Maler-Poeten

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J.H.E. Heitz (Heitz & Mündel), 1899 - 91 pages
 

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Popular passages

Page 47 - Doch konnte man sich nicht verbergen, daß die reinste christliche Religion mit der wahren bildenden Kunst immer sich zwiespältig befinde, weil jene sich von der Sinnlichkeit zu entfernen strebt, diese nun aber das sinnliche Element als ihren eigentlichen Wirkungskreis anerkennt und darin beharren muß.
Page 32 - Auge, und indem er an ihr schafft und bildet, vollzieht sich das Wunder, welches wir Kunstwerk nennen. Das Ideal wird zur Wirklichkeit und die Wirklichkeit zur idealen Poesie.
Page 75 - An den Mond. Füllest wieder Busch und Thal Still mit Nebelglanz, Lösest endlich auch einmal , Meine Seele ganz; Breitest über mein Gefild Lindernd deinen Blick, Wie des Freundes Auge mild Ueber mein Geschick. Jeden Nachklang fühlt mein Herz Froh- und trüber Zeit, Wandle zwischen Freud' und Schmerz In der Einsamkeit.
Page 32 - Gegebene, auszudrücken. Dafür nun rächt sich die Natur, die ewig schöne, und drückt einem solchen Werke den Stempel der Unwahrheit auf. Der Grieche, der Italiener hat es umgekehrt gemacht; er weiß, daß nur in der vollkommenen Wahrheit die größte Poesie ist.
Page 71 - Heilen und retten, Alles Irrende, Schweifende Nützlich verbinden. Und wir verehren Die Unsterblichen Als wären sie Menschen, Thäten im Grossen Was der Beste im Kleinen Thut oder möchte. Der edle Mensch Sey hülfreich und gut ! Unermüdet schaff' er Das Nützliche, Rechte, Sey uns ein Vorbild Jener geahneten Wesen ! DIE BEIDEN MUSEN.
Page 34 - Natur wahrhaftig war, musste mir Das verschlossen bleiben, wofür man jetzt schon in den Kinderschuhen schwärmt. Um so kräftiger und unwiderstehlicher war das Erwachen des neuen Geistes in mir. Schon in Venedig verkündigte sich das Tagesgrauen, in Florenz brach die Morgenröthe herein, in Rom aber vollzog sich das Wunder, welches man eine vollkommene Seelenwandlung und Erleuchtung nennen kann — eine Offenbarung.
Page 33 - Kette still als bescheidener Ring anfügen dürfte. Die Venetianer sind ernst in ihrer Heiterkeit und heiter in ihrem Ernst. Sie suchen nichts und brauchen nichts, weil sie Alles haben. Mehr denn zwanzig Bilder habe ich hier schon gesehen : Dunkle Madonnen in schöner Architektur sitzend, umgeben von ernsten Männern und schönen Frauen in heiliger Unterredung. Immer sind drei Engelchen darunter mit Geigen und Flöten. Ich finde dass damit Alles gesagt ist was man braucht, um schön zu leben.
Page 52 - Er schreibt selbst: Ein menschlicher Körper, an dem das Licht in irgend einem Sinne hingleitet, in dem nur Ruhe und keinerlei Gemütsbewegung ausgedrückt sein soll, ist, vollendet gemalt, schon ein Bild, ein Kunstwerk. Die Idee liegt für den Künstler in der der Stellung des Körpers gemäßen Formentwickelung, in seinem Verhältnis zum Raum, in seinen Farbenverbindungen, und es ist völlig gleichgültig, ob Endymion oder Peter dargestellt wird!
Page 53 - Es gehören, sagte er weiter, stärkste Anstrengungen dazu, sich aus dieser Flut zu einer einfachen künstlerischen Anschauung durchzuarbeiten und die Kunst im Menschen, in der Natur zu suchen, statt im Abenteuer. Ia, endlich erklärt er, daß der Idealist wie der Rea» list, die zu „soziologischen Spekulationen" über das Leben führen wollen, im Grunde nur ,z>ro torma
Page 87 - Nur hat sie hier nicht so wohl einen ethischen als einen ästhetischen Sinn und ist Flucht vor der gemeinen Natur, vor der gemeinen Wirklichkeit, vor dem harten farblosen Licht des Tages. Und Huysmans Sehnsucht nach Askese und Heiligkeit ist bei Moreau Sehnsucht nach dem Traum, nach der Schönheit des Traumes, nach der Stille und Einsamkeit des Traumes der ihm allein gehört, nach Farben, die keines Menschen Auge je gesehen, nach Tönen, die kein menschliches Ohr noch vernommen.

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