Vorrede. V 'or fünfzig Jahren hat der fleißige Pfarrer Strobel zu Wöhrd in seinen Miscellaneen literarischen Inhalts 2. und 3.Sammlung Auszüge von vielen Briefen Nürnbergischer Gesandten bekannt gemacht. Sie sind so wichtig, sagt er in dem kurzen Vorberichte, und lehren so viele bisher noch unbekannt gebliebene Umstände zur näheren Erläuterung dieser merkwürdigen Begebenheit, daß ich mir mit der gewissen Hoffnung schmeichle, sie werden von allen Freunden der Reformationshistorie mit Vergnügen gelesen werden." Die Auszüge gehen vom 17. Mai bis zum 12. Julius, dann wieder vom 7. September bis zum 14. October. Dabei bemerkte Strobel: „der Leser wird es aber mit mir sehr bedauern, daß nicht von allen Schreiben Auszüge vorhanden find. Es fehlen nämlich in meiner Copie alle Auszüge von Briefen, welche die Gesandten an den Magistrat nach dem 12. Julius bis zum 7. September abgeschickt haben. Aller Mühe ungeachtet konnte ich diese Lücke nicht erseßen. Je wichtigere Auftritte während dieses Zeitraums zu Augsburg in den Berathschlagungen der Evangelischen mit den Katholischen vorfielen, und je glaubwürdiger und unverdächtiger diese Schreiben sind, desto unangenehmer fällt es dem Freunde der Geschichte, sie zu missen." Wenn diese Worte des seligen Strobel wahr sind, wie ich sie wirklich für wahr halte, so glaube ich allen Freunden der Reformationsgeschichte mit der Nachricht, daß die von Strobel vermißten Briefe nicht blos, im Auszuge, sondern fast vollständig vorhanden sind, ein Vergnügen zu machen. Herr Johannes Scharrer hat, in seiner Eigenschaft als zweiter Bürgermeister der Stadt Nürnberg, unter alten Stiftungsacten einen Folioband, betitelt: Augsburgische Reichstagsacta A. 1530., aufgefunden und für die Geschichte gerettet: Derselbe enthält 379 paginirte Folioblätter, außerdem noch viele unpaginirte 1 größere und kleinere Zettel: Den Inhalt aber bilden fortlaufende Berichte der Nürnbergischen Gesandten im Driginale. Die Aechtheit derselben ist unbestreitbar. Schon die Handschrift, Papier und Dinte geben das Zeitalter zu erkennen. Aber es sind noch die Petschafte an den Siegeln zu sehen; es sind die Brüche von den zusammengelegten Briefen durch den Schmuß an den Aufschriften so deutlich gemacht, daß sie keine Zeit verändern konnte. Ihr Jühalt endlich, der mit den von Strobel mitgetheilten Auszügen fast wörtlich übereinstimmt, ist so merkwürdig, daß nicht leicht bessere Urkunden zur Erläuterung der Vorgänge am Reichstage zu Augsburg aufgefunden werden können. Der erste Bericht ist geschrieben am 17, Mai, der letzte am 21. November. Wären noch alle Beilagen vorhanden, auf die sich die Gesandten in ihren Briefen beziehen, (vielleicht daß auch, diese noch aufgefunden wer> deu), so ließe sich eine vollständige Geschichte des Reichstags aus diesen Actenstücken schreiben. Die Berichte. sind sämmtlich überschries ben: an den Bürgermeister, und Rath der Stadt Nürnberg; sie haben fortlan fende Nummern von 1 bis 78. Allein diese Zahlen sind nicht richtig. Erstens ist nach dem 66. Bericht wieder mit 53 zu zählen angefangen; zweitens ist der lezte Bericht ohne Nummer, und manche haben von neuerer Hand, die wahrscheinlich die Berichte gesammelt und geordnet, auch die Zahlen den Folioblätteru beigeschrieben hat, ein a oder b mit rother Dinte erhalten, wovon ich troß alles Vergleichens keinen gewissen Grund habe auffinden können. Die Schriftzüge find_verschieden, die Orthographie ist ganz aus dem Aufange des sechszehnten Jahrhunderts. Die Gesandten scheinen die Berichte nicht selbst niedergeschrieben zu haben, nicht einmal glaube ich von allen Unterschriften, daß sie die eigenen sind. Denn unter den Beilagen sind ́öfters Zettel, die Privatangelegenheiten eines Gefandten betreffen, welche von anderer Hand, und wahrscheinlich von dem unterschriebenen Gesandten selbst sind. Auch findet man keine Verschiedenheit der Handschrift, wenn sich drei oder vier Gesandte unterzeichnet haben. Viele Berichte sind in ihrer Art deutlich ge schrieben; mehrere aber sind kaum zu lesen, |