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leiblichen Uebung und Stärkung des Glaubens an: geordnet, nicht aber zur Verdienung der Gnade und Seligkeit. Und daran hatte die alte Kirche Recht. Melanchthon zeigt ferner den Unterschied des evangelischen und katholischen Gottesdienstes, wie zu seiner Zeit z. B. in Italien nur in der Fastenzeit gepredigt, das ganze Jahr aber von Mens schensagungen, vom Anrufen der Heiligen, vom Weihwasser u. s. w. gelehrt worden, während die Protestanten das reine Evangelium und die daraus entwickelte Sittenlehre beständig treiben und in der Predigt das Wesentliche des Gottesdienstes suchen. Jedoch werden diejenigen Gebräuche um des Friedens willen, und um ergerniß beim gemeinen Mann zu vermeiden, beibehalten, die nicht wider das Gewissen und die Schrift streiten.

Unterscheidungslehre.

Katholische.

Protestantische.

Wir haben ein geschriebenes Wir kennen kein ungeschrieund ein ungeschriebenes Wort benes Gotteswort, durch das Gottes. Jenes ist die heilige wir selig werden müssen. Die Schrift, dieses die in der Kirche heilige Schrift ist die einzige 'fortgeerbte mündliche Lehre Erkenntnißquelle der Wahrheit. (Tradition).

XVI. XVII. XVIII. XIX.

Den sechszehnten, siebenzehnten, achtzehnten und neunzehnten Artikel nahmen die Katholiken Beim sechszehnten sette aber Melanchthon das Verhältniß des Evangeliums zur weltlichen

an.

Obrigkeit noch weiter und sehr schön aus einander, und zeigt, wie die Protestanten die Obrigkeit nicht nur in ihren Rechten und ihrer Gewalt ungekränkt lassen, sondern sie noch durch göttliche Gebote un terstützen. Beim achtzehnten zeigt Melanchthon daß sich die Katholiken selbst den Vorwurf, den sie den Pelagianern machen, zuziehen, weil sie lehren, man könne Gott ohne den heiligen Geist lieben und durch natürliche Vernunft gute Werke zur Erlangung der Gnade thun.

XX.

Da im zwanzigsten Artikel von den Katholis fen abermals die guten Werke als verdienstlich zur Seligkeit angepriesen wurden, so vertheidigte Mez lanchthon die protestantische Lehre vom Glauben, mit Berufung auf seine Darstellung zum vierten Artikel, und zeigte, daß die Katholiken eben so schließen, als wenn man von einem, dem seine gros ben Verbrechen nicht gestraft, sondern vom Richter das Leben gefristet worden, sagen wollte: der Richter hat geboten, daß sich dieser Verbrecher künftig gleicher Verbrechen enthalten solle, folg: lich hat er mit seiner Enthaltsamkeit von Verbre chen die Fristung seines Lebens verdient. Denn die guten Werke müssen dem Glauben nachfolgen, wenn der Glaube wirklich vorhanden ist.

XXI.

Der ein und zwanzigste Artikel wurde von den Katholiken verdammt, weil er die Anrufung

Daß ich mit dem Auszuge, den ich aus Melanchthon's trefflicher Apologie über die ersten ein und zwanzig Artikel gegeben, etwas Gutes gethan und in manchen Lesern die Sehnsucht, jene Schrift gründlich zu ftudiren, befördert habe, möchte ich wenigstens wünschen.

Und so möge dieses Buch hinausgehen und Freudigkeit des Glaubens, Milde gegen Andersdenkende und Ehrfurcht vor Gottes weisen Führungen zu befestigen suchen. Meine evangelischen Mitbürger aber mögen mit Dankbarkeit ihrer Vordltern gedenken, die vor dreihundert Jahren das Erstaunen von ganz Europa erregten, und mögen in sich eine Begeisterung fühlen, die evangelische Kirche gegen innere Stürme, die jeßt gefährlicher als die äußeren sind, zu verwahren.

Nürnberg, den 31. Januar 1830.

Fikenscher.

Inhalt.

Seite

§. 1. Einleitung

§. 2. Ueberblick der wichtigsten Ereignisse bis zum

Reichsabschiede zu Speier

§. 3. Von der Einführung der Kirchenverbesserung

in Nürnberg und in den Fürstenthümern Anss
bach und Baireuth

§. 4. Verhandlungen der Protestanten bis zur Ans
kündigung des Reichstags in Augsburg
Vorbereitungen zur Augsburgischen Confession
Kurze Lebensnotizen der Nürnbergischen Ge-
fandten

§. 5.

§. 6.

.

7

11

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30

41

57

65

§. 7. Des Kaisers Ankunft und Benehmen gegen

die Protestanten.

§. 8. Der Reichstag wird eröffnet; Verhandlungen bis zu dem Tage, an dem das Glaubensbekenntniß abgelesen wird

73

S. 9. Luther's Glaubensstärke

84

§. 10. Welchen Eindruck die Ablesung des Glau

bensbekenntnisses machte

88

S. 11. Versuche, die Protestanten gutwillig von ihrem Glauben abzubringen

103

§. 12. Gemüthsstimmung der Protestanten

§. 13. Von der katholischen Widerlegungsschrift

108

111

Geite

S. 14. Von den Vergleichsversuchen
§. 15. Geschichte der Unterhandlungen bis zum
Entwurfe des Reichsabschieds .

§. 16. Der Entwurf zum. Reichsabschiede wird be

A

kannt gemacht.

S. 17. Der allgemeine Reichsabschied wird bekannt

gemacht

122

139

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165

Werth der Augsburgischen Confession.

1. Verhältniß der Confession zum

Staate.

§. 18. Verhältniß der protestantischen Kirche zu den

protestantischen Fürsten

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S. 19. Verhältniß der protestant. Kirche zu den katholischen Fürsten

S. 20. Segnungen des Protestantismus für jeden

Staat

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174

180

S. 21. Berhältniß des Protestantismus zu seinen angreifenden Gegnern in äußerer Beziehung 186 II. Verhältniß der Confession zur katholischen Kirche.

S. 22. Verhältniß des Protestantismus zur kathol.
Kirche in rein kirchlicher Beziehung.

a) zum ächten Katholicismus

b) zur sichtbaren, damaligen und jeßigen
katholischen Kirche

III. Verhältniß der Confession zur

protestantischen Kirche selbst.

§. 23. Werth der Augsburgischen Confession nach

195

205

ihrem Inhalt

211

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