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des Germanennamens, Beitr. 20, 297, und Die vorgeschichtliche ausbreitung der Germanen in Deutschland in der Zs. d. ver. f. volksk. 1896, s. 9), dass das gebiet zwischen Leine und Rhein seit etwa 300 seine germanische bevölkerung erhalten hat, und es scheint mir deshalb unmöglich, die urheimat der Volcae vor ihrem aufbruch nach dem süden gegen 300 anderswohin zu verlegen als nach jenem gebiet, woraus sie durch die Istaevonen vertrieben wurden.1) An der Weser, Aller und Leine lag jahrhunderte hindurch die grenze zwischen Kelten und Westgermanen: dort muss die benennung Wolkōz, Wolzōz, Walzōz2) 'Kelten' entstanden sein.

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ROTTERDAM, november 1899.

S. MULLER.

ZU BEITR. 24, 403.

Nachträglich finde ich, dass bereits Scherer im jahre 1869 in der besprechung von Lexers Wörterbuch (Zs. f. österr. gymn. 20,831 f. Kleine schriften 1,379) alde mit ahd. erdo zusammengestellt hat. Er sagt: 'Die zurückführung von alde, alder (nebenform von oder) auf al »ander« halte ich nicht für glücklich, das dd der hochdeutschen grundform eddô ist singulär genug, um singuläre lautvertretungen begreiflich zu machen. Man mag hier zunächst an althochdeutsches erdo und das vereinzelte für denken.'

DARMSTADT, 1. august 1899.

WILHELM HORN.

1) Wenn die durch Timagenes bei Ammian (15, 9, 4) erhaltene druidensage, dass die Kelten zum teil ab insulis extimis et tractibus transrhenanis stammten, jenem in Narbonensis erzählt war, so könnte darin eine volkssage der Volcae stecken.

2) Für die zeitbestimmung der lautverschiebung ist das gewonnene datum unerheblich, da die umbildung von Wolkoz in Walyoz ebensogut vor als nach dem abzuge der Volcae stattgefunden haben kann.

ALTE LESEZEICHEN IN EINER ORTNIT

HANDSCHRIFT.

Beitr. 20, 349 ff. habe ich alte lesezeichen besprochen, welche in der Nibelungenhandschrift k mit rötel am rande angebracht sind. Der dritte teil der sammelhandschrift, zu der k gehört (no. 15 478 [suppl. 3145] der Wiener hofbibliothek) enthält eine bearbeitung des Ortnit, die in Müllenhoffs Deutschem heldenbuch 3 mit y bezeichnet ist. Auch diese weist ähnliche vermerke auf, je drei im dreieck stehende punkte mit einem darangesetzten schnörkel. Die stellen, wo sie sich finden, sollen im folgenden aufgezählt werden. Da für die erkenntnis ihrer bedeutung der zusammenhang entscheidend ist, so füge ich in klammern jedesmal die strophen und verse der Ortnitausgabe im Deutschen heldenbuche an, die mit der stelle der Wiener bearbeitung zu vergleichen sind.

Die lesezeichen stehen bei

4,3 (6,3) Er het zwelff mannes stercke der kaiser lobesam. 13, 4 (13, 4) Jerusalem im lande der her sein krone treit. 21,1 (18,4) Ich wil nach der junckfrawe hin faren uber mer. 49, 3 (53, 3) wol achczig tusent schilde vil manges ritters tach. 100, 2 (106, 1) Er het czwelff mannes stercke ortnit der kune mă. 105, 1.2 (111, 3. 4) So wil ich dir helt geben di pesten sturmewat als si auff diser erde kain kunig noch kaiser hat.

176,3 (188, 1) rot guldin was di schaide vnd auch der fessell sin. 177, 1.2 (188, 3. 4) Sin knopff der luchtet helle waz luter vnde

rain

Dar eyn so lag begraben ain licht karfunckel

stain.

209, 2.3 (225, 2.3) [hier steht das zeichen doppelt]

die euch nu helffen sollen und di sin alle hie mit lichten stahelringen sin si gar wol bewart. 221,2 (241, 2) Es mugen wol gar ferre die frunde võ dir sin. 221,4 (241, 4) ich han uff mine libe mer dann fir hundert jar. 224, 3. 4 (245, 3. 4) wann du den stain beslussest und nimst in deinen munt

waz sprach sin in der welte daz wirt dir alles kunt.

246, 3 (275, 3) wann nie kein ma uff erde mich umb min tochter

bat.

249,4 (282, 4) si stachen unde schlugen und wo dy styme was. 257,4 (293, 4) [hier steht das zeichen doppelt]

Der cristen achczig tusent di kamë uff daz lant. 276,4 (317, 4?) funff tusent guter helde di han ich hie verlorn. 297, 3.4 (344, 3. 4) wefs bitest du so lange plas bald uff din herhorn

Nün tusent guter helde di hast du hie ver

lorn.

335, 3.4 (396, 3. 4) Er sprach er hat beschaffen himel und erterich an den solt du gelauben sprach zu ir alberich. 340, 1. 2 (405, 1. 2) Da sprach zu ir ir muter vil gut ist mannes

lip

Du macht vil gerne werden des kunē heldes

wip.

344, 3. 4 (409, 3. 4) Si sprach ner mir min fater und bis sin fride

schilt

Daz er nit werd erschlagen so tun ich was

du wilt.

356, 2.3 (420, 2.3) Da het er guter helde ain michel tail verlorn wol achezig tusent helde bis uff czwelff tu

sent mă.

403, 1. 2 (481, 4) Das zwerg nach cristem orden si in daz wasser

stis

vnd auch der kunig von reussen fraw libgart

mā si his.

404, 2.3 (482, 3) daz si da vber kame follig in zwenzig tagn Dar nach an ainem morgen si kamen gen

messin.

Den mann der diese vermerke angebracht hat, interessierten also angaben von zahlen (49, 3. 257, 4. 276, 4. 297, 3.4. 356, 2. 3. 404, 2), namen (13, 4. 403, 1. 2. 404, 3), vorausdeutungen (21, 4. 105, 1. 2. 340, 2. 344, 3. 4), berichte über wunderbares, erstaunliche begebenheiten, prachtstücke u. dgl. (4,3. 100, 2. 176, 3. 177, 1. 2. 209, 2. 3. 221, 2. 4. 224, 3. 4. 246, 3. 249, 4. 335, 3. 4).

Nach allem war er derselbe, von dem die lesezeichen in der Nibelungenhandschrift herrühren, und das hier mitgeteilte bestätigt und ergänzt die charakteristik, die ich von ihm a. a. o. s. 353 zu geben versuchte, um auf den geschmack des publicums zu schliessen, das jene bearbeitungen fanden.

FELDKIRCH in Vorarlberg, 19. sept. 1899.

JUSTUS LUNZER.

DER ARTIKEL BEI PERSONENNAMEN.

Immer wider, zuletzt von Wunderlich, Zs. fdph. 31, 518, wurden vergebliche versuche gemacht, die erscheinung zu deuten, dass der deutsche personenname zu gewissen zeiten und in gewissen gegenden mit dem artikel verbunden wird. Es sei daher gestattet, mit wenigen worten das lächerlich einfache sachverhältnis darzulegen.

Unter den altdeutschen beinamen, aus denen sich die heutigen familiennamen entwickelt haben, lassen sich zwei besonders wichtige gruppen unterscheiden. Die eine gruppe enthält die bezeichnung der abstammung: Dieterich Bernhardes, Dietrich, der sohn des Bernhard: hier wird der genitiv regelmässig ohne artikel angereiht. In einer zweiten gruppe werden bezeichnungen von eigentümlichkeiten einem personennamen als attributive nomina angefügt; dies geschieht regelmässig mit hilfe des artikels: Hans der Bühelære, Wernher der gartenære, Herman der rôte. Wir sollten also erwarten, dass sich daraus zwei arten von neuhochdeutschen eigennamen entwickelt hätten: die eine ohne artikel: Bernhards, Diedrichs, Peters

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BEHAGHEL, DER ARTIKEL BEI PERSONENNAMEN.

u. s. w., die andere mit artikel: der Bühler, der Fries, der Gärtner, der Rothe, der Freund u. dgl. Ein solcher zustand lässt sich tatsächlich in älterer zeit nachweisen. Es ist aber sehr begreiflich, dass er nicht dauernd sich behauptet hat, dass vielmehr ausgleichung eingetreten ist. Wenn nun im norden die herkunftsbezeichnungen den sieg davon getragen haben, im süden die eigenschaftsbezeichnungen, so darf man vermuten, dass das kräfteverhältnis der beiden seiten in den verschiedenen gegenden ein verschiedenes gewesen sei. In der tat wissen wir, dass im norden die eigennamen, die vom vaternamen gebildet sind, viel häufiger erscheinen als im süden. Wie das zu erklären sei, das ist in letzter linie eine frage der lebensverhältnisse, eine frage der völkerpsychologie. Man sieht, wie scheinbar ganz unbedeutende grammatische kleinigkeiten mit recht tief greifenden fragen sachlicher art in beziehung stehen können.

Von den familiennamen ist im süden der artikel dann auch auf die vornamen übertragen worden.

Ich behalte mir vor, auf die angelegenheit ausführlicher zurückzukommen.

GIESSEN, 18. october 1899.

O. BEHAGHEL.

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