15 luia' et 'osanna' mutuati sunt. A Grecis Latini et omnes, qui libris Latinorum et lingua utuntur, 'ecclesiam' 'baptismum' 'chrisma' et omnium paene radices dictorum acceperunt. A Latinis autem Theotisci multa et in communi locutione, ut 'scamel' 'fenestra' 'lectar', in rebus autem diuino seruitio adiacentibus paene omnia; 20 item a Grecis sequentes Latinos, ut 'chelih' a calice, 'phater' a patre, 'moter' a matre, 'genez' a genetio, quae grece dicuntur 'cylix pater moter et genetion', cum in quibusdam horum non solum Latini, ut 'genitor' et 'genetrix', sed etiam Theotisci proprias habeant uoces, ut 'atto' et 'amma', 'todo' et 'toda'. Ab 25 ipsis autem Grecis 'kyrica' a 'kyrios', et 'papo' a 'papa' (quod cuiusdam paternitatis nomen est et clericorum congruit dignitati), et 'heroro' ab eo quod est 'heros', et 'mano' et 'manoth' a 'mene', et alia multa accepimus. Sicut itaque domus dei 'basilica' id est regia a rege, sic etiam 'kyrica' id est dominica a domino nun- 30 cupatur, quia domino dominantium et regi regum in illa seruitur. Si autem queritur, qua occasione ad nos uestigia haec grecitatis aduenerint, dicendum et barbaros in Romana republica militasse, et multos predicatorum grece et latinę locutionis peritos inter has bestias cum erroribus pugnaturos uenisse et eis pro causis 35 13 Reg. 10, 22 2 Psalm. 146,9 |