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dichter; aber in seiner datierung ist man ja noch nicht einhellig. Steinach hat noch vor schluß des jahrhunderts nur reine reime. Man würde also auch nach der reimtechnik etwa auf unser datum fallen.

4.

Dieses elsässische gedicht (O) des unbekannten spielmanns Heinrich der Glichezare, vermutlich 1182 entstanden, von dem archetypus unsrer hss. (*SP) kaum noch zu trennen, erhielt in einer abschrift (S) einen bairischen anflug; diese gelangte nach Hessen und wurde dort im 16. jahrh. zerschnitten, so daß nur reste auf uns gekommen sind. Ein bessrer text (für uns mit *SP zusammenfallend) kam nach Böhmen, vielleicht weil man in adelskreisen interesse an der elefantenbelehnung und -vertreibung nahm, wurde zu anfang des 14. jhs. im süden des landes, vielleicht zwischen 1310 und 1330 im auftrage der Michelsberger auf Welleschin, erneuert und in einer einzelhandschrift, freilich schon eines blattes beraubt, zwischen 1320 und 1330 vorlage der für dieselben Michelsberger hergestellten großen sammelhss. (PK). K scheidet als abschrift von P für uns aus. P kam nach ausweis des alten einbands vielleicht unter Ludwig dem Bärtigen, spätestens unter Ottheinrich in kurfürstlich-pfälzischen besitz, 1555 in die Heidelberger Hl.-Geist-bibliothek, 1623, ihres einbandes beraubt, in die Vaticana, 1815, wohl schon neu gebunden, nach Heidelberg zurück, wo sie dann etwa 1911 abermals ihr gewand gewechselt hat.

Diese ergebnisse sind vielleicht überschärft: um so mehr können und sollen sie die elsässische und böhmische lokalforschung und ihre besseren waffen herausfordern.

III.

Für die herstellung des textes ergibt sich aus diesen überlieferungsverhältnissen, daß wir den wortlaut des originals nur innerhalb der bruchstücke von S zu gewinnen hoffen können, wobei P den wert einer jungen umarbeitungshandschrift hat, und daß wir, auch wenn wir uns mit herstellen von *P begnügen, nach maßgabe von v. 2250 ff., S nicht zum,verbessern' von P, nur etwa zur mithilfe bei behebung offenbarer sinnlosigkeiten benutzen dürfen (vgl. Leitzmann, Beitr. 42, 28f.). Wir haben mit anderen worten für die herstellbaren strecken von O zwei handschriften (S und P), für *P nur die eine (P), und es werden zwei texte erforderlich: der bruchstücke und der bearbeitung, wobei es ja unbenommen bleibt, vermutungen über den wortlaut des verlorenen O zu wagen (Leitzmann, a.a. o. 22ff. und Wallner, Beitr. 47, 173ff).

Ich deute dies verhältnis und daß es sich bei O um eine rekonstruktion (wenn auch in den bescheidensten grenzen), bei P um einen abdruck handelt, dadurch an, daß ich dort akzente und hier keine setze. Ohnehin würde hier akzentuierung mehr aussagen als wir können, und ein umschreiben ins mhd. ein örtlich und zeitlich wichtiges zeugnis des übergangs zum nhd. zerstören. Vielleicht ergibt sich später, wenn die ganze sammelhandschrift sprachlich untersucht ist (vgl. Bernt, ZfdA. 52, 245 ff.), die möglichkeit, die schreibereigenheiten abzuziehen und so doch zu *P zu gelangen.

Normalisiert ist darin, daß die verse auch in den bruchstücken abgesetzt sind und die worttrennung bis auf die zusammenschreibung bei elisionen vor enklitiken mit geschwächtem vokal und vor verbalpronomina (begonder)1). nach unserer weise geregelt ist, desgl. die schreibung von i und j, u und v; für vv steht w, für ̄n, für 'er, für hochgestelltes a, e und i ra, re und ri, für. R. Reinhart, für R.(t)e, R. (t)is usw., Reinharte usw., für de daz, für vn unde (so daß also und des drucks einem vnd der handschrift entspricht), für ů und in S lautgemäß no und ou, für s und s nur s; majuskeln nur in eigennamen (und da durchgeführt) und für die initialen (die außerdem durch einrücken gekennzeichnet sind).

1) V. 987 und 1548 habe ich auch hatin, 834 gerouwin verbunden geschrieben, um falsche auffassung zu verhüten. trut + neve u. dgl. läßt verschiedene auffassungen zu: vgl. 1233 und 1620; ich habe nach der metrik gewählt.

d

Die eingeführte interpunktion empfinde ich trotz der anlehnung an die Lachmannsche art als unangenehme modernisierung: sie muß, wenn man sie überhaupt anwendet, schärfer und logischer scheiden, als der dichter oder bearbeiter beabsichtigte und der text eigentlich verträgt, der durch die reimeinschnitte der versenden leichter, gleichmäßiger und so zerlegt ist, daß die kola nach vor- und rückwärts beziehung haben können und ein zeichen erst bei enjambement erforderlich zu scheinen beginnt, während unsere zeichen mit ausnahme des doppelpunkts nach vorwärts abschließen: daher das überwuchern des doppelpunkts hier wie in andern interpungierten mhd. texten, daher auch die häufige verschiedenheit der interpunktion desselben textes (vgl. z. b. Reißenbergers ausgabe), die nur die wandelbarkeit der auffassung, nicht ihre fehlerhaftigkeit zu spiegeln braucht. Gleichwohl war natürlich in dieser textbibliothek interpunktion anzuwenden, und eher zuviel als zuwenig.

Der veranschaulichung dient auch der paralleldruck der beiden texte, der ja zu allerhand,übungen' herausfordert, und die anordnung der seiten, die nun spalten der Grimmschen rekonstruktion der gesamthandschrift S entsprechen, so daß sich die berechnung leicht nachprüfen läßt, ohne daß ein präjudiz für ihre richtigkeit außerhalb S gegeben wäre: auf diese berechnung beziehen sich die römischen zahlen und buchstaben am kopfe der S-seiten.

Die apparate kenzeichnen alle noch nicht genannten abweichungen des druckes von S und P, wobei die angaben unter P auch für S mit in betracht kommen. Kist nur in besonderen fällen angeführt. Auf änderungen und ergänzungen (hier nur bei völligem verlust) weist außerdem kursive, auf auslassungen und verderbnisse [], auf umstellungen); sp = von späterer hand. Verbesserungsvorschläge gebe ich nur in auswahl: die zahlreichen (der brüder Grimm, Haupts, Schönbachs und anderer), die den vers auf Lachmannsches maß zu bringen suchen, mußten außen bleiben, zumal (nach dem gesagten) bei P; aber auch sonst sind sie oft übergangen, wo sie P an S annähern sollen, auf mangelhaftigkeit des textverständnisses zu beruhen scheinen oder das überlieferte sich leicht halten läßt. In der tat sind nicht mehr viele stellen zweifelhaft, die hauptarbeit hat bereits Jacob Grimm getan, und alle unbezeichneten vorschläge und im apparat nicht erwähnten ergänzungen sind von ihm. Die La, H, Sch, R, Spr, vB, St, L, W, B bedeuten Lachmann, Haupt, Schönbach, Reißenberger, Sprenger, v. Bahder, Steinmeyer, Leitzmann, Wallner, Baesecke (s. die literaturangaben s. XXVIII 1); sie sind eingeklammert, wo ich in der wortgestaltung abweiche; in der regel ist nur der erste gewährsmann genannt. Einige male habe ich, wo die bisherige erörterung schwierigkeiten oder mißverständnisse erkennen ließ, aber auch bei eigner stellungnahme, kurze erklärungen eingefügt.

Wer von S den reinen abdruck haben will, muß auf J. Grimms Sendschreiben s. 13-32 und 107 verwiesen werden und meine hier nachfolgenden abweichenden lesungen in betracht ziehen: 1) 590a bescintiz mit s; 598 gefeit; 599 ohne punkt; 604 widere; 620 A; 635 R ohne punkt; 639 zoch er trotz Gr. s. 107; 645 R rote initiale; 655 roter punkt am schlusse; 658 muodinc] oberer rest von i erhalten; 660 aft mit rest von e, nicht. von i; 704 cehincit; 709 wende; 712 A; 718 majuskel S in Swaz; 725 f. e, lücke von einem buchstaben; 739 sulin] reste von / und 1, in sicher; 743 A; 753 Rir drivwe; 754 vñbaz; 766 A; 771 schlußpunkt; 779 roter schlußpunkt; 781 schlußpunkt; 790 ge rietin; 802 ir hebit; 803 ovch; 807 in zwei; 808 A; 809 A; 811 en lie; 867 A; 883 A; 883.913.929.934 mit schlußpunkten; 934 in gan; 937 alsin sin sind unverkennbar; 940 A; 942 undirn] auch das erste n in resten kenntlich; 943 den; 945 al mittin; 952 indie; 954 wol gefunt; 959 A; 974 geschehin] i fehlt mit lücke; 1532 der kunic; 1533 roter

1) Antiqua bedeutet: nicht mehr leserlich, A verweist auf den apparat unterm texte.

punkt vor und hinter dem R; 1539 A; 1542 wec-ke; 1545 frunt; 1551 R ohne punkt; 1567 Der; 1568f. mit schlußpunkten; 1573 ver nam; 1581 A; 1589 A; 1614 R ohne punkt; 1623 A; in ivvverre; 1635 ir bolgin; 1639 in mac; 1640 A; 1646 diebreht; 1649 Do; 1652 en maht; 1660 schlußpunkt; 1666 so fro; 1675 A; 1676 R ohne punkt; 1685 A; 1688 R zwischen roten punkten; 1690 die-brehte; 1691 A; 1698 ingroze; 1702 A; 1711 A; hinter 1717 und R 1725 roter punkt; 1728 ohne schlußpunkt (oder er steht unter der roten majuskel); 1733 A; 1735 clagite; 1738 R zwischen roten punkten; schlußpunkt; 1742 A; zu 1744-53 vgl. den text; 1748 tůnne h; 1759 diett und roter punkt; 1767 A; R zwischen roten punkten: R.te; 1771 schlußpunkt; 1775 A; zu 1779-91 vgl. den text; 1783 suherlic, sicherlic; 1795 R zwischen roten punketn; 1835 rote initiale zwischen roten punkten; 1839 R zwischen roten punkten; 1840 A; 1844a und 1865 initiale mit rotem punkt; 1850 A; 1869 gezogin heit; 1871 rote initiale; 1873 und 1892 R ohne punkt; 1892 dori (ligatur or und 1 n-strich); 1898 einēaltin. Für meine zahlreichen abweichungen von Grimms und Reißenbergers P-lesarten verweise ich auf den apparat zu P; ich habe die von Reißenberger hervorgehobenen besonders beachtet. Die nachprüfung von K ist die nächste aufgabe: die hs. muß so oder so aus ihrer verbannung erlöst werden, wenn nicht durch photographie, so doch durch einen vollständigen abdruck.

Georg Baesecke.

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