Page images
PDF
EPUB

VI.

Gedichte des 13ten und 14ten Jahrhunderts

in

Pergament Handschriften der öffentlichen Bibliothek zu Straßburg.

An Wilhelm Grimm in Cassel.

Der

1.

geiftliche ftrit.

(Cod. A. 105. der ehemal. Johanniter Bibl.)

Dieses geistreiche Gedicht steht mit der Psychomachia des Prudentius und andern Dichtungen dieses Inhalts in keinem Zus sammenhange. Ich theile hier den Anfang desselben mit, der durch die sinnige Schilderung der Leidenschaften und Laster, die gegen den Menschen zu Felde ziehen, und der Rüstung und Heerschaar, mit denen er sie bekämpfen soll, zur Heransgabe des ganzen Gedichtes ermuntern mag *).

*) Möge der Straßburger Heimgart, den ich freundlich grüße, sich der Herausgabe dieses, so wie manches andern poetischen, Denkmals in dortigen Handschriften des 13ten · 16ten Jahrhunderts, unterziehen, und Herrn Jung oder Herrn Strobel damit beauftragen! Vor Allem verdiente das nur aus 11 Blättern bestehende, heilige Namenbuch des Conrad Danckroßheim vom Jahre 1435 (cod. B. 142. der ehemal. Johanniter Bibliothek) einen Abdruck, wegen der im Anfange desselben vorkommenden Beziehungen auf die Kinderwelt und des im Schlusse enthaltenen wißigen Spottes über Verschwendung und Drang der tåglichen Ausgaben, voll launigter Anspielungen auf die Volkssitte jener Zeit.

[ocr errors][ocr errors]

Dis ist der geiftliche ftrit.

Wer nach gote trahten wil.

der uindet der marter uil. die in zv gote leitent.

wer fich alfo bereitet.

daz er ein reines herze treit. der ift zv fchöwene bereit.

daz öge uil låter mus fin.

daz fchöwen wil der funnen fchin.
ist es trübe vñ ungefunt.

fo wirt es von dem glantze wùnt.
wel waffer ift luter vñ clor.
in dem fiht men offenbor.
Wer dar vber gehaben wurt.
daz ein trubes gar verbirt.
ich merke an dem spiegel daz.
fo ie luter ift daz glas.
fo me die forme ift offenbar.
die in dem spiegel glentzet dar.
an difen dingen merke ich wol.
wie reine ein herze wefen fol.
daz schöwen wil der fuunen glast.
vñ des liehtes vberlast.

an dem kein öge refien mag.

fo heiter ift des liehtes dag.

[merged small][ocr errors][ocr errors]

bi dem fwarzen waz ist wis.
wan die zwei fint ungelich.
Wir füllent daz alle wiffen wol.

ift ein herze z vntugende vol.
mit funden entreinet.

daz mag nit wefen reine.

wer aber die finde midet.
vñ vntugende vertribet.

vñ an dugenden wendet finen måt.
Der heiffet reine vñ ift och gut.
Daz enmac nút ane ftrit gefchehen.
alfo horen wir die wifen iehen.
wiltu denne ein reines herze han.
fo bereite dich vf des ftrites plan.
do zoget ze velde engegen dir dar.
ein vil freislich fchar.

[blocks in formation]

*) Der Vers, den man zwischen diesem und dem vorangehenden Verse vermißt, fehlt im Manuscript. Auch in spätern Stellen fehlen einzelne Verse.

[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors]

Die fübende heiffet hoffart.

die ritet nach der herren art.
ie zů iungeft an der fchar.
mit gefchal vn offenbar.

fu kan wol trowen vñ brogen.
die andern muffent ir gebogen.
fu wil ir aller frowen wefen.
vor ir neman mag genefen.
fú kempfet vi båtet zv strit.
vntze an die iungefte zit.
daz die fele fol hinnan uarn.
got muffe uns vor ir bewarn.

Hie můftu liden ftrites not. dů můft fi alle flahen tot. e daz din herze reine fi.

du folt ahten och do bi.

daz dů ze ftrite fift wol bereit.

dir wurt die vart lihte anders leit.

Du folt han ein gut fwert.

ein ros vñ ein halsberg.

ein helm vñ zwo yferin hofen.

waz daz betutet daz feltu lofen.

daz fwert daz betutet daz gotes wort.

daz fnidet wol ze beiden ort.

es fleht durch ftahel vñ durch ftein.

es driffet daz marg al durch daz bein. Der halsberg der betutet wol.

rehten globen wan der fol. bedecken allen dinen lip.

[graphic]
[ocr errors]
« PreviousContinue »