Page images
PDF
EPUB

in an. afl u. s. w., welche aber nirgends ein w im anlaut zeigt und uns deshalb bei der erklärung von aksl. vepri, lett. vepris und von ahd. ëbur im stich lässt. Wahrscheinlich haben wir bei ebur, aper, vepri von *wep- auszugehen, denn dass die formen ohne anlautendes w erst durch indog. sandhi aus den mit w anlautenden hervorgegangen sind, bedarf kaum des beweises.

Zum schlusse noch einige fragen über ein anderes wort, das lautliche schwierigkeiten macht. Steht got. stiur, avest. staora- nicht in demselben verhältnis zu an. bjórr wie got. stautan zu aind. tudáti, an deren zusammengehörigkeit niemand zweifelt? Führt þjórr uns nicht zu gr. tavoos, lat. taurus u. s. w. hinüber, wenn wir nur annehmen wollen, dass germ. eu und gr. lat. au mit einander ablauten wie in got. stiurjan : gr. otavoós, lat. re-staurare. Und wird am ende gall. tarvos nicht irgendwie mit stiur und staora-, mit bjórr und taugos verwant sein? Wörter wie stier und eber lehren uns, wie wenig wir noch von der indog. lautlehre wissen.

AMSTERDAM, februar 1898. C. C. UHLENBECK.

ZUM ALTENGLISCHEN BOETIUS.

Bei Bosworth-Toller findet man s. 1086 ein þys 'storm' angesetzt, das Toller mit an. byss 'uproar, tumult' vergleicht. Er bringt dafür nur einen einzigen beleg und zwar aus dem 20. cap. der aengl. Boetiusübersetzung. Die stelle lautet bei Fox s. 72, 4: Ac seo orsorhnes zæp scyrmælum swa pæs windes yst, 1) doch aus der anmerkung erfahren wir, dass yst in keiner hs. steht, sondern nur eine conjectur von Cardale ist, indem Ms. Cotton 2) swa þær windes pys und Ms. Bodl. swaper windes bys hätten. Ein blick in Ms. Bodley 180 zeigte mir indessen, dass diese hs. nicht bys, sondern ganz deutlich dyf hat. Die Juniussche abschrift hat natürlich ebenfalls dyf. Da nun Junius die abweichenden lesarten der Cottonhs. am rande notiert, zu dieser stelle aber nichts bemerkt, so ist anzunehmen, dass auch Otho A. VI dyf hatte. Leider fehlt das wort jetzt in der Cottonhs., indem an dieser stelle der rand abgebröckelt ist.3) Jedenfalls aber entbehrt die Fox'sche lesart bys jeder handschriftlichen autorität, und dieses wort ist demnach aus den lexicis zu streichen.

Bei der erklärung unserer stelle haben wir nunmehr von Jyf auszugehen, und ich meine, sie lässt sich am ungezwungensten erklären, wenn man annimmt, dass in der urhs. pyf

1) Das lat. original lautet: illam (d. h. prosperam fortunam) videas ventosam fluentem.

*) Von der aengl. Boetiusübersetzung gibt es bekanntlich zwei alte hss.: 1. die Cottonsche hs. Otho A. VI, die durch den brand der Cottoniana stark gelitten hat, 2. Ms. Bodley 180. Diese letztere hs. schrieb Junius ab, gab aber auch die varianten aus der Cottonhs. Seine abschrift wird als ms. Junius 12 in der Bodleiana aufbewahrt.

3) Nach einer freundlichen mitteilung des herrn W. J. Sedgefield, von dem wir bald eine ausgabe der aengl. Boetiusübersetzung erwarten dürfen.

(=pyff, NE. puff) gestanden habe: aus diesem konnte leicht ein nachlässiger abschreiber byf machen, das unter der hand eines zweiten abschreibers leicht zu dyf werden konnte. Ich bin zwar nicht im stande ein aengl. substantiv pyff anderswo zu belegen, doch war es nachweislich frühmengl. im gebrauch: vgl. Ancren Riwle s. 122, 17 a windes puf; und auf das vorhandensein eines aengl. verbums pyffan habe ich bereits in der Academy, 7. mai 1892, s. 447 hingewiesen.') Ein windes pyff passt für diese stelle vorzüglich.

OXFORD, 13. juli 1898.

ARTHUR S. NAPIER.

AENGL. JETÆL, ZETEL ZAHL'.

Neben westsächs. zetal2) (g. zetæles u. s. w., pl. n. acc. zetalu) muss es im spätwestsächs. eine form zetel mit durchgehendem e (g. zeteles u. s. w., pl. n. acc. zetel ohne endung) gegeben haben. Den beweis dafür dürften die folgenden beispiele liefern, aus denen auch hervorgeht, dass namentlich Elfric die e-formen gebraucht hat.

1. Belege für æ (a) - formen:

Nom. acc. sg. getal Wright-Wülker 43, 39 (Corp. Gll.). Gen. 1420. Exod. 229. 234. Beda ed. Miller 344, 34. 454, 24. Matth. 14, 21. Anglia 8, 302, 34 u. s. w. (ich habe aus dem dort mitgeteilten stück 22 beispiele notiert). WW. 366, 10. 11.

g. getales Cockayne, Narratiunculæ s. 33 ff. (11 mal). Anglia 8, 302, 42. Ae. Chronik z. j. 973 (Ms. C); getales Sal. 38. Leechdoms 2, 284, 22. Cockayne, Narrat. 36, 28.

1) Zu dem einzigen aus Techmers Internationaler zs. 2, 121 dort angeführten beleg kann ich jetzt aus meinem demnächst erscheinenden bande aengl. glossen folgende hinzufügen: 1, 1886 spirantis = piffendes (vgl. Zs. fda. 9, 450). 1, 4931 exalauit ut apyfte (vgl. Zs. fda. 9, 519). 18, 42 efflauit

[ocr errors][merged small]

=

2) Im nordh. galt die form tal (Lindisf. und Rushw. Gospels, Durham Ritual), das sein a wol dem verbum (ze)taliza oder dem an. tal verdankt.

d. getale Anglia 8, 304, 40 u. s. w. (6 mal). Deut. 32, 8. WW. 418, 36; getale Deut. 1, 11. Thorpe, Ancient Laws 1, 86, 1. Cod. Dipl. 4, 116. Menologium 63.

Nom. acc. pl. getalu 1) WW. 176, 25. 429, 27.

d. getalum Gen. 1688. WW. 431, 18.

2. Belege für e-formen:

Nom. acc.sg. getel Gen. 2755. WW. 250, 42. Exod. 5, 18. Assmann, Ags. homilien 43, 477 (Ælfric). Elfrics Grammatik 2) 9, 21. 25, 16 u.s. w. (ich habe ca. 45 fälle notiert). Elfr. Hom. ed. Thorpe 1, 32, 26. 188,35. 190, 11. 338, 27. 536 (5 mal). Ae. Chron. z. j. 1014 (Mss. C, D).

g. zeteles Elfr. Gr. 13, 8. 83, 9. 108, 19. 110, 3. 5. 135, 14. Assmann 45, 528 (Elfr.). Ae. Chron. z. j. 973 (Mss. Parker und B). d. getele Elfr. Hom. 1, 102, 33. 190, 1. 2, 222, 3. 586, 32. Ælfr. Gramm. 13, 10 u.s. w. (26 mal). Num. 15,34. Anglia 8, 299, 13. 318, 23. WW. 251, 1.

Nom. acc. pl. getel Ælfr. Gr. 83, 7. 126, 13. 283, 8. 286, 16. 296, 13 und vielleicht 13, 19. 232, 6. 280, 18 (die letztgenannten können aber auch sing. sein).

d. zetelum Ælfr. Gr. 134, 3. 286, 12.

Da die hss., welche e-formen aufweisen, das e und œ sonst nicht verwechseln, so setzen die angeführten beispiele die existenz eines getel neben dem normalem getal für das spätere westsächs. ganz ausser zweifel.

Abgesehen aber von dem wurzelvocal unterscheiden sich die beiden formen auch ferner dadurch, dass erstere im nom. acc. pl. zetel (ohne endung),3) letztere das regelrechte getalu hat. Da nun aber Elfric kurz- und langstämmige neutra sonst nie verwechselt, 4) sondern bei ersteren den pl. auf -u bildet,

1) Nom. acc. pl. lautet im nordh. talo,, vgl. Cook, Glossary of the Old North. Gospels.

2) Was die beispiele aus Elfrics Grammatik anbelangt, so muss erwähnt werden, dass, während die grosse mehrzahl der hss. stets e schreiben, ein paar hss., F, I und gegen den schluss des werkes H, dieses e consequent durch ersetzen. Doch ist es klar, dass Elfric selbst die e-formen brauchte.

$) Sämmtliche hss. der Grammatik stimmen in der endungslosen form überein.

*) Auch wo die ganz späte verwechselung stattfand, ergab sie formen wie wordu (mit -u), nicht umgekehrt pluralformen wie *hof.

bei letzteren die endungslose form hat, so folgt daraus, dass zu Elfrics zeit der wurzelvocal von getel lang war. Da man aber ferner angesichts des relativ späten vorkommens der e-formen wol kaum berechtigt ist, eine ablautsform getel = *zatōli anzusetzen, so bleibt als einzige möglichkeit die annahme einer aengl. dehnung. Geht man von einem zetel (mit ě) statt durch einfluss des vb. tellan) aus, so bekommt man mit dehnung im nom. acc. sg. getel ebenso wie wel aus wel (vgl. Sweet, Hist. of Engl. Sounds §§ 388. 389). Das lange drang dann in die obliquen casus ein, daher geteles u. s. w. statt des zu erwartenden getěles; dazu bildete man ganz natürlich den nom. acc. pl. zetel statt *zetělu. Bei hof, lof u. s. w. dagegen, wo eine ähnliche dehnung im nom. acc. sg. stattgefunden zu haben scheint, blieb die länge auf diese casus beschränkt und erstreckte sich nicht auf die anderen casus: daher hofes, pl. hõfu.

Sollte diese erklärung das richtige getroffen haben, so liefert sie eine ganz unabhängige bestätigung der aengl. dehnung einsilbiger wörter auf einfachen consonanten.

1) Dieses e kann nicht direct im subst. durch umlaut hervorgebracht worden sein, da man dann *getele (i-stamm) oder *zetell (ja-st.) erwarten müsste.

OXFORD, 13. juli 1898.

ARTHUR S. NAPIER.

« PreviousContinue »