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commissam instar boni gubernatoris regit, exornat illustratque tam sancte quam salubriter, et omnia religioni vitiorum expultrici necessaria procurat vigilantissime, qui libros, ne coetus sacerdotum orando, legendo aliaque, quae ad sacerdotium pertinent, divina mysteria obeundo aberraret, imprimi fideliter curavit. Ob hoc Melchior Lotter in arte impressoria non postremus hoc opus ad imprimendum iterum assumpsit et in calcem diligenter in Liptzensi oppido deduxit. De quo opere completo laus, honor et gloria sit creatori omnium, Deo in altissimis, ejusque matri virgini intemeratae Mariae et toti coelesti curiae in aevum. Anno Domini millesimo quingentesimo decimo.

Im Jahre 1511 erschien ein kleines Breviarium in Duodez, das feinen besondern Titel hat, sondern gleich mit dem Kirchenkalender beginnt, aus 237 Blättern besteht und am Schlusse folgende Nachricht enthält1):

Diurnale horarum canonicarum secundum chorum ac ritum insignis ecclesiae Misnensis cum insertione omnium ejusdem dioecesis novarum historiarum in laudem cunctipotentis Dei ac sanctorum ejus proque communi fideli orantium salute mira providi Melchioris Lotter civis Liptzensis opera ac industria de consensu speciali dominorum Decani et Capituli ejusdem ecclesiae venerabilium denuo pressum atque ubi prius per negligentiam seu alias saepissime mendae irrepserant, jamjam castigatum, elimatum accuratiusque ac sedulo examinatum feliciterque consummatum adest anno salutis millesimo quingentesimo undecimo, die vero undecima Julii.

Wie aus der vorstehenden Nachricht hervorgeht, muß dieses Breviarium schon früher einmal im Druck erschienen sein.

Ein wichtiges liturgisches Werk erschien ferner im Jahre 1512 unter dem Titel: Benedictionale sive Agenda secundum ritum et consuetudinem ingenuae ecclesiae Misnensis. Von diesem ist auf Der Königl. Bibliothek in Dresden ebenfalls noch ein sehr gut erhaltenes Exemplar vorhanden. Dasselbe besteht aus 101 Blättern in Quart und hat ein Titelkupfer, das bischöfliche Wappen Johan

1) Ebendaselbst S. 362.

nes VI. darstellend. Nach diesem ist das Wappen gefertigt worden, das dem ersten Abschnitte unsers Buches als Vignette vorangestellt worden ist. Am Schlusse des Ganzen ist noch folgende Nachricht zu lesen: Divinorum actorum liber ingenuae Misnensis ecclesiae formulam ac ritum continens luculenter et nitide impressus est in officina libraria Melchiaris Lotter anno etc. millesimo quingentesimo duodecimo. Dieses Werk ist eine eigentliche Agende, wie sie heutzutage noch gebräuchlich sind, und unsers Wissens überhaupt die erste, die in dieser Gestalt im Drucke erschienen ist. Sie enthält die Liturgien für die wichtigsten Festtage so wie die Formulare für die Taufe, Trauung und andere kirchliche Handlungen. Theils um unsern Lesern einen eigenen Einblick in diesen Theil der kirchlichen Thätigkeit Johannes VI. zu verschaffen, theils um des Interesse's willen, das diese Agende als ein Beitrag zur Geschichte der vorreformatorischen Liturgik haben dürfte, haben wir dieselbe als Anhang II. vollständig und nur mit Weglassung der für den Liturgen beigefügten Singenoten, bei denen übrigens noch das vierlinige System angewendet ist, mit abdrucken lassen.

Aus dem Jahre 1515 finden wir erwähnt 1), jedoch ohne weitere Nachricht darüber und ohne daß auch wir Exemplare davon hätten auffinden können, ein Missale Misnensis ecclesiae und außerdem noch Divinorum actorum liber ingenuae Misnensis ecclesiae formulam ac ritum continens cura Johannis de Salhausen episcopi Misnensis. Ohne Zweifel ist das erstere eine neue Ausgabe der früher erschienenen Missalien, und was das leztere betrifft, so ist es wahrscheinlich ein neuer Abdruck der eben erwähnten, im Jahre 1512 herausgegebenen Agende.

Endlich erschien noch im Jahre 1517 wieder eine neue Ausgabe des Breviarium mit dem Titel2): Breviarius juxta veram rubricam ingenuae ecclesiae Misnensis castigatus probe et emaculatus cum indice numerorum et tabulis orantibus ad singula invenienda promptissime. In seiner innern Einrichtung ist dasselbe dem im Jahre 1502 erschienenen gleich, besteht aus zwei Theilen und umfaßt das ganze Werk 448 Blätter in groß Octav. Von dem zweiten Theile

1) Ebendaselbst S. 363.

2) Ebendaselbst S. 363 f.

ist auf der Universitätsbibliothek zu Leipzig noch ein Exemplar vorhanden, auf dessen lezter Seite die Worte zu lesen sind:

Ad gloriam et laudem summi maximi Dei ejusque intemeratae semper virginis Mariae peculiaremque honorem patronorum sanctorum, Johannis apostoli et evangelistae divique praesulis ac martyris Donati, proque communi publica ac salutari orantium utilitate, cura, sollicitudine ac impensa venerabilium et eximiorum virorum, dominorum Decani et Capituli inclitae cathedralis et exemptae ecclesiae Misnensis, est praeclarum hoc opus orationum canonicarum juxta veram illius ecclesiae rubricam castigatum ac penitus emendatum cum duplici psalterio, cum novarum historiarum omnium insertione, cum accessu et recessu altaris ceterisque per horarum canonicarum et officiorum divinorum per circulum anni debita persolutione non parum conducentibus in insigni oppido Liptzensi per providum virum Melchiorem Lotter accuratissime impressum atque sub anno salutis Dominicae millesimo quingentesimo decimo septimo, die vero decima mensis Decembris, Pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini nostri, domini Leonis decimi pontificis maximi, praesulatum Misnensem tunc moderante Reverendo in Christo patre et domino, domino Johanne de genere Salhusen feliciter finitum. De quo laus immensa Deo trino ct uni. Amen.

Nach dieser Uebersicht der liturgischen Werke, die auf Johannes VI. Veranlassung gedruckt und herausgegeben worden sind, wird man ihm gewiß die Anerkennung nicht versagen können, daß es für seine Zeit Viel, sehr Viel gewesen ist, was er in dieser Hinsicht gethan und geleistet hat. Ja wenn man erwägt, welche Menge von Geschäften ohnedies schon mit dem bischöflichen Amte verbunden war und mit welcher Treue und Gewissenhaftigkeit er sich der Besorgung dieser Geschäfte hingab, so wird man den Eifer nur bewundern fönnen, mit dem er auch nach dieser Seite hin das Wohl der Kirche sich hat angelegen sein lassen1). Dabei können wir nicht umhin, zugleich noch darauf hinzuweisen, soweit wir selbst von diesen Werken haben

1) Uebrigens fand sein Beispiel auch Nachahmung, denn wie Löscher a. a. D. Theil 1. S. 84 erzählt, so hat im Jahre 1501 auch der Bischof von Zeiß „das Missale seiner Diöces verbessern" lassen.

Einsicht nehmen können, welche reichen liturgischen Schäze in denselben enthalten sind. Wie schön und ergreifend ist die Charfreitagsliturgie in dem Benedictionale. Wie reich sind alle diese Werke an kernigen und gesalbten Gebeten und Collecten, wie reich an den alten schönen Hymnen und Sequenzen, unter denen wir sogar eine Anzahl gefunden haben, die unstreitig zu den vorzüglicheren gehören und doch den neuern und neusten Kennern der altkirchlichen Hymnologie unbekannt geblieben zu sein scheinen1), wie wir denn auch eine Vermuthung, die früher anderwärts von uns ausgesprochen worden ist2), völlig bestätigt gefunden haben, nemlich daß es in der alten Kirche gebräuchlich war, mehrere Intonationen und Responsorien in einem ge

1) Wir können es uns deshalb nicht versagen, als Probe einen Hymnus auf den Namen Jesu, den wir selbst in dem neusten und vollständigsten Werke dieser Art: Wackernagel, das deutsche Kirchenlied. Leipzig 1864. 1. Band, nicht gefunden haben, hier vollständig mitzutheilen:

Gloriosi salvatoris

Nominis praeconia,

Quae in corde genitoris

Latent ante saecula,

Mater coeli plena roris,

Pandit nunc ecclesia.

Nomen dulce, nomen gratum,

Nomen ineffabile,

Dulcis Jesus appellatum,
Nomen delectabile,
Laxat poenas et reatum,
Nomen est amabile.

Hoc est nomen adorandum,
Nomen summae gloriae,
Nomen semper meditandum
In valle miseriae,

Nomen digne venerandum
Supernorum curiae.

Nomen istud praedicatum

Melos est auditui,

Nomen istud invocatum

Dulce mel est gustui,

Jubilus est cogitatum
Spiritali visui.

Hoc est nomen exaltatum
Jure super omnia,

Nomen mire formidatum
Effugans daemonia,

Ad salutem nobis datum
Divina clementia.

Nomen ergo tam beatum
Veneremur cernui,
Sit in corde sic firmatum,
Quod non possit erui,
Ut in coelis potestatum
Copulemur coetui.

Sit divinae majestati
Virtus et potentia,

Detur summae trinitati
Honor, laus et gloria,

Semper tamen unitati

Par sit reverentia!

2) Liturgieen für den evangelisch-lutherischen Gottesdienst. Leipz. 1851. S. VII.

wissen innern Fortschritt an einander zu reihen. Insbesondere müssen wir noch der Breviarien gedenken mit ihren Gebetsgottesdiensten, welche lezteren, was ihre innere Einrichtung betrifft, aus Wechselgesängen zwischen Priester und Chor, Bibellectionen, Hymnen und Gebeten mit so feinem Takte und so geschmackvoll zusammengesezt sind, daß sie, in's Deutsche überseßt, reichen Stoff liefern zu dem, was wir heutzutage liturgische Gottesdienste nennen. Wir können daher Allen, die sich mit liturgischen Studien beschäftigen, nicht dringend genug empfehlen, Kenntniß von diesen Werken zu nehmen; wir selbst verdanken der Beschäftigung mit denselben manche genuß- und erbauungsreiche Stunde, während es auf der andern Seite nur ein verdienstliches und dankbares Unternehmen sein würde, wenn Jemand eine Blumenlese aus denselben veranstalten und herausgeben wollte, wie dies zu seiner Zeit Adam Siber, der erste Rector der Fürstenschule in Grimma, schon einmal gethan hat1).

Und das um so mehr, da auch der Geist, in welchem diese Werke redigirt sind, im Allgemeinen ein vortrefflicher zu nennen ist. Zwar kann und soll nicht verschwiegen werden, daß noch Mancherlei von Marien- und Heiligendienst darin anzutreffen ist. Doch wie könnte das befremden, wenn man bedenkt, in welcher Zeit diese Werke entstanden sind und daß es erst noch anderer Umstände und Ereignisse bedurfte, um der Kirche über diesen Irrthum die Augen zu öffnen? Aber auf der andern Seite muß ebenso rühmend anerkannt werden, daß sie wirklich verbessert und schon vielfach von dem neuen Geiste angehaucht sind, der bereits damals durch die Kirche wehte und die heilige Schrift wieder in ihre Rechte einsehen wollte. Nirgends ist etwas zu finden vom Ablaß, vom Verdienst der guten Werke oder vom Fegefeuer, vielmehr wird überall das Verdienst Christi als der alleinige Grund der Seligkeit betont und hingestellt, wie denn auch einzelnen gottesdienstlichen Gebräuchen, z. B. der Lichter- und Pal

1) Derselbe hatte sich einst bei einem in Grimma ausgebrochenen großen Sterben nach Wurzen geflüchtet, wo er die ihm gewordene unfreiwillige Muße unter anderm auch dazu benußte, die Bibliothek des ihm befreundeten leßten Bischofs von Meißen, Johannes IX., zu durchmustern. Besonderes Interesse fand er an den liturgischen Büchern der Meißner Diöces, aus denen er dann im J. 1575 ein Breviarium christianum, continens doctrinam, preces, cantica et hymnos veteris ecclesiae herausgab, das er auch dem genannten Bischof dedicirt hat.

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