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polab. vür'ål, osorb. vor'ol: aksl. orìlu 'adler' (vgl. lit. arélis);

polab. vüs, osorb. voska, klruss. vôś : aksl. osì (vgl. lit. aszis);

:

osorb. voskrot aksl. oskrůdu 'haue, hammer' u. dgl. (vgl. apr. scurdis);

osorb. vosom, nsorb. vosym, russ. vosemě: aksl. osmi 'acht' (vgl. lit. āszmas);

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osorb. nsorb. vosa poln. osa, russ. osina 'espe' (vgl. apr. abse);

osorb. vost, nsorb. voset 'distel', russ. vostryj ostryj, aksl. ostru 'scharf' (vgl. lit. asztrùs);

osorb. nsorb. vosol
osorb. nsorb. votava

aksl. osilu 'esel' (got. asilus);

russ. u. s. w. otava 'grummet'. osorb. votruby, nsorb. votšuby, wruss. votrubi: aksl. otrąbi 'furfur';

polab. vit, klruss. vôd : aksl. otu 'von' (vgl. lit. at-);

osorb. vote, nsorb. vośc 'vater', russ. votčina 'erbgut', votċim 'schwiegervater': aksl. otici 'vater';

polab. vića, osorb. vovca, nsorb. vejca, klruss. vôve'a aksl. ovica 'schaf' (vgl. lit. avis);

polab. vivās, vüjås, osorb. vovs, klruss. vôvśuch : aksl. ovisu 'hafer' (vgl. lat. avēna);

klruss. voznyc'a 'darrhaus', czech. vozditi : ozditi ‘darren'. Im südslav. fehlt der w-vorschlag vor einfachem o (slov. vol ol 'bier' steht vereinzelt da) und nur in einem besonderen falle, nämlich vor a (aus on) hat das slovenische (und zum teil auch das bulgarische) ein anlautendes w entwickelt, vgl. slov. vodica (ôdica, aksl. adicu), vôž (aksl. *ąži), vugor (ôgor, aksl. *agori), vôgel (aksl. aglu), vogel (aksl. agli), vôgre (aksl. *agrici), vôs (aksl. asu), vôtel (aksl. atlu). Für altslav. w-prothese vor o ist kaum etwas anzuführen, denn auf vagrinŭ neben agrinŭ darf man sich nicht berufen, weil es sein v von vŭgrină herübergenommen haben wird, und ebensowenig auf vaza (vęzati), dessen v (w) wol nur in der zusammensetzung mit să-, u- lautgesetzlich entstanden ist (Brugmann, Grundr. 12,943). Es bleibt, soviel ich sehe, nur gemeinslav. vonja 'geruch' (vgl. aind. ániti) übrig, das aber ohne weitere stütze die annahme einer altoder gemeinslav. w-prothese vor o nicht rechtfertigen kann Beiträge zur geschichte der deutschen sprache. XXIV.

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(vielleicht ist vonja aus *vu-onja entstanden und hat es ursprünglich 'einatmung' bedeutet). Im gegenteil: aksl. serb. russ. poln. osa 'wespe' beweist uns, dass das urslavische, weit davon entfernt vor o einen w-vorschlag anzunehmen, vielmehr das indog. w vor o verlieren konnte, vgl. lit. vapsà, ahd. wefsa, lat. vespa, bal. grabz. Ob polab. våsa, osorb. vosa, nsorb. vos das alte w erhalten haben (vgl. aksl. voda, vosku u. s. w.), oder ihr w erst der einzeldialektischen prothese verdanken, ist nicht zu entscheiden.

Wenn aber das anlautende o (d. i. indog. a, o, ə) im altslav. unverändert blieb, so fällt die an sich wahrscheinliche hypothese Meillets, dass vepri durch eine contamination von *vopri und *jepri entstanden sei, denn *opri (*aprio-) hätte kein gemeinslav. *vopri ergeben können. Wir werden mit Berneker das w in vepre für indogermanisch halten müssen und brauchen dann lett. vepris nicht mehr als ein lehnwort aus dem slavischen zu betrachten. Dennoch trifft Bernekers etymologie aksl. vepri 'eber': aind. vápati 'wirft hin, streut aus, sät' kaum das richtige, denn vap- ist doch eigentlich 'werfen', wie aus den bei Böhtlingk und Roth verzeichneten stellen leicht zu ersehen ist (z. b. Rv. 2, 14, 6. 7, wo vap- für das niederwerfen der feinde gebraucht wird). Der technische ausdruck akshan vapati heisst doch nicht etwa 'er sät die würfel'! Und das offenbar zu vap- gehörige vápra- 'aufwurf, erdwall' lässt sich ebenfalls nur begreifen, wenn man von der grundbedeutung 'werfen' ausgeht. Allem anschein nach ist vaperst im sonderleben des indischen ein wort für 'säen' geworden. Nebenbei sei bemerkt, dass Bernekers ähnliche erklärung von lit. szernas 'wilder eber' ebenso verfehlt ist: das wort kann nicht zu aind. kshárati gehören, weil dieses nach ausweis von mind. jharati, avest. yžaraiti, gr. ɛipo auf eine grundform mit anlautendem 3h hinweist und wir also lit. (gž), nicht sz zu erwarten hätten. Auch ahd. haran und ags. scearn, an. skarn, gr. oxoo (genit. oxatós) dürfen nicht mit kshárati verbunden werden.

Auch sonst weiss ich keine indog. wurzel, wovon vepri abgeleitet sein kann. denn an aind. vápati 'scheert' ist

natürlich nicht zu denken

und so werden wir uns vorläufig

damit zufrieden geben müssen, dass vepri 'eber' bedeutet, also

gerade dasselbe wie ahd. ebur. Möglicherweise verhält vepri sich zu ebur wie aind. vrshabhá- zu rshabhá- (s. Et. wb. der got. sprache s. v. wargiþa), d. h. wir haben mit indog. doppelformen zu tun, welche sich wol am besten durch sandhi erklären lassen. Aehnlicherweise gibt es wörter mit und ohne in lautendes w (vgl. Feist, Beitr. 15, 548 ff.), welche man doch auch nicht gerne von einander trennen wird.

Gehen wir zur besprechung des lat. wortes über, das nach Berneker nicht mit ëbur, sondern vielleicht mit aind. ap'wasser' zu verbinden wäre (eine vermutung, welche wir gerne auf sich beruhen lassen). Steht aper dann nicht mit ëbur in einem gut beglaubigten ablautsverhältnis? Oder ist etwa lat. pateo von gг. лɛtávvõμi, lat. saxum von secāre, lat. gradior von got. grids, lat. labrum von ags. lepor zu trennen? Wir bedürfen der vermutung, dass aper sein a erst von caper bekommen habe (Fick 14, 362), nicht im mindesten und können getrost das verhältnis von aper zu ëbur als ein rein-lautliches betrachten. Das verwerfen einer evidenten gleichung wie ahd. ebur lat. aper ist ein methodologischer fehler und widerstreitet den principien einer wissenschaft, welche ausschliesslich auf evidenten gleichungen beruht.

Und jetzt ebur selbst. Nach den vorhergehenden ausführungen stehe ich nicht an, jede etymologie, welche ebur auf eine i-wurzel zurückführen will, von vornherein als verfehlt zu betrachten, weil sie der unleugbaren verwantschaft mit lat. aper und dem wahrscheinlichen zusammenhang mit aksl. vepri keine rechnung trägt. Darum ist Bernekers erklärung von ëbur aus indog. *ibhoro- zu aind. yabh-, slav. jeb'begatten' unbedingt abzuweisen, und das um so eher, wenn die letztgenannte wurzel in der ursprache ein spirantisches j gehabt hat, was mir auf grund von gr. Céquoos, dem namen des feuchten und befruchtenden westwindes, in hohem grade wahrscheinlich ist (Odyss. 7, 118 f. ἀλλὰ μάλ' αἰεὶ Ζεφυρίη πνείουσα τὰ μὲν φύει, ἄλλα δὲ πέσσει). Also ζέφυρος : yabhati Svyóv yugám. Natürlich ist bei dieser auffassung von yabh- das synonyme gr. olpo, oigéo ferne zu halten.

=

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Eine etymologie von ahd. ebur, ags. eofor (an. jofurr) : lat. aper, umbr. abro- aksl. vepri, lett. vepris zu geben, bin ich nicht im stande. Schade 123 denkt an die wurzel *op

:

in an. afl u. s. w., welche aber nirgends ein w im anlaut zeigt und uns deshalb bei der erklärung von aksl. vepri, lett. vepris und von ahd. ëbur im stich lässt. Wahrscheinlich haben wir

bei ëbur, aper, vepri von *wep- auszugehen, denn dass die formen ohne anlautendes w erst durch indog. sandhi aus den mit w anlautenden hervorgegangen sind, bedarf kaum des beweises.

Zum schlusse noch einige fragen über ein anderes wort, das lautliche schwierigkeiten macht. Steht got. stiur, avest. staora- nicht in demselben verhältnis zu an. þjórr wie got. stautan zu aind. tudáti, an deren zusammengehörigkeit niemand zweifelt? Führt þjórr uns nicht zu gr. tavoos, lat. taurus u. s. w. hinüber, wenn wir nur annehmen wollen, dass germ. eu und gr. lat. au mit einander ablauten wie in got. stiurjan : gr. otavoós, lat. re-staurāre. Und wird am ende gall. tarvos nicht irgendwie mit stiur und staora-, mit þjórr und taugos verwant sein? Wörter wie stier und eber lehren uns, wie wenig wir noch von der indog. lautlehre wissen.

AMSTERDAM, februar 1898. C. C. UHLENBECK.

ZUM ALTENGLISCHEN BOETIUS.

Bei Bosworth-Toller findet man s. 1086 ein bys 'storm' angesetzt, das Toller mit an. byss 'uproar, tumult' vergleicht. Er bringt dafür nur einen einzigen beleg und zwar aus dem 20. cap. der aengl. Boetiusübersetzung. Die stelle lautet bei Fox s. 72, 4: Ac seo orsorhnes gap scyrmælum swa pas windes yst,1) doch aus der anmerkung erfahren wir, dass yst in keiner hs. steht, sondern nur eine conjectur von Cardale ist, indem Ms. Cotton 2) swa þær windes bys und Ms. Bodl. swæper windes bys hätten. Ein blick in Ms. Bodley 180 zeigte mir indessen, dass diese hs. nicht bys, sondern ganz deutlich dyf hat. Die Juniussche abschrift hat natürlich ebenfalls dyf. Da nun Junius die abweichenden lesarten der Cottonhs. am rande notiert, zu dieser stelle aber nichts bemerkt, so ist anzunehmen, dass auch Otho A. VI dyf hatte. Leider fehlt das wort jetzt in der Cottonhs., indem an dieser stelle der rand abgebröckelt ist. 3) Jedenfalls aber entbehrt die Fox'sche lesart bys jeder handschriftlichen autorität, und dieses wort ist demnach aus den lexicis zu streichen.

Bei der erklärung unserer stelle haben wir nunmehr von Jyf auszugehen, und ich meine, sie lässt sich am ungezwungensten erklären, wenn man annimmt, dass in der urhs. pyf

1) Das lat. original lautet: illam (d. h. prosperam fortunam) videas ventosam fluentem.

*) Von der aengl. Boetiusübersetzung gibt es bekanntlich zwei alte hss.: 1. die Cottonsche hs. Otho A. VI, die durch den brand der Cottoniana stark gelitten hat, 2. Ms. Bodley 180. Diese letztere hs. schrieb Junius ab, gab aber auch die varianten aus der Cottonhs. Seine abschrift wird als ms. Junius 12 in der Bodleiana aufbewahrt.

3) Nach einer freundlichen mitteilung des herrn W. J. Sedgefield, von dem wir bald eine ausgabe der aengl. Boetiusübersetzung erwarten dürfen.

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