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Jahre seinen kühnen Kampf mit dem Pabste bes gann, so konnte es nicht fehlen, daß nicht in Nürnberg im Rathe und unter den Bürgern Viele ihm beistimmten, wie denn auch Wilibald Pirk heimer, der Heros seiner Vaterstadt, und Lazas rus Spengler, der vielerfahrne und gelehrte Rathsschreiber, in Luther's Bannbulle kamen. Gleichwohl nahm der Rath noch keinen bestimmten Ans theil an der Neuerung. Auf Erinnern Dr. Ed's, der apostolischer Nunzius war, erließ der Rath im J. 1520 Verbote an die Buchdrucker, Luther's Schriften, deren viele von hier aus in die Welt giengen, zu drucken, und im J. 1521 wurde ein kaiserlicher Befehl öffentlich angeschlagen, durch den alle Obrigkeiten angewiesen wurden, Luther's Schriften überall wegzunehmen. Im J. 1522 wurden die Prediger und Mönche aufs Neue érs mahnt, in Neligionssachen nichts Zwieträchtiges auf die Kanzel zu bringen. Allein diese Decrete machten auf die Bürger keinen Eindruck; jedes Hinderniß ermunterte sie zu lauterer Sprache und zu eifrigerem Festhalten an dem wiedergefundenen Evangelium. Der Bischof Weigand von Bamberg, ein wachsamer Eiferer für römisches Kir chenthum, welcher über Nürnberg die geistliche Gerichtsbarkeit ausübte, und gar nicht in dem aufgeklärten, evangelischen Sinne seines trefflichen

gen Benehmen des Nürnberger Raths wider die Ablaßkrámer seit dem J. 1436. Vgl. auch Heller's Ref. Gesch. von Bamberg. S. 14 ff.

Vorfahrers, Georgs von Limburg regierte, wurde so wenig gehört, als das Zetergeschrei der Mönche, denen für ihre Existenz bange wurde, wenn gleich auch unter ihnen viele die Wahrheit bekannten *). Aber es war nichts Geringes, zur

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*) Schon im 15. Jahrhundert (1492) predigte åcht evange lisch ein Pater Stephan Fridelinus aus Wimmenden im Königreiche Würtemberg, im Frauenkloster zu St. Clara in Nürnberg. Wenn wir sprechen: in via tua vivifica me, fo bitten wir Gott nicht um das natürlich lange Le ben; wir sollen es Gott befehlen, wie lang wir leben. Aber hier wird gemeint das Leben der Gnaden, und die ewige Seligkeit, und so wir nicht entrinnen mögen dem ewigen Tod, und kommen zu dem ewigen Leben durch die Gnade Gottes, so sollen wir Gott bitten, daß er uns le bendig mache in dem Leben der Gnade, und das sollen wir billig mit großer Begierde bitten, so doch alles gut in dem und dergleichen Worten begriffen ist.“ Vgl. Vee. senmeyer's Samml. zur Kirchengeschichte des sechszehns ten Jahrh. S. 197.

Unter die Vorläufer der Reformation in Nürnberg und Hof verdient auch der Ritter D. Theodoricus Morung gezählt zu werden. Man verschrie ihn wegen seiner Einsichten als Geisterseher und Herenmeister. Im Jahre 1489 predigte in Franken, und besonders in Núrnberg ein påbstlicher Legat Raimund Peyraudi Ablaß. Als zu derselben Zeit der róm. Kónig Maximilian_sich in ` Nürnberg aufhielt, fo eilte Morung eben dahin, um den Prinzen zu sehen, und dem Ablaß zu widersprechen. Hier wandelte er in der Kühle der Nacht zuweilen als Ritter in Panzer und Gürtel, zuweilen als Magier,,,lispelte den Laien ins Ohr, predigte den Predigern und Religiosen, und betheuerte mit Elias Kraft den staunenden Obern: Gott ist Erbarmer, braucht kein Geld für die Sünde, Christus ist Erlöser Gehorsam ist besser denn Opfer. “ Der Legat erfuhr es, ließ ihn verfolgen, auf der Heerstraße, als Morung aus der Stadt floh, von Reisigen und Knech ten überfallen, und so schlagen, daß sein Blut den Sand

Lutherischen Lehre sich zu bekennen, da der Kaiser alle Anhänger Luther's in die Reichsacht erklärt hatte, da Nürnberg bisher für eine der geliebtes. sten und treuesten Reichsstädte beim Kaiser galt, da der Bischof von Bamberg jede Bewegung ers fuhr, und ein Heer von Mönchen, als Augustiner, Schotten, Carmeliter, Carthäuser, Dominikaner, und Franziskaner in der Stadt selbst die reichsten Klöster besaß. Nur die Ueberzeugung, daß man Gott mehr als den Menschen gehorchen müsse, und daß, wo Gott das Unternehmen beginne, auch ein günstiges Ende folgen werde, schlug den immer neu erwachenden Kleinmuth nieder.

Doch die Kirchenverbesserung mußte auch hier aus dem geistlichen Stande hervorgehen, da er die größte Schuld an dem Verderbniß trug *),

färbte. Aber ein Diener des Burggrafen Friedrich Wolf von Lúchau, rettete ihn nach Cadolzburg, wo eben der Burggraf ein Luftlager hielt. Derselbe ließ ihn dann auf die Veste Culm bringen, und bis zum J. 1498 verwahren. Von nun an aber wirkte Morung als Pleban in Hof, wanderte dann als Apostel herum zu Nürnberg, Bamberg und Würzburg. `Zulegt gieng er sogar nach Rom.

Vgl. Zeit und Handbüchlein für Freunde theol. Lectúre. Bair. 1787. S. 33. Etwas verschieden erzählt die Begebenheit mit Morunger Schülin in seiner Fránk. Reform. Gesch. Nbg. 1731. S. 13.

*) Wie denn auch Pabst Adrianus VI. selbst bekannte durch . seine Oratorn zu Nürnberg, daß aller dieser Unrath aus der Geistlichen Mißbräuchen kommen sey, und verheißen, dieselbigen auch helfen zu ändern. Da aber solche Mißbräuche so unleidlich viel und groß, und nicht geändert

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Es fanden sich auch bald drei Männer, die uners fchrocken die Wahrheit bekannten: der Probst bei St. Sebald Georg Peßler, der Probst bei St. Lorenzen Hector Pömer, und der Prior der Augustiner Wolfgang Volprecht. Sie fiengen ihre Verbesserungen im J. 1522 an, und der nachmals durch seine Lebensgeschichte so merk würdig gewordene Osiander von Gunzenhausen wurde von Pömer zum Prediger bei St. Lorenzen bestellt. Die Wirkungen wurden immer sichtbarer; die Prozessionen in der Stadt fanden großen Widerwillen; Luther's Schriften wollte man sich nicht mehr verbieten lassen. In der Charwoche 1523 wurden die beiden Pröbste durch eine Schrift ihrer Gemeinden ersucht, ihnen das heilige Abendmahl unter beiderlei Gestalten zu reichen. Die Pröbste fragten beim Rathe an, und erhielten den Bescheid:

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Da das Begehren von Bürgern herrühren könne, die noch nicht recht im Glauben unterrichtet wären, oder wohl gar aus Vorwiz und andern unlautern Ursachen, so könnte eine Willfahrung wohl eher zu einer Zerrüttung und Erweckung allerlei Widerwillens als zu einer christlichen Einigkeit ge= reichen. Sie sollten daher noch zur Zeit diese Neuerung unterlassen, könnten sich aber mit ihrem

wurden durch die, so es billig thun sollten, begunnten sie von sich selbst in deutschen Landen zu fallen, und die Geistlichen darüber veracht zu werden." Luther's Bedenken an Churf. Johann vom J. 1529. bei de Wette Theil 3. G. 439 ff.

Begehren an den Bischof zu Bamberg wenden." Vom Bischof wurden sie abgewiesen.

Jedoch durfte auf Verbot des Raths keine Ablaßfahne in der Charwoche aufgerichtet, kein Passionsspiel am Charfreitag und in der Oster, mette vorgenommen, mit dem Palmesel nicht mehr in der Stadt herumgezogen werden.

So verstrich das Jahr 1523. Im folgenden ließ der Erzherzog Ferdinand, der als kaiserlicher Statthalter in diesem Jahre in Nürnberg wohnte, einige Mitglieder des Raths vor sich fordern *), und beschwerte sich über die vorgenommenen Neues rungen, indem Bücher und Lieder, gegen die kais serliche Majestät gerichtet, in der Stadt verkauft, Frrungen von den Predigern angestiftet und das Wormser Edict nicht vollzogen würde. Der Rath entschuldigte sich mit seinen bisherigen Maßregeln und vertheidigte seine Prediger, die weder luthe risch, noch anderer Menschen Lehre anhängig wäs ren, sondern das Evangelium nach Auelegung der Schriften, die in der christlichen Kirche gebilligt wäs ren, lehrten **). Daß nun aber der Rath noch weiter

*) Vgl. Müller's Reform. Gesch. der Stadt Nürnberg. Nbg. 1770. S. 33 ff. Von der Nothwendigkeit einer Kirchen, verbesserung zeugen auch die hundert Beschwerden der deutschen Nation, welche von den weltlichen Fürsten und Ständen auf dem Reichstage zu Nürnberg 1523 dem päbstlichen Legaten übergeben wurden.

* Dieß war im Einklange mit dem Reichsabschiede vom J. 1524 zu Nürnberg, worin ausdrücklich stand, daß „, mittlers zeit (d. i. während die Lutherischen geprüft werden sollten)

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