Die Kaiserkrönung Karls des Großen

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GRIN Verlag, 2007 - 44 pages
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Universität zu Köln (Historisches Seminar), Veranstaltung: 'Der Entstehungsprozess des mittelalterlichen Deutschen Reiches', 53 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Es gibt keinen stichhaltigen Grund anzunehmen, Karl der Große habe das Kaisertum nicht angestrebt oder er sei ein ,Kaiser-wider-Willen' (Schramm) gewesen. Diese Arbeit macht deutlich, dass die Errichtung des nachantiken, abendländischen Kaisertums im Jahre 800 nicht das Ergebnis eines einzelnen machtbewussten Willens war, sondern aus wenigstens drei Quellen zu schöpfen ist. Der Wille Karls des Großen manifestierte sich erstmals deutlich in der Reaktion auf das Konzil von Nikaia (787). In den Libri Carolini gibt er schon 794 der Mit- und Nachwelt in klaren Worten zu erkennen, dass er nicht nur die imperiale, sondern auch die in Kirchenfragen universale Macht im imperium christianum anstrebte. Die Aufwertung der so genannten ,Kölner Notiz' - also die ,Übergabe des Imperiums' durch die byzantinische Kaiserin Eirene an Karl schon 797/98 - erlaubt es, den Byzanzbezug auf die Kaiserkrönung neu einzuschätzen. Sowohl die Mediaevistik (Fried) als auch die Byzantinistik (Lilie) sehen in den acht ,dürren Worten' (Löwe) der ,Notiz' einen Katalysator der Erhebung Karls zum Kaiser des Westens. Das Attentat auf Papst Leo III. im Jahre 799 scheint hier nur den noch ausstehenden ,Rest' besorgt zu haben. Der kausale Zusammenhang zwischen Revolte und Krönung in Rom, den die ,lokalistische Theorie' (Heldmann) über Jahrzehnte möglicherweise zu stark betont hat, ist zwar keineswegs auszuschließen, doch ohne den Bezug auf das byzantinische Kaisertum reicht diese Theorie nicht weit. Karl sah sich im Verlauf der Ereignisse um das Attentat auf dem Gipfelpunkt seiner faktischen Macht, der nur die nominelle Würde (das nomen imperatoris) noch fehlte. Der Papst - die schwächste der drei Mächte - sah 799 möglicherweise die lange ersehnte Gelegenheit gekommen, sich einen festen Platz ,neben', wenn nicht gar ,über' den weltlichen Gewalten zu erobern. Auch wenn im Vorfeld möglicherweise anderes abgesprochen worden war (Schweigen der Quellen), nahm Leo III. Weihnachten 800 das Heft in die Hand und schwang sich zum ,Kaisermacher' Karls des Großen auf. Für die Annahme, dass die ,Rechnung' des Papstes nicht aufgegangen ist, spricht die von Einhard überlieferte Reaktion Karls, er hätte die Kirche nicht betreten, "wenn er die Absicht des Papstes geahnt hätte." In der Rückschau der über 800jährigen ,deutschen' Geschichte des Kaisertums fällt das Urteil über das Ereignis am Weihnachtstag 800 zumindest zwiespältig aus.
 

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Page 19 - Galliam nec non et Germaniam tenebat, quia Deus omnipotens has omnes sedes in potestate eius concessit; ideo iustum eis esse videbatur, ut ipse cum Dei adiutorio et universo christiano populo petente ipsum nomen aberet. Quorum petitionem ipse rex Karolus denegare noluit, sed cum omni humilitate...
Page 32 - Karolus serenissimus Augustus, a Deo coronatus, magnus, pacificus Imperator, Romanum gubernans imperium, qui et per misericordiam Dei rex Francorum et Langobardorum...
Page 28 - Leoni et universis sanctis patribus qui in ipso concilio aderant, seu reliquo christiano populo, ut ipsum Carolum regem Franchorum imperatorem nominare debuissent, qui ipsam Romam tenebat, ubi semper...
Page 29 - Romani videntes tanta defensione et dilectione quam erga sanctam Romanam ecclesiam et eius vicarium habuit, unanimiter altisona voce, Dei nutu atque beati Petri clavigeri regni caelorum, exclamaverunt : 'Karolo. piissimo Augusto a Deo coronato, magno et pacifico imperatore vita et victoria'. Ante sacram confessionem beati Petri apostoli, plures sanctos invocantes, ter dictum est; et ab omnibus constitutus est imperator Romanorum.
Page 29 - Apostels Petrus zur Messe erhob, setzte ihm Papst Leo eine Krone aufs Haupt und das ganze Römervolk rief dazu: dem erhabenen Karl, dem von Gott gekrönten großen und friedenbringenden Kaiser der Römer Leben und Sieg! und nach den lobenden Zurufen wurde er vom Papst nach der Sitte der alten Kaiser durch Kniefall geehrt und fortan, unter Weglassung des Titels Patricius, Kaiser und Augustus genannt.
Page 29 - Ipsa die sacratissima natalis Domini, cum rex ad missam ante confessionem beati Petri apostoli ab oratione surgeret, Leo papa coronam capiti eius imposuit, et a cuncto Romanorum populo adclamatum est: Karolo, augusto a Deo coronato magno et pacifico imperatori Romanorum, vita et victoria! Et post laudes ab apostolico more antiquorum principum adoratus est atque ablato patricii nomine imperator et augustus est appellatus s.
Page 32 - Jahre abgesetzt hatten, vor Gericht geführt und nach der gegen sie angestellten Untersuchung nach römischem Recht als Majestätsverbrecher zum Tod verurteilt. Der Papst legte jedoch milden Sinnes Fürbitte für sie ein bei dem Kaiser, und so wurde ihnen das Leben und Sicherheit des Leibes gewährt; um der Größe ihres Vergehens willen aber wurden sie in die Verbannung geschickt. Hauptsächlich beteiligt waren an diesem Treiben der Nomenclator Paschalis und der Schatzmeister Campulus nebst vielen...
Page 37 - Himmel entstand, sondern tatsächlich eine Renovatio Romani Imperii war. Nun schreibt Classen die „Geschichte des Kaisertums im Westen und der Kaiserkrönung in Rom zwischen Theodosius dem Großen und Karl dem Großen".
Page 21 - Christi ecclesiam ab incursu paganorum et ab infidelium devastatione armis defendere foris, et intus catholicae fidei agnitione munire. Vestrum est, sanctissime pater : elevatis ad Deum cum Moyse manibus nostram adiuvare militiam ; quatenus, vobis intercedentibus, Deo ductore et datore populus christianus super inimicos sui sancti nominis ubique semper habeat victoriam...
Page 29 - Quo tempore imperatoris et augusti nomen accepit. Quod primo in tantum aversatus est, ut adfirmaret se eo die, quamvis praecipua festivitas esset, ecclesiam non intraturum, si pontificis consilium praescire potuisset.

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