adj. semrach urverwant sein. Ir. semrach kann aus *sembrakound dies wieder aus *semrako- entstanden sein. Isl. smári erkläre ich aus urgerm. *smáirhon-, vorgerm. *smarǝkon-. Wenn dies richtig ist, steht smári zu ir. seamrog im ablautsverhältnis. 31. Anorw. hreistr n. collect. und hreistrar f. pl. 'schuppen', norw. dial. reist n. Davon vb. isl. hreistra, norw. dial. reista 'die schuppen abschaben'. In einer anderen mundart sagt man risp 'schuppen', was zugleich 'was man abstreift' bedeutet und zu rispa 'abstreifen, abreissen' gehört. Nhd. schuppe, ahd. scuoppa ist von schaben abgeleitet. Man erwartet hiernach, dass anorw. hreistr von einem verbum abgeleitet ist, das 'schaben' bedeutet hat. Ich deute germ. hraistra- aus vorgerm. *karsǝtro- und vergleiche kslav. krasta 'scabies' aus *korsta, lit. karszti 'flachs riffeln, wolle kämmen, striegeln', aind. kaš, kašati (aus *kars-) 'reiben, schaben, kratzen', fut. kašišyati. Oder aber aus *karastro-. In derselben bedeutung wie reist (anorw. hreistr) wird in anderen neunorw. mundarten ras n. gesagt; davon vb. rasa s. v. a. reista. Auch ras, aus *hrasa-, spricht dafür, dass das ei von hreistr aus vorgerm. a + entstanden ist. In betreff des ra- von ras vgl. anorw. rass aus *arss, ragr · = argr, frata. 32. Ahd. gameit 'vanus, obtusus, stultus, contumax, jactans'; in gimeitun, ungimeitun 'vane, incassum'; gameitheit 'insolentia'; gameitisón luxuriare'. Im mhd. bedeutet gemeit 'lebensfroh, keck, schön, lieblich, lieb', welche anwendung sich aus 'eitel, mutwillig, ausgelassen' entwickelt hat (vgl. die bedeutungsentwickelung bei mhd. tol). As. gimed töricht, übermütig'. Ags. gemád 'vecors', einmal poet. mádmód 'folly'; neuengl. mad aus dem ags. part. praet. gemædd. Abweichend ist die bedentung des got. gamaids (acc. pl. gamaidans) ‘verkrüppelt'. Der bedeutungen wegen gehört gamaids, ahd. gameit u.s.w. nicht sicher zu got. inmaidjan 'verwandeln', inmaideins 'vertauschung', maidjan xaлnλever, eig. 'vertauschen', welche mit lat. mutuus, alat. moituos, lett. mitet 'verändern, unterlassen' und wol zugleich mit ahd. midan, nhd. meiden verwant sind. Ahd. gameit (wozu in gameitun) stimmt dem sinne nach trefflich mit den folgenden wörtern überein: gr. μárny 'umsonst', paratos 'eitel, nichtig, vergeblich; töricht, wahnsinnig; leichtfertig, ausgelassen, mutwillig'; air. in-mada 'sine causa', madae 'vergeblich' (Stokes, Urkelt. sprachsch. s. 206). Die ir. wörter zeigen, dass gr. uat- nicht aus mnt- entstanden ist. Ich vermute, dass ahd. gameit, *gamaida-z aus *gá-maipa-z entstanden ist, weil der hauptton früher auf der ersten silbe lag. Germ. -maida-, *maipa- ist nach meiner vermutung aus vorgerm. *mata- entstanden und gehört mit den angeführten gr. und ir. wörtern zusammen. Hier hat vorgerm. ǝ oder reduciertes i dem gr. a, wie in vorgerm. *krowa (woraus germ. hraiw-), entsprochen. Diese erklärung ist jedoch unsicher. Der bedeutung des got. wortes näher steht anorw. meiða 'verstümmeln; etwas so beschädigen, dass es unnütz wird'. Neunorw. dial. meida (meie ausgesprochen) 'eine spur nachlassen', meidd f. 'streifen, spur' muss dagegen anders wohin gehören. 33. Got. fraiw n., anorw. fræ, frjó n. (dat. frævi) 'same (der gewächse, menschen und tiere), nachkommenschaft'; schwed. dän. frø 'same'. Eine scharfsinnige etymologische deutung hat Osthoff, Beitr. 20, 95 f. gegeben. Früher hatte man das wort mit lat.pario 'gebäre, zeuge, bringe hervor' (z. b. fruges et reliqua quae terra pariat), lit. periú, perë ́ti ‘brüten' zusammengestellt. Dies scheint mir noch jetzt möglich. Germ. fraiwa- kann aus vorgerm. *par,wo- entstanden sein. Der umlaut des anorw. frá kann in verschiedener weise erklärt werden. Das anorw. adj. frær 'fruchtbringend' kann auf einen stamm *fraiwja- zurückgeführt werden. Auf ein verbum fraijan deutet schw. dial. frö (praet. frödd) süg 'reif werden'. Aus diesen formen kann das á auf fræ übertragen sein. Allein auch eine andere erklärung ist möglich. Von vielen germ. neutralen wörtern finden sich nebenstämme 1) auf -a, 2) aufs oder -az-iz. Z. b. an. egg neben ags. pl. gru. Daher kann das ά von fræ aus einem stamme *fraiwiz- auf den stamm fraiwa- übertragen sein. Für die bildung eines vorgerm. *par,wo-m vgl. lat. vacuos, nocuos, arvom, salvos; anorw. adj. orr, st. arwa-; aind. rkvá-, éva-. Beiträge zur geschichte der deutschen sprache. XXIV 30 34. Ueber das wort 'kleid' hat A. Erdmann in einer umsichtigen und gründlichen abhandlung 'Kleid und filz' (Upsala 1891) gehandelt. Mhd. (zuerst in der mitte des 12. jh.'s) kleit n. (gen. kleides, nom. pl. kleit und kleider), mnd. klêt, mnl. cleet, afries. klêth, klath, ags. clád (seit dem 8. jh.), selten clæð; an. klæði n. Erdmann erklärt kleid als 'zusammengeklebtes zeug' und stellt es zu klei-ster, y2otós u.s. w. Dies kommt mir der bedeutung wegen nicht wahrscheinlich vor. Eine anwendung wie ags. hine mid cildcláðum bewand 'pannis eum involvit' deutet eher darauf hin, dass 'kleid' als 'umwurf' bezeichnet ist. Darauf deutet auch der umstand, dass aisl. klæði speciell 'die überkleider' bedeuten kann (Eyrb. cap. 45). Von der wurzel klai-, gloi- 'kleben' sind wörter die mit kleid der bedeutung nach verwant sind, sonst nicht gebildet. Ich wage eine dreiste vermutung. Aus βέλεμνον, βάλλω, B2ñμa, ßeßó2ŋua ist eine indog. wurzel gélə- zu folgern. Ags. cláð, cláæð, urgerm. *klaipiz oder *klaipa könnte daher ein vorgerm. *golitos oder *gol,to-m mit dem hauptton auf der ersten oder zweiten silbe voraussetzen. Der bedeutung wegen vergleiche man βάλλομαι mit ἀμφὶ- oder περὶ- sich umtun, sich anlegen (z. b. περὶ δὲ μέγα βάλλετο φάρος) von waffen und kleidern; act. Bá22ɛiv anlegen, umtun' (augì dé noi gázos ἄλλο κακὸν βάλον ἠδὲ χιτῶνα); βλῆμα (κοίτης) ‘decke', άμgiß2nua 'umwurf, anzug, kleidung', augißolov 'gewand'. Man beachte hierbei namentlich mhd. umbekleit n., mnd. ummekleit 'mantel'. Ein gewisses kleid heisst aisl. und neuisl. kast, dän. kasteklæde, norw. kasteplagg, von kasta 'werfen'. An. klæði kann, wie u. a. Hellqvist vermutet hat, aus dem ags. entlehnt sein. Dagegen spricht nicht das lapp. lehnwort laððe, denn lapp. a kann aus dem umgelauteten nord. ά entstanden sein; siehe Qvigstad, Nord. lehnwörter im lapp. Auch die durch abgeleitete form verbietet es nicht, in klæði ein lehnwort zu sehen. Denn nach ags. dat. *cláde, gen. *clades kann man im an. dat. klæde, gen. klædes gesagt und nach diesen formen einen nom. klæðe gebildet haben. Ebenso ist anorw. dat. stráte, wie Zimmer zuerst gesehen hat, aus dem ags. dat. stræte entlehnt, und nach dem dat. ist der anorw. nom. stræte n. gebildet. Wenn dagegen klæði ein echt nord. wort wäre, könnte es sich in betreff des vocals der wurzelsilbe zu ahd. kleit verhalten wie as. ârundi zu got. airus. Der anorw. gen. pl. klæðna ist, wie ich vermute, von der flexion der schwachen feminina beeinflusst. 35. Ahd. mhd. bein n., and. bên, ags. bán, an. bein 'os (ossis) knochen', später 'bein, unterschenkel'. Dafür, dass germ. bainaaus vorgerm. *bona- entstanden ist, spricht ein nord. wort. In vielen der altertümlichsten neunorw. mundarten buna f.'knochenröhre', besonders von der tibia; pl. 'arme oder schienbeine'. Auch überh. 'knochenbau'. Nordschw. dial. bords-buner f. pl. 'tischbeine'. Björn Halldórssen erklärt isl. buna als 'pes ursi'. Dies nord. bunon- f. kann mit bein m. verwant sein, wenn dies aus vorgerm. bona- entstanden ist. Der von mir im vorhergehenden belegte lautübergang, dass germ. ai aus vorgerm. ă (d) mit einem reducierten i entstanden sein kann, wird wol in der folgenden weise aufzufassen sein. Das reducierte i palatalisierte den in der vorgerm. form vorhergehenden consonanten. Das i-element, welches sich aus dem palatalisierten consonanten entwickelte, verband sich mit dem unmittelbar vorhergehenden vocal ǎ (o) zu dem diphthong ai, wonach das nach dem consonanten folgende reducierte i schwand. Die in den germ. formen häufig eingetretene versetzung (z. b. no. 6 *hraina-z aus vorgerm. kor,no-s) spricht kaum gegen die annahme einer palatalisierung des früher unmittelbar vor dem reducierten i stehenden consonanten. Denn die palatalisierung des consonanten und die einwirkung desselben auf den vorhergehenden vocal hat nach meiner voraussetzung, wenigstens zum teil, zu einer zeit stattgefunden, wo das reducierte i noch nicht geschwunden und die metathesis noch nicht eingetreten war. Der hier besprochene lautwandel ist mit dem späteren germ. - umlaut verwant, z. b. anorw. ferr aus *farik. Der umgelautete vocal (e) wird zuweilen sowol im ahd. (z. b. airin erin) als in nord. runeninschriften durch ai bezeichnet, allein der durch i-umlaut geänderte vocal bleibt kurz und ist nicht diphthong geworden (vgl. J. Schmidt, Voc. 2, 473 f.). Der lautübergang, wodurch zweisilbige vorgerm. formen wie *krow, zu einsilbigen (germ. hraiw-) wurden, hängt viel leicht damit zusammen, dass ein mehr musikalischer accent in einen mehr energischen exspiratorischen accent übergieng. Die consonantischen vermittler bei dem übergang von vorgerm. ǎ () + reduciertem i zu germ. ai waren namentlich r, l, n, m, v. Im folgenden führe ich alle die von mir behandelten wörter auf, obgleich die erklärung bei mehreren unsicher ist. Der vermittler ist 1) r; s. no. 2. germ. *airō; 3. got. airus; 6. an. hreinn; 7. got. fraisan; 16. ags. Hræda; 19. ahd. chêren; 27. got. braida-; 30. isl. smári; 31. got. fraiw. Im ganzen bei 9 wortformen. 2) 7; s. no. 4. ahd. feili; 5. got. mail; 10. got. aglaits; 34. ahd. kleit. Im ganzen bei 4 wortformen. 3) n; s. no. 14. ahd. meinen; 15. an. subst. eimr; 17. got. tains; 20. got. aih; 23. ags. drán; 28. ahd. heimo; 35. ahd. bein. Im ganzen bei 7 wortformen. 4) m; s. no. 8. norw. adj. eim; 9. got. maitan; 18. ahd. neiman. Im ganzen bei 3 wortformen. 5) w; s. no. 1. got.hraiwa-; 11. ahd. araweiz: 21.ags. wásend; 22. gotl. vajlunde; 24. ags. láwerce. Im ganzen bei 5 wortformen. Mehr isoliert sind die folgenden fälle: rs als vermittler: no. 31. an. hreistr?; nk als vermittler: no. 13 ahd. ôheim. Ferner ist bei no. 29. germ. faigja- eine vorgerm. form *poqowyo- vorausgesetzt, in welcher ein q das vor wy stehende a mit dem vorhergehenden o vermittelte. Endlich habe ich für no. 25. ahd. reihhen und für 26. anorw. reik vorgerm. formen vermutet, in denen ein vorgerm. ý ein ă mit dem folgenden reducierten i vermittelte und wo das à nach einem folgte. Für no. 12. got. arbaips f., ags, earfoð n. habe ich vorgerm. *arabət-, für no. 32 ahd. ga-meit vorgerm. *matə- (?) vermutet. Auch sonst treten die consonanten r, l, n, m, w ähnlich als vermittler auf. In aind. grathitá-, tršitá-, mrditá- ist das a 'hinter muta, media und spirans' als i geblieben. Dagegen ist dasselbe 'hinter nasal und liquida' nicht geblieben: crantá-, jātá-, dīrṇá-, pūrṇa-' (Bechtel, Hauptprobleme s. 218). Auch nach w nicht: aind. putá-. In diesen wortformen ist, wie in |