gefällige Gewährung meiner Bitte zu Theil werden wird, mir von deutschen Sprachdenkmälern des sten bis 11ten Jahrhunderts, und sollten es auch nur einzelne deutsche Glossen seyn, eine buchstäblich treue Abschrift mit Beilegung eines fac simile von etwa 10 Wörtern, nach Königsberg in Preus ßen hinüberzuschicken. Zu diesem Behuse nehme ich mir die Freiheit, die HH. Bibliothekare darauf aufmerksam zu machen, daß vorzuglich in den lateinischen Commentaren zur Bibel, zu den can. apost. und concil. und decret. papp. in den Werken des Alcuinus, Aldhelmus, (selten in denen des Ambrosius) Arator, Beda, Boetius, Donatus, Fulgentius, Gregorius, Hieronymus, Isidorus, Juvencus, Orosius, Phocas, Priscianus, Prudentius, Sedulius, Smaragdus, mitunter auch in Handschriften des Horaz und Virgil, deutsche Glossen, oft freilich nur sehr sparsam und kaum unter der Menge lateinischer Glossen bemerkbar *), theils im Context, theils zwischen den Zeilen, theils am Rande sich vora zufinden pflegen. Munchen, in der Charwoche 1826. Graff. *) Oft werden sie durch die häufige Geheimschrift, welche fuür die Bokale den ersten oder zweiten auf sie im Alphabet folgenden Consonanten sest, und sowohl deutsche als lateinische Wörter auf diese Weise schreibt, z. B. emprf statt amore, tlxf statt tiuf, noch schwerer zu erkennen. Inhalt des ersten Hefts. 1. Aufgefundene Bruchstücke größerer mittelhochdeutscher Gedichte. II. Nachricht von vier Handschriften der gereimten Weltchronik. Seite III. Der Weingartner Minnesånger = Coder. An v. d. Hagen in IV. Zwei zu Paris und Carlsruhe befindliche Handschriften einer großen Glossensammlung des sten Jahrhunderts. Un v. Urr in St. Gallen. i 122 I. Aufgefundene Bruchstücke größerer mittelhochdeutscher Gedichte. Un Docen in München. 1. Bruchstick aus Athis und Prophilias. Zu Arnsberg, im Herzogthum Westphalen, liegen auf dem Königl. preuß. Reg. Archiv 4 einzelne Pergamentblåtter *) in 4. (von Kindlinger ohne weitere Notiz dorthin verkauft), die, obgleich nur Bl. 1 und 2 von derselben Hand sind, doch des Inhalts, des gleichen Formats und der übereinstimmenden Zeilenabtheilung wegen zu einem und demselben Codex gehört haben. Als ich auf Bl. 4, das mir zuerst in die Hände fiel und durch die Schilderung: Die wapin uns uirrostin etc. mich anzog, den Namen Prophilias las, vermuthete ich sogleich, Bruchsticke eines unbekannten mittelhochdeutschen Gedichts von Athis und Prophilias vor mir zu haben. Der Inhalt der übrigen Blåtter bestätigte diese Vermuthung. Ob das Gedicht eine Bearbeitung des altfranzosischen Romans Atys et Profilias (von *) Dem Hrn. Medizinalrath Dr. Stoll verdanke ich die erste Nachricht von diesen Blättern und dem Hrn. Archivar Hüser die Mittheilung derselben. Aus den Händen des erstern, eines Gelehrten von der viele seitigsten wissenschaftlichen Theilnahme, erhielt ich auch ein etwa 8 Pergamentblåtter füllendes Bruchstick ciner niederdeutschen Legende von den 11,000 Jungfrauen, welches ich der reichen Sammlung des K. Pr. Bundestagsgesandten, Hrn. General = Postmeisters v. Nagler, übergeben habe. Diutisca. 1stes Heft. 1 |