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Ausgelassen ist bei uns die wirkung dieser zeichen und die erklärung der juden, es handle sich um eine ganz ordnungsgemässe sonnenfinsternis (Gesta 11, 1. 2).

V. 2243-68 (2035-60) begräbnis nach den evangelien und Gest. 11, 3. Von da ab ist die reihenfolge der erzählung bei uns wesentlich geändert. Es folgt zunächst 2269-92 (2061 -2084) die bewachung des grabes nach Matth. 27, 63-66 (in den Gesta anders dargestellt), dann 2293-2334 (2085-2126) Josephs von Arimathia gefangennahme nach Gesta 12, 1.

Gesta 12,2 und 13, 1 folgt jetzt die beratung über Josephs tod; als derselbe vorgeführt werden soll, findet sich das gefängnis leer; gleichzeitig melden die wächter Christi auferstehung. Bei uns gehen die juden am dritten tag zum grab, finden es leer, und die wächter erzählen nach Gesta 13, 1.2 den hergang v. 2335-79 (2127-71); der gang der frauen zum grabe fehlt.

V. 2380-2415 (2172-2207) wortwechsel der juden und der wächter nach Gesta 13, 2. Jetzt erst suchen die juden, die doch schon behauptet haben, Joseph sei in Arimathia, diesen, v. 2416-33 (2208-25).

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V. 2434-51 (2226-43) die wächter werden bestochen auszusagen, Christus sei ihnen gestohlen worden, Gesta 13, (vgl. Matth. 28, 12—15).

V. 2452-75 (2244-2267) Abda, Finees und Levi berichten von Jesus und werden von sieben männern in die ferne (Gesta: nach Galiläa) geführt (Gesta 14, 1. 2); diese sollen Jesus suchen. Nicodemus rät Joseph zu holen, der in den Gestis 15, 1 bei der suche nach Jesus zufällig gefunden wird. Die juden schicken einen brief an Joseph (Gesta 15, 2. 3), welcher kommt und von Nicodemus beherbergt wird (Gesta 15, 4).

V.2476-2703 (2268-2495) Joseph wird nach Jesus befragt (in den Gesta 15, 4 nur nach seinen eigenen schicksalen), berichtet seine befreiung (Gesta 15, 5), dann mit erheblicher abweichung von dem inhalt der Gesta die himmelfahrt (Act. Apost. cap. 1); Finees, Levi und Abda, von denen wir annehmen müssen, sie seien mit Joseph zurückgekehrt (Gesta 16, 2 werden sie erst selbst widerum geholt), bestätigen seine angaben. Die juden äussern bedenken, die mit hinweis auf Elias und Enoch bekämpft werden, dies anschliessend an die viel breitere aus

führung Gesta 16, 3. 4. Der name Elias steht widerum nur in D, daneben erscheint dort als dritter noch Moses.

V.2704-49 (2496-2541) mit Josephs erzählung von Leucius und Karin wird der Desc. (1, 1) quelle.

V. 2750-2844 (2542-2634) die juden lassen die beiden holen (Desc. 1, 2), bitten sie um auskunft über Christus (1, 2), worauf sie Christus um erlaubnis bitten zu reden und sich tinte und pergament geben lassen (Desc. 2, 1 und 1, 3, also mit veränderter reihenfolge).

V. 2845 (2635) ff. der bericht der kinder.

V. 2845-3012 (2635-2800) das licht das in die hölle dringt, wird von Adam, Jesaia,1) Symeon und Johannes dem täufer begrüsst und erklärt (Desc. 2, 1-3); Seth berichtet von seiner sendung zum paradies, Desc. 3, doch sind einige abweichungen zu bemerken. Im Desc. ist nur von dem öle die rede; bei uns liegt dagegen eine contamination mit der legende vom kreuzesholz vor, wie sie in der mittelalterlichen literatur vorherscht. Unser gedicht stellt sich in dieser partie zu der ersten der beiden von Mussafia (Sulla legenda del legno della croce, WSB. 63, 165 ff.) unterschiedenen gruppen, in der von einem zweige die rede ist, an dessen stelle die andere recension drei samenkörner treten lässt. Ueber die weiteren schicksale des holzes wird bei uns nichts angegeben, so dass von einer weiteren rubricierung unter die von Mussafia aufgestellten fassungen abgesehen werden muss. Doch gestatten andere gesichtspunkte eine nähere bestimmung des verhältnisses zu anderen dichtungen. Wesentlich anders sind die diese episode enthaltenden zusätze der Vita Adae et Evae (hg. von W. Meyer, Münchner SB. 14, 3, 186) und noch grösser ist die verschiedenheit von Lutwins Adam und Eva (hg. von K. Hoffmann und W. Meyer, Bibl. d. lit. ver. 153). Ausschlaggebend ist eines: in den meisten fassungen stirbt Adam kurz nach Seths ankunft, der dann den baum einpflanzt (so im Floridus des canonicus Lambert von S. Omer, Mussafia a. a. o. s. 172), oder Seth trifft Adam schon nicht mehr am leben, so in der Legenda aurea, im Passional, bei Frauenlob (kreuzesleich str. 15, 9 er starp é danne im kam ze vromen der hohen, richen helfebernden Sælden holz), in den

1) Vgl. Jes. 9, 1. 2. Matth. 4, 15.

Sibyll. weissagungen (vgl. Vogt, Beitr. 4, 91), auch bei Enikel v. 1632 (Strauch). Bei uns lebt aber Adam noch und pflanzt den zweig selbst: eine version die sich noch in Johann Beleths Rationale divinorum officiorum1) und im Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg (Engelhardt s. 41) findet, also im 12. und 13. jh. wolbekannt war. Vgl. auch W. Meyer, Die geschichte des kreuzesholzes vor Christus, Abh. d. Münchner ak. 16, 2.

V. 3013 (2801) ff. Christi ankunft vor der hölle und die wechselreden Satans mit der hölle sind im einzelnen anders geordnet als im Desc.

V. 3013-63 (2801-49) Satan befiehlt der hölle, sich zum empfang Christi zu rüsten (Desc. 4, 1. 2); dann folgt der erste ruf Christi vor dem tore v. 3064-82 (2850-68), die hölle betont v.3083-3151 (2869–2937) Christi macht, deshalb soll ihn der Satan nicht einlassen (Desc. 4, 2 und 4,3); dieser sucht sie zu trösten, er selbst habe den tod Christi veranlasst (D.4,2 schluss).

V. 3152-60 (2937-46) Christus ruft zum zweiten mal, im Desc. zum ersten mal (5, 1), erst 5,3 kommt hier der zweite ruf, an den sich dann die frage der hölle quis est rex gloriae und die antwort Davids (vgl. dazu Ps. 24, 8) anschliesst wie in v. 3161-86 (2947-72).

V. 3187-3247 (2973-3033) Satan befiehlt jetzt die tore zu schliessen (5, 1) und klagt über seine verblendung, dass er Christus nicht erkannt habe.

V. 3248-3311 (3034–97) die hölle verwünscht ihn (Desc. 7,1), Christus ruft zum dritten mal, die tore zerbrechen (schon Desc. 5, 3, aber ohne einen dritten ruf), die qualen der seelen hören auf.

V. 3312-3465 (3098-3249) Adam und die seelen begrüssen Christus, zum teil nach Desc. 8, 1, aber Adams worte unabhängig (vgl. unten). Der Satan gibt sich besiegt (Desc. 6, 1), und erntet erneute vorwürfe der hölle (ohne vorbild im Desc.).

V. 3466-3515 (3250-99) Christus verkündet den seelen die erlösung (Desc. 8, 1), verdammt den Beelzebub (Desc. 7, 2)

1) Rationale divinorum officiorum, Joanne Beletho theologo parisiensi authore. Dilingae 1572. Daselbst cap. 151 ferunt ab Adamo Seth filius eius missum fuisse in paradisum, qui ramum inde sibi datum ab angelo retulit, at patrem, qui statim illius arboris mysterium cognoscens, eam terrae inseruisse.

und tötet den tod (6, 2). Die seelen bitten ihn ein merkzeichen über die hölle zu setzen (Desc. 8, 1 schluss).

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V. 3516-78 (3300-62) Adam, David, Habakuk, Micheas und die übrigen seelen preisen Christus, Desc. 8, 1-3. Die bibelstellen, auf die sich deren worte beziehen, sind Ps. 30, 2 (exaltabo te...), Ps. 96 oder 98 (singet dem herrn ein neues lied), Hab. 4, 13 und Micha 7, 18. Unserem dichter waren sie offenbar nicht gegenwärtig, im lat. original sind sie ziemlich klar erhalten.

V. 3579-3634 (3363-3418) der weg zum himmel, Enoch und Elias nach Desc. 9, aber namentlich in dem was vom Antichrist erzählt wird, viel ausführlicher, auf die legendarische quelle zurückgehend (vgl. Wülcker a. a. o. s. 50).

V. 3635-63 (3419-45) der schächer vor der himmelstüre, Desc. 10, aber die erzählung von seiner ankunft im paradis ist ausgelassen.

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V. 3664-92 (3446-74) lobpreisung bedeutend erweitert aus Desc. 10 schluss.

V. 3693-3705 (3475—3589) Leucius und Karin geben ihre berichte ab (Desc. 11, 3). Ihre abschiedsworte sind frei zu einer busspredigt entwickelt, während im Desc. eine ausführliche begründung folgt, warum sie aufhören müssen zu reden. Die juden klagen über das geschehene (Desc. 11, 4), Joseph und Nicodemus melden alles Pilatus, der es aufschreiben lässt Desc. 11 schluss).

V. 3706-11 (3589–95) Pilatus schickt den bericht an die consuln Claudius und Vellio. Im Desc. (13) ist der brief an den kaiser Claudius gerichtet. Bei uns ist aber Tiberius noch kaiser, deshalb muss Claudius als consul erscheinen. Der zweite name ist dem prolog der Gesta entnommen, wo die gruppe D in der ed. prima schreibt consulatu Rufi Vellionis.

Das 12. cap. des Desc. enthält eine disputation zwischen Pilatus und den juden über die zeit, in der sie Christus erwartet hätten. Es ist bei uns ausgelassen und der dichter wendet sich nun zur geschichte von der krankheit des Tiberius.

2. Die legenden von Tiberius, Vespasian und Veronica. Die entwickelung der apokryphischen erzählungen und legenden von Tiberius, Vespasian und Veronica hat A. Schön

bach, Anz. fda. 2, 149 in seiner besprechung der ersten ausgabe von Tischendorfs Evangelia apocrypha dargestellt. Es sind darnach zwei recensionen der Pilatus-Veronicalegende zu unterscheiden, deren erste ich nach ihrem vorzüglichsten repräsentanten mit D (Grazer hs. 38/47. 4o. fol. 41 a ff.), die zweite mit LM (L= lat. Pilatusprosa, Mones Anz. 1838, 526; M = Grazer hs. 37/45. 4o. fol. 157b ff.) bezeichnen will. Eine ergänzung bedürfen nur Schönbachs angaben über das verhältnis beider versionen zu den beiden lateinischen urformen A (Mors Pilati qui Jesum condemnavit, Tischendorf s. 456) und K (Vindicta Salvatoris, Tischendorf s. 471).

Im wesentlichen ist nämlich die recension D eine fortsetzung von A, LM von K. Aber wir müssen daneben doch auch bekanntschaft von D mit K und von LM mit A annehmen. Erkannt hat dies Schönbach (a. a. o. s. 193) nur für den bericht über die Pilatusleiche in LM, der aus A stammt. Dies hat seinen grund darin, dass Schönbach einen wichtigen unterschied der Veronicalegende in A und K nicht gebührend würdigt.

In D erfährt Volusian von dem bilde das Veronica besitze; diese leugnet, es wird ihr entrissen und sie entschliesst sich, mit nach Rom zu fahren. Dies entspricht ganz der version K. Anders aber ist dies in LM. Hier erfahren die Römer Christi tod durch Veronica selbst, wie in A, und auch das folgende entspricht sich fast wörtlich:

LM

Vehementer doleo, quod legationem domini mei nullatenus expleo. Veronica: dominus et magister meus ante passionem suam verbum veritatis longe lateque predicavit; unde dum frequentius licet invita ipsius carerem praesentia, ipsius similitudinis suae imaginem et ad solacium saltem mihi disposui pingendam, ut dum eius privarer adspectibus, sola cium prestaret figura imaginis huius. Dum autem lintheum pictori defero ad pingendum, dominus meus occurrit mihi in via et requirenti a me causam ape

A

Vehementer doleo, quia id pro quo dominus meus me miserat explere non valeo. Cui Veronica: dominus meus cum praedicando circuiret,

et ego eius praesentia nimis invita carerem, volui mihi depingi imaginem,

ut dum eius privarer praesentia, saltem mihi praestaret solacium imaginis suae figurae.

Cumque linteum pictori deferrem pingendum, dominus meus mihi obviavit et quo tenderem requisivit. Cui cum viae causam

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