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eine asiatische oder auch nur skandinavische Urwanderungsgefchichte deutscher Menschheit und insbefondere der Gothen auszuführen; nicht einmal die nah gelegte und gleichfalls noch nicht voll gelöfte Unterfuchung über das gothische oder gemeingermanifche Runen-ABC (f. S. 772), ob dasfelbe ursprünglich aus 15, 16 oder 18 Urzeichen bestanden habe, ob es aus Afien ftamme und auf welche Weife erlangt, auf welchem Wege mitgebracht fei, ob ferner es bei der Trennung um die Oftfee in zwei verfchiedenen Richtungen fich ausgebildet habe oder endlich ob die gothifchen Runen, wie wohl gemeint worden, etwa um Pififtratus Zeit zum ersten Male dem griechisch-phonicifchen Alphabete entnommen worden oder unmittelbar aus der phönicifch-femitifchen Schrift gefloffen feien das Alles hier wieder aufzunehmen, mufste uns fern

bleiben.

Wir haben es hier lediglich mit dem Lebens- und Liebeswerke des gothifchen Bifchofs zu thun, der dadurch wie wenige in der Weltgefchichte zum wahren Wohlthäter feines Volkes geworden ist und dem die uns vorliegenden Ueberbleibfel der gothischen Bibelüberfetzung nach den Andeutungen griechifcher Kirchenfchriftsteller zuzufchreiben fernerhin wohl Niemand mehr Anstand nehmen wird. Dafs die Gothen, die eine geraume Zeit hindurch von der Oftfee bis zum Pontus, vom Pontus bis zu den Säulen des Herkules fich ausdehnten, unter Ermanarich ein grofses Reich bildeten und in Wahrheit die römische Welt beherrschten, darnach in den Küftenländern des mittelländifchen Meeres fich verbluteten und verloren, das thut Ulfilas Verdienste keinen Abbruch. Sein nicht kurzes, nur der Bildung der Gothen gewidmetes Leben fiel in die bewegteste Zeit diefes in den damaligen Weltkampf und in die grofse deutsche Völkerwanderung nicht nur hineingerissenen, sondern den Sturmreigen anführenden Volkes; eine Zeit, die nicht nur an äufseren Wehen, fondern auch an inneren, geiftigen, kirchlichen Wirren der Chriftenheit und der Griechenwelt überreich war. Die Unruhe wie der Nothdrang des äufseren Lebens, der inwohnende Thattrieb des einheitlichen nordifchen Menschengeschlechtes, das die Welt erneuen und befreien follte, führte das felbe von den friedlichen Ufern der Oftfee über die Donau vielmals bis vor die Thore von Conftantinopel, zu den blutgetränkten Gestaden des Schwarzen- wie des Mittelmeeres, bis tief nach Alien, in und über Italien und Frankreich aber bis nach Spanien und Afrika, überall aber trugen fie filas Bibel mit fich.

Schon vor jenem allgemeinen Völkeraufbruche im zweiten und dritten Jahrhundert hatten im Lande der Skythen und Geten, wie die unzweifelhaft deutschen Namen Offa(s) und Göldo (gleich dem Comes Africae Gildo im J. 338 und den angelfächfifchen Gilda's u. Offa's) in den zu Abrudbanyà aufgefundenen römifchen Wachstafeln des Jahres 167 n. Chr. beurkunden, Deutsche und wahrscheinlich Gothen gefeffen und waren vielleicht auch schon hier mit dem Chriftenthume bekannt geworden. Nicht fern von hier hatte schon Catualda den entdeutschten Marbod vertrieben, und an den Donauufern entbrannte im J. 168 der fo viele deutfche Völker umfaffende f. g. Markomannenkrieg (Dio Caff. 71, 12. Jul. Capitolin. Marc. 14, 22. Victor epiton. Amm. Marc. 31, 5). Um das Jahr 200 nennt Tertullian (adverf. Judaeos), da wo er die Völker aufzählt, zu denen das Chriftenthum bereits gedrungen fei, aufser Sarmaten und Daciern auch Germanen und Skythen, unter welchem Namen bei den

Griechen damals faft immer Gothen gemeint find, die zuerft unter Caracalla auf seinem Zuge nach dem Morgenlande (211–217) wieder genannt werden (Spartian. Caracall. 10. Get. 6). Der h. Athanasius in seiner Apologie des Chriftenthumes (de incarnat. verbi 50. 51) in den Jahren 319-321 konnte die Gothen nicht nur bereits bekehrt nennen, fondern rühmte fogar ihr Märtyrerthum für das felbe, wie auch der h. Chryfoftomus im J. 398 oder 399 Gott laut pries, dafs Barbaren (er meint Gothen), mitten unter den Griechen in der Gemeinde aufftünden und den Gekreuzigten in ihrer Muttersprache verkündigten. Schon unter Conftantin dem Grofsen, der mit den Gothen siegreich kämpfte (321. 332. 336), mit ihnen Frieden fchlofs und fie kluger Weife in's römifche Heer aufnahm (Anonym. Valefii; Zofim. 2, 21; Eunop. 10, 4; Chron. Hieron., Jornand. 13), hatte das Chriftenthum bei ihnen so tiefe Wurzel geschlagen und, wie die Kirchenfchriftsteller (Socrat. 1, 18. Eufeb. Conftant. 4, 5) fagen, in die unbeugfamen Gemüther bereits folchen Frieden getragen, dafs fie nach Jefaia ihre Schwerter in Pflugfcharen, ihre Spiesse in Sicheln verwandelt hätten; und bald gewann (wir werden hören, durch wen) das neue Leben unter ihnen folche Gestalt und Ordnung, dass schon auf der Kirchenversammlung zu Nicäa im J. 325 ein gothischer Geiftlicher Theophilos (Gudilubs, Gudiláibs?) das Glaubensbekenntnifs als „epifcopus Gothiae“ (Socrat. 2, 41) oder „Gothiae metropolis“ oder „De Gothis Theophilus Bosphoritanus“ (Labbei Collect. Concil.) mit unterzeichnete.

Wie fchon Julius Cäfar, Auguftus, Caligula etc. deutsche Hülfstruppen und Leibwachen fich zugelegt hatten, fo auch 213 Caracalla, unter welchem die Gothen um Dacien herumschwärmten. Unter Severus (230) mufsten denfelben bereits Jahrgelder gezahlt werden (Petri Patricii excerpta de legatt.) und bald, unter Maximinus und Balbinus, entzündete fich in Möfien ein verheerender Krieg (Jul. Capitolin. vit. Max. et Balb.), der unter den Gordianen fortbrennt, unter Philippus aber fchon bis Marcianopel frisst (Jorn. 16) und im J. 251 dem nachfolgenden Kaiser Decius fammt feinem Sohne gegen den Gothen Kniva in den Sümpfen der Donau das Leben koftet (Jorn. 18. Amm. Marcell. 31, 13. Zofim. 1, 23). Sein Nachfolger Trebonius Gallus aber mufste den Gothen wiederholt Jahrgelder zahlen, dafs fie nicht weiter in das römische Gebiet einfielen (Zofim. 1, 23. 24). Schon um 237-240 waren in Möfien unter dem Dux Moefiae Tullius Menophilus (fein Name erinnert an den griechischen Vater jenes Offas im J. 167 in denfelben Donaugegenden) Gothen zwar noch als Hülfstruppen (Foederati) der Römer oder Griechen; aber die wilden Züge der Unzufriedenen zu Waffer und zu Lande werden immer verheerender. Kühn fetzen fie 253 auf Schiffen über den Pontus und erobern Pithyus und 258 Trapezunt (Zofim. 1, 31-33. Gregor. Caefar.); andre Schwärme erscheinen 259 vor Byzanz, nehmen Chalcedon und plündern Kleinasien (Zof. 1. 34. 35). Unter Gallienus, der im Weften auch mit Alamannen und Franken zu kämpfen hat, verwüften fie fogar Ephesus (Zofim. 1, 32), Cycicus, Athen, Argos, Sparta, Illyrien (Treb. Pollio Claud. 8. Gallien. 6. 13. Zofim. 1, 39. Orof. 7, 22. Syncelli Cosmogr.) ; unter Claudius (269) ziehen sie zu Waffer vom Dniefter aus nach Creta, Cypern, Rhodus und den Küstenländern, zu Lande gegen Theffalonich, bis fie der Kaiser, der fich darum Gothicus nannte, bei Naiffus zerstreute (Treb. Poll. Claud. 6-12. Zofim. 1, 42-46. Aurel. de Caef. 34). Aber er erkrankte und starb (Zofim. 1,

42-43) und erft Aurelian drängte die Gothen unter ihrem Führer Kannabaudes über die Donau zurück, musste ihnen jedoch im J. 272 Dacien überlassen (Eutrop. 5, 9. 9, 9. 15. Vopifc. Aurelian. 22. 33. 34. 39. Ammian.). Unter Kaiser Tacitus ziehen Gothen wieder nach Kleinafien, (Vopifc. Tacit. 13. Zofim. 1, 48. 63); unter Probus 280 erfcheinen Vandalen, Bastarnen, Gepiden und Greutunge, d. i. Oftgothen; unter Diocletian 297 dienen viele Gothen wieder gegen die Perser (Jorn. 21).

Schon auf den grofsen Heereszügen diefer Gothen unter den Kaifern Valerianus und Gallienus um das Jahr 258 bis nach Afien follen unter den Gefangenen, welche jene in Galatien und Kappadocien machten, Chriften, namentlich Geiftliche gewefen fein, deren würdige Erscheinung, reiner Wandel und treue Hülfsleiftung fo wie Heilung von Krankheiten, felbft von Geistern, welche fie durch Nennung des Namens Christi austrieben, auf die einfachen und empfänglichen Söhne des Nordens einen tiefen bleibenden Eindruck gemacht haben (Sozom. 2, 6. Philoftorg. 2, 5); unter jenen kappadocischen Kriegsgefangenen aber follen, wie uns Philoftorgius (25), felbft ein Kappadocier, um 318-325 erzählt, auch des Ulfilas Vorältern (ol Ougчlla пgóуovоi) aus dem Orte Sadagothia oder Sadagolthina in der Nähe der Stadt Parnaffus gewefen fein. Auch Bafilius, gleichfalls ein Kappadocier, behauptet, dafs aus Kappadocien der erfte Same des Chriftenthums unter die Gothen ausgeftreut worden fei, und die auch später noch fortgesetzte Verbindung der chriftlichen Gemeinden unter den Gothen vorzugsweife mit Kappadocien dürfte jene Ausfage bestätigen. War doch selbst des h. Ambrosius Vorgänger in Mailand, Auxentius, der 374 starb, von Geburt ein Kappadocier, zugleich wie der genannte Philoftorgius ein Arianer, weshalb man ihn 368 zu Rom in den Bann gethan hatte.

Auf eine noch nicht genügend aufgeklärte Weife war das Christenthum an die Gothen, zunächst die Weftgothen (Jorn. 25), wahrscheinlich gleich von Anfang an im Gewande des selbst noch jungen Arianismus gekommen, zugleich durch fie wohl auch an die meisten übrigen deutfchen Stämme: ficher an die Vandalen (Procop. b. v. 1, 2. Idat. 9, 5. Salvian. de gub. dei 4. 5.) und Langobarden, später wenn auch nur theilweise selbst an die Burgunden, welche alle lange Zeit hindurch und bei allem Länderwechfel unwandelbar an diefer überkommenen Form des Bekenntniffes feft hielten (Victor de perfec. Vand. 1, 2). Möfien aber war fchon unter Conftantin und noch 355 vorzugsweife der Sitz der arianifchen Lehre geworden. Häupter derfelben waren dort die Bifchöfe Valens und Urfacius von Singidunum, Arnerius von Sirmium, Valens von Mifa in Pannonien. Dorthin flüchteten auch die Arianer, als Kaifer Theodofius fie aus Conftantinopel und den übrigen Hauptstädten des Reiches verdrängte. Demophilus von Conftantinopel gieng nach Beröa, Dorotheus von Antiochien nach Thracien. Aber auch bei den Vandalen in Afrika finden wir später eine vollständig gegliederte arianifche Kirche mit Bifchöfen oder Patriarchen, Presbytern, Diakonen, Mönchen (Victor de persecut. Vand. 2, 1. 5).

Eine jetzt zu Paris aufbewahrte Pergamenthandschrift aus der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts, welche in schöner alter Uncialschrift ausser Abhandlungen des h. Hilarius und Ambrofius über den Arianismus auch die Verhandlungen der gegen denfelben gerichteten und abgehaltenen Kirchenversammlung zu Aquileja (381 n. Chr.

Geb.) enthält, führt am breiten Rande der letzteren in kleinerer und liegenderer Schrift eine Beleuchtung jener Verhandlungen zu Gunsten der Arianer von einem arianisch gothifchen Bifchofe Maximinus fort, der darin den h. Ambrofius von Mailand, als den Hauptgegner der Arianer auf jener Kirchenverfammlung unmittelbar anredet, fo dafs diefe Gegenschrift vor jenes Tode (397) und, weil zugleich ein Gefetz des Kaifers Theodofius vom J. 388 (fo wie eines von 386) angezogen wird, nach diefem Jahre gefertigt fein mufs. Unter jenem Bifchofe Maximinus nun kann aus Gründen der Zeit wie des Glaubensbekenntniffes nicht etwa der bekanntere Bifchof Maximinus von Trier gemeint fein; dagegen darf doch wohl an den arianischen Bifchof Maximinus von Karthago erinnert werden, welcher veranlafst durch den Comes Africae Sigisvulthus zu einem Glaubensgefpräche mit dem h. Auguftinus nach Hippo gieng, um die arianische Lehre zu vertheidigen. Sigisvulthus, ohne Zweifel felbft ein Gothe und Arianer, war erft 427 mit einem gothischen Hülfsheere gegen den aufrührifchen Bonifacius nach Afrika übergefiedelt (Prosp. Chron.) und leicht konnte Maximinus mit ihm aus den Donauländern gekommen fein. Auf der aquilejischen Kirchenversammlung war des Arius Lehre nur von den beiden abendländifchen Bifchofen Palladius und Secundianus vertreten und vertheidigt gewefen. Maximinus aber erfcheint unter Geiferich's vandalifcher Herrfchaft in Afrika nochmals im Jahr 440 als rathgebend für die Verfolgung der katholischen Geiftlichkeit in Sicilien (Idat. Chron.).

In der eben erwähnten Handfchrift nun, welche wahrscheinlich die Urfchrift der genannten Vertheidigung ift, befindet fich ein Schreiben des Bifchofs Auxentius von Doroftoros (dem jetzigen Siliftria) eingefchaltet, worin diefer, gleichfalls ein Gothe und Arianer, zugleich ein Schüler des Ulfilas felbft, von deffen Leben und Lehre, wenn auch nur kurze, doch unschätzbare neue Nachrichten hinterlassen hat. Wir verdanken ihre Mittheilung Prof. G. Waitz. Auf das Bestimmtefte fagt dort der Genannte, dafs fein und feines Volkes Lehrer im fiebenzigften Lebensjahre und zwar im Jahre 388 zu Conftantinopel geftorben fei; mithin war Ulfilas im J. 318 geboren, über ein halbes Jahrhundert nachdem feine Vorfahren den mitgetheilten Nachrichten zufolge zu den Gothen gekommen fein follen. Sein Name, (Wulfila wie Wolfhart, Vulfftån u. f. w.) ist ächt deutsch und kommt im J. 412 noch einmal vor, wo ihn (nach Sozomenus 9, 14) ein Feldherr des Kaifers Honorius in Spanien führt; er ist so deutsch wie Attila und Badvila oder Totila, wie Stiliko, Belifarius, Sigifarius, Sigisvulthus, Môdareis, u. f. w. Kaifer Maximinus hatte einen gothischen Vater und eine alanische Mutter (Capitolin. Maxim. 1); ebenso umgekehrt Jornandes, und der schon genannte Offas einen griechischen Vater, daher auch in diefem letzten Namen das griechisches (wie bei Ovλpíλas etc.) neben dem lateinisch gebeugten Göldo, Gildo.

Ulfilas war früh Lehrer seines Volkes, zunächst der Weftgothen oder Tervinge und Taifalen geworden, welche in den waldigeren Weftgegenden wohnten, während die Oftgothen oder Greutunge in den Steppen des Oftlandes. Bis zu feinem dreifsigften Jahre (348) blieb Ulfilas Lehrer oder Lector, ward aber in diefem Jahre, oder nah um dasfelbe, da Conftantius, Conftantins Sohn, den Arianern günstig herrschte, von Byzanz aus zum Bifchofe feines Volkes geweiht, als welcher er in

jenen Gegenden zunächst fieben Jahre treu und eifrig fortwirkte und Viele bekehrte, auch unter den Leuten Athanarich's, der mit dem Führer der andern Weftgothen, Frithigern, im Kampfe lag, was im Jahr 355 von Seiten Athanarich's eine Verfolgung der Chriften gewordenen Gothen nach fich zog. Schon damals erlitten viele Männer und Frauen ftandhaft den Märtyrertod (Socrat. 4, 27. Sozom. 6, 36); Ulfilas aber führte eine grofse Schaar feiner chriftlichen Gothen auf römifches Gebiet, nach Möfien, in die Gegend der von Trajan erbauten Stadt Nikopolis (Nicobi) am Fufse und in den Waldfchluchten des Hämus. Hier fafsen diefelben noch zu Jornandes Zeiten und später als fogenannte Kleinere Gothen (Gothi minores) zwar zahlreich, fo dafs ohne Zweifel Alarich und Athaulf noch aus ihnen Zuzüge erhielten, doch arm und nur von Wald und Waide lebend und wenig Getraide bestellend (Jorn. 51). Hier am Hämus lebte und wirkte Ulfilas, jenes vorgenannten Theophilus Nachfolger (Vita S. Nicetae), noch dreiunddreifsig Jahre unter ihnen, fomit vierzig Jahre Bifchof feiner Gothen.

Im Jahre 360 aber hatte er, wie Socrates 2,41 und Sozomenus 3,24 aufbewahrt haben, der zu Conftantinopel gehaltenen Kirchenverfammlung beigewohnt und das arianische Glaubensbekenntnifs, das im J. 359 fchon zu Ariminum oder Rimini aufgeftellt worden war, mit dem Zufatze, dafs von ovoía, als in der Schrift nicht begründet, ebenfowenig von vлóστασis in Betreff des Vaters, des Sohnes und des Geiftes fortan nicht mehr die Rede fein folle, mit unterschrieben.

Der fchon genannte Athanarich war der Sohn des Hrôthi(s)thius (Amm. Marc.), welchem Kaifer Constantin eine Ehrenbildfäule hatte fetzen lafsen (Themist.) wie später Zeno dem Theodorich (Jorn.), und war ein Weftgothe wie Frithigern, den er verfolgte. Er felbft nannte fich nur Judex Tervingorum (Themift. orat. 10. Amm. Marc. 27, 5. 31, 3). Er hatte zu des Kaifers Valens Gegner Procopius gehalten und diefen unterstützt (Amm. Marc. 27, 5. Eunap. Zosim. 4, 10. 11. Isidor, chron. goth. aer. 407), fo dafs Valens gegen ihn auszog und drei Jahre (367-369) mit ihm kämpfte, ohne dafs er dem fich zurückziehenden Gothen viel anhaben konnte, vielmehr, da Athanarich feinem Vater gefchworen hatte, feinen Fufs nie wieder auf römifches Gebiet zu fetzen, zum Friedensfchluffe mitten auf die Donau zu ihm zu kommen genöthigt war (Amm. Marc. 27, 5. Themift. or. 10). Diefs gefchah im J. 370.

Inzwischen hatte Ulfilas unermüdet und unter unzähligen Gefahren (Sozom. 6, 36) das Chriftenthum immer weiter unter den Gothen ausgebreitet, wobei ihm der Kappadocier Eutychus und der Mefopotamier Audius, der zur fyrifchen Kirche hielt, treu behülflich waren. Letzterer, ein freimüthiger und für ein reines keufches Leben eifernder, dabei, was Leiden betrifft, geduldiger und langmüthiger Mann, hatte fich endlich, weil allzusehr gemishandelt (341-344), von der herrschenden Kirche losgefagt und lebte mit seinen Anhängern in Vorstädten, in einsamen Gegenden und in Klöstern zu eigener Kirchengenofsenfchaft mit Bischöfen und Priestern, die aber von der allgemeinen Kirchenlehre nur durch den Glauben an die Körperlichkeit Gottes, fowie durch strenges Halten auf die Pafchah der Juden abwichen. Kaifer Valens hatte den Audius nach Skythien verbannt. Hier, in Gothien, hatte er viele bekehrt und Klöfter mit unbefcholtenem Wandel und strenger

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