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und führte sie zur Peterskirche, übergab fie dafelbft den Hütern und hinterliefs obendrein fechs Goldftücke zu ihrer Pflege und Koft (Sozom. 9, 10).

Als die Gothen im J. 456 Bordeaux verheerten, ward die Züchtigkeit und Schamhaftigkeit der weiblichen Gefangenen auf keine Weife verletzt (,,Illufae penitus nullo adtendente pudore": Paulin. vita 321). Totila liefs einen feiner Leibwächter, der eines Bürgers Tochter gemisbraucht hatte, sogleich tödten (Procop.). Auch er felbft, als er im J. 546 bei seiner zweiten Belagerung Roms von der oftifchen Seite her ftürmend in die ausgehungerte Stadt eindrang, liefs die ganze Nacht hindurch die Kriegshörner erfchallen, damit die Bürger fich in die Kirchen retten oder verborgen halten konnten. Er wehrte der Mordluft auf jede Weife und liefs befonders der Weiber fchonen (Procop. 3, 20. Hift. mifc.). Am andern Morgen gieng auch er zuerft zur Peterskirche beten, ermahnte feine Gothen zur Gerechtigkeit und strafte die römifchen Senatoren in harter Rede wegen ihrer Undankbarkeit. Als aber Pelagius vermittelnd fprach, vergab Totila und war gegen die Römer fortan leutfelig wie ein Vater (Paul. Diac. Hift. mifc. 15. Aimoni. 2, 33). Es bedurfte dazu aber nicht erft der brieflichen Mahnung, die Königin der Städte zu fchonen, von Seiten Belifars, welcher als er im J. 536 Neapel einnahm, gegen alle Alter und Gefchlechter entfetzlich gewüthet und weder der Paläfte noch der Kirchen gefchont hatte. Rom dagegen konnte durch Alarichs und Geiferichs Einnahmen noch lange nicht fo arg gelitten haben, da es auch bei Totilas vierzehntägiger Plünderung, die er den Seinen geftatten musste, noch reich zu nennen war (Procop. 4, 21).

Der h. Auguftinus hielt alle die Uebel, welche Rom damals erleiden musste, wie folche mit jeder Belagerung, Erftürmung und Plünderung grofser Städte unvermeidlich verbunden find (Procop. 6. v. 1; Oros. 7, 39) und dort die Chriften so gut wie die Heiden trafen, für eine barmherzige und hoffentlich beffernde Züchtigung Gottes, der aber die Römer bald wieder vergafsen (Oros. 1, 6). Zugleich gesteht auch Jener, dafs Rom bei diefem fchrecklichen Einbruche der Gothen lange nicht fo viel gelitten habe wie durch Marius und Sulla (Auguftin. de civ. Dei 3, 29), Cafar und Pompejus (3, 29), wie Gallien (Oros. 6, 12) und Spanien (Oros. 4, 6) unter den Römern oder wie das römifche Reich durch die Chriftenverfolgungen (Oros. 7, 8. 15).

Gleich Auguftinus hielt auch Salvianus den Einbruch der Germanen in das römische Reich, den Tacitus fchon geahnt hatte (,,urgentibus jam imperii fatis“), für das Strafgericht Gottes über die ganz verdorbene römifche Welt, deren fittlicher Verfall fich vom ersten Falle Karthago's herfchrieb (Auguftin. de civ. Dei 2, 18. 1, 30), und fchon Pabft Leo, der im J. 452 dem Attila, 455 dem Geiferich entgegentrat, fetzte auf die Berufung der Heiden feine Hoffnung für eine geiftige Erneuung der Menschheit (ferm. 8). Das felbe behauptete der Verfaffer der Schrift De vocatione gentium.

Die Barbaren, fagt Orofius (7, 40. 41), kamen ins Land, um Chriftum zu erkennen (S. XII). Mit klarem Blicke wandten die unverdorbenen Söhne des Nordens fich zur urfprünglichen Quelle des Heils, zur heiligen Schrift zurück. Wie fie aber auf ihren Zügen durch Griechenland etc., der chriftlichen Kirchen fchonend,

vorzugsweife die heidnischen Tempel zerstörten (Auguftin. de civ. Dei 5, 30. ferm. 105, 10. Socrat. 7, 10), so wandten fie fich auch von den römischen Rechtgläubigen ab, die, weil ihnen ihre unchriftliche Feigheit nicht half, ftets wieder zu den heidnischen Göttern ihre Zuflucht nahmen (S. XXX). Ihr Chriftenthum felbft athmete eben immer noch den fpiritus paganitatis", fo dafs Pabft Leo fagen mufste -,,Sic vitiati funt omnes, ut pene nihil fit, quod absque idololatria transigatur" (Serm. 7). Den Heiden aber macht der h. Auguftinus den Vorwurf, dafs fie dem Chriftenthume die Heimfuchung Gottes fchuld gäben, während fie doch in den chriftlichen Kirchen und an den Gräbern der Märtyrer durch die Barbaren verfchont worden feien (Auguftin. de civ. Dei 1, 1-7). Als Alarich zum dritten Male in Rom einzog und Alles zu den Kirchen feine Zuflucht nahm, wurden thatfächlich auch viele Heiden gerettet, fobald fie nur Chrifti Namen aus ihrem Munde hören liefsen.

Die Wehen und Wunden der hier in ihren Anfängen gefchilderten Wiedergeburt europäischer Menfchheit sind längst verharscht und verschmerzt; mit der Herrlichkeit Rom's find auch die auf feinen Trümmern errichteten gothifchen, fuevifchen, vandalifchen Reiche in Afrika, Spanien, Italien wieder untergegangen, fcheinbar ohne Nachwirkung, obgleich keine grofse Weltbewegung fpurlos vorüberzieht. Aber ein grofses Denkmal jener ftürmifchen Zeit, zugleich des reinften friedlichsten Geiftes, der hinter allen jenen Greueln der Verwüftung fein ftilles Wefen und Wirken geltend machte, ift auf uns in Ulfilas Bibelüberfetzung, freilich auch nur trümmerhaft, vererbt, ein Zeugnifs ungefärbter chriftlicher Auffaffung und Erkenntnifs, zugleich die ältefte Urkunde unferer Muttersprache, die daraus auf eine Weise hervorleuchtet, dafs jene der Stern und Kern einer ganz neuen Wissenschaft geworden ift (S. IX). Diefer gothifchen Ueberfetzung der heiligen Schrift unfre befondere Aufmerksamkeit zuzuwenden ift hiernach noch unfere Hauptaufgabe.

Nach natürlichem Drange und Rechte hatten fchon früh die um das Mittelmeer gefefsenen Völker, bei denen die lateinische Sprache angeboren herrschte oder fonft zur Herrschaft gelangt war, und zwar faft früher in Afrika als in Italien, bald aber auch die fyrischen und chaldäischen, die ägyptifchen und äthiopischen Chriften die heiligen Schriften, den Geist festhaltend, aus dem griechifchen Texte in ihre Landessprachen überfetzt. Gleichzeitig mit diesen, ja zum Theil schon früher, jedenfalls noch vor der lateinischen Ueberfetzung des h. Hieronymus, gieng aus demfelben Triebe und Drange die Arbeit des gothifchen Bifchofs hervor.

Alle Kirchenfchriftsteller fprechen ihm diefe bedeutfame Arbeit zu (vgl. oben S. XXIII), und während Socrates (4, 33) und Sozomenus (6, 37) diefelbe nur im Allgemeinen bezeichnen, fagt Philoftorgius (2, 5) und später Ifidorus (chron. ad. aer. 576. u. chron. goth.) auf das Bestimmtefte, dafs Ulfilas fümmtliche Bücher der h. Schrift, fowohl des Alten als des Neuen Bundes übersetzt habe, mit der einzigen Ausnahme, wie Philoftorgius wiffen will, dafs jener die Bücher der Könige unüberfetzt gelassen habe, weil er gefürchtet, dafs fein Volk, welches aus feinem Heidenglauben fo fchon das aɛl μázɛadαı (selbst in Walhalla droben bei Wodan) mit herübergenommen, durch jene kampferfüllten Bücher noch kriegerischer werden würde. Das

klingt wie gut unterrichtet, und dennoch wird theils durch den Hinblick auf die unfreien und ungenauen Angaben jener Griechen über den Arianismus der Gothen (f. S. XIX-XXI), theils durch die Betrachtung, dafs die Bücher der Makkabäer, von denen Philoftorgius nichts sagt, mit ihren Troft- und Trutzworten eine weit reichere Quelle fowohl für kriegerische Begeisterung als für königliche, volksthümliche und staatliche Weisheit bilden, die Richtigkeit jener Nachricht wieder zweifelhaft. Freilich find diefs nur apokryphische Bücher, aber im Kirchenkalender gerade der fraglichen Jahrhunderte werden doch auch fancti Maccavaei aufgeführt, und wir werden fehen, dafs für Ueberfetzung der Makkabäer nicht wenig Wahrscheinlichkeit spricht. Hätte übrigens Ulfilas die Bücher der Könige in der That nicht überfetzt, fo würde er damit wohl auch die Bücher der Chroniken haben fallen lafsen, auf welche fich jene, wie umgekehrt diefe, oft genug beziehen.

Eine andre, wohl wichtigere Frage ift, ob Ulfilas im neuen Bunde die Apoftelgefchichte, mehr noch die Offenbarung Johannis und vor Allem den Brief Pauli an die Hebräer überfetzt habe, welchen letztren bekanntlich die Arianer nicht liebten und der auch thatfächlich in der einen der mailändifchen gothischen Handschriften, welche in der Reihenfolge der paulinifchen Briefe den an Titus enthält, gleich nach diefem fehlt, während an deffen Stelle das Bruchstück eines gothischen Martyrologiums oder Kalenders (S. XV) steht.

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Bis zum Jahre 1756, in welchem Abt Knittel in einer Handfchrift zu Wolfenbüttel, wohin diefelbe (mit andren) erft 1678 durch Kauf über Mainz aus Weissenburg gekommen war, auf vier abgebimsten Pergamentblättern (überschrieben mit des Ifidorus Hifpal. Origines) einige Bruchstücke gothischer Ueberfetzung des Briefes an die Römer (aus den Hptst. 11—15), mit nebenstehender lateinischer Uebersetzung, fand, mit Hülfe des Upfalers Jonas Appelblaed las und 1762 bekannt machte, waren aus der in der zweiten Hälfte des 16. Jhd. zu Werden hervorgezogenen f. g. filbernen Handschrift (Codex Argenteus), die nach vielen Schickfalen jetzt zu Upsala bewahrt wird, nur die vier Evangelien und auch diefe nur in fehr verftümmeltem Zustande bekannt und zugänglich gewefen. Dazu gefellten fich, zwei lateinische Verkaufsurkunden aus Ravenna, unter deren einer (die jetzt zu Neapel aufbewahrt wird) vier, unter der andern (die einft zu Arezzo war) ein gothischer Geiftlicher mitten unter lateinischen Zeugenunterfchriften in gothifcher Sprache und Schrift Zeugnifs ablegen.

So war der Umfang gothifcher Sprachdenkmäler bis 1817 befchaffen; da erkannte der nun auch fchon als Cardinal zu Rom verstorbene Abbate Angelo Mai auf Pergamentblättern zu Mailand, welche fämmtlich aus dem nahen Klofter Bobbio an der Trebbia ftammen und thatfächlich wegen der im achten Jahrhundert etwa drüber gefchriebenen lateinischen Schrift fchon öfter durch die Hände welfcher Gelehrten gegangen waren, vielfach erlofchene Denkmäler gothischer Schrift und Sprache, und zwar faft fämmtliche paulinische Briefe, mehrfach fogar in Doppelhandschriften; welche feitdem durch den mailändifchen Grafen C. O. Caftiglione, freilich langfam (1819. 1834. 1835. 1839), doch tüchtig, in gothifchen, denen des Franz Junius nachgefchnittenen Lettern, veröffentlicht worden find.

Trat fchon in jenen Doppelhandfchriften, einzelne Abweichungen abgerechnet,

eine und diefelbe gothifche Ueberfetzung hervor, so vermehrte das Uebereinstimmen derjenigen Stellen des Römerbriefes, die fich mit dem Wolfenbüttler Bruchstücke deckten, die Ueberzeugung, dass wir es bei den paulinischen Briefen wahrscheinlich mit derfelben Ueberfetzung, fomit auch mit demfelben Ueberfetzer zu thun haben, dem die vier Evangelien zufallen. Diefer Schlufs ward abermals bedeutend durch die Thatfache verstärkt, dafs in den Blättern, welche in Mailand und Rom durch die verschiedene Verwendung für die drüber geschriebenen Werke getrennt liegend zu Einem und demfelben Werke über das Evangelium Johannis gehören und von mir im J. 1836 unter der Bezeichnung Skeireins (d. i. 'Equŋvɛla) herausgegeben worden find, die darin verwebten Verfe des eben genannten Evangeliums, die fich mehrere Male glücklicher Weise mit den in der filbernen Handschrift zu Upsala decken, wirklich gleichfalls Einer und derfelben Uebersetzung angehören, die demgemäfs ohne Zweifel bei fämmtlichen gothifchen Stämmen in Möfien, Italien, Gallien, Spanien und bei den Vandalen in Afrika (f. S. X. XLIV u. Salvian. De gubern. Dei 7, 11) als gültig angenommen und angewendet worden fein mag; eine Annahme, welche aus dem einheitlichen Zufammenhalten aller diefer Stämme durch Naturbande (S. X. XLIII), aus dem gleichen inneren Gegenfatze gegen die römische Welt (S. XL), endlich aus dem von allen beharrlich festgehaltenen Arianismus (S. XII. XIX. XXXV) innere Beglaubigung gewinnt.

Unter jenen in Mailand vereinten gothifchen Sprachdenkmälern befinden fich aber auch einige mehr oder minder zufammenhängende Blätter oder Hauptstücke aus den Büchern Esra und Nehemia, den trockenften grade des Alten Bundes, als klarfter Beweis der durchgeführten Uebersetzung des Alten Bundes, wofür fich aber der Blick von neuem erweitert und befeftigt durch das Vorkommen mehrerer ohne alle Frage aus dem 5. Hauptftücke des erften Buches Mofis entnommener Worte oder Sätzchen in einer aus Salzburg stammenden Pergamenthandschrift des neunten Jahrhunderts zu Wien (Salisb. 140. ol. LXXI). Hier werden nämlich, wie aus dem Eingange des Evangelii Lucă (f. S. 593), so aus jenem Hauptstücke der Genesis einzelne zusammenhängende und wiederkehrende Worte (vaúrthun-uththan, jah libáida etc.), dazu Zahlen von den Erzväterjahren aufgeführt, welche in ihren gothifchen Buchstabenzeichen zu den Anfätzen der Septuaginta ftimmen, während die vom Ueberlieferer des 9. Jhd. ohne klares Verständnifs ihres Werthes darunter gesetzten römischen Zahlzeichen aus der hier abweichenden Vulgata entnommen wurden. Das Verdienft, diefe folgenreiche Thatfache zuerft erkannt und veröffentlicht zu haben, gebührt W. Grimm; weitere Erwägung in Wien felbft brachte mich zu der Ueberzeugung, dafs nicht nur noch andere Worte jenes 5. Hauptstückes in den über jene Zahlen geftellten Bemerkungen über die Ausfprache gothischer Laute (befonders des g u. j und des ai: f. S. 593 und S. 609) enthalten feien, sondern dafs die von W. Grimm noch verkannte zweite Zahlenreihe wenigftens ficher noch aus Ezechiel, wahrscheinlich aber auch (f. S. XLVII) aus den Büchern der Makkabäer entnommen fein müsste, worüber ich in Haupt's Zeitschrift 1, 296 etc. und den Münchner Gelehrten Anzeigen 1841 Nr. 30 ausführlich und wie ich noch glaube überzeugend verhandelt habe.

Dem „Salzburger" Aufbewahrer jener Zahlen und Sprachbemerkungen (zu

gothifchen und Runenalphabeten) lag noch, und das ift der wichtigste Zugewinn, eine Handschrift des Alten wie des Neuen Bundes in gothifcher Sprache vor, welchem er im Eingange des Evangelii Lucae und im Eingange des erften Buches Mofis feine kleinen Sätze, Zahlen und Beobachtungen entnahm.

Schon vorher S. XLVIII ist der abgebimsten mailändifchen und römischen Blätter gedacht worden, welche durch Verwendung für die darüber geschriebenen lateinischen Werke (die 3 Blätter im römifchen Cod. membr. n. 5750. 4o zeigen den Frontinus, die 5 Blätter im mailändifchen Cod. membr. E. 147. 4° das Concilium chalcedonenfe) von einander getrennt worden find, während fie vereint zu einer Abhandlung über fortlaufend durchwebte Verfe des Evangelii Johannis gehören. Leider besteht zwischen den 8 Blättern, obfchon über ihre Aufeinanderfolge durch jene johanneifchen Verfe ein Zweifel nicht herrfchen kann, kein unmittelbarer Zufammenhang und fie brechen da ab, wo nach zweimaliger bekämpfender Erwähnung des Marcellus und Sabellius es von Werth gewesen sein würde, die weitre Wendung und Richtung zu erfahren, welche gegen diese bekannten Irrlehrer, vielleicht in Verbindung mit noch mehreren, genommen worden wäre. Jener Bifchof von Ancyra in Galatien (Marcellus) war bekanntlich auf der nicäischen Kirchenverfammlung ein eifriger Vertheidiger des ouоovolov gewefen, im Verlaufe des Streites aber immer weiter abgeirrt, weswegen er felbft von der nicht nicäischen Kirchenverfammlung zu Constantinopel (336), nochmals aber fammt feinem Schüler Photinus auf der Kirchenverfammlung zu Sirmium (351) abgesetzt wurde.

In diefe Zeit etwa mag jene Skeireins fallen, die vielleicht weniger eine blofse Catena frei verwendeter Auslegungen des Evangelii Johannis, als eben eine auf den Grund oder am Faden diefes Evangeliums fortgeführte Streitschrift gegen die genannten und vielleicht noch andre mit der arianifchen Lehre vom Verhältniffe des Sohnes zum Vater nicht ftimmende Irrlehren fein follte. Wir haben schon oben S. XXII gefehen, wie Ulfilas fein ganzes Leben hindurch gegen alle und jede Irrlehren und Sonderkirchen, demgemäfs gegen Sabellianer, Marcellianer, Photinianer u. f. w. (S. XXII) eiferte und kämpfte. Auch in jener Skeireins wird die Lehre des Sabellius und Marcellus ein gottlofer Streit (afguda háiffts) genannt, und bringt man damit in Verbindung, dafs Ulfilas nach Auxentius (S. XXII) mancherlei Abbandlungen (tractatus) und Auslegungen (interpretationes) in gothifcher, griechischer und lateinischer Sprache gefchrieben und hinterlaffen habe, so erhält man wohl ein Recht, auch jene Skeireins ihm, dem raftlofen, zuzuschreiben, wobei zunächst gleichgültig bleibt, ob er das Werk felbft verfasst oder nur etwa aus dem Griechischen übersetzt habe. Während diefes in Betreff des Satzbaues, der eigenthümliche Anakoluthe u. f. w. aufweist, zu wiffen von Wichtigkeit und Belang fein würde, fcheint der Verfaffer wenigftens gewiffe Stellen andrer Ausleger des johanneifchen Evangeliums, wie des Arianers Theodorus von Heraklea (zu Joh. 6, 9 u. 12) und des Ammonius (zu J. 3, 5. 31. 38), wirklich, wenn auch nur auszugsweife, nicht wörtlich benutzt zu haben. Nimmt man übrigens an, dafs das Werk eine fortlaufende Erklärung des Evangelii Johannis gewefen fei, in welche nur gelegentlich,

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