geflossen sein müssen, welche etwa dieses enthielt, dass die Tectosages sich von Gallien nach der Orcynia gewant und sich dort nach besiegung der Istri niedergelassen hatten.1) Caesar hat dann die Istri weggelassen, weil er wusste, dass diese nicht an (seiner) Hercynia wohnten, und überdies für den zweck seines excerptes keinen wert hatten, während Trogus umgekehrt die Orcynia ausmerzte, weil er wusste, dass bei den Istri nur von den Alpen, nicht von (seiner) Hercynia. die rede sein konnte. Ob Caesars worte quae gens ad hoc tempus his sedibus sese continet von ihm selbst herrühren oder aus der gemeinsamen quelle stammen, lässt sich schwerlich entscheiden. Es wäre möglich, dass das volk schon vor Caesar verschwunden war, und z. b. das los der Boier, der vernichtung durch die Daker Boirebistas (Strabo 4 213), geteilt hatte, aber ebenso möglich und m. a. n. wahrscheinlicher ist, dass sie bei Ptolemaeus widerkehren unter dem erst bei diesem vorkommenden namen Latovici. Jedenfalls aber ist das fehlen der Tectosages bei Strabo und Ptolemaeus kein grund, wie Niese will, um die notizen Caesars und Justins ganz der fabel zuzuweisen. Aus der gemeinsamen quelle Caesars und Justins muss auch die enge verbindung stammen, worin bei letzterm der zug der Tectosages nach Illyrien zum Galaterzuge nach Delphi stand, wobei es gleichgiltig ist, von wem die augenscheinliche umkehrung der zeitfolge der zwei züge herrührt. Die verbindung aber bestätigt die vermutung Dunckers (28), dass die grosse Keltenbewegung an den Alpen um 300, woran die erinnerung bei Livius (10, 10) und Polybius (2, 19) erhalten blieb, den stoss gab zum Galaterzuge. Ist die vermutung richtig, dann gehörte zum Gallorum ingens exercitus, der nach Livius in 299 in Etrurien eingefallen war, auch der non mediocris populus ex gente Tectosagorum, der nach Justin nachher die Istri besiegte und sich in Illyrien niederliess. Von ihren neuen dortigen wohnsitzen muss dann in 281 der vorstoss zum Galaterzuge ausgegangen sein, denn die Volcae bildeten omnium 1) Diese ursprüngliche quelle muss also älter als Posidonius gewesen sein, aber das hindert nicht die ansicht Gutschmids, dass die hauptquelle Justins Timagenes gewesen sei, noch die Nieses, dass Nepos die gemeinschaftliche nächste quelle für diesen passus Justins und Livius' war. consensu den schwerpunkt des zuges, und das zurückbleiben eines teils des stammes in Illyrien steht der annahme gar nicht entgegen. Es ist begreiflich, dass die bei Callimachus und Pausanias erhaltene sage (DA. 2, 272) die zwei kurz aufeinander folgenden züge desselben volkes miteinander verband und es aus dem äussersten westen Europas nach Griechenland kommen liess. Und zugleich wird dadurch die scharfsinnige vermutung Dunckers (33) bestätigt, die Volcae an der Cevenna seien da ums jahr 300 angekommen. Livius erzählt, dass die Gallier mit der bestimmten absicht gekommen waren, neue wohnsitze zu erlangen, ut tandem aliqua sede certa consistant. Es ist mithin wahrscheinlich, dass die Volcae sich erst, nachdem die Etrusker sich ihren abzug erkauft hatten, in zwei züge geteilt haben, wovon der eine sich ostwärts nach Illyrien und der andere westwärts nach Narbonensis wandte, und es scheint mir selbst nicht unmöglich, dass das zwei jahrhunderte später von Caepio geraubte aurum tolosanum grösstenteils aus der ingens pecunia stammte, welche die Galli (Volcae) in 299 aus Etrurien über die Alpen mitgenommen hatten. Den wohnsitzen der Volcae im Maintale und in Böhmen bei Müllenhoff und in Mähren bei Much ist hiermit glaube ich der boden geschwunden. Nach Griechenland kam das volk aus Pannonien, und nach Pannonien und Narbonensis aus Etrurien. Woher aber kam es, als es im jahre 299 in Etrurien einfiel? Hier müssen wir anknüpfen an Müllenhoffs schöne und folgenreiche entdeckung (2, 279): 'dass die Volcae einst die unmittelbaren nachbarn der Germanen waren und aus deren nächster nähe abgerückt sind, unterliegt mindestens keinem zweifel, weil die Germanen nach ihnen den ganzen keltischen volksstamm benannt haben'. Dabei muss man aber im auge behalten, dass der name Walzōz='Kelten' sich nur im westgermanischen findet, während er im ostgermanischen fehlt.1) Die Volcae waren also wahrscheinlich die ursprünglichen keltischen nachbarn der Westgermanen. 1) Dass Wlahu im slavischen aus dem deutschen entlehnt ist, beweist noch nicht, wie Müllenhoff will, dass die Slaven den namen von den Goten oder Ostgermanen entlehnt haben müssen. Die entlehnung kann ebensogut geschehen sein, nachdem die Slaven nach dem abzuge der Goten und anderen Ostgermanen zu nachbarn der Westgermanen geworden waren, und An den zwei ersten Keltenzügen hatten die Volcae keinen anteil gehabt. Der erste, nach Müllenhoff im 6. jh. anzusetzen, fügte dem alten Keltenlande das vorher nur von Iberiern und Liguriern bewohnte gebiet zwischen Loire und Garonne hinzu, und führte den stamm dann nach Iberien, wo er den Griechen zuerst bekannt wurde unter dem namen Celtae.) Er gieng also vermutlich von der Loire aus. Der zweite zug gieng zu anfang des 4. jh.'s über die Alpen nach Italien, und mag er nun nach der bei Livius erhaltenen tradition ebenfalls von dem mittleren Gallien, oder nach der modernen ansicht Bertrands, d'Arbois de Jubainvilles und Nieses (a. a. o. s. 151) von den Donauländern ausgegangen sein, jedenfalls wird die bei Justin erhaltene tradition, der zug sei aus einem ver sacrum hervorgegangen, bestätigt durch den umstand, dass sich damals im cisalpinischen Gallien eine anzahl völker niederliess, wovon mehrere namensvetter im transalpinischen zurückliessen. Für sich allein berechtigen die zwei züge nur zu dem schlusse, dass die ursprünglichen grenzen zwischen Germanen und Kelten gegen den schluss des 5. jh.'s noch nicht verschoben waren.2) Ein jahrhundert später aber kommen die ursprünglichen keltischen nachbarn der Westgermanen nach Italien, ut tandem aliqua sede certa consistant. Sie sind aus ihrer urheimat vertrieben, ohne zweifel durch die Germanen, denn nach dem jahre 300 waren diese nie und nirgends ihre nachbarn, so dass die entlehnung ihres namens nur vorher stattgefunden haben kann, und ihre vertreibung gegen den schluss des 4. jh.'s geschehen sein muss. Treffend stimmt hierzu das resultat der untersuchungen Kossinnas (Ueber den ursprung es wäre höchst auffallend, dass sich keine einzige spur des namens in den ostgermanischen sprachresten erhalten hat, wenn er da wirklich existiert hätte. 1) In meiner abhandlung De civitates van Gallië, in den Verhh. der k. akad. v. wetensch., afd. letterk., n. r. 2, no. 1 (Amst. 1898, s. 48) habe ich gezeigt, dass der zweifel Kieperts und Müllenhoffs an der wahrheit der äusserung Caesars, dass der keltische stamm des mittleren Galliens ipsorum lingua Celtae appellantur, unberechtigt ist. 2) Obiges beanstandet nicht die auch m. a. n. richtige hypothese, dass die küsten zwischen Weser und Rhein schon damals von Ingväonen besiedelt waren. 544 MULLER, ZUR HEIMAT DER VOLCAE. HORN, ZU BEITR. 24, 403. des Germanennamens, Beitr. 20, 297, und Die vorgeschichtliche ausbreitung der Germanen in Deutschland in der Zs. d. ver. f. volksk. 1896, s. 9), dass das gebiet zwischen Leine und Rhein seit etwa 300 seine germanische bevölkerung erhalten hat, und es scheint mir deshalb unmöglich, die urheimat der Volcae vor ihrem aufbruch nach dem süden gegen 300 anderswohin zu verlegen als nach jenem gebiet, woraus sie durch die Istaevonen vertrieben wurden.1) An der Weser, Aller und Leine lag jahrhunderte hindurch die grenze zwischen Kelten und Westgermanen: dort muss die benennung Wolköz, Wolzōz, Walzōz2) 'Kelten' entstanden sein. ROTTERDAM, november 1899. S. MULLER. ZU BEITR. 24, 403. Nachträglich finde ich, dass bereits Scherer im jahre 1869 in der besprechung von Lexers Wörterbuch (Zs. f. österr. gymn. 20,831 f. Kleine schriften 1,379) alde mit ahd. erdo zusammengestellt hat. Er sagt: 'Die zurückführung von alde, alder (nebenform von oder) auf al »ander« halte ich nicht für glücklich, das dd der hochdeutschen grundform eddó ist singulär genug, um singuläre lautvertretungen begreiflich zu machen. Man mag hier zunächst an althochdeutsches erdo und das vereinzelte für denken.' DARMSTADT, 1. august 1899. WILHELM HORN. 1) Wenn die durch Timagenes bei Ammian (15, 9, 4) erhaltene druidensage, dass die Kelten zum teil ab insulis extimis et tractibus transrhenanis stammten, jenem in Narbonensis erzählt war, so könnte darin eine volkssage der Volcae stecken. 2) Für die zeitbestimmung der lautverschiebung ist das gewonnene datum unerheblich, da die umbildung von Wolköz in Walyoz ebensogut vor als nach dem abzuge der Volcae stattgefunden haben kann. ALTE LESEZEICHEN IN EINER ORTNIT HANDSCHRIFT. Beitr. 20, 349 ff. habe ich alte lesezeichen besprochen. welche in der Nibelungenhandschrift k mit rötel am rande angebracht sind. Der dritte teil der sammelhandschrift, zu der k gehört (no. 15 478 [suppl. 3145] der Wiener hofbibliothek) enthält eine bearbeitung des Ortnit, die in Müllenhoffs Deutschem heldenbuch 3 mit y bezeichnet ist. Auch diese weist ähnliche vermerke auf, je drei im dreieck stehende punkte mit einem darangesetzten schnörkel. Die stellen, wo sie sich finden, sollen im folgenden aufgezählt werden. Da für die erkenntnis ihrer bedeutung der zusammenhang entscheidend ist, so füge ich in klammern jedesmal die strophen und verse der Ortnitausgabe im Deutschen heldenbuche an, die mit der stelle der Wiener bearbeitung zu vergleichen sind. Die lesezeichen stehen bei 4,3 (6,3) Er het zwelff mannes stercke der kaiser lobesam. 13, 4 (13, 4) Jerusalem im lande der her sein krone treit. 21,1 (18,4) Ich wil nach der junckfrawě hin faren uber mer. 49, 3 (53, 3) wol achczig tusent schilde vil manges ritters tach. 100,2 (106, 1) Er het czwelff mannes stercke ortnit der kune mā. 105, 1.2 (111, 3.4) So wil ich dir helt geben di pesten sturmewat als si auff diser erde kain kunig noch kaiser hat. 176,3 (188, 1) rot guldin was di schaide vnd auch der fessell sin. 177, 1.2 (188, 3.4) Sin knopff der luchtet helle waz luter vnde rain Dar cyn so lag begraben ain licht karfunckel stain. |