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christlichen Glauben in Schuß nehmen wird. Selbige Macht verschlingt der Antichrist. Denn sein dämonischer Factor, welcher in den vorhergehenden alt- und neu heidnischen Weltherrschaften wirksam gewesen, wird mit einem Menschen in der Form vollendeter Besißnahme geeinigt persönlich auftreten als achter König.8) Weil nun der Antichrist nach seinem diabolischen Charakter gleichsam aus den sieben Weltmächten hervortaucht, so ist gesagt: er sei von den sieben, oder aus den sieben, er ist als ihr Princip in geistiger Weise thätig gewesen, tritt nunmehr aber auch sichtbar als Feind Christi dem Heerlager der Gläubigen gegenüber, in enger Verbindung mit einer menschlichen Natur.) Von dem Thiere wird ferner behauptet: es war, es ist nicht, und wird doch als der achte König wieder kommen und in's Verderben gehen. Es war wirksam in den alten gößendienerischen Weltmonarchien bis hinein in die Römerherrschaft der Cäsaren; da erhielt es durch das Christenthum die Todeswunde es ist nicht aber die Todeswunde wird geheilt: das Heidenthum schleppt sich mit all seinen dämonischen Greueln fort und gewinnt, aufgefüttert von der Glaubenslosigkeit und Sittenfäulniß auch christlicher Jahrhunderte nochmals kraftvolle Gestalt in der lezten Zeit weltgeschichtlicher Entwickelung. Das Thier taucht also wieder aus dem Abgrunde hervor, in welchen es der Schlangentreter hinabgestoßen, und alle Welt läuft dem Thiere nach) voll Verwunderung, daß es früher dagewesen und eine Zeit lang den Blicken entzogen war, und nun wiederum da ist. Die Weltherrschaft

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8) Das Thier 17, 3 ist also das nämliche wie 13, 1 der Antichrist. Dort wird es mit Diademen auf den zehn Hörnern vorgebildet, weil es die Vision schon in seiner infernalen Wirksamkeit und Ausübung der Weltherrschaft betrachtet, die es mit Hülfe der zehn Hörner erlangt hat. Im 17. Capitel aber schaut Johannes die Stadt Babylon noch in ihrem Bestehen, auch ist sie (vgl. V. 10 am Ende) noch nicht in der Gewalt der neu-heidnischen Dynastie, noch haben die zehn. Hörner ihre Macht dem Thiere nicht abgetreten, darum keine Andeutung von Diademen. Daß übrigens die Häupter des Thieres an dieser Stelle in etwas anderer Weise gedeutet werden, als im 13. Capitel, hat darin feinen Grund: weil der Antichrist im 17. Capitel vorzugsweise in seiner satanischen Potenz gedacht ist, welche die abgöttische Weltmacht vorchristlicher Zeit auf die Römerherrschaft hat übertragen helfen.

9) Deshalb ist in twv intά ¿otiv nicht zu übersehen mit: „er ist einer von den sieben," sondern er ist von den sieben“ oder „aus den sieben." Auch der neute= stamentliche Sprachgebrauch könnte nach ersterer Ueberseßung das Zahlwort sis schwerlich entbehren. Vgl. Bretschneider lex. manual. graeco - lat. novi test. s. v. iç.

der lezten Periode aber soll nach Lehre der Offenbarung nicht freiwillig an den Antichrist abgetreten werden, sondern er überwindet jenes Babylon mit Hülfe der zehn Hörner, nämlich unterstügt von zehn, wohl figürlich statt ziemlich vielen kleineren Reichen, die noch zu keiner selbstständigen Machtfülle gelangt sind, aber aus eifersüchtigem Haß gegen das allgewaltige Babylon dem Antichrist beitreten und was sie an Streitkraft besigen, in seine Hände legen. Mit diesen verbündet besiegt Antichrist den Centralpunkt der alsdann obmächtigen Herrschaft, das abgöttisch gewordene Rom und zerstört es bis auf den Grund, als verdienstloses Werkzeug der Strafe in Gottes Hand.1o) Cap. 18 schildert nun mit den Farben alttestamentlicher Weissagung den schaudervollen Untergang Babylons und das Wehklagen Aller, die mit ihm in freundschaftlichem Verkehr gestanden; der Anfang des 19. Capitels aber beschreibt in Jubel- und Preisgesängen die Freude der Heiligen darüber, daß Gott ein gerechtes Urtheil an den Ruchlosen in Vollzug gebracht.

Achtzehntes Capitel.

1. Und nach diesem sah ich einen Engel vom Himmel herabsteigen, der hatte große Gewalt, und die Erde ward erleuchtet von seinem Glanze. Um die Größe des göttlichen Zornes und die Furchtbarkeit des Strafverhängnisses anzudeuten, welches Babylon getroffen, wird ein gewaltiger Engel herabgesandt, dessen Glanz weithin strahlet und dessen mächtige Stimme die aller Welt klar werdende Gerechtigkeit Gottes verkündet. 2. Und er rief mit lauter Stimme und sagte: Gefallen, ge= fallen ist die große Babylon, und eine Wohnung der Teufel geworden, und ein Gefängniß aller unreinen Geister, und ein Gefängniß aller unreinen und verhaßten Vögel. Die Dämonen, zerrissenen und verödeten Geistes

10) Der aufmerksame Leser wird leicht ermessen, daß auf Grund dieser eben vorgetragenen Erklärung des apokalyptischen Babylon die Behauptung der Väter: der Antichrist werde nach dem Sturze römischer Herrschaft den Höhepunkt feiner ruchlosen Macht erreichen, sich rechtfertigen laffe; wie denn auch der von Irenäus vorgeschlagene Name Aarɛivos infofern probehaltig erscheint, als der Antichrist nach Ausfage der Väter von einer jüdischen Mutter aus dem Stamme Dan und von einem heidnischen (nach unserem Dafürhalten im pantheistischen Sinne der Neuzeit), dem Römerthume angehörigen Vater herstammen soll. —

hausen in Gegenden, die ihren Zustand abspiegeln, in Wüsteneien und Trümmerhaufen, 1) Jesaja 13, 22. Baruch 4, 35. Lukas 11, 24. Unter die nach mosaischem Geseze unreinen Vögel, die in verlassenen, wilden Gegenden wohnen, gehört der Strauß, der Reiher, die Eule, der Rabe, der Pelikan. Die neutestamentliche Vision scheint jedoch weniger das Merkmal gefeßlicher Unreinheit zu betonen, sondern zumeist solche Vögel zu meinen, deren äußere Erscheinung den Menschen widerlich berührt und in deren unheimliche Form sich dämonische Geifter bisweilen magisch zu hüllen pflegen, wie der heilige Athanasius und der Antiochenische Patriarch Severus 2) im Leben des Einsiedler Antonius erzählen. Vgl. übrigens Jesaja 13, 21: „Es lagern sich da= selbst (in der verödeten Babel) Steppenthiere und Uhu's füllen ihre Häuser, es wohnen daselbst Strauße und Waldteufel tanzen daselbst." 34, 11 ff.: „Und in Besiß nehmen (das verwüstete Edom) Pelikan und Igel, und Reiher und Rabe bewohnen es.“ 13. „Es schießen in seinen Palästen Dornen auf, Neffeln und Disteln in seinen Vesten; und es wird eine Wohnung der Schakale, ein Gehöfte für die Strauße. Da treffen sich Steppenthiere mit Schakalen, und ein Waldteufel begegnet dem andern; blos rastet daselbst das Nachtgespenst und findet seine Ruhestatt. Daselbst nistet die Pfeilschlange und legt Eier, und sie brütet und sißt über ihren Jungen in ihrem Schatten; nur Geier sammeln sich daselbst, einer zum andern." Zephanja 2, 14 vom zerstörten Nineve: „und es lagern in ihr Heerden, alle Rottenthiere, auch Pelikan und Igel herbergen auf ihren Knäufen." — 3. Denn vom Weine ihrer Hurerei tranken alle Völker, und die Könige der Erde hureten mit ihr, und die Kaufleute der Erde wurden reich von der Macht ihrer Ueppigkeit und ihrer gar großen Schwelgerei. Vgl. die Erklärung von 14, 8. 4. Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel sagen: Gehet aus von ihr, mein Volk, auf daß ihr nicht theilhaft werdet ihrer Sünden und von ihren Plagen nichts empfanget. Wie der Engel des Herrn den Lot und die Seinigen ermahnte, Sodom zu verlassen, damit er nicht ebenfalls von

1) Andere, aber nicht durchweg einleuchtende Gründe bei Ribera im Commentare zu dieser Stelle.

2) S. Görres chriftl. Mystik B. 3. S. 433 f. Angelo Mai: scriptor. vet. nova collectio tom. IX. p. 742-750.

der Strafe der frevelhaften Stadt betroffen werde, wie nach des Eusebius Kirchengeschichte 3, 5 ein göttlicher Ruf an die Christengemeinde zu Jerusalem erging, nach dem jenseit des Jordan gelegenen Pella zu entfliehen, um von der Heimsuchung des verstockten Israel verschont zu bleiben: so ertönet des Gottsohnes himmlische Stimme an die frommen Gläubigen, die in leßter Zeit in Rom sich noch vorfinden werden sie möchten hinwegziehen aus dem Bereiche Babylons, damit sie nicht auch theilhaft würden ihrer Sünden, (sofern man annimmt, wie Jesaja 5, 18 und 40, 2 sei metonymisch die Ursache für die Wirfung gesezt) oder damit sie nicht in die Stricke der Verführung fallen und solchergestalt theilhaftig der Sünden, auch die Strafe mit der Stadt zu theilen haben. 5. Denn ihre Sünden reichten bis zum Himmel— nicht sowohl das Rachegeschrei über ihre Sünden, wie 1 Mos. 18, 20.21. Jerem. 51, 9. Jonas 1, 2, sondern hyperbolisch) von der Menge der Sünden, die Gott so lange er Schonung übte, gleichsam nicht sah, nun aber, da sie bis zu seinem Throne dringen, nicht mehr ungestraft lassen kann —3) und Gott hat gedacht ihrer Ungerechtigkeiten. Bei all dem grauenhaften Gößendienste und der entseglichen Sittenlosigkeit und der himmelschreienden Blutschuld hätte der barmherzige Gott die Stadt verschont, wenn sie den christlichen Glauben, dessen Leuchtthurm sie durch viele Jahrhunderte gewesen, bis zu Ende bewahrt hätte; aber sie ist abgefallen zum Unglauben und zur Verhöhnung aller christlichen Sitte und einem Hunde gleich geworden, der zurückkehrt zu seinem Gespei -- darum gedenkt der gerechte Gott der alten Ungerechtigkeiten und züchtiget dieselben mit sammt den neuen Sünden. Ein Aufruf erfolgt an die Vollstrecker des Strafgerichts, daß sie Leid und Trübsal über ste bringen sollen nicht doppelt so viel, als sie verdient hat, sondern doppelt so viel, als fie den Bekennern des christlichen Namens angethan. 6. Vergeltet ihr, so wie auch sie vergalt und verdoppelt ihr doppelt nach ihren Thaten; im Kelche, worin sie mischte, mischet ihr doppelt. 7. Wie sie in Herrlichkeit und Neppigkeit gelebt hat, so viel gebet ihr Pein und Jammer. Denn in ihrem Herzen sprach sie: Ich throne als Königin,

3) Ambrosius: Iniquitates Babylonis omnipotens Deus semper intuetur, sed cum vindictam non exerit, videtur non videre quod videt.

und Wittwe bin ich nicht, und Trauer werde ich nicht sehen. Ich bin nicht ohne Mann, denn die Könige der Erde buhlen mit mir; ich bin auch nicht kinderlos, bin keine entvölkerte Stadt, sondern überreich an Bewohnern. 8. Darum an Einem Tage werden ihre Plagen kommen, Tod und Trauer und Hunger, und mit Feuer wird sie verbrannt werden; denn mächtig ist Gott, der sie gerichtet hat. Hier und im Folgenden ein Nachbild von dem Spottliede auf Babel bei Jesaja 47, 8 ff. und auf Tyrus bei Ezechiel 26. 9. Und weinen werden und klagen über sie die Könige der Erde, die mit ihr hureten und schwelgten, wann sie sehen den Rauch ihres Brandes, 10. von ferne stehend, aus Furcht vor ihrer Pein, und sagend: Wehe, wehe! du große Stadt Babylon, du mächtige Stadt! in Einer Stunde ist gekommen dein Gericht. 11.. Und die Kaufleute der Erde werden weinen und klagen über sie; denn ihre Waaren kauft Niemand mehr: 12. Waaren in Gold und Silber und Edelsteinen und Perlen und feiner Lein wand und Purpur und Seide und Scharlach und alles Thyiaholz) und Elfenbeingeräthe und alles Geräthe von köstlichem Holz und Erze und Eisen und Marmor, 13. und Zimmet und Amomum 5) und Räucherwerk und Salbe und Weihrauch und Wein und Sel und Weißmehl und Waizen und Lastvieh und Schafe und Rosse und Wagen und Sklaven und Leibeigene.) 14. Und das Obst der Lust deiner Seele ist von dir ge= wichen, und alles Leckere und Köstliche ist dir verloren, und nie mehr wirst du es finden. 15. Die Kaufleute dieser Waaren, die von ihr reich geworden, werden

4) Dvïa oder dúa (wovon §úlov diivov) ist nicht, wie gewöhnlich überseßt wird, der Citronenbaum, citrus, sondern ein anderer afrikanischer, der Cypreffe ähn= licher immergrüner Baum, dessen äußerst geschäßtes Holz zu kostbaren Geräthen verarbeitet wurde, thyia articulata Linnaei nach Sprengel's Botanik. Vgl. 1 Kön. 10, 11. 12. Odyss. 4, 59. Athenaeus 5. p. 207. S. Hengstenberg a. a. O. B. 2. S. 294. 5) Ein indisches Gewürz.

6) ψυχαὶ ἀνθρώπων - σώματα δοῦλα bei ben LXX 1 of. 36, 6 μηδ δεί Tobias 10, 11 für „Sklaven.“ Vgl. Ezech. 27, 13. De Wette a. a. D. S. 174.

Stern, Commentar.

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