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an dem Bekenntniß des reinen Evangeltums und der demselben entsprechenden kirchlichen Gebräuche, und brachte es dahin, daß der Churfürst schon am 11. Mai die neue, von den anwefenden Theologen volfommen gebilligte, Glaubensihrift an Luther nach Coburg senden konnte. Auch dieser Mann Gottes gab seine Zustimmung zu dem Entwurfe, und bemerkte in seinem Rückschreiben vom 15. Mai:

Ich habe M. Philipsen Apologia (so nannte man . damals die Confession, weil sie eine Schußschrift seyn sollte) überlesen; die gefällt mir fast (sehr) wohl, und weiß nichts daran zu bessern, noch äns dern, würde sich auch nicht schicken, denn ich so sanft und leise nicht treten kann. Christus unser Herr helfe, daß sie viel und große Frucht schaffe, wie wir hoffen und bitten. Amen. *)“

Aber Melanchthon war noch nicht damit zufrieden, er änderte fast bis zum Augenblicke der Uebergabe durch Zusätze und Weglassungen, durch Umarbeitung und Einschiebung ganz neuer Artikel, selbst durch Wahl der Worte, wieder Vieles, so

steht: Euer W. Predigerrathschlag, den wir vor wenig Tagen des Churfürsten Kanzler anstatt Sr. Churf. Gn. zugestellt, hat Philippus Melanchthon übersehen, und dazu gesagt, daß der dem ihren nicht widerwärtig, sondern fast dieselbe Meinung, allein daß ihr Rathschlag noch glimpflicher sei, weder E. W. Prediger. Reichstags - Acta. Bl. 6.

*) Bei de Wette. Th. 4. S. 17. Melanchthon selbst schrieb an Camerar pag. 137: Ego apologiam paravi scriptam summa verecundia, neque his de rebus dici mitius posse arbitror.

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daß ein fast anderes Werk daraus entstand, dem aber noch immer die Torgauer Artikel zu Grunde lagen. *) Ueber jeden fertigen Theil holte Me lanchthon die Urtheile ***) der anwesenden Theologen ein, schrieb auch noch am 22. Mai an Lu

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,,Gemeldte Unterricht, so viel die Glaubensartikel belangt, ist in der Substanz fast dem gemäß, wie wir es E. W. vor zugeschickt, allein, daß es noch in etlichen Stücken gebessert, und allenthalb aufs Glimpflichst gemacht, doch dennoch unsers Verstands die Nothdurft darin nit unterlassen ist. Darum wir uns auch solches Alles von E. W. wegen gefallen lassen, und anstatt E. W. darin den Fürsten sammt den von Reutlingen anhangen." Bericht der Nürnb. Ges. vom 25. Jun. Reichstags - Acta. Bl. 90 u. 91. **) Cf. Camerarii vita Melanchthonis ed. Strobel p. 120. „Der sächsisch Vorschlag ist von Doctor Luther wieder kommen. Doctor Brück, der alte Kanzler, hat aber noch hinten und vornen daran zu formen. So schrieben die Nürnbergischen Gesandten am 24. Mai. Reichstags-Acta. Bl. 11. Da das lateinische Exemplar zuerst fertig wurde, so ließen sie den Confessionsentwurf mit Vorrede, aber ohne die lezten Artikel und Beschluß, von Erasmus Ebner abschreiben, und übersandten ihn dem Rathe am 3. Jun. Reichstags-Acta. Bl. 24. Die Nürnberger Theologen und Juristen sollten sich darüber berathen, wiewohl der Churfürst Geheimhaltung des Entwurfs verlangte. Das deutsche Exemplar, ohne Vorrede und Beschluß, nicht von Me, lanchthon verdeutscht, übersenden sie am 15. Jun. wo es heißt:,,So ist der fächsisch Begrif in des Glaubens Sach deutsch gefertigt, den wir E. W. hiemit übersenden. Doch ist die Vorrede und Beschluß nicht dabei. Und wie sich Philippus Melanchthon vernehmen lassen, hat er darum daran nichts verdeutschen wollen, daß er sich versehe, es möchte diefelb Vorrede und Beschluß vielleicht mit allein in des Churfürsten, sondern im gemein in aller vereinigten lutherischen Fürsten und Stände Namen gestellt werden. Als er auch in den verdeutschten Artikeln, wie E. W. sehen werden, aubereit Aenderung ges

ther, um dessen etwaige Bemerkungen zu verneh men. Dieser sah aber die vollendete Arbeit nicht eher, als bis sie bereits dem Kaiser übergeben war. Aber gleich den Tag darauf sandte ihm Melanch thon eine Abschrift, über die sich Luther in einem Briefe an Cordatus vom 6. Julius also äußerte: ,,Es freut mich sehr, in der Zeit zu leben, wo Christus durch seine so theuern Bekenner vor einer so ansehnlichen Versammlung durch diese überaus herrliche Confession öffentlich verherrlicht worden. So ist das Wort erfüllt: „Ich redete von deinen Zeugnissen im Angesicht der Könige, es wird aber auch erfüllt werden; ,, ich wurde nicht zu Schanden." Denn wer mich bekennt vor den Menschen (so spricht der, welcher nicht lügt), den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. *) Derselbe hatte um diese Zeit eine

than hat. Nämlich wo im Lateinischen geseßt ist, daß im Churfürstenthum Sachsen dieß oder das gepredigt und gehalten werde, hat er hie im deutschen das Churfürstenthum Sachsen ausgelassen und ein gemein Wort, das sich auf alle Stände ziehen mag, an die Statt genommen." In dies sem deutschen Exemplare stand der Artikel vom Glauben und den Werken, der dem lateinischen, welches die Gesandten am 3. Jun. übersendet hatten, fehlte. Er war auch am 15. Jun. in Latein noch gar nit gemacht." Daraus geht hervor, daß das deutsche Exemplar keine Ueber. sehung des lateinischen, sondern ein von den andern Theologen und Juristen verfertigtes und von Melanchthon überarbeitetes Original ist. Reichstags Acta. Bl. 43 f.

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*) In der Sammlung von de Wette steht das latein. Original. Th. 4. S. 71:,, mihi vehementer placet, vi

Schrift verfertigt,,,Vermahnung an die ganze Geistlichkeit, versammelt auf dem Reichstag zu Augsburg 1530." Der Zweck dieser gründlichen, aber auch heftigen Arbeit war, zu zeigen, daß seine Lehre in der heiligen Schrift gegründet und untadelhaft wäre, und daß seine Gegner von Verfolgun gen und Gewaltthätigkeiten ablassen sollten. Bis schof Stadion von Augsburg hat sie in der Reichsversammlung selbst abgelesen, und damit die Gebrechen der Kirche öffentlich eingestanden. *)

Der Churfürst von Sachsen hatte Anfangs im Sinne, das Glaubensbekenntniß in seinem Namen allein zu stellen. Daher hieß es die sächs sische Verzeichniß in den Berichten der Nürns berger Gesandten. Diese fragten aber beim Rathe am 8. Jun. an, ob Nürnberg ein besonderes Bekenntniß dem Kaiser vorlegen, oder in Verbindung mit dem Markgrafen Georg dem sächs sischen beitreten wollte, so daß das Bekenntniß als ein gemeinsames gestellt würde. Das Leztere wünschte der Markgraf. **) Auch geschah es.

xisse in hanc horam, qua Christus per suos tantos confessores in tanto consessu publice est praedicatus confessione plane pulcherrima. Et impletur illud: loquebar de testimoniis tuis in conspectu regum, implebitur et non confundebar. Quia, qui me confessus fuerit (sic dicit, qui non mentitur) coram hominibus, confitebor et ego eum coram patre meo, qui est in coelis."

* Er soll dabei gesagt haben: es sind reine Wahrheiten; wir können es nicht leugnen.

* Reichstags Acta. Bl. 34 u. 43.

S. 6.

Kurze Lebensnotizen der Nürnbergischen Gesandten.

Noch müssen wir der Nürnbergischen Ges sandten erwähnen, da sie Männer von Einsicht und evangelischem Sinne, vertraute Freunde Melanchthong und Theilnehmer an frühern und spä tern Berathungen waren.

Diese Abgeordneten waren die Senatoren Christoph Kreß und Clemens Volkamer, denen noch Christoph Coler, Bernhard Baumgärtner und Hieronymus Bauma gärtner nachgesendet wurden. Sie waren nicht die ganze Zeit hindurch am Reichstage gegenwärtig, sondern reisten öfters ab und zu. In den Berichs ten sind oft nur zwei, oft aber drei und vier Sez natoren unterschrieben. Sie hatten den Auftrag, den Katholiken in nichts nachzugeben, was der evangelischen Lehre nachtheilig wäre, sich aber in Allem nach dem Benehmen des Churfürsten von Sachsen und des Markgrafen Georg von Branz denburg zu richten, und weitern Bericht an den Rath zu erstatten. Daher antworteten sie dem mißtrauischen Landgrafen, der sich nach ihrer Ins struction erkundigte, gleich nach ihrer Ankunft (am 16. Mai), daß sie noch keinen endlichen Befehl hätten." Doch sollten sie sich nicht lutherisch nenz nen, noch sich auf eines Menschen Lehre, denn allein auf Gottes Wort berufen *).

*) Vgl. Müllner's Nürnbergische Reform. Geschichte. S. 91.

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