1 Ausserhalb des germ. 'mahr sind nicht genügend erklärt. vergleicht man russ. kikimora 'gespenst', poln. mora, böhm. můra ‘alp'. Die germ. wz. mar-, zu welcher auch ags. ma-mor 'schlaf, betäubung' gehört, ist identisch mit der indog. wz. mr'zermalmen, zerdrücken'. Vgl. aind. mṛṇāti 'zerschlägt, zermalmt', gr. μáprauai 'kämpfe', uaqaivo 'reibe auf', aisl. merja 'stossen' und auch aind. márate 'stirbt', lat. morior u. s. w. (s. Prellwitz, Et. wb.). Vgl. aind. svapiti 'schläft, schläft ein', svapáyati 'schläfert ein, tötet', ags. swebban 'einschläfern, töten'. 9. Got. sels 'gütig, mild', aisl. sæll ‘glücklich', ahd. sālīg 'glücklich, selig', ags. sāliz 'gut, glücklich', salra 'besser' u. s. w. vergleicht man mit ncymr. holl 'ganz', lat. sollus, osk. sullus 'omnes', und weiter auch mit gr. 820s, aind. sarvas 'ganz'. Vgl. Brugmann, Die ausdrücke für den begriff der totalität 43 f. Kluge, Et. wb.5 s. v. selig; Schade, Wb. s. v. sēls. Uhlenbeck, Et. wb. s. v. sels will diese erklärung verwerfen, schlägt aber keine andere vor. Germ. *se-la- leite ich von der wz. se- 'säen' ab. Morphologisch ist es mit air. sil 'same' identisch. Vorgerm. sẽ-lobedeutete also 'das säen, die säezeit' und dann 'jahreszeit, zeit überhaupt. Vgl. die ähnliche bedeutungsentwicklung bei lat. satio, franz. saison, engl. season, wz. se-. Als adj. bedeutete es 'zeitgemäss, rechtzeitig, schicklich, passend' (wie engl. seasonable), woher 'tauglich, glücklich, gut' u. s. w. Vgl. gr. pa 'zeit, jahreszeit, tageszeit, rechte zeit', opazos 'rechtzeitig, schicklich, schön'; lat. tempestivus 'zeitgemäss, rechtzeitig, schicklich, passend'. Dass diese erklärung des germ. *se-la- das richtige trifft, beweist die bedeutung von ags. sal: 'zeit, günstige zeit, gelegenheit, glücklicher umstand, glück'. Daraus erklärt sich auch der begriff von ags. salan: 'zufallen, zu teil werden'. Vgl. ags. tid 'zeit:: tīdan 'zufallen'. Ags. sal steht dem grundbegriff 'das säen, die säezeit' am nächsten. Obwol dieses wort weder von Kluge noch von Uhlenbeck bei der anführung von wörtern erwähnt wird, die mit got. sels verwant sind, darf es nicht davon getrennt werden. Für germ. *sela- können wir also folgenden bedeutungswandel constatieren: vorgerm. *selo 'das säen, die säezeit; zum säen, zur säezeit gehörig, rechtzeitig' ags. sāl 'zeit, günstige zeit, glück'; aisl. sæll ‘glücklich' u. s. w. Vgl. lit. se-klà, lett. sê-kla 'same': lat. sae-culum, Brugmann, Grundr. 2, 115. Fick, Vgl. wb. 24, 294. 10. Mhd. schrube, nl. schroef, aisl. skrufa 'schraube', worin Kluge, Et. wb.5 lehnwörter aus lat. scropha 'sau' sieht, sind vielleicht echt germ. Sie lassen sich gut mit lat. scrupus 'spitzer stein', gr. oxopлios 'stachlig' verbinden und vielleicht auch mit aisl. pl. skurfor, as. scurf, ahd. scorf 'schorf' (vgl. Noreen, Urg. lautlehre s. 205 f.). Diese beruhen auf der grundform *squerpo- mit den ablautsstufen *squrp-, *squrp-, *squṛp(vgl. Brugmann, Grundr. 12, 260). Die grundform *squerpo- kann man von der wz. squerherleiten, welche sich in corn. bret. spern 'spinae', lit. skverbti 'mit einem spitzen werkzeug bohrend stechen' findet (vgl. Fick, Vgl. wb. 24, 311). Vielleicht ist mhd. schrube enger mit lit. skverbti als mit lat. scrupus zu verbinden. Dann repräsentiert schrübe ein vorgerm. *squṛbha-. 11. Ags. stridan 'schreiten' ahd. strītan 'streiten' ist eine gleichung, an deren möglichkeit Kluge gar nicht gedacht zu haben scheint (s. dessen Et. wb. s. v. streit). Phonetisch darf sie allerdings nicht für ganz sicher gelten, da germ. str- auf vorgerm. str oder sr- zurück gehen kann. Begrifflich aber ist diese verbindung natürlich und ohne schwierigkeit, wenn man für die germ. wz. strīd- die ursprüngliche bedeutung ‘ausstrecken, wonach trachten, sich anstrengen' annimmt. Daraus entwickelt sich leicht sowol 'schreiten' als 'streiten'. Man vergleiche ähnliche bedeutungsentwicklung bei den folgenden: gr. ogέyo 'ausstrecken': 'schreiten': 'angreifen, anfallen', opɛyua 'das ausstrecken': 'schritt'; aind.stigh- 'schreiten': ‘angreifen'; aslov. stignati 'eilen': gr. ovɛízo 'gehe, steige', got. steigan 'steigen'; gr. лɛtávvvu 'strecke aus': лÉτоμcu 'fliege' lat. petō 'greife an'; ags. rāsan 'stürzen': 'anfallen': ze-ris 'wut': risan 'steigen': mhd. reise 'zug, reise'; ags. clacian 'eilen': clacu 'streit'; tengan 'eilen': 'anfallen'. : 12. Engl. throe 'schmerz', ags.prōwian, ahd. druoën ‘leiden' aus der germ. wz. þrō- sind aus der indog. wz. trē- 'drehen' entstanden, also mit ags. prawan, ahd. draen verwant. Vgl. für die bedeutung lat. torqueo 'drehe': 'peinige'; engl. writhe 'drehen, winden': 'sich winden, sich vor schmerz krümmen', an zuckungen leiden'. 13. Mhd. strafe 'tadel, strafe', sträfen bestrafen, züchtigen' sollen nach Kluge den übrigen germ. dialekten fehlen. Man darf sie aber mit ags. prafian antreiben; tadeln, züchtigen', prafung 'verweis, züchtigung' verbinden und auf die erweiterte. wz. trě-po- zurückführen. Vgl. gr. τoćлo ‘drehe, wende; treibe zurück, schlage ab; treibe an, überrede', r-Toέлo 'beschäme, züchtige', aind. trapate 'schämt sich, wird verlegen', trapayati 'beschämt', lat. trepidus etc. Vgl. Prellwitz, Et. wb. s. v. Toέлo. Persson, Wurzelerweiterung s. 51. Diese sippe ist also mit der vorhergehenden urverwant. 14. Ahd. zīdalāri, mhd. zīdelære 'zeidler', ableitung zu ahd. zidal-, mhd. zidel in der zusammensetzung zidalweida u. s. w. (s. Kluge, Et. wb. s. v. zeidler) weisen auf ein germ. *tīþla-, vorgerm. *di-tlo- hin, welches der wz. di-, dei- entstammt. Aus derselben wz. sind entstanden lett. déjums 'gehöhlter bienenstock', déjele 'baum, worin ein bienenstock ausgehöhlt ist oder ausgehöhlt werden kann' (wegen weiterer beziehungen vgl. Prellwitz, Et. wb. s. v. dīroc). Mt. VERNON, Iowa. FRANCIS A. WOOD. UEBER DEN GOTISCHEN DAT. PLUR. NAHTAM. Nach der ansicht der meisten autoren haben wir bei den consonantstämmen im got. die endung -um im dat. pl. zu erwarten. Diese endung finden wir bewahrt in den verwantschaftswörtern auf -r, in mênópum, bajóþum und bei denjenigen consonantstämmen welche dank diesem dativ auf -um und anderen ein lautgesetzliches u enthaltenden endungen (acc. sg. -u; acc. pl. -uns) zur u-declination übergetreten sind. Solche nomina sind bekanntlich fotus (gr. лove, lat. pes, aisl. fótr), tunbus (gr. ddous, lat. dens, aisl. tonn) und wol auch handus (aisl. hond, pl. hendr). Baúrgs, alhs, spaúrds, brusts, dulps, waihts, miluks, mitaps haben sich alle mehr oder weniger der i-declination genähert und haben im dat. pl. -im.) Die endung -am, wol der a-declination entlehnt, haben die participia praesentis und das masc. reiks, welches sich auch im gen. sg. mit der form reikis den mascc. auf -a anschliesst. Das wort nahts steht aber mit seiner dativendung -am unter den got. femininis absolut vereinzelt, und es wird deshalb vergeblich sein, die betreffende form durch annahme von anlehnung an andere paradigmen erklären zu wollen. Joh. Schmidt, meines wissens der erste welcher diese eigentümliche form zu erklären versuchte (KZ. 26, 18), findet in got. nahtam den rest eines alten n-stammes und betrachtet das betreffende wort als ein beispiel des wechsels zwischen - und -n in verschiedenen indog. neutralen substantiven. 1) Die angaben der grammatiker über die declination der zur letztgenannten gruppe gehörenden substantive müssen jedoch mit einiger reserve aufgenommen werden, weil ihre pluralformen bei Ulfilas sehr spärlich vertreten sind. Nach Schulzes stellenverzeichnis sind nur von baúrgs alle pluralcasus überliefert, ausser baúrgim ist spaúrdim der einzige dat. pl., von miluks und dulps sind gar keine pluralformen da. Den r-stamm haben wir sowol in gr. vuxtop, als auch in lat. noctur-nu-s bewahrt; den neutralen n-stamm sucht Schmidt in skr. naktábhis, got. nahtam und in der got. compositionsform nahta- in nahta-mats. Was zunächst die compositionsform nahta- betrifft, so ist ihre beweiskraft so gut wie gar keine. Die von Braune in seiner Got. gramm. s. 39 aufgeführten beispiele zeigen, dass in den nominalcompositis der a-vocal in der compositionsfuge keineswegs an stämme gebunden ist, wo er lautgesetzlich hingehört. Nahta-mats muss wol in derselben weise beurteilt werden, wie brópra-lubô und garda-waldands. Ich gebe allerdings zu, dass Schmidt nicht ganz unberechtigt war, für die compositionsform nahta- eine specialerklärung zu suchen, so lange er in dem daneben gestellten nahtam eine uralte form erblicken zu müssen glaubte. B. Kahle') hat indessen darauf aufmerksam gemacht, dass die form nahtam sehr wol auf got. boden entstanden sein kann, und zwar durch den einfluss des sinnverwanten dagam. Bei erneuter behandlung der frage hat J. Schmidt) die meinung Kahles nicht einmal erwähnt; seinem beispiele folgen Braune, Streitberg und Wrede, von denen die beiden erstgenannten keine erklärung geben, während Wrede mit Schmidts darstellung einverstanden ist. Die ungünstige aufnahme, welche Kahles vermutung gefunden hat, beruht m. e. auf der knappheit seiner beweisführung. Kahle bringt allerdings mehrere schöne analogien aus verwanten sprachen, wie z. b. ahd. gen. sg. nahtes und dat. sg. nahte neben der regelmässigen gen. - dat.-form naht, aber die beweise welche aus dem got. geschöpft werden können, scheinen ihm entgangen zu sein. In Schulzes Glossar finden wir als belegstellen für die form nahtam angegeben Marc. 5, 5. Luc. 2, 37. 1. Tim. 5, 5. Luc. 18, 7. Marc. 5, 5 steht nahtam jah dagam, gr. vvxtòs xaì ýμégas; Luc. 2, 37 nahtam jah dagam, gr. vízta xaì quéqav; 1. Tim. 5, 5 nahtam jah dagam, gr. vvxtòs xaì nμégas; Luc. 18,7 dagam jah nahtam, gr. ἡμέρας καὶ νυκτός. Die form nahtam ist also nur in der verbindung nahtam 1) Zur entwickelung der consonantischen declination im germ. s. 35. 2) Die pluralbildung der indog. neutra s. 212. 253 f. |