Gedichte aus Böhmens Vorzeit

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J. G. Calve, 1845 - 183 pages
 

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Popular passages

Page 29 - ... schon der ehrliche Nestor gestand, daß er über seinen Helden Kyj die widersprechendsten Sagen, di Heldengesänge, vorfand); so muß man gegen alle Versuche, epische Gesänge mit der wahren Geschichte in allen Puncten in Übereinstimmung zu bringen, noch mißtrauischer werden. Die Gewißheit, daß der Stoff der Dichtung aus der Reihe wirklich geschehener Thatsachen genommen sei, möge uns genügen; stimmen Einzelheiten und Nebenumstände zufällig mit der Geschichte überein, so wollen wir es...
Page 40 - ... Denkmal ängstlich in Schutz zu nehmen, welches, nach unserer lebendigen Überzeugung, das Gepräge seiner Abkunft für jeden Urteilsfähigen und Unbefangenen deutlich an der Stirn tragend, unseres ängstlichen Schutzes durchaus nicht bedarf. Wir überlassen demnach getrost die Königinhofer Handschrift ihrem Schicksale: möge sie ihre Sache vor der unparteiischen Mit...
Page 6 - Titel: starob^lä 8K1»ä»nis, di Altböhmische Dichtungen, welche dann fortgesetzt und im I. 1823 mit dem fünften Bändchen geschlossen wurde. Diesen, um die Wiederbelebung der böhmischen Literatur sowohl durch eigene Leistungen im Fache der Poesie und Grammatik, als auch vorzüglich durch die Herausgabe alter Sprachdenkmäler so sehr verdienten Mann erkor nun das Glück, gleichsam als wollte es seine warme Liebe zu der Sprache seines Volkes und seine Begeisterung für die Denkmäler geistiger...
Page 39 - Handschrift oder Darlegung der Beweise ihrer Echtheit schon aus dem Grunde nicht einlassen, weil wir in der Eile des kurzen Lebens viel wichtigere Pflichten zu erfüllen haben, als gegen die Grillen einer pyrrhonischen Kritik ein Denkmal ängstlich in Schutz zu nehmen...
Page 113 - Zbyhott haschte sich das Täubchen, trug sie auf die Burg, ach! auf die Burg die feste. Ai, die feste Burg umkreiset auch ein Jüngling, seufzet kläglich nach der Themen, der Geliebten. Von der Burg zum Felsen. Setzt sich auf den Felsen; traurig sitzt er, schweiget mit dem stummen Walde. Und die Taube...
Page 121 - Sohn. -°VL32»<Ai du Sonne, liebe Sonne! bist du auch vom Schmerz erfüllt? warum scheinest du auf uns, uns das arme Volk? Wo der Fürst? wo sind die Krieger? Weit zu Otto zog er hin! wer von Feinden uns befreit, das verwaiste Land! Langen Zuges zieh'« die Deutschen, und die Deutschen Sachsen sind, zieh« von Görlitz, vom Gebirg her in unser Land.
Page 179 - Es ist dieß ein Bruchstück eines jener drei Lieder, wegen welcher Böhmens König Wenzel den deutschen Minnesängern zugezählt wird. Sind die deutschen Lieder (Manessische Sammlung, Zürich 1748) Originalien, dann wäre dieses böhmische eine Übersetzung; doch die Bündigkeit dieses und die Weitschweifigkeit jener, läßt auf das Gegentheil schließen. Wahrscheinlich hat irgend ein Deutscher an des Königs Hofe dessen böhmische Lieder in das Deutsche übersetzt.
Page 18 - Hoffnung zu sein, daß man mit der Zeit noch Partikeln anderer ähnlicher Gedicht-Sammlungen entdecken werde; da es in der Natur der Sache liegt, daß diese Sammlung nicht die einzige ihrer Art in Böhmen sein konnte, indem einige Gedichte derselben, sicheren Kennzeichen nach, nicht unmittelbar aus dem Munde des Sängers oder des Volks aufgefaßt, sondern aus andern Handschriften abgeschrieben wurden, und die später entdeckten Fragmente von Libusa's Gericht, so wie das ums Jahr 1823 vom Vibliotheksscriptor...
Page 113 - Täubchen! einsam ist dir bange, wohl ein Sperber hat dein Liebchen abgefangen? Zbyhon du dort oben auf dem festen Schlosse! Hast mein Lieb gefangen, das so holde Liebchen und sie auf die Burg geführt, auf die Burg die feste! Täubchen! hättest mit dem Sperber dich gestritten, wenn ein tapfres Herzchen dir geworden wäre; hättest ihm die Theure kämpfend gern entrissen, > lvä^b^ ti b^I lwrö^^ lNN8dirswF nnsse: wbö ßräe
Page vi - Als mir das Glück wurde, diese Heiligthümer im Urterte lesen und verstehen zu können, ergriff mich eine unnennbare Wehmuth, und lebhaft erwachte der Wunsch in mir, dieses Zeugniß nicht geahnter Cultur auch deutschen Augen, die sehen wollen, vorzulegen. In den Geist einzudringen suchend, wähnte ich mich selbst von ihm angehaucht, und so entstand dieser Versuch; wenn er nicht gelungen, wie es mein Herz gewünscht — mögen es meine Landsleute wohlwollend verzeihen. Prag 1845. IM Thun. Inhalt.

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