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gen alle Menschen von christlicher Liebe beseelt seyn sollten, denn die Partheylichkeit sey gegen das göttliche Gebot der Liebe. Und wenn der Ap. auch zunächst eine liebreiche Behandlung der Armen vorzüglich zu empfehlen beabsichtigte, so wollte er doch zugleich auch wohl dem, durch das Vorhergehende leicht entstehenden Irrthume, daß man die Reichen hassen müffe, begegnen. Auch den Reichen müsse man lieben, nur nicht mit Hintanseßung des Armen*). καλῶς ποιεῖτε] μέντοι

εἰ μέντοι

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zeigt hier an, daß sich der Ap. in dem Folgenden auf das Vorhergehende zurückbeziehe, es entspricht unserm also, demnach. – Tedɛïv] vollbringen. vópos Baordinós] ist gewiß nicht wie Michaelis (Anmerkk. für Ungel.) will, das Königen geschriebene, auch Königen gegebene Gefeß. Auch können wir mit Calvin, an den sich Beza anschließt, nicht übereinstimmen, der so erklärt: Regia lex, meo judicio dicitur ut via Regia [777]: plana scilicet, recta et aequabilis: quae sinuosis diverticulis vel ambagibus

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* Cornelius a Lapide: Occurrit tacitae objectioni: ergone divites odio habendi et contemnendi sant? Respondet minime, q. d. Verumtamen non veto, quin lege communi caritatis et divites diligatis: si enim hoc facitis, bene facitis, dummodo personas non accipiatis, nec pauperes aspernemini, praesertim quia ut ait S. Ambr. in Luc. c. 16. Neque omnis sancta paupertas, aut divitiae criminosae, sed ut luxuria infamat divitias, ita paupertatem commendat sanctitas.

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tacite opponitur.

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Noch weniger ist endlich der syriz

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schen Ueberseßung beyzutreten: Gefeß Gottes, D. H. Gottes des Königs, als wenn sich Jakobus hier Gott als König dächte,*)øder der Erklår. von Grotius : Christi, qui rex noster. Alle diese Erklärungen find theils zu weit hergeholt, theils, und insbesondere für dies sen Fall, schwer zu beweisen. Dagegen streitet es niemand ab, daß Alles was vorzüglich, herrlich und prächtig ist, häufig königlich genannt wird, denn bey Königen vornehmlich ist Alles vorzüglich, herrlich und prächtig. So ist auch hier vóμos Bαoidinós. das vorzügliche, herrliche, unvergleichliche Gebot, das gleichsam die Königinn der übrigen ist. Und in der That wurde dem Christenthume, welches dieses Gebot der Liebe, der allgemeinen Menschenliebe, so oft und so nachdrücklich anempfiehlt, gleichsam die Krone durch dasselbe aufgefeßt. So findet sich auch bey Philo (Quod omnis probus liber p. 888.): βασιλικώτερον οὐδὲν apεrys, nichts ist vorzüglicher als die Tugend. Es stimmt dann Jakobus genau mit Jesus überein, der von demselben Gebote Matth. 22, 39. sagt, daß es dem Ge

* Auch Raphel und Wetstein bringen viele Stellen aus Xenophon und Plato bey, nach welchen vóμoi Baridinoi Geseke find die von Königen gegeben wurden; und so meint Raphel in Uebereinstimmung mit der syr. Uebers.: Regiam ergo legem Jacobus vocasse videri queat, quod a Deo magno illo rege, Mal. 1, 14. Ps. 48, 3. Matth. 5, 35. sit condita, praemiisque. simul et poenis sancita.

bote, Gott zu lieben, gleich sey, und es rewry nai μɛyάAy Evroλý nennt, wo Frißsche μsyady richtig so erklärt: lex quam jure meritoque magnam appelles. Dieses Gebot findet sich 3 Mos, 19, 18., und deshalb sagt auch

Nur

Jaf, Harà Thν yeaQýv] der Schrift gemäß, κατὰ τὴν γραφήν d. h. wie es in der Srift enthalten ist. Weise macht der Ap. seine Leser, auf dasselbe aufmerksam, denen als gebornen Juden, Moses Sittenvorschriften noch inumer, und auch mit Recht ehrwürdig waren. müssen wir uns dieses Gebot, das zwar genau nach den LXX., die sich hier streng an das Hebräische anschließen, citirt ist, von Jakobus in einem umfassendern Sinne gegenommen denken, als es von Moses aufgestellt ist. Moses wollte zunächst die Liebe der Ifraeliten untereinander befördern, dafür spricht das erste Hemistich dieser Stelle: καὶ οὐ μηνιεῖς τοῖς υἱοῖς τοῦ λαοῦ σου, το διε υἱοὶ τοῦ λαοῦ σου bent folgenben ὁ πλησίον σου

entsprechen. In welchem umfassenden Sinne aber Jesus, der Alles vergeistigte, den Begriff des Nächsten faßte, dafür spricht am besten die Parabel vom barmherzigen Samariter. Jeden Menschen nehmlich ohne Unterschied, selbst den Feind, soll der Christ als seinen Nächsten betrachten und ihn lieben. Dieses Gebot entspricht übrigens dem was Christus Matth. 7, 12. vgl. Luk. 6, 31. sagt, und was gewiß nur den schdnen Sinn hat: verhalte dich gegen Jedermann so, wie du wünscheßt daß Andere sich gegen dich verhalten

möchten. Denke du seyeft ein Armer, würdest du da nicht wünschen, daß Andere dich liebreich behandeln möchten ? Also... καλῶς ποιεῖτε] – εὖ πράξετε πρ. 15, 29. probe, honeste, laudabiliter facitis.

9) V. 9. bildet den strengen Gegensaß von V. 8. AÇOSWTOλYTTεiv] das nur Jak. hat, und wels προςωποληπτεῖν] ches von #goswwody¥ía, vgl. V. 1. S. 128. gebildet ist, ist Gegensatz von vóμov tedεïv x. r. λ., und ebenso τῇ ἁμαρτίαν ἐργάζεσθε] ihr banbelt funo lich, thut Sünde, Gegensaß von xað. Toi χόμενοι.

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ἐλεγ

παραβάται] ift nabere Grflärung ber

Worte &μagt. Egy., und das Gebot, das die Partheylichkeit verbietet, wird euch deffen überführen, daß ihr durch lebertretung desselben, fündlich gehandelt habt.

10) Der Zusammenhang und der Sinn in welchem das V.1 0. folgende Apophthegma mit dem Vorhergehenden zu denken ist, ist folgender: und ihr dürfet nicht etwa glauben, daß die Uebertretung dieses einen Gebotes eine unbedeutende ist, daß sie keine traurigen Folgen für euch mit sich führt, wenn ihr nur die anderen Gebote haltet; denn wenn ihr auch alle Gebote beobachtet, so seyd ihr doch durch die Uebertretung auch nur eines Einzigen, eben so strafbar als ob ihr sie alle verlegt håttet. Wir haben also hier einen Beweis dafür, daß der Partheyliche mit Set παραβάτης νόμου genannt werbe.

"Oλos ó vóμos] erklärt Pott richtig durch leges Moss. omnes et singulae, nulla excepta. Jedoch wird

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es hier auf das christliche Sittengeseß übergetragen. → Ueber die Futura rygý oε wofür nach Griesbach A. 63. 69. Tangwσ und B. C. 3. Mt. b.. Vulg. Theoph. (hierzu ist noch Oecum. zu fügen) rygýoy, und rraige, Woz für ABC. Vulg. Theoph. (hierzu ist wieder Oecum. noch zu fügen) raion haben, vgl. Hermann. ad Viger. S. 747. und 927. Dergleichen Futura kommen häufig bey den Griechen vor, und sind also nicht so unerklärbar wie Schultheß meinte. τηρεῖν] hier = τελεῖν 23. 8. TTαISTY EV TIVI] vgl. Jak. 3, 2. verstoßen, fehlen, if ber Gegenifat bayon. Send. πταίει, πίπτει, ἁμαρ τάνει, σφάλλει. Év Évi scil. μépei (vgl. Luk. 11,

36.) του νόμου, υ. 5. ἐν μιᾷ τῶν ἐντολῶν. fierbey denken die alten Erklärer, an das Gebot der Liebe, der Menschenliebe, so daß évi emphatisch stånde, = r ivi ,, aber gegen das Eine verstößt, nehmlich das Gebot der Liebe, das ich euch so nachdrücklich jeßt anempfohlen. “ So schon Augustinus, dem diese Stelle so schwer schien, daß er über dieselbe den Hieronymus um Rath fragte. Vgl. feinen Brief an Hieronymus: Augustinus Hieronymo de eo quod scriptum est, qui totam legem servaverit. In Operum D. Hieronymi Francf. T. IV. S. 154 ff. wo er selbst diese Erklärung aufstellt: unde fiet omnium reus, si in uno offendat, qui totam legem servaverit? An forte quia plenitudo legis charitas est, qua deus proximusque diligitur, in quibus praeceptis charitatis tota lex pendet et

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