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Jeroschin (nach 1355), zugleich aber auch für Oberdeutsche wie Ottokar von Steier (um 1309; im steirischen des 15. jh.'s auch hemischheit), den sog. Seifried Helbling (1290-98) und Oswald von Wolkenstein (1367-1445) belegt. In den nd. wörterbüchern kommt es nirgends vor; für 'hinterlistig' gibt es hier reichlich ersatz in den weitverbreiteten wörtern fünisch und glupisch, nücksch und luurhaftig (Adelung 2, 731. 932. 1080. Woeste 305. Schambach 65. 259. 283. Mi 21. 24. 27. Danneil 58. 65. Weinhold 28. Müllenhoff zu Klaus Groths Quickborn11 284). Dagegen ist hämisch in obd. mundarten weit verbreitet: für Baiern belegt es Schmeller von Sachs (auch Fastn. 1, 139. 2, 7. 3, 94. 7, 98. Schwänke 1, 25. 153. 482. 2, 32. 430. 622) bis auf die gegenwart, noch früher ist es durch Oswald von Wolkenstein für Tirol bezeugt, während es Zs. fdm. 5, 447 für die jetzige Etschtalmundart belegt wird. Im Nordböhmischen ist es jetzt gleichfalls geläufig, vgl. Knothe, Markersdorfer ma., und so steht eigentlich nichts als der beleg aus Jeroschin der annahme im wege, dass hämisch ein altes bairisch-fränkisches wort sei, das Luther (z. b. Fabeln 7 d. n.) adoptiert und in md. form in die nhd. schriftsprache eingeführt habe. Bei obd. ursprung ist es aber unwahrscheinlich, dass hämisch mit heimisch zusammenfällt, wie Kluge und Paul in ihren wörterbüchern vermuten: bairisch hámisch fällt nicht mit hoamisch zusammen, vielmehr wird hämisch, wie Lexer im mhd., Heyne im DWb. und Wilmanns in seiner Grammatik annehmen, zum stamme ham, spec. zu mhd. hem zu schaden beflissen, aufsässig' gehören, in dem also der begriff des heimlichen schon von dem des böswilligen zurückgedrängt war, als das adjectiv auf -isch davon abgeleitet wurde. Wider eine andere bedeutungsentwicklung zeigt schw. hemsk 'schauerlich, düster'. Später ist dann freilich hämisch oft mit heimisch vermischt worden: heimisch erscheint in der bedeutung von 'boshaft' bei dem Thüringer Jonas (Nordhausen 1546), dem Sachsen Musculus (Frankfurt an der Oder 1564), dem Franken Eyring (Wittenberg 1725), sowie bei den Oberdeutschen Frank (Tübingen 1534) und Scheidenreiszer (Augsburg 1838), umgekehrt hämisch bei Sachs in der bedeutung versteckt', Und gerade Sachs kann uns zeigen, wie man dazu gekommen ist, hämisch zu 'heimlich boshaft' zu machen: zunächst braucht er das wort

für 'boshaft' ganz ohne den begriff der heimlichkeit: pöckisch, mütwillig, bösz vnd heunisch hemisch, muncket vnd wetterleunisch Schwänke 1, 25; sichst nit, wie sicht dein man so heunisch, tückisch, hemisch vnd wetterleunisch Fastn. 3,94; darnach vermaint der hemisch dropff den pock gewislich zv erdappen Schwänke 2, 622 von einem wolfe. Oefter tritt dann neben hämisch ein wort, das den begriff des heimlichen dazubringt: den schmaichler, gleisner vnd den hewchler, den dueckischen, hemischen meuchler Fastn. 2, 7; auf das hemischt vnd dueckischt wol Schwänke 2, 32, oft in der verbindung hemische dück Fastn. 1, 139. Schwänke 1, 482. 2, 430. Und schliesslich kann dieses wort auch fehlen, ohne dass der begriff des heimlichen mit verschwände: wer prauchet vil hemischer stueck vnd fleisset sich neidischer dueck Schwänke 1, 153. Hier ist wol nur des reimes wegen die gewohnte verbindung aufgegeben worden. Statt hemischer dück steht bei anderen heimtücke, dazu haben die Mitteldeutschen Fischart, Grimmelshausen (Simpl. 511) und Stieler das adjectiv heimtückisch. Lessing und noch Adelung 2, 1080 schreiben dafür hämtückisch, indem sie sich das wort zu deuten versuchen. hederisch zänkisch', von hader, ist wenigstens vorwiegend md., zu den belegen des DWb. Müntzer, vorrede zum neudruck der Schutzrede x. Sachs, Schwänke 1, 206. 2,470. 538. In Kehreins Grammatik 22, 86 aus Hugens Rethorica, Tübingen 1528. höhnisch ist sicher md. herkunft. Zuerst kommt es gegen 1290 bei einem Franken, Rüdeger dem Hunchover, dann bei Luther vor, und Petri muss in seinem Bibelglossar, Basel 1523, seinen obd. lesern hönen mit spotten, schmähen, schenden erklären. Sachs hat das wort erst seit 1559: Schwänke 2, 127. 303. 380. 584. Fischart 1576 im Glückhafften schiff, Kehrab v. 226 und 1581 im Bienenk. 126 a. Bei Grimmelshausen z. b. Teutscher Michel 7. Springinsfeld 1. Simpl. 1. continuatio, bei Chr. Reuter Schelmuffsky B 15. 25. 116 d. n., bei Zachariae, Poet. schriften 1765, 1, 60. 164. klaffisch, kleffisch von klaffe 'geschwätz' ist niemals im obd. fest geworden, dagegen kleppisch im nd. sehr häufig. Zuerst tritt das wort in Hugos Renner auf, dann in Megenbergs Buch der natur und im Königsberger Passional, öfters auch in alten bibeln, vgl. Kehrein, Gramm. 22, 86 und DWb. unter fürnehmisch. kriegisch, zuerst im Renner des Franken Hugo von Trim

Beiträge zur geschichte der deutschen sprache, XXIV.

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berg, hat schon hier die bedeutung der herkunft verloren, denn es heisst 'trotzig, streitsüchtig'. Es kehrt dann bei Albrecht von Eyb wider, der in Eichstedt in Mittelfranken domherr war, ferner bei Luther und Opitz, aber früh ist es auch ins obd. gedrungen: es steht in dem vor 1487 in Baiern entstandenen Salman und Markolf v. 264, bei Keisersberg, in einem Berner fastnachtsspiel von 1522 sowie bei Frisius und Maaler. Möglicherweise hat aber das wort keine selbständige bedeutungsgeschichte, sondern ist zu krieg gebildet wie bellicus zu bellum. In der späteren sprache kommt es übrigens auch ohne tadel vor, so bei Murner, Geuchmatt v. 2370. H. R. Manuel, Weinspiel (1548) v. 3331. Fischart, Bienenk. 255 a. Jesuiterhütlein v. 592. Glückhafft schiff, Kehrab v. 420. mördisch ist schon vor 1122 in der ad. Genesis bezeugt, dann im liederbuch der Hätzlerin, im Renner und in Kirchbergs chronik. 1360 findet es sich in einer Nürnberger chronik, 1489 bei Heinrich von Mügeln, nicht selten bei Luther und Sachs (ohne übertragung Schwänke 1,466). Es ist also ganz md. und hier viel gebraucht, denn es hat schon früh eine starke abblassung erfahren; schon im Renner kann man es bisweilen für eine blosse verstärkung halten: dv machest vil mördisch vbel leut 4829, we welh ein mordisch diep du bist 7015, so hiez der mördisch vbel man 14253. Jetzt ist mordsch in diesem sinne weit verbreitet, vgl. Schambach, Mi. Im nhd. ist mördisch in diesem sinne wie sonst auch von mörderisch abgelöst worden, das gleichfalls zuerst im md. auftritt. Der erste beleg ist eine variante zu der eben erwähnten Nürnberger chronik; Luther gebraucht in späteren jahren, etwa seit 1530, mörderisch, wo er früher mördisch gesetzt hatte, andre schon etwas früher: Murner, An den adel 13 d. n. (1520). Müntzer, Schutzrede 30. 34 (1524). Ickelschamer, Clag etlicher brüder 53 (1525). Ganz fest ist es bei den spăteren: Fischart, Bienenk. 238 a. Hayneccius, Hans Pfriem v. 1457. Grimmelshausen, Simpl. 490. Courage 3. Keuscher Joseph 4. Musai 2. Ebenso als verstärkung: Zs. fdm. 2, 192 (aus Nürnberg und Koburg) und dän. morderisk. Md. ist natürlich auch meuchelmördisch und -mörderisch (dies bei Grimmelshausen, Keuscher Joseph 1, zusatz und beim jungen Goethe 3, 428). muss doch Petris bibelglossar, Basel 1523, Luthers meüchelmörder mit heimlich mörder, das Nürnberger glossar von 1526

Luthers meucheln mit heymlich triegen erklären. neidisch kommt zuerst bei Eilhart von Oberge und Hugo von Trimberg vor, es ist zugleich nnl., dänisch und schwedisch, und schon Lexer macht im DWb. auf die md. herkunft aufmerksam. Früh hat es sich über ganz Deutschland verbreitet: Brant, Narrenschiff 57, 65. 64, 59. 69, 25. Sachs, Fastn. 1, 28. 104. Schwänke 1, 153. 198. 264. 381. 2, 592. Frisius und Maaler. Scheidt, Grobianus 137. Fischart, Bienenk. 254a. Glückhafft schiff, Kehrab v. 581 und nach 858. Grimmelshausen, Simpl. anhang (Kögel s. 590). Zachariae, Poet. schriften 1765, 1, 176. 184. 250. 264. räubisch erscheint zuerst mit tadel im md. Leben des heiligen Ludwig, in J. Rothes Ritterspiegel und in Kirchbergs Chronik, auch später vorwiegend bei Mitteldeutschen: Alberus, Fabeln 9, v. 25. Flöhhaz v. 1208. Ueber Sachs s. s. 499. Ebenso sind die belege für räuberisch md., zu denen des DWb. Grimmelshausen, Vogeln. 1, 2. Keuscher Joseph 8. spöttisch tritt zuerst bei Konrad von Megenberg auf, und zwar, wie diese adjectiva mit participialer bedeutung oft, als adverb. Nhd. belege: Th. Müntzer, Schutzrede 37. Agricola, Auslegung vom 19. psalme (s. den neudruck von Luthers Auffrurischem geyst 41, 1525). Sachs, Fastn. 7, 157. 159. Schwänke 2, 303. 312. 378. Fischart, Bienenk. 172b. Peter von Stauffenberg v. 444. Grimmelshausen, Simpl. 139. Springinsfeld 13. Vogeln. 2, 12. Zachariae, Poet. schriften 1765, 1, 33. 39. 62. 2, 92. Aus dem nhd. ist das wort ins dänische und schwedische gedrungen. tämisch wird von den md. idiotiken für Posen, Schlesien, die Oberlausitz, Böhmen, Baiern, Henneberg, den Westerwald, Nordwürtemberg und die Pfalz bezeugt, Mitteldeutsche wie Weise, Grimmelshausen (Keuscher Joseph 15), Gryphius (Geliebte dornrose, Palm 257), Goethe und Musäus verwenden es. Als tâmisch ist es in Baiern altheimisch, sogar bei dem Tiroler Oswald von Wolkenstein kommt es schon vor. Aus Schlesien (Weinhold, Beiträge zu einem schles. wb. WSB. 1854 f. anhänge. Zs. fdm. 4, 165. Zs. fdph. 26, 252) ist es nach Mähren und Nordböhmen gelangt (Knothe, Markersdorfer ma. Zs. fdm. 5, 465. 478); von Baiern nach Kärnten (Lexer, Kärnt. wb.). Ueberall bedeutet es zuerst 'schwindlig, betäubt', dann 'närrisch, dumm', und endlich ist es zur einfachen verstärkung geworden, in Sommers Bildern und klängen aus Rudolstadt (27, 62 z. b.) wie

im bairischen, in Kärnten wie bei Fr. Reuter. Der übergang mag sich in wendungen wie einen tämisch schlagen vollzogen haben, wo tämisch ursprünglich acc. des resultats war, aber als adverb aufgefasst wurde. Dem bairisch-österr. eigentümlich ist die entwicklung über 'närrisch' (s. das.) zu 'aufbrausend, zornig' Zs. fdm. 4, 340. 6, 272. Schmeller 1, 603. — tückisch belegt Lexer vorwiegend aus Franken; zuerst freilich kommt es in des Alemannen Anthonius von Phor Buch der gleichnisse vor, dann auch bei Murner, An den adel 41 d. n. Narrenbeschw. 16, 7.8 und Maaler. Die mehrzahl der belege ist aber doch md., sowol für die mundarten, vgl. Schmeller. Zs. fdm. 3, 406. Weinhold, Beiträge zu einem schles. wb. 101 a. Holtei, Schles. gedichte, ausgabe letzter hand 101. 246. 334 u. ö., als auch für die schriftsprache: Luther. Müntzer, Schutzrede 39. Sachs, Hürnen Seufried v. 1140. Fastn. 1, 49. 106 u. o. Fischart, Jesuiterhütlein v. 9. Grimmelshausen, Simpl. 332. 619. Zachariae, Poet. schriften 1765, 1, 62. hintertückisch, jetzt im sächsischen gebräuchlich, ist wol eine contaminationsbildung aus hinterlistig und heimtückisch. In einer Tiroler volkserzählung, Der pfannenflicker, von Karl Wolf, Gartenlaube 1897, s. 700, wird von hintertückischen Preussen gesprochen wegen der hinterlader die sie im kriege von 1866 hatten (tücken also 'stossen'), und auch das gegenstück vordertückisch gewagt. Eine andere zusammensetzung ist blasztückisch 'betrüglich', bei Luther 1522. vorteilisch ist in der bedeutung auf unredlichen gewinn bedacht' nur aus Mitteldeutschland zu belegen, Luther hat es Maleachi 1, 14, Sachs, Schwänke 1, 335. Auch das verbum vorteilen, Sachs, Fastn. 1, 89 und verforteilen 1,92 scheint nur md. zu sein, ebenso vorteilhaftig, z. b. bei Grimmelshausen, Keuscher Joseph 2. - wucherisch, zuerst in einer Nürnberger chronik vor 1488, erscheint bei Stieler ohne tadel. Ausserhalb des md. ist das wort nicht zu belegen. zänkisch, dessen grundwort Weigand in seinem Wörterbuch für Mitteldeutschland in anspruch nimmt, tritt von anfang an in participialem sinne auf. Zuerst steht es im cölnischen Vocabularius theutonista von 1475 und im Arnstädter rechtsbuch, dann bei Luther, z. b. Römer 2, 8. Sachs, Fastn. 4, 50. 112. 127. 6, 111. 7, 35. 135. Schwänke 1, 135. 136. 170. 201. 273.

2, 6. 7. 26 u. ö., bei dem Hessen Alberus und in der wetter

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