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klingt wie gut unterrichtet, und dennoch wird theils durch den Hinblick auf die unfreien und ungenauen Angaben jener Griechen über den Arianismus der Gothen (f. S. XIX-XXI), theils durch die Betrachtung, dafs die Bücher der Makkabäer, von denen Philoftorgius nichts fagt, mit ihren Troft- und Trutzworten eine weit reichere Quelle fowohl für kriegerische Begeisterung als für königliche, volksthümliche und staatliche Weisheit bilden, die Richtigkeit jener Nachricht wieder zweifelhaft. Freilich find diefs nur apokryphifche Bücher, aber im Kirchenkalender gerade der fraglichen Jahrhunderte werden doch auch fancti Maccavaei aufgeführt, und wir werden sehen, dafs für Ueberfetzung der Makkabäer nicht wenig Wahrscheinlichkeit spricht. Hätte übrigens Ulfilas die Bücher der Könige in der That nicht überfetzt, fo würde er damit wohl auch die Bücher der Chroniken haben fallen lafsen, auf welche fich jene, wie umgekehrt diefe, oft genug beziehen.

Eine andre, wohl wichtigere Frage ist, ob Ulfilas im neuen Bunde die Apostelgefchichte, mehr noch die Offenbarung Johannis und vor Allem den Brief Pauli an die Hebräer überfetzt habe, welchen letztren bekanntlich die Arianer nicht liebten und der auch thatfächlich in der einen der mailändifchen gothifchen Handschriften, welche in der Reihenfolge der paulinifchen Briefe den an Titus enthält, gleich nach diefem fehlt, während an deffen Stelle das Bruchstück eines gothifchen Martyrologiums oder Kalenders (S. XV) steht.

Bis zum Jahre 1756, in welchem Abt Knittel in einer Handfchrift zu Wolfenbüttel, wohin diefelbe (mit andren) erft 1678 durch Kauf über Mainz aus Weissenburg gekommen war, auf vier abgebimften Pergamentblättern (überschrieben mit des Ifidorus Hifpal. Origines) einige Bruchstücke gothischer Ueberfetzung des Briefes an die Römer (aus den Hptft. 11-15), mit nebenstehender lateinischer Ueberfetzung, fand, mit Hülfe des Upfalers Jonas Appelblaed las und 1762 bekannt machte, waren aus der in der zweiten Hälfte des 16. Jhd. zu Werden hervorgezogenen f. g. filbernen Handfchrift (Codex Argenteus), die nach vielen Schickfalen jetzt zu Upsala bewahrt wird, nur die vier Evangelien und auch diefe nur in fehr verstümmeltem ZuStande bekannt und zugänglich gewefen. Dazu gefellten fich zwei lateinische Verkaufsurkunden aus Ravenna, unter deren einer (die jetzt zu Neapel aufbewahrt wird) vier, unter der andern (die einst zu Arezzo war) ein gothischer Geiftlicher mitten unter lateinischen Zeugenunterfchriften in gothischer Sprache und Schrift Zeugnifs ablegen.

So war der Umfang gothifcher Sprachdenkmäler bis 1817 befchaffen; da erkannte der nun auch fchon als Cardinal zu Rom verftorbene Abbate Angelo Mai auf Pergamentblättern zu Mailaud, welche fämmtlich aus dem nahen Klofter Bobbio an der Trebbia ftammen und thatfächlich wegen der im achten Jahrhundert etwa drüber gefchriebenen lateinifchen Schrift fchon öfter durch die Hände welfcher Gelehrten gegangen waren, vielfach erloschene Denkmäler gothischer Schrift und Sprache, und zwar fast fämmtliche paulinifche Briefe, mehrfach fogar in Doppelhandfchriften; welche feitdem durch den mailändifchen Grafen C. O. Caftiglione, freilich langfam (1819. 1834. 1835. 1839), doch tüchtig, in gothischen, denen des Franz Junius nachgefchnittenen Lettern, veröffentlicht worden find.

Trat schon in jenen Doppelhandfchriften, einzelne Abweichungen abgerechnet,

eine und diefelbe gothifche Ueberfetzung hervor, fo vermehrte das Uebereinstimmen derjenigen Stellen des Römerbriefes, die fich mit dem Wolfenbüttler Bruchstücke deckten, die Ueberzeugung, dafs wir es bei den paulinifchen Briefen wahrscheinlich mit derfelben Ueberfetzung, fomit auch mit demfelben Ueberfetzer zu thun haben, dem die vier Evangelien zufallen. Diefer Schlufs ward abermals bedeutend durch die Thatfache verstärkt, dafs in den Blättern, welche in Mailand und Rom durch die verfchiedene Verwendung für die drüber gefchriebenen Werke getrennt liegend zu Einem und demselben Werke über das Evangelium Johannis gehören und von mir im J. 1836 unter der Bezeichnung Skeireins (d. i. 'Equŋvɛía) herausgegeben worden find, die darin verwebten Verfe des eben genannten Evangeliums, die fich mehrere Male glücklicher Weise mit den in der filbernen Handfchrift zu Upfala decken, wirklich gleichfalls Einer und derfelben Ueberfetzung angehören, die demgemäfs ohne Zweifel bei fämmtlichen gothifchen Stämmen in Möfien, Italien, Gallien, Spanien und bei den Vandalen in Afrika (f. S. X. XLIV u. Salvian. De gubern. Dei 7, 11) als gültig angenommen und angewendet worden fein mag; eine Annahme, welche aus dem einheitlichen Zusammenhalten aller diefer Stämme durch Naturbande (S. X. XLIII), aus dem gleichen inneren Gegenfatze gegen die römifche Welt (S. XL), endlich aus dem von allen beharrlich feftgehaltenen Arianismus (S. XII. XIX. XXXV) innere Beglaubigung gewinnt.

Unter jenen in Mailand vereinten gothifchen Sprachdenkmälern befinden fich aber auch einige mehr oder minder zufammenhängende Blätter oder Hauptftücke aus den Büchern Esra und Nehemia, den trockenften grade des Alten Bundes, als klarster Beweis der durchgeführten Ueberfetzung des Alten Bundes, wofür sich aber der Blick von neuem erweitert und befeftigt durch das Vorkommen mehrerer ohne alle Frage aus dem 5. Hauptftücke des erften Buches Mofis entnommener Worte oder Sätzchen in einer aus Salzburg stammenden Pergamenthandschrift des neunten Jahrhunderts zu Wien (Salisb. 140. ol. LXXI). Hier werden nämlich, wie aus dem Eingange des Evangelii Lucä (f. S. 593), fo aus jenem Hauptftücke der Genefis einzelne zufammenhängende und wiederkehrende Worte (vaúrthun-uththan, jah libáida etc.), dazu Zahlen von den Erzväterjahren aufgeführt, welche in ihren gothischen Buchstabenzeichen zu den Anfätzen der Septuaginta ftimmen, während die vom Ueberlieferer des 9. Jhd. ohne klares Verständnifs ihres Werthes darunter gesetzten römischen Zahlzeichen aus der hier abweichenden Vulgata entnommen wurden. Das Verdienft, diefe folgenreiche Thatfache zuerft erkannt und veröffentlicht zu haben, gebührt W. Grimm; weitere Erwägung in Wien felbft brachte mich zu der Ueberzeugung, dafs nicht nur noch andere Worte jenes 5. Hauptstückes in den über jene Zahlen geftellten Bemerkungen über die Ausfprache gothifcher Laute (befonders des g u. j und des ai: f. S. 593 und S. 609) enthalten feien, sondern dafs die von W. Grimm noch verkannte zweite Zahlenreihe wenigftens ficher noch aus Ezechiel, wahrscheinlich aber auch (f. S. XLVII) aus den Büchern der Makkabäer entnommen fein müsste, worüber ich in Haupt's Zeitfchrift 1, 296 etc. und den Münchner Gelehrten Anzeigen 1841 Nr. 30 ausführlich und wie ich noch glaube überzeugend verhandelt habe.

Dem Salzburger" Aufbewahrer jener Zahlen und Sprachbemerkungen (zu

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gothifchen und Runenalphabeten) lag noch, und das ift der wichtigste Zugewinn, eine Handfchrift des Alten wie des Neuen Bundes in gothischer Sprache vor, welchem er im Eingange des Evangelii Lucae und im Eingange des erften Buches Mofis feine kleinen Sätze, Zahlen und Beobachtungen entnahm.

Schon vorher S. XLVIII ift der abgebimsten mailändifchen und römischen Blätter gedacht worden, welche durch Verwendung für die darüber geschriebenen lateinifchen Werke (die 3 Blätter im römischen Cod. membr. n. 5750. 4° zeigen den Frontinus, die 5 Blätter im mailändifchen Cod. membr. E. 147. 4° das Concilium chalcedonenfe) von einander getrennt worden find, während fie vereint zu einer Abhandlung über fortlaufend durchwebte Verfe des Evangelii Johannis gehören. Leider besteht zwischen den 8 Blättern, obfchon über ihre Aufeinanderfolge durch jene johanneischen Verfe ein Zweifel nicht herrfchen kann, kein unmittelbarer Zufammenhang und fie brechen da ab, wo nach zweimaliger bekämpfender Erwähnung des Marcellus und Sabellius es von Werth gewefen fein würde, die weitre Wendung und Richtung zu erfahren, welche gegen diefe bekannten Irrlehrer, vielleicht in Verbindung mit noch mehreren, genommen worden wäre. Jener Bifchof von Ancyra in Galatien (Marcellus) war bekanntlich auf der nicäischen Kirchenversammlung ein eifriger Vertheidiger des ouoovorov gewefen, im Verlaufe des Streites aber immer weiter abgeirrt, weswegen er felbft von der nicht nicäischen Kirchenverfammlung zu Conftantinopel (336), nochmals aber fammt feinem Schüler Photinus auf der Kirchenverfammlung zu Sirmium (351) abgesetzt wurde.

In diefe Zeit etwa mag jene Skeireins fallen, die vielleicht weniger eine blofse Catena frei verwendeter Auslegungen des Evangelii Johannis, als eben eine auf den Grund oder am Faden diefes Evangeliums fortgeführte Streitfchrift gegen die genannten und vielleicht noch andre mit der arianifchen Lehre vom Verhältniffe des Sohnes zum Vater nicht ftimmende Irrlehren fein follte. Wir haben schon oben S. XXII gefehen, wie Ulfilas fein ganzes Leben hindurch gegen alle und jede Irrlehren und Sonderkirchen, demgemäfs gegen Sabellianer, Marcellianer, Photinianer u. f. w. (S. XXII) eiferte und kämpfte. Auch in jener Skeireins wird die Lehre des Sabellius und Marcellus ein gottlofer Streit (afguda háiffts) genannt, und bringt man damit in Verbindung, dafs Ulfilas nach Auxentius (S. XXII) mancherlei Abhandlungen (tractatus) und Auslegungen (interpretationes) in gothischer, griechischer und lateinischer Sprache geschrieben und hinterlaffen habe, fo erhält man wohl ein Recht, auch jene Skeireins ihm, dem raftlofen, zuzufchreiben, wobei zunächst gleichgültig bleibt, ob er das Werk felbft verfasst oder nur etwa aus dem Griechifchen überfetzt habe. Während diefes in Betreff des Satzbaues, der eigenthümliche Anakoluthe u. f. w. aufweist, zu wissen von Wichtigkeit und Belang fein würde, scheint der Verfasser wenigftens gewiffe Stellen andrer Ausleger des johanneischen Evangeliums, wie des Arianers Theodorus von Heraklea (zu Joh. 6, 9 u. 12) and des Ammonius (zu J. 3, 5. 31. 38), wirklich, wenn auch nur auszugsweise, nicht wörtlich benutzt zu haben. Nimmt man übrigens an, dafs das Werk eine fortlaufende Erklärung des Evangelii Johannis gewefen fei, in welche nur gelegentlich, G

wenn schon mit Abficht und einer gewissen Ausführlichkeit die ftrittigen Stellen gegen Marcellus, Sabellius etc. eingeflochten wurden, fo mufs das Ganze mindestens 100 Blätter umfafst haben, von denen, wie gefagt, nur 8 erhalten find.

Jene Einrede gegen Sabellius und Marcellus knüpft der Verfasser der Skeireins an das genauer von ihm nach Joh. 3, 21 erörterte Verhältnifs Johannis des Täufers, des „erdgebornen", zum Herrn, dem „,himmelgebornen, von oben gekommenen": Johannis Ausfage über den Herrn habe aber nicht nur deffen Herrlichkeit verkünden, fondern Jene auch tadeln wollen, die den Vater und den Sohn eins zu nennen wagten. An die Worte des Herrn (Joh. 5, 19. 20) knüpft der Verf. die Bemerkung, dafs der Herr damit den zukünftigen Irrthum jener Leute habe anzeigen wollen, damit fie daran lernten, zwei Perfonen in Vater und Sohn zu unterfcheiden und anzuerkennen. Wenn der Vater und der Sohn nach des Sabellius Anficht einer und derfelbe wären und beide nur mit verfchiedenen Namen bezeichnet würden, wie hätte jener diefem das Gericht übergeben (J. 8, 22)? Beiden (denn der Sohn fei auch Gott) gebe er die Ehre (25, 23), doch jedem bi vaírthidái; dem Sohne komme daher nicht die gleiche Verehrung zu, fondern nur eine ähnliche (ni ibnôn, ak galeika fvéritha), gleichwie der Herr die Liebe, womit der Vater des Sohnes Jünger liebe, nicht diefelbe nenne, wie die, womit der Vater den Sohn liebe (ni ibnaleika frijathva, ak galeika). Sage doch der Herr felbft, dafs der Vater grösser sei als er (atta máiza mis ift, wie máiza alláim J. 10, 29; 14, 29).

Ich habe früher in meinem Buche über die Skeireins den fcheidenden Gebrauch von ibna, ibnaleiks (d. i. loos, aequalis) und galeiks, analeiks (d. i. oμołos, пagopolos, fimilis) wohl nicht genug auseinander gehalten, weil die Sprache felbft in ihrer weiteren Entwickelung vom Althochdeutschen an bis zum jetzigen Gleich und Aehnlich, schon vom gothischen famaleikó (óμolws, und diefes oμolws felbft für gleich!) und galeikôn (óμoiάšɛı, óμolovv) an, frühe Abfchwächung oder begriffsgemäfs Mischung beurkundet, so dafs wir S. XXIII wohl fchon mit vollem Rechte felbft die einzige Stelle 1 Tim. 3, 16, die allein nach arianischer Beimischung zu fchmecken fchien, frei fprechen durften. S. XXI aber haben wir gefehen, dafs Ulfilas in feinem Glaubensbekenntniffe dem Sohne gleich dem Vater Gottheit zufpricht, wie auch Theodoret (4, 37) ausdrücklich bezeugt, und nur fagt, dafs der Geift, die Kraft aus der Höhe, dem Sohne gehorfam und unterthan fei, wie der Sohn dem Vater (S. XXII).

Die Kirchenfchriftsteller, welche dem Ulfilas die Ueberfetzung der heiligen Schrift in gothischer Sprache zuschreiben, stellen übereinstimmend auch die Behauptung auf, dafs er zu jenem Zwecke zugleich die gothifche Schrift erfunden habe (γράμματα ἐφεῖρε γοτθικά fagt Socrat. 4, 33; εὑρέτης γραμμάτων οἰκείων Philoftorg. 2, 5; ebenfo darnach Sozom. 6, 37. Nicephor. 11, 48; invenit, adinvenit Caffiod. hift. trip. 8, 13. Jornand. 31; Ifidor. chr. goth. aer. 415; Nicetas in Act. SS. Sept. 5, 41; Sigebert. Gemblac., Otto Frifing. 4, 16 etc.).

Jedes nur einiger Mafsen gebildete Volk wird fich bald Schriftzeichen zu eigen machen, wenn auch nicht zu den literarum secretis, wie Tacitus (Germ. XIX) unfern

Vätern diefe Kunft überbildeter Völker abspricht, so doch zu den ernsten Loofungen des Lebens (auf Holzstäben: Tacit. Germ X), zu Befchwörungen und Verwünschungen, fowie zum Angedenken theurer Verftorbener (auf Stein). Die weiter oben (S. XLVIII) genannte Wiener Handschrift und die auf sie begründeten Untersuchungen (S. XLVIII X. 772) haben gelehrt, dafs die Gothen, gleich allen übrigen deutschen Stämmen, ihr urfprüngliches Runen-ABC mit den gleichen Benennungen wie die Angelfachfen und die altnordifchen Stämme befeffen haben, dasfelbe, welches auch auf dem goldenen Horne von Tondern fo wie auf dem Goldringe zu Bukarest übereinstimmend zu Tage getreten ift; auf letzterem zugleich mit dem überraschenden Ergebniffe, dafs aufser der Doppelbezeichnung des ng durch gg auch der Doppellaut ai (fomit auch wohl au) bereits in jenem Runen-ABC mit zwei Stäben bezeichnet gewefen ift (wofür auf dem tondrischen Horne, neben gg, freilich ô und é gebraucht wird), *) fo wie, wenn die mir vorliegende Abbildung der Infchrift und befonders der ersten drei Stäbe (guth) richtig ift, auch das bei Ulfilas erfcheinende, fo dafs derfelbe auch bei der Wahl diefes Zeichens für sein neugestaltetes gothisches ABC nur das Altvererbte und Vorhandene zu verwenden, nicht erft aus dem griechischen Alphabete willkürliche und dazu widersinnige Vertauschungen von und vorzunehmen hatte, während weftgothische Münzen in Spanien, die wohl wegen römischer Unterthanen römischer Schrift fich bedienten, für das gothifche das griechische einmifchen (CINDASVINOUS, RECCESVINOUS). Dafs Theodorich der Gr. die vier ersten Buchstaben feines Namens (nach dem Anonymus Valefii) durch ein Blech durchzufchreiben pflegte, alfo vina (oder oIUD?), nicht THEOD, haben wir S. XL gehört.

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Ulfilas aber hatte um fo weniger nöthig, fein n und u, fein und o, selbst fein hund etc. aus dem griechischen (und römischen) Alphabete, obenein mit jener willkürlichen Verwechselung ihres Werthes zu entnehmen, als ja das gothische Runen-ABC feine Urverwandtschaft mit dem griechisch-phönicifchen Uralphabete an der Stirn trug. Dafs er aber bei feinem Geschäfte und der Feststellung seiner Schrift die Schärfe und Eckigkeit der in Holz und Stein geritzten oder geschnittenen Runenzeichen verliefs und gemäfs der schriftkundlichen Entwicklung feines Jahrhunderts bei den Griechen, mit denen er täglich zu verkehren hatte, vereint mit den dabei gewonnenen Mitteln des Pergamentes (maímbrana), des Rohres (ráus) und der Dinte (fvartizl) die Buchstaben mehr rundete, öffnete und wo es zur scharfen Unterfcheidung galt, wieder eckte und längte, dabei im Ganzen aber fich nach dem Schreibgebrauche der beften Schulen richtete, fo dafs die gothifchen Handfchriften bei aller Eigenthümlichkeit im Einzelnen, doch im Ganzen mit der Uncialfchrift gleichzeitiger griechischer und römischer Handfchriften fich gleichfam decken, das Alles

*) Ich will hier die einzige Anmerkung zu diefer Einleitung machen. Ich kann mich immer noch nicht überzeugen, dafs die Lefung der Infchrift des goldnen Hornes EK als IK richtig fei: einmal ift der Sinn und Satz gezwungen, zweitens fehlt der Name des Gebers, drittens ftünden, worüber ich nicht hinweg kann, nach EK (grade nach dem erften Worte!) keine Punkte, die doch die Infchrift fonft fo ebenmäfsig zwifchen die Wörter, felbft nach TAVIDO, fetzt. Meine Lefung ê khlé vaga ftim (als Decompofitum!). holtiggam. horna. tavido. habe ich in den Münchner Gelehrten Anzeigen 1850 n. 77-79 zu begründen gesucht.

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