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Denn leiber ist es nicht einem Jeden vergönnet, ihre so seltenen und kostbaren Ausgaben zu gebrauchen. Wenn ich so das Beste und Trefflichste aller Zeiten auswählte, und einen Ueberblick über das große Gebiet der Auslegung dieses Briefes gab, so wird es sich doch jedem kundigen nnd aufmerksamen Leser erge ben, daß ich auch selbst, durch ein fortgeseztes långeresStudium, mich innig mit dem Geiste des Jakobus vertraut zu machen strebend, hier und da meinen eigenen Weg gegangen bin, manche neue Ansicht aufgestellt, und manches 'noch Dunkele zur endlichen Klarheit zu bringen gesucht, vorzüglich aber dahin gestrebt habe, überall die sittliche Theilnahme, und das religiöse Gefühl zu wecken und zu bekräftigen. Wenn gleich ich mich bey der Behandlung des Tertes, größtentheils an die Griesbachische Recension anschloß, so sind doch mehrere, bisher gering ges schäßte Lesarten, die sich mir jedoch durch innere und äußere Gründe als die ursprünglichen bewährten, von mir in den Text aufgenommen worden; auch schien mir noch Manches aus dem Texte zu scheiden, was ich mit [] eingeschlossen. Fremd aber ist mir jede gewaltsame, weder durch innere noch äußere Gründe unterstüßte Behandlung des Textes geblieben.

Ich betrachte diese Schrift als den Vorläufer eines vollständigen eregetischen Werkes über das N. T., welches ich, wenn dieser Versuch dem Publikum nicht mißfält, in derselben Art und Weise durchzuführen gedenke, und welches bey demselben H. Berleger erscheinen wird.

Möchte diese Arbeit, die ich mit inniger Liebe durchgeführt, sich nachsichtige Freunde erwerben. Möchte sie auch, den mir so werthen Freunden in England nicht mißfallen, welche durch die von mir begonnene Bibliotheca latina poëtarum vett, Christianorum. Jen. 1827. auf mich aufmerksam geworden find, und eine literarische Bekanntschaft mit mir anknüpften, und von welchen vor kurzer Zeit, Hugh Stuart Boyd, Esq. in Malvern Wells in Worcestershire, der treffliche Uebersezer des Chrysostomus, Gregor von Nazianz, Bafilius und Synefins, mich mit einer so freundlichen und ermunternden Zuschrift, und mit literarischen Geschenken seines reichen dichterischen Geistes erfreute; und möchte sie vor Allem, nicht ohne Nußen für eine gründliche Förderung der Wissenschaft seyn; zur Stärkung eines echt evangelischen Sinnes beytragen, und für die große Angelegenheit des Christenthums mitwirken.

Jena am 10ten Jul.

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Uebersetzung des Briefes des Apostels Jakobus.

Kap. I.

1) Jakobus ein Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, Lentbietet] den zwölf Stammen in der Zerstreuung Freude und Heil.

2) Haltet es für die größte Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherley Prüfungen fallet; 3) und wisset, daß die Prüfung eures Glaubens Geduld zu Stande bringt. 4) Die Geduld aber muß ein vollkommenes Werk in sich fassen, damit ihr vollkommen seyd, und ohne Fehl, und an nichts Mangel habet.

5) Wenn aber Jemand unter euch Mangel an Weisheit hat, so erbitte er [fie] von Gott, der Allen gerne giebt, und [es] nicht aufrückt, und sie wird ihm verliehen werden. 6) Er bitte aber im Glauben, ohne zu schwanken; denn der Schwankende gleicht der Woge des Meeres, die vom Winde getrieben, und hin und her bewegt wird. ~7) Ein solcher Mensch meine doch ja nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen werde. 8) Ein zweifelnder Mann ist schwankend auf allen feinen Pfaden.

9) Es rühme sich aber der niedrige Bruder seiner Würde, 10) der Reiche aber seiner Niedrigkeit, denn wie des Grafes Blume wird er vergehen. 11) Geht nehmlich die Sonne auf mit dem Gluthwinde, so dörret sie das Gras, seine Blume fällt ab, und die Zierde seiner Gestalt ist verschwunden; so wird auch der Reiche auf seinen Wegen verwelken. 12) Selig der Mann der die Prüfung standhaft erträgt! Wenn er sich bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche der Herr denen, die ihn lieben, verheißen hat.

13) Keiner sage, wenn er [zum Bósen] versucht wird: "Ich werde von Gott [zum Bósen] versucht. Denn Gott kann nicht [zum Bösen] versucht werden, und versuchet auch selber Niemand Laum Bösen]. 14) Ein Jeder aber wird [zum Bösen] versucht, wenn er sich von seiner eigenen Begierde fortreißen und fangen läßt. 15) Wenn dann die Begierde empfangen hat, so gebiert fie die Sünde, die vollendete Sünde aber gebiert den Tod. 16) Jrret nicht meine lieben Brüder! 17) Alle gute Gabe und alles vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Gestirne, bey welchem keine Veränderung, noch eine schatten= werfende Abwendung Statt findet. 18) Er wollte es, und schuf uns durch die Lehre der Wahrheit aufs Neue, daß wir gleichfam die Erstlinge seiner [neuen] Geschöpfe wären.

19) Deshalb, meine Brüder, sey Jedermann schnell [bereit] zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. 20) Denn der Zorn eines Menschen kann keine Rechtfertigung vor Gott bes wirken. 21) Deshalb leget alle Unsauberkeit und übriggebliebene Bosheit ab, und nehmet mit Sanftmuth die Ein euch] gepflanzte Lehre an, die eure Seelen felig machen kann.

22) Werdet aber auch Tháter der Lehre, und nicht bloß Hörer, die sich verrechnen. 23) Denn wenn Jemand ein Hörer der Lehre, und nicht ein Thåter ist, der gleicht einem Manne, der sein angebornes Gesicht im Spiegel beschauet. 24) Kaum hatte er sich beschauet, so ging er hinweg, und vergaß sogleich wie er aussah. 25) Wer aber aufmerksam in das vollkommene Gesek der Freyheit hineinblickte, und dabey beharrte, ein Solcher, der also tein vergeßlicher Hörer, sondern ein Cháter des Werkes ist, ein Solcher wird selig in seinem Thun seyn. 26) Wenn Jemand sich dünket ein Gottesfürchtiger zu seyn, und doch seine Zunge nicht zugelt, sondern sein Herz betrügt, dessen Gottesfurcht ist nichtig. 27) Eine reine und unentweihte Gottesfurcht vor Gott dem Vater ist die, Wittwen und Waifen in ihrer Bedrängniß hülfreich nahen, und sich unbefleckt von der Welt erhalten.

Kap. 2.

1) Meine Brüder, habt ihr denn etwa bey [eurer] Partheylichkeit, den Glauben an unsern Herrn Jesus Christus (den Herrn der Herrlichkeit? 2) Denn wenn in eure Versammlung ein Mann mit goldenen Ringen und prächtigem Kleide fame, es käme aber auch ein Armer in schlechtem Kleide, 3) und ihr blicktet auf den, der das prachtige Kleid trägt, und sprachet (zu ihm]: seke dich hier gemächlich nieder; und zu dem Armen: stehe du dort, oder seße dich hier, unterhalb meines Fußschemels; 4) trenntet ihr euch dann nicht unter euch selbst, und urtheiltet ihr dann nicht nach einer schlechten Denkungsart? 5) Höret, meine lieben Brüder, hat nicht Gott die Armen der Welt erwählet, die reich [find] an Glauben, und leben deswegen] Erben des Reiches, das er denen, die ihn lieben verheißen hat? 6) Ihr aber beschimpfet den Armen! Sind es [aber] nicht die Reichen, die euch gewaltthätig behandeln, sind sie es nicht, die euch vor Gericht ziehen? 7) Sind sie es nicht, die den herrlichen Namen wornad, ihr genannt seyd beschimpfen? 8) Wenn ihr demnach das königliche Gesek, wie es in der Schrift enthalten ist, vollbringet:,,Liebe deinen Nächsten wie dich felbst," so handelt ihr gut; 9) wenn ihr aber partheylich han delt, so thut ihr Sünde, und werdet von dem Gesetze als ue= bertreter überführt. 10) Denn wer das ganze Gesek beobachtet, in einem [Gebote] aber_fehlt, ist aller schuldig geworden. 11) Denn eben der, welcher gesagt hat:,,du sollst nicht ehebre echen" der hat auch gefagt: du sollst nicht tod= ten". Wenn du nun zwar nicht ehebrichst, aber tödtest, so bist du ein Uebertreter des Gesetzes geworden. 12) Redet [also] und handelt als Solche, die nach dem Gesetze der Freyheit gerichtet werden sollen. 13) Denn ein unbarmherziges Gericht wird über den ergehen, der keine Liebe gethan; die Liebe rühmt sich des Gerichts.

14) Was nüht es, meine Brüder, wenn Einer sagte, er habe Glauben, hätte aber nicht Werke; es kann doch wohl nicht der Glaube ihn beseligen? 15) Denn wenn Bruder oder Schwester bloß wären, und Mangel litten an der täglichen Nahrung, 16) es spräche aber Einer von euch zu ihnen: gehet hin in Fries

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den, wärmet euch, sättiget euch! ihr gåbet ihnen aber nicht, was zur Leibes Nothdurft gehört, was .nüßt es? 17) So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke hat, an und für sich selbst [betrachtet), todt. 18) Aber, fönnte Jemand (ferner] sagen: du hast Glauben, und ich habe Werke; zeige mir deinen Glauben ohne Werke, und ich will dir aus meinen Werken meinen Glaus ben zeigen. 19) Du glaubst daß ein Gott ist; du thust wohl daran; auch die bösen Geister glauben es und schauern. 20) Willst du es aber wissen, eitler Mensch, daß der Glaube ohne Werke todt ist? 21) Wurde nicht Abraham unser Vater durch Werke gerechtfertiget, da er den Isaak seinen Sohn auf den Opferaltar brachte? 22) Da siehst du, daß der Glaube seine Werke beförderte, und durch die Werke ist der Glaube vollkommen geworden. 23) Und es wurde die Schrift bestätiget, die da spricht: Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Rechtfertigung angerechnet, und er wurde ein Freund Gottes genannt. 24) Da sehet ihr, daß ein Mensch durch Werke gerechtfertiget wird, und nicht durch bloßen Glauben. 15) Wurde nicht auch gleichermaaßen die Buhlerinn Rahab durch Werke ges rechtfertiget, da sie die Kundschafter aufnahm, und auf einem anderen Wege hinausschaffte? 26) Denn gleich wie der Leib ohne Geist tödt ist, so ist auch der Glaube ohne die Werke todt.

Kap. 3.

1) Werdet doch nicht so viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wisset, daß wir eine ftrengere Verurtheilung empfangen werden. 2) Denn wir fehlen alle mannigfaltig; wenn einer nicht im Res den fehlet, der ist ein vollkommener Mann, fähig auch den gans zen Leib im Baume zu halten. 3) Wenn wir aber den Rossen Zaume ins Maul legen, daß sie uns gehorchen, so lenken wir auch ihren ganzen Körper. 4) Siehe, auch die Schiffe, ob sie wohl so groß sind, und (noch dazu] von rauhen Stürmen ume hergetrieben werden, werden durch ein so kleines Steuerruder gelenkt, wohin nur das Trachten des Steuermanns will. 5) So ist auch die Zunge ein kleines Glied, und tritt mächtig auf. Siehe, ein wenig Feuer, welch einen großen Wald zundet es an. 6) Auch die Zunge ist ein Feuer, sie die Welt der Ungerechtigs feit; die Zunge, [fage ich], ist unter unfern Gliedern, fie die den ganzen Körper befleckt, und das Rad des Lebens in Brand steckt, und [selbst] von der Hölle in Brand gesteckt ist! 7) Denn jedes Geschlecht der wilden Thiere und Vögel, der Schlangen und Meerbewohner, wird gezähmt und ist gezähmt worden, von dem menschlichen Geschlecht; 8) die Zunge aber kann kein Mensch zahmen, sie ist ein unbezahmbares Uebel, voll tödtlichen Giftes. 9) Durch fie loben wir Gott den Vater, und durch sie verfluchen wir die Menschen, die nach dem Bilde Gottes geschaffen sind! 10) Aus Einem Munde gehet Loben und Fluchen! Es soll nicht, meine Brüder, also seyn. 11) Sprudelt denn etwa die Quelle aus einer Deffnung füßes und bittres [Wasser] hervor? 12) Es kann doch wohl nicht, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven hervorbringen, oder ein Weinstock Feigen? Auch (kann] salziges Wasser nicht füßes geben. 13) Wer ist weise urd verständig unter euch? Er zeige aus einem anständigen Wandel seine Werke,

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durch fanftmüthige Weisheit. 14) Wenn ihr aber bittern Eifer und Streitsucht in eurem Herzen heget, rühmet ihr euch und Luget ihr [dann] nicht wider die Wahrheit? 15) Das ist nicht eine von oben herab kommende Weisheit, fondern eine irdische, sinnliche, teuflische. 16) Denn wo Eifer und Streitfucht ist, da ift Unordnung und alles mögliche bose Ding. 17) Die Weisheit aber von oben her, ist aufs erste rein, darnach friedlich, sanftmüthig, folgsam, voll Liebe und guter Früchte, ungetrennt, un verstellt. 18) Die Frucht aber der Rechtfertigung wird durch Frieden denen gefået, die Frieden halten.

Rap. 4.

1) Woher [kommen] Streitigkeiten und Zankereyen unter euch? Nicht daher, aus euren Gelüsten, die da streiten in euren Gliedern? 2) Ihr begehret und erlanget nicht; ihr eifert als Todtende, und gewinnet (damit] nichts, ihr zanket und streitet, und habt nichts [davon], weil ihr nicht bittet. 3) Ihr bittet und empfanget nichts, weil ihr übel bittet, daß ihr es in euren Gelüsten vergeuden könnet. 4) Ihr Ehebrecher und Chebrecherinnen, wisset ihr nicht, daß der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist? Wer also der Welt Freund seyn will, der tritt als ein Feind Gottes auf. 5) Oder laßt ihr euch dunken, daß die Schrift zwecklos, [bloß] neidisch rede? ([Nein,j Sie verlangt nach dem Geiste der in uns wohnt, und verleiht ihm größere Gnadengaben.) 6) Darum spricht fie: Gott wi= derstehet den Hoffartigen, den Demüthigen aber gibt er Gnadengaben. 7) So seyd nun Gott unterthä nig. Widerstehet dem Teufel, so wird er von euch fliehen. 8) Nahet euch Gott, so wird er sich euch nahen; reiniget die Hande, ihr Sünder, heiliget die Herzen ihr Doppeltsinnigen! 9) Fühlt daß ihr unglücklich seyd, trauert und weinet; euer Lachen verkehre sich in Trauer, und die Freude in Schaam. 10) Demuthiget euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen.

11) Schmähet einander nicht, Brüder! Wer den Bruder schmähet, und seinen Bruder richtet, der schmähet das Geset und richtet das Gefeß. Wenn du aber das Geset richtest, so bist du nicht ein Thater des Gesetzes, sondern Richter. 12) Es ist Einer der Gesetzgeber und Richter ist, der fann retten und verderben; du aber, wer bist du, der du den Nächsten richtest?

13) Wohlan denn, ihr die ihr sprechet: heute oder morgen wollen wir in die und die Stadt reisen, und daselbst ein Jahr zubringen, und Handel treiben, und gewinnen. 14) (Die ihr nicht wisset, was inorgen seyn wird; (denn was ist euer Leben? Ein Dunst ist es ja, der eine kleine Zeit erscheinet, und dann verschwindet.) 15) Statt daß ihr sprechen solltet: wenn der Herr wollen wird, so werden wir sowohl leben, als auch das öder jenes thun. 16) Nun aber rühmet ihr euch in eurem Uebermu the. Alles diefes Rühmen ist böse. 17) Wer nun aber weiß Gutes zu thun, und es nicht thut, dem ist es Sünde.) Kap. 5. 1) Wohlan denn ihr Reichen, weinet laut über das über euch hereinbrechende Elend. 2) Euer Reichthum ist verwest, und eure Kleider find mottenfreffig geworden. 3) Euer Gold und Silber ift verrostet, und ihr Roft wird ein Zeugniß wider euch seyn,

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