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Bernstein zur Verehrung (Caffiod. 45. 46, 5, 1. 2). Mit dem Heimatlande blieb er überhaupt in innigfter Berührung und fafs auch wohl darum lieber in Ravenna als in Rom. Mit den Thüringern, Burgundern, Weftgothen, Herulern, Vandalen fchlofs er auch durch eheliche Bande Bündniffe, ebenfo mit den Franken, mit denen er aber zuvor noch kämpfen musste, wobei er ihnen Arles und die Vormundfehaft über das weftgothische Reich nahm (511).

Er konnte fo wenig wie Kaifer Juftinus fchreiben: die vier erften Buchstaben feines Namens (ına oder &ina) pflegte er durch ein Blech zu mahlen; er verbot auch gothische Knaben in die römische Ruthenschule zu schicken, wogegen Cyprianus, der Patricier, feine Kinder gothisch lernen liefs. Dennoch war er wifsbegierig (Caffiod. 9, 24), pflog lebhaften Umgang mit dem Philofophen Boethius, mit dem Baumeister Symmachus und mit Cyprian, der drei Sprachen verstand wie einst Ulfilas und doch wieder mit Theodorich das Rofs tummelte (Caffiod. 5, 40. 41). Er liebte ferner den Gefang (Caffiod. 2, 40. 41), vor Allem aber Gerechtigkeit und Treue. Den Liberius hielt er gerade deshalb hoch, weil er der treufte Anhänger Odoakers gewefen war (Caffiod. 2, 16. Ennod. ep. 9, 23). Das verwüftete und menfchenleere Italien mehrte und nährte er auf jede Weife und machte das verödete wieder grün, die Menschen wieder froh. Er nahm, wie Odoaker, vom Grundbesitze, vorzüglich der Reicheren, nur den dritten Theil (die fortes Gothicas) mit dem Dritttheil der Sklaven und des Ertrages (die Tertia), während Westgothen und Burgunder zwei Dritttheile, die Vandalen im Allgemeinen das Ganze genommen hatten, die Burgunden später die Hälfte.

Theodorich liefs dem Staate feine Verfaffung (mit Confuln und Senatoren) und ordnete auf jede Weife die Gefetze, die Rechtspflege, die Steuern (Grund- und Gewerbesteuer), erneute die Grenzfeften, ftellte Rom und Ravenna mit ihren Wasserleitungen und Schauspielen wieder her, ja verfchönerte fie. Seinen Gothen bewahrte er nur das Vorrecht der Waffen, in denen fie fich fleifsig übten. Sie blieben gefondert in Sprache, Sitte, Tracht, unter eigenen Herzögen; ganz wie auch die Weftgothen in Spanien den Römern ihre Verfaffung gelafsen hatten, nur dafs fie nicht mit den Gothen heirathen durften. Theodorich beförderte ferner den Ackerbau, liefs die pontinischen Sümpfe austrocknen, hob den Handel und Verkehr, sorgte für Getraide und Spiele (für das hungrige Rom) und für Bildung.

Nachdem er fo gewaltet, zog er im Jahr 500 (100 Jahre fast nach Alarich) feierlich, aber friedlichst („mira affabilitate" Caffiod.) in Rom ein, eingeholt von Symmachus, begrüsst von Boethius; bestätigte fämmtliche Rechte Roms und ordnete prächtige Schauspiele an (Anonym. Valesii).

Gegen die katholifche Kirche war er duldfam (Anaftas. vita Hormisdae papae), duldsam selbst gegen die Juden, welche von jener verfolgt wurden; ja die katholische Kirche schützte und beschenkte er. Er ftrafte auch arianische Bifchöfe; ebenfo den Frevel an Gräbern (Caffiod. 4, 18) wie mit Magie (Caffiod. 4, 22. 23). Nur einmal, kurz vor feinem Lebensende ward er ungerecht und hart. Er hatte nach Conftantinopel als Boten an den Kaifer den gelehrten und ihm vertrauten Boethius, deffen Schwiegervater Symmachus und den römischen Bifchof Johannes, der schon ungern gieng, gefendet, um die kirchlichen Wirren in Betreff der von Juftinus und

Juftinianus gemishandelten Arianer zu ordnen. Gegen die beiden erfteren aber stieg ihm auf Grund von Briefen der Verdacht des Verrathes auf und Johannes ward in Conftantinopel fo auffallend empfangen, dafs man Theodorich den Argwohn nicht verdenken konnte. Nicht nur dafs die ganze Stadt dem römifchen Bifchofe mit brennenden Kerzen entgegengezogen war, der Kaifer felbft hatte fich vor jenem niedergeworfen und ihm in Demuth gehuldigt (Anastas. vita Joh.; Anonym. Valesii 91). Als daher Johannes (526) heimkam und die Kunde mitbrachte, dafs alle Arianer, die bereits zur katholifchen Kirche übergetreten wären, darin verbleiben müssten, ward er in's Gefängnifs geworfen, in welchem er am 18. Mai starb. Ebenfo war Symmachus bereits 525 in Ravenna gefangen gesetzt worden und geftorben, Boethius aber fchon 524 in Verona durch die Folter gequält und durch das Schwert hingerichtet worden. In feiner Haft hatte er das auf uns gekommene Buch De Confolatione gefchrieben. Theodorich starb nicht lange nach dem Bifchofe Johannes, am 6. Auguft 526, an einem „fluxus ventris" (Anonym. Valefii), eben als er gehofft hatte, die Kirchen wieder befuchen zu können. Die welsche kirchliche Sage bat aus dem plötzlichen Tode ein todbringendes Erschrecken gemacht, weil der König an der Tafel in einem Fischkopfe der Getödteten Antlitz erblickt habe (Procop. 1, 1), und hat zur Sühne dazu gedichtet, dafs Theodorich nun auf dem liparifchen Eilande im Vulkane brenne (Hift. mifcell.; Kaiferchronik III, 946-953), während die deutsche Sage, in welche Theodorich als Dietrich von Bern eingetreten ist, ganz andre mythische Umbrämung gehäuft hat (Kaiserchronik III, 952-953). Schon Amalafvintha gab den Kindern des Boethius und Symmachus Erbe und Ehre wieder und Boethius und Symmachus wurden heilig gefprochen (Procóp. 1, 12).

Theodorich hatte 33 Jahre geherrscht, 18 Jahre vor, 15 Jahre nach der Vereinigung Spaniens mit Italien. Er hinterliefs nur eine Tochter, die eben genannte Amalafvintha, schön, begabt und edel gebildet: fie fprach Lateinisch und Griechisch, in ihrer Muttersprache aber foll fie wahrhaft beredt gewefen fein (Caffiod. 11, 1. Procop. hift. arc. 16). Sie war dem weftgothifchen Könige Eutharich vermählt worden (Jorn. 4, 1), der aber fchon im J. 522 starb und aufser einer Tochter Matafvintha nur einen erwachsenen Sohn Amalarich und einen fechsjährigen, Athalarich hinterliefs. Letztern erkannten die Oftgothen als ihren König an, während Spanien mit den in Carcaffo aufgehäuften Schätzen an Amalarich übergieng. Amalafvintha liefs Athalarich von begabten, aber bejahrten Männern in Büchern unterrichten, was den gothischen Grofsen misfiel, fo dafs als ihr junger König ihnen einft, von der Mutter gezüchtigt, weinend begegnete, fie in diefe drangen, dem Sohne altersgemässe Gespielen und Genoffen zu geben. Nun aber warf Athalarich fich in Trunkenheit und Ausfchweifung aller Art, dafs feine Kräfte dahinschwanden und er früh starb (Procop. 1, 2). Da bot Amalasvintha dem Sohne der Amalafrida (Theodorichs Schwefter), Theodahat, der claffifch wohlgebildet (er las den Plato), aber habfüchtig war, fo dafs Theodorich der Gr. ihm fchon früher einmal gefchrieben hatte Amali fanguinis virum non decet vulgare defiderium" (Caffiod. 4, 39), die Mitherrfchaft an. Er aber warf die Königin bald in ftrenge Haft (Procop. 1, 41) and liefs das edle Weib im Bade erwürgen (Procop. Jorn. 59).

Amalafvintha hatte fich fchon früher an Kaifer Juftinianus gewandt, der gerne

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die Gelegenheit ergriff, die Franken gegen die Gothen aufbot und feinen Feldherrn Belifar im J. 536 nach dem Weften fandte, welcher schnell Sicilien, Afrika und Neapel eroberte. Da fetzten die Gothen den Theodahat ab und erhoben Vitigis zu ihrem Könige (Procop. 1, 11), der aber, statt nach Rom, nach Ravenna zog und Matasvintha ihn zu heirathen nöthigte (Jorn. 37). Inzwifchen war Belifar am 9. October 536 in Rom eingezogen (Procop. 1, 14), gegen das nun Vitigis 50,000 Mann führte. Doch belagerte er es, während Hunger und Peft innen und aufsen wütheten, vergeblich; dagegen nahm er Mailand mit Hülfe von 10,000 Burgunden ein und machte es, nachdem 10,000 Mann durch das Schwert gefallen waren, dem Boden gleich. Juftinian fchickte dem Belifar Zuzug durch Narfes, mit ihm aber auch zugleich die lähmende Eiferfucht beider Feldherrn. Vitigis hetzte dem Kaifer die Perfer auf den Hals, Belifar von Ravenna Jenem dagegen die Franken. Da machte Juftinian plötzlich mit den Gothen Frieden, welchem Belifar aber feinerfeits die Unterzeichnung verfagte. Inzwifchen hatten die Gothen auch Vitigis entfetzt und mit Belifar unterhandelt, der nun aber plötzlich abberufen den Vitigis mit nach Conftantinopel nahm, wo diefer „patrícius“ ward (Procop. 2, 30); feine mitgegangenen Gothen aber dienten gegen die Perfer. Die übrigen hatten Ildibad zu ihrem Könige gewählt, der nur noch 1000 Mann um fich hatte und feinen raftlos thätigen Bruder Badvila, den die Seinen Totila nannten, an fich zog. Diefer gieng 543 im Sturme vorwärts auf Neapel (Procop. 3, 7) und Rom los und nahm letztres nächtlicher Weile durch Lift ein. Er rettete und erhielt die Stadt, ftellte ihre Zufuhr an Getraide und ihre Spiele her, fo dafs auch die geflüchteten Senatoren wiederkehrten. Er verliefs aber Rom, ohne es zu befestigen, und gieng nach Ravenna. Da eilte Belifar nach Rom, füllte die Lücken feiner Mauern aus und befeftigte die Stadt fo, dafs fie Totila erft im J. 548, als Belifar vom Kaifer abermals abberufen ward gegen die Hunnen und bald darauf starb, wieder gewann. Damals eroberte Totila auch Sicilien, das ihm die Griechen nicht wieder entreifsen konnten; ebenfo Sardinien und Korfika. Von Rhegium eilte er wieder zu feinem Feldherrn Tejas nach Verona, ward aber 552 bei Ancona von Narfes zu Waffer geschlagen. Letztrer hatte 2500 Langobarden, 400 Gepiden (die gegen die Perfer geftanden waren), dazu Parther und Hunnen geworben und drohte vom Norden her, wo ihm aber Tejas durch Verhaue, Abgraben der Strafsen und Ueberflutung des Landes den Durchzug wehrte, fo dafs jener an der Meeresküfte entlang ziehen musste. Der gothische Feldherr Usdrilas in Ariminum ward von einem Heruler getödtet; Totila aber warf fich dem Narfes entgegen. 2000 feiner Reiter erwartend tummelte er vor feinen Gothen und vor den Römern fein Rofs in goldener Rüftung, und schwang kunftvoll feinen Ger. Die Reiter kamen und Totila kämpfte bis zum Abend, ward aber endlich geworfen und so gefchlagen, dafs 6000 Gothen auf der Walstadt todt lagen und als er felbft fliehen mufste, ward er durch den Speer eines Gepiden rücklings getroffen und starb, nach eilf thatenreichen Jahren, in Capră. Sein blutiges Kleid und fein Hut wurden nach Conftantinopel gebracht. Nach dem Siege entledigte fich Narfes feiner Langobarden; die Gothen aber fammelten fich unter Tejas. Während Narfes Rom erstürmte, zog jener längs der adriatifchen Meeresküfte gen Süden, um Cumă zu entfetzen. Am Fusse des Vesuves angekommen, vertheidigte er fich gegen die Römer hinter

Verhauen zwei Monate lang, bis er ihnen endlich die Schlacht bot. Ein wahrer Held stand Tejas den ganzen Tag vor der geschlossenen Schaar der Seinen, geschützt vom hohen Schilde, in dem er alle Speere der Feinde auffieng, bis derfelbe davon zu fchwer ward, worauf er je eines anderen begehrte. Bei einem folchen Schildwechfel aber ward er tödtlich in die Brust getroffen. Seine Gothen kämpften unverzagt fort bis zur Nacht und wieder am anderen Morgen. Da endlich hielten fie um freien Abzug zu andern freien Deutschen an, den ihnen auch Narfes gern gewährte. Es waren nur noch 1000 Mann übrig, die unter Indulfus nach Ticinum über den Po giengen. Hier gefellten fich zu ihnen die übrigen Gothen (Procop., Agathias), denen die Franken die Nothhülfe verweigerten, nicht fo die beiden alamannischen Brüder Leutharis and Butilin: diefe durchzogen mit 75000 Mann (Alamannen, Franken und Gothen) in den Jahren 553, 554 Italien, unterlagen aber. Es fiel Phulkaris der Heruler, es fiel Ragnaris der Gothe; und 7000 Gothen, die von allen denen, welche zwanzig Jahre lang um ihre Erhaltung und Rettung gekämpft hatten, allein noch übrig geblieben waren, wurden nun nach Conftantinopel abgeführt (Agathias). Wenige andre gelangten nach Rhätien und Noricum (nicht nach Gothland in Schweden, wie Nicolaus Petrejus in f. Origg. Cimbr. et Goth. S. 100 träumte).

So ift denn auch diefes grofse oftgothische Reich (wie einft Ermanarich's) vor unfern Augen in Trümmer gegangen, und aus all den ungeheuern Anstrengungen, welche unter Blutströmen gemacht worden waren, um auf welchem Boden künftliche Staatenbaue aufzurichten und zu erhalten, find nicht einmal die Liederklänge auf uns gelangt, in welchen die Gothen und übrigen deutschen Stämme „pene hiftorico ritu“ (f. S. XVII. XXXI.) die Thaten ihrer Könige fangen.

Auch vom ganzen grofsen Vandalenreiche in Afrika ift nichts übrig geblieben, als ein meffingenes Gewicht (oder Töpferstempel?) mit dem Namen RAGNARI und die zwei, obenein noch schwierigen Anfangsworte eines Gebetes „Sihora armè[n]," welche der h. Auguftinus aufbewahrt hat und welche „Miferere (d. i. armái) domine" bedeuten follen. Faft fünfhundert Jahre haben deutfche Männer gegen den römifchen Kolofs angekämpft, bis er fie in feinen Sturz mit hineinzog. Auf feinem Schutte hatten sie gehofft ein frifches Leben zu wecken, neue Staaten zu gründen oder das alte, morsche Gebäude zu stützen: ein grofser Irrthum. Romanifch und Germanisch find nie eine ächte Wahlverwandtschaft eingegangen; Mittelmeer und Oftfee konnten fich nie mifchen; römifche Rechthaberei und fchlichtes deutsches Wefen wurden nie Gefchwifter.

Diejenigen Gothen, welche früher als andre deutsche Stämme fchon in den Donanländern durch ihren treuen Bifchof Ulfilas Christen geworden waren, hatten diefen ihren neuen und jungen Glauben, wie fie ihn mit deutscher Tiefe ergriffen, auf allen ihren rauhen blutgetränkten Bahnen unerfchütterlich fortgetragen und felbft die fernentrückten Vandalen befafsen ihre wohlgeordnete Kirche, und ihre Bifchofe begleiteten fie felbft in die Schlachten (Hieronym. epift. ad Heliodor.). Den Frieden und die Frische, welche fie, als urfprüngliche Morgengabe vom Bade der Nerthus, zu dem neuen verklärten Glauben mit herüber gebracht hatten, trugen fie nun auch durch die erftorbene alte Welt weiter. Der in Köln oder Trier geborne

Bifchof Salvianus von Marseille rühmt in feiner Schrift De gubernatione Dei an den Gɔthen und Vandalen, die er fonft eben nicht mag, die wunderbare Liebe und Einigkeit (affectum et charitatem). Mit Gebet giengen fie in den Kampf. Ihr König, fagen die Gefchichtfchreiber, bete auf feinem Lager bis zum Morgen der Schlacht. Als Totila im J. 533 zu feiner eigenen Ueberraschung Rom nächtlich überrumpelt und eingenommen hatte, gieng er am Morgen zuerst in die Peterskirche, um anzubeten. In den Schlachten, felbft in Spanién noch, trugen fie die heiligen Schriften („librum divinae legis, facri voluminis fcripta": Salvian 7, 9-13) vor fich her, ohne Zweifel in Ulfilas Uebersetzung, die auf folche Weife aus den Donauländern mit nach Italien, Gallien und Spanien, ja bis nach Afrika wanderte. Die Vandalen leifteten den von ihnen Befiegten auf das Evangelium den Eid und hielten ihn unverbrüchlich (Oros. 3, 20). In Zeltkirchen hielten fie ihren Gottesdienft (Hieronym. ad Heliodor), ihre Priester ehrten fie aufrichtig, denen der Andersglaubenden erwiefen fie gleich tiefe Verehrung (Salvian. 7). Als Alarich 543 in Rom eingezogen war, empfieng er die katholische Geiftlichkeit, an ihrer Spitze den Diakonus Pelagius (der im J. 558 Bifchof ward), mit vieler Achtung und Ehrfurcht. Feletheus der Rugier und Odoaker der Heruler fragten den h. Severin um Rath (Vita S. Severini) und die weftgothifchen Könige liefsen fich von ihren Bifchöfen an ihre Pflicht mahnen (Concil. Tolet. 475).

Als Alarich zum dritten Male zur ewigen Stadt zog, fagte er zu einem Mönche, welcher ihn auf dem Zuge vom Blutvergiefsen abmahnte, er ziehe nicht aus eignem Willen hin, fondern es treibe und beunruhige ihn beftändig Jemand mit den Worten:,,Mache dich auf und zerftöre die Stadt" (Socrat. 7, 10. Sozom. 9, 6). Er zerstörte fie aber nicht (Oros. 7, 37), fondern fchonte ihrer, befonders der Kirchen (Oros. 7, 39. Auguftin. de civ. Dei 1, 1. 7), fchenkte den fürbittenden Geiftlichen Gehör (Zofim. 5, 45. 50), schützte fie, gab ihnen Geleit und liefs das Zufluchtsrecht der unverletzten Kirchen, namentlich der Apoftel Petri und Pauli (alfo weder Kephiften noch Pauliften!) laut verkünden, wohin fich denn auch viele retteten. Der h. Auguftinus (de civ. Dei 1, 1. 2—4. 7. 34. 3, 29. 5, 23. Sozom. 9, 9. Jorn. 30) kann nicht genug die Milde der Barbaren preifen, welche, wie fie vorher fich gelobt (Ifidor Chron. aer. 447), der Kirchen und der Senatoren gefchont hätten.

Ein Gothe kam bei jener Eroberung in einem Klofter zu einer Jungfrau und forderte von ihr ohne Ungebühr Gold und Silber. Da brachte fie grofse, fchwere und fchöne Schätze dar, dafs der Gothe erftaunte. Als aber jene fagte, dafs es Gefälse des h. Petrus feien, da liefs er davon ab und eilte mit der Nachricht zu Alarich, welcher die Gefäfse alsbald unter Bedeckung feiner Gothen und von ihnen felbft getra-. gen zur Kirche des Apostels bringen liefs. Staunenerregend wuchs in den Strafsen der Zug je mehr und mehr an: Gothen und Römer, Chriften und Heiden, welche Loblieder fangen (Ifidor. Chron. Oros. 7, 39. Caffiodor 12, 20). Andre Gothen führten die Wittwe Marcella mit ihrer Tochter Principia zur Kirche des h. Paulus (Auguftin. ad Principiam ep. 96. 154, ad Demetriad. ep. 97, ad Gaudentiam ep. 98. Vgl. Sozom. 9, 10). Ein andrer Gothe, fchon wilder, wollte einem fchönen Weibe Gewalt anthun und hatte fie bei ihrem kräftigen Widerftande am Halfe verwundet. Da fie ihm nun, vom Blute übergoffen, ruhig ihren Nacken darbot, ftaunte der Gothe

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