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einschreiten solle,,,das würde nicht allein unvers antwortlich, sondern auch gemeiner Stadt, wie sich die Läuften anließen, in alle Wege schädlich seyn."

Bald darauf nahm der Augustiner-Prior Volprecht in seiner Kirche Veränderungen vor. Er schaffte die Messe ab, fieng an deutsch zu singen und zu lesen, und reichte den Communicanten den Kelch. Es waren ihrer über dreitausend am Oster, feste. Zu Pfingsten folgten seinem Beispiele auch die beiden Pröbste in ihren Kirchen. Nun unters blieb eine Ceremonie nach der andern.

Der Rath war darüber in großer Verlegenheit. Er ließ die Pröbste warnen, äußerte seine Besorgnisse wegen des Kaisers, machte aufmerks fam, daß dergleichen Veränderungen außer Wittenberg sonst noch an keinem Orte vore genommen, und unter den abgeschafften Gebräus chen manche seien, daran der Menschen Seligkeit nicht liege. Er gestattete aber die Predigt des Evans geliums, so wie die deutsche Sprache in der Ablesung der biblischen Abschnitte bei der Messe und die Austheilung des Abendmahls unter den beiden Gestalten. Allein die Pröbste entschuldigten ihren Ungehorsam mit der Stimme ihres Gewissens. Im September mußten die Nürnberger Reformas

das heilige Evangelium und Gottes Wort nach rechtem wahrem Verstand und Auslegung der von gemeiner Kirche angenommenen Lehrer ohne Aufruhr und Aergerniß geprediget und gelehret wird. Vgl. von der Lith Ref. Hist. C. 39.

toren nach Bamberg vor den Bifchof, geleitet von mehreren Nürnbergischen Bürgern. Man kündigte ihnen ein Strafgericht an. Allein sie protestirten wider die Richtergewalt des Bischofs, und beriefen sich auf die heilige Schrift. Sechszehn Fragen, die ihnen vorgelegt wurden, fanden eine unerschrockene und biblische Antwort. Da ein bischöflicher Ausspruch wider sie erfolgen sollte, appellirten sie an ein freies allgemeines Concilium *).

Unterdessen war an den Rath ein kaiserlicher Befehl ergangen, worin Nürnberg bei Strafe der Reichsacht und Aberacht und unter Androhung des Verlustes aller Reichsfreiheiten angewiesen wurde, das Wormser Edict zu vollstrecken. Der Rath be schloß, sich an den schwäbischen Bund zu wenden, aber bei Gottes Wort als Christen zu verharren. Andern Städten, die wegen ähnlicher Bewegungen ihrer Bürger in Nürnberg anfragten, erwiederte man, diese Aenderungen wären in Nürnberg nicht befohlen, sondern von den Pröbsten aus eigener Bewegung und unter Berufung auf die heilige Schrift vorgenommen worden **).

*) Vgl. Strobel's Miscell. 3. Samml. S. 47-80. In demselben Jahre wurde am Donnerstage nach Pfingsten den Kirchendienern erlaubt, in die Ehe zu treten. Dominikus Schleupner, Prediger bei Sebald war der erste, der von dieser Erlaubniß Gebrauch machte. S. Waldau's verm. Beiträge 1. Bd. S. 38.

**) Noch im Jahre 1524 ließ der Duumvir Caspar Núzel, ein für Religion und Schulen sehr eifriger Mann, das erste Kind nach protestantischem Ritus taufen. Vgl. meine Geschichte des Nürnberg. Gymnas. S. 4.

Im Jahre 1525 veranstaltete der Rath ein Religionsgespräch in dem Rathhaussaale, weil zwischen den Predigern an den Hauptkirchen und denen der Bettelorden große Mißhelligkeiten ausgebrochen waren. Den Vorsiß führten Friedrich, Abt зи St. Aegidien, die Pröbste Peßler und Pömer, und noch ein Domprediger von Würzburg, Poliander, welchen der Rath berufen hatte. Im Namen des Raths begann Dr. Scheurl den Vor: trag, und Spengler las zwölf streitige Artikel ab, die wahrscheinlich Osiander verabfaßt hatte. Jeder Theil sollte seine Meinung darüber abgeben. Die Mönche brachen aber bald die Unterredung ab, weil sie ihre Vernichtung voraussahen. Dagegen drangen die evangelischen Prediger auf freie Verkün digung des Evangeliums. Hierauf verbot der

Rath den Bettelorden, zu predigen und Beichte zu hören; unruhige Mönche wurden aus der Stadt gewiesen; andere giengen zur evangelischen Religion über; manche nahmen Pfarreien an, manche wurs den Gewerbsleute; die Klöster wurden an den Almosenkasten abgetreten; mehrere kirchliche Feiertage, deren Zahl übergroß war, wurden abgeschafft, als eine Veranlassung zu Müßiggang und Unordnung. Vergebens beschwerte sich der Bischof von Bamberg über die entzogenen Rechte. Der Rath verlangte Belehrung nicht aus der Tradis tion, sondern aus der heiligen Schrift, und ver stand sich zu keiner Entschädigung. Aber entscheidend erklärte sich der Rath für die lutheris

sche Lehre seit dem Reichsabschiede vom Jahre 1526 *).

Auch im Baireuthischen war, wie überall, zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts, die Sehnsucht nach einer Reformation der Kirche allgemein. Die Pfarreien waren meistens Eigens thum Bambergischer Kurtisane und Domherren, die nach Willkür Verweser, Pächter, Fröhner, Gesellen, ohne alle Kenntniß des Wortes Gottes und meistens solche hinseßten, an denen der gemeine Mann großes ergerniß nahm. Die Eigenthümer ließen sich selten oder nie sehen, sondern lebten àn den Höfen der Großen oder in Rom. Dadurch verfielen die Kirchen und Pfarrgebäude, die frommen Gaben wurden seltener, die Unwissenheit und Trostlosigkeit der Gemeinde stärker, die Verachs tung des geistlichen Standes herrschender. Alઢ nun Luther ganz Deutschland zu erwecken anfieng, fanden sich auch im Baireuthischen warme Verz

**) So ist es erklärbar, wenn Seďendorf in seinem Lutherthume schreibt:,,Ohne Zweifel gebührt den Nürnber gern das erste Lob, das Evangelium in Franken wieder eingeführt zu haben." Vgl. Strobel a. a. D. 2. Samml. S. 10 ff. Und Luther schrieb an L. Spengler im Julius 1530:,, Nürnberg leucht wahrlich in ganz deutsches Land, wie eine Sonne und Mond und Sterne, und gar kräftig, lich andere Städte bewegt, was daselbst in Schwang gebet." ,,Ich kenne Nürnberg so fern wohl, daß Gottlob viel feiner chriftlicher Bürger hat, die von Herzen gern thun, was sie thun sollen, wo sie es allein wissen oder ihnen gesagt wird. Welchen Ruhm sie nicht allein bei mir, sondern auch allenthalben haben." Bei de Wette Th. 4. G. 117 ff.

theidiger des Evangeliums. In Culmbach wirkten Johann Eck und Johann Steinmez. In Die tenhofen verkündigte die neue Lehre der Predis ger Caspar Prechtel und dessen Diaconus Lorenz Hiller von Kleinhaslach, den bald darauf für seine Predigten das Gefängniß in Ansbach aufnahm. Am thätigsten wirkte Caspar Löner aus Markt Erlbach, ein Schüler Luther's, welcher zuerst (1520) als Pfarrverweser in Nesselbach mit großer Behutsamkeit zu Werke gieng, das Evangelium predigte, die deutsche Sprache bei der Taufe und dem heiligen Abendmahle gebrauchte und den deutschen Gesang einführte. Verjagt vom Abte zu Ebrach, Joh. Lauterbach (1524) wurde er in Hof als Vicar des Domprobsts M. Friedrich Reformator, wiewohl er schon nach einem Jahre auch von dort vertrieben wurde. In Baireuth zeich neten sich Geo. Schmalzing, Hans Brückner, und Joh. Leuthold aus, in Ansbach Johann Rurer, in Crailsheim Adam Weiß.

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Einem Beschlusse des Reichstags zu Nürnberg (1524) zufolge und nach einer Uebereinkunft der weltlichen Stände in Franken, die zu Windsheim getroffen wurde, schrieb Markgraf Casimir nach Ansbach einen Landtag ") aus, auf

*) In dem Ausschreiben hieß es, die Prälaten sollten sich am Sonntage nach St. Matthäus Tag,, schierst zu Abend hieher gen Onolzbach fügen, und ob ihr der heiligen Schrift verständige Personen in eurem Kloster hättet, derselben eine oder zwo mit euch bringen, fürder neben andern un

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