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wenn schon mit Abficht und einer gewiffen Ausführlichkeit die ftrittigen Stellen gegen Marcellus, Sabellius etc. eingeflochten wurden, fo mufs das Ganze mindestens 100 Blätter umfasst haben, von denen, wie gefagt, nur 8 erhalten find.

Jene Einrede gegen Sabellius und Marcellus knüpft der Verfasser der Skeireins an das genauer von ihm nach Joh. 3, 21 erörterte Verhältnifs Johannis des Täufers, des „erdgebornen“, zum Herrn, dem „himmelgebornen, von oben gekommenen“ : Johannis Ausfage über den Herrn habe aber nicht nur dessen Herrlichkeit verkünden, fondern Jene auch tadeln wollen, die den Vater und den Sohn eins zu nennen wagten. An die Worte des Herrn (Joh. 5, 19. 20) knüpft der Verf. die Bemerkung, dafs der Herr damit den zukünftigen Irrthum jener Leute habe anzeigen wollen, damit fie daran lernten, zwei Perfonen in Vater und Sohn zu unterfcheiden und anzuerkennen. Wenn der Vater und der Sohn nach des Sabellius Anficht einer und derfelbe wären und beide nur mit verschiedenen Namen bezeichnet würden, wie hätte jener diesem das Gericht übergeben (J. 8, 22)? Beiden (denn der Sohn fei auch Gott) gebe er die Ehre (25, 23), doch jedem bi vaírthidai; dem Sohne komme daher nicht die gleiche Verehrung zu, fondern nur eine ähnliche (ni ibnón, ak galeika fvéritha), gleichwie der Herr die Liebe, womit der Vater des Sohnes Jünger liebe, nicht diefelbe nenne, wie die, womit der Vater den Sohn liebe (ni ibnaleika frijathva, ak galeika). Sage doch der Herr felbft, dafs der Vater grösser fei als er (atta máiza mis ift, wie maiza alláim J. 10, 29; 14, 29).

Ich habe früher in meinem Buche über die Skeireins den fcheidenden Gebrauch von ibna, ibnaleiks (d. i. loos, aequalis) und galeiks, analeiks (d. i. quaïos, пagoμotos, fimilis) wohl nicht genug auseinander gehalten, weil die Sprache selbst in ihrer weiteren Entwickelung vom Althochdeutfchen an bis zum jetzigen Gleich und Aehnlich, schon vom gothischen famaleikó (óμolws, und diefes duoíws selbst für gleich!) und galeikôn (őμoiášɛıv, quoiov) an, frühe Abfchwächung oder begriffsgemäss Mischung beurkundet, fo dafs wir S. XXIII wohl schon mit vollem Rechte felbft die einzige Stelle 1 Tim. 3, 16, die allein nach arianischer Beimischung zu schmecken schien, frei fprechen durften. S. XXI aber haben wir gesehen, dass Ulfilas in feinem Glaubensbekenntniffe dem Sohne gleich dem Vater Gottheit zufpricht, wie auch Theodoret (4, 37) ausdrücklich bezeugt, und nur fagt, dafs der Geift, die Kraft aus der Höhe, dem Sohne gehorfam und unterthan fei, wie der Sohn dem Vater (S. XXII).

Die Kirchenfchriftsteller, welche dem Ulfilas die Ueberfetzung der heiligen Schrift in gothischer Sprache zufchreiben, ftellen übereinstimmend auch die Behauptung auf, dafs er zu jenem Zwecke zugleich die gothifche Schrift erfunden habe (γράμματα ἐφεῖρε γοτθικά fagt Socrat. 4, 33; εὑρέτης γραμμάτων οἰκείων Philoftorg. 2, 5; ebenfo darnach Sozom. 6, 37. Nicephor. 11, 48; invenit, adinvenit Caffiod. hift. trip. 8, 13. Jornand. 31; Ifidor. chr. goth. aèr. 415; Nicetas in Act. SS. Sept. 5, 41; Sigebert. Gemblac., Otto Frising. 4, 16 etc.).

Jedes nur einiger Mafsen gebildete Volk wird fich bald Schriftzeichen zu eigen machen, wenn auch nicht zu den literarum fecretis, wie Tacitus (Germ. XIX) unfern

Vätern diefe Kunst überbildeter Völker abfpricht, so doch zu den ernsten Loofungen des Lebens (auf Holzstäben: Tacit, Germ X), zu Befchwörungen und Verwünschungen, fowie zum Angedenken theurer Verstorbener (auf Stein). Die weiter oben (S. XLVIII) genannte Wiener Handschrift und die auf sie begründeten Untersuchungen (S. XLVIII X. 772) haben gelehrt, dass die Gothen, gleich allen übrigen deutschen Stämmen, ihr urfprüngliches Runen-ABC mit den gleichen Benennungen wie die Angelfachfen und die altnordifchen Stämme befeffen haben, dasfelbe, welches auch auf dem goldenen Horne von Tondern fo wie auf dem Goldringe zu Bukareft übereinstimmend zu Tage getreten ift; auf letzterem zugleich mit dem überraschenden Ergebniffe, dafs aufser der Doppelbezeichnung des ng durch gg auch der Doppellaut ai (fomit auch wohl au) bereits in jenem Runen-ABC mit zwei Stäben bezeichnet gewefen ift (wofür auf dem tondrischen Horne, neben gg, freilich ó und gebraucht wird), *) fo wie, wenn die mir vorliegende Abbildung der Infchrift und befonders der erften drei Stäbe (guth) richtig ift, auch das bei Ulfilas erscheinende 4, fo dafs derfelbe auch bei der Wahl diefes Zeichens für sein neugestaltetes gothisches ABC nur das Altvererbte und Vorhandene zu verwenden, nicht erst aus dem griechifchen. Alphabete villkürliche und dazu widerfinnige Vertauschungen von und vorzunehmen hatte, während weftgothische Münzen in Spanien, die wohl wegen römischer Untertha. nen römischer Schrift fich bedienten, für das gothifche das griechische einmischen (CINDASVINÕUS, RECCESVINÕUS). Dafs Theodorich der Gr. die vier ersten Buchstaben feines Namens (nach dem Anonymus Valefii) durch ein Blech durchzufchreiben pflegte, alfo pina (oder oIUD?), nicht THEOD, haben wir S. XL gehört.

Ulfilas aber hatte um fo weniger nöthig, fein n und u, fein und o, selbst fein hund etc. aus dem griechischen (und römischen) Alphabete, obenein mit jener willkürlichen Verwechselung ihres Werthes zu entnehmen, als ja das gothische Runen-ABC feine Urverwandtschaft mit dem griechisch-phönicifchen Uralphabete an der Stirn trug. Dass er aber bei seinem Geschäfte und der Feststellung seiner Schrift die Schärfe und Eckigkeit der in Holz und Stein geritzten oder gefchnittenen Runenzeichen verliefs und gemäfs der fchriftkundlichen Entwicklung feines Jahrhunderts bei den Griechen, mit denen er täglich zu verkehren hatte, vereint mit den dabei gewonnenen Mitteln des Pergamentes (maímbrana), des Rohres (ráus) und der Dinte (fvartizl) die Buchstaben mehr rundete, öffnete und wo es zur fcharfen Unterfcheidung galt, wieder eckte und längte, dabei im Ganzen aber fich nach dem Schreibgebrauche der beften Schulen richtete, fo dafs die gothischen Handschriften bei aller Eigenthümlichkeit im Einzelnen, doch im Ganzen mit der Uncialschrift gleichzeitiger griechischer und römischer Handschriften fich gleichfam decken, das Alles

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Ich will hier die einzige Anmerkung zu diefer Einleitung machen. Ich kann mich immer noch nicht überzeugen, dafs die Lefung der Infchrift des goldnen Hornes EK als ÏK richtig fei: einmal ift der Sinn und Satz gezwungen, zweitens fehlt der Name des Gebers, drittens ftünden, worüber ich nicht hinweg kann, nach EK (grade nach dem erften Worte!) keine Punkte, die doch die Infchrift fonft fo ebenmäfsig zwifchen die Wörter, felbft nach TAVIDO, setzt. Meine Lefung ékhlévaga ftim (als Decompofitum!). holtiggam. horna, tavido. habe ich in den Münchner Gelehrten Anzeigen 1850 n. 77–79 zu begründen gesucht.

ift etwas fo Natürliches, dafs das Gegentheil nicht gut denkbar fein würde; und wenn daher die griechischen Kirchenschriftsteller, die von Ulfilas eigentlichem Verfahren keine Ahnung, weil von den vorhandenen Runen keine Kenntnifs hatten, in Folge des griechischen Gepräges feiner Buchstaben, ihn auch den Erfinder der gothifchen Schrift nennen, fo haben fie damit von ihrem Standpunkte aus nichts Falfches ausgefagt. Es kommt von ihm die umfichtige, vollkommen ausreichende Bezeichnung der Laute für feine Sprache, wie die gelungene Uebersetzung der heiligen Schrift.

Für Ulfilas Bibelwerk wie für die gothische Sprache stehen uns dermalen folgende Handschriften und Hülfsmittel zu Gebote. Obenan die filberne Handschrift der vier Evangelien, die paulinifchen Briefe und die Bruchstücke des Alten Bundes zu Mailand, Rom und Wolfenbüttel.

Was jene filberne Handfchrift (Codex argenteus) betrifft, so taucht die dunkle 'Kunde davon zum erften Male im Jahre 1563 in Briefen des Zürcher Arztes Konrad Gesner an den Augsburger Arzt Achilles P. Gaffer (von welchem bekanntlich Mathias Flacius die Abfchrift des Otfrid zu feiner Ausgabe 1571 erlangte) auf. Gesner hatte das gothische ABC und einige Proben durch Johann Wilhelm Reiffenstein, den Rentmeifter und Rath des Grafen zu Stolberg erhalten, von dem ihm auch Proben eines Otfrid (aus dortigem Klofter) vorlagen. Aber auch der Theologe Georg Caffander (aus dem Eilande Cassandt bei Brügge), der früher in Brügge, Cöln, Deventer, später in Duisburg und Cöln lebte (woselbst er 1566 starb), hatte ihm gothische Sprachproben, ohne Zweifel aus derfelben Quelle, gefchickt. Leider nahm Gesner diefe in feinen Mithridates nicht auf.

Aus derfelben Cölner Quelle hatte der Leibarzt der Königinnen Eleonore von Frankreich und Maria von Ungarn (der Schwefter Karls V.), fpäter ausübender Arzt und Philofoph zu Antwerpen, Goropius Becanus (von HilvarenBeck im Brabantifchen), der 1572 zu Maestricht ftarb, das gothische Vaterunser und einige andre Stellen erhalten und theilweife in feinen Origines Antwerpianae (1569) B. 7, 739 etc. mitgetheilt, dabei zugleich angegeben, dafs diefelben aus einer fehr alten Handschrift der Abtei Werden (an der Ruhr), ungefähr 4 Meilen von Cöln, stammten und dafs er fie durch Maximilian Morillon aus den Papieren (fchedis) von deffen verstorbenem Bruder Anton Morillon, dem Schreiber des Cardinals Anton Perronet von Granvilla, erhalten habe. Aus diefer Mittheilung entnahm das gothische Vaterunfer mit allen alten und neuen Fehlern der Stuttgarter Hieronymus Megifer, (Profeffor in Linz, wo er 1616 starb) in fein Specimen XL. diverfarum linguarum (Frankf. 1592. 1603) auf. Nebenbei möge hier gedacht werden der von Caftiglione 1819 beigebrachten Unterschrift eines Bildes von Brescia (Maria in Wolken) in gothischen Buchstaben vom belgischen Maler Wilhelm Kaj oder Kej, der auch den Cardinal Granvilla malte: GNGALEAMX. Kaix. Brixia. MCDXXLII, welche Jahreszahl 1572 (Todesjahr des Goropius Becanus) oder 1552 (in welchem Jahre Gerhard Mercator, von dem wir weiter hören werden, nach Duisburg zog) fchwerlich 1532 bezeichnen könnte, auf keine Weife aber 1432.

Im Jahre 1597 veröffentlichte der Herausgeber des Jornandes, Bonaventura Vulcanius, gebürtig von Brügge (1538), Schreiber des Cardinals Franz von Men

doza in Spanien, darnach Rector in Antwerpen und endlich Profeffor in Leyden, wo er 77 Jahre alt ftarb, in feinem kleinen, aber inhaltreichen Schriftchen „De Literis et Lingua Getarum five Gothorum (Leyden, 1597 u. 1618) nach Blättern einer belgischen Bibliothek einen,Commentariolus viri cujusdam docti Anonymi' über Schrift und Ausfprache auch langobardifcher Noten (er meint tironische in langobardischer Schrift), die der Verfasser jener Abhandlung aus einer fehr alten „filbernen“ Handschrift entnommen habe, wobei er die Handschrift verwechselt, welche Goropius Becanus fo bezeichnet hatte und aus welcher nun Vulcanius in jenem Commentariolus gleichfalls gothifche Sprachproben mittheilt. Der unbekannte Verfasser nennt die Tongrer und Lütticher noftros: Anton Morillon war aus dem Lüttichifchen gebürtig und wird auch noch von Colomies, dem Vertrauten von Isaak Voffius, in feiner Bibliothèque choifie (2. Aufl. Paris, 1731), wie von Jakob Usher in einem Briefe an Franz Junius, für den wahrscheinlichen Verfaffer jenes Commentariolus gehalten.

Diefer Commentariolus befindet fich noch heute unter den auf der Leydener Bibliothek aufbewahrten Papieren des Bonaventura Vulcanius; auf dem letzten Blatte desfelben stehen aber Anweisungen aus den Jahren 1568, 1569 mit dem Namen des bekannten Richard Strein von Schwarzenau, dem Rathe des Kaifers Rudolfs II. (wie früher Maximilians II.), im J. 1564 Beifitzer der unterösterreichischen Landrechte und Reichshofrath, 1567 Hofkammerpräfident, ein grundgelehrter, mit allen Gelehr- ` ten feiner Zeit (auch Franz Junius) in Verbindung stehender Mann, der schon 1559 (u. 1562, 1571) ein gediegenes Buch „De Gentib. et Familiis romanorum" herausgegeben hatte. Diefer Strein fagt in feiner handschriftlich zu Wien und München aufbewahrten „Apologia oder Schutzred über des durchlauchtigsten Haufes Oefterreich von weiland Kaifer Friederich I. demfelben anno 1156 ertheilten anfächlichen Privilegio“ bei Anführung einer Stelle aus Otfrid 2, 12, 23 in Betreff des darin vorkommenden „groben“ Wortes wamba für Mutterleib: „Daff auch aber im Gothifehen Euangelj Buech deffen Ihr Kay. Maytt. Original haben zue befinden.“ Richard Strein ftarb im J. 1600; mithin konnte die genannte Apologie mindestens nicht nach 1599 geschrieben und auch das gothische Evangelienbuch nicht später, eher früher nach Prag gekommen, nicht erft, wie behauptet worden ist, während des 30jähgen Krieges dahin geflüchtet worden fein, wo es vielmehr im Jahre 1648, kurz vor Abschluss des weftfälischen Friedens, die Schweden unter Königsmark bei Erstürmung des Hradfchin als gute gothländifche Beute entführten und ihrer Königin Christina nach Stockholm brachten. Im Jahre 1602 u. 1603 erfchien das fchon länger vorbereitete Werk des zu Antwerpen geborenen Janus Gruter „Infcriptiones antiquae totius orbis romani," worin derfelbe zwei ganze Holzschnittseiten aus der filbernen Handschrift zu Werden mittheilte, wie er fie durch feinen Freund Michael Mercator aus den Papieren (fchedis) von deffen Vater Arnold Mercator erhalten, der bei feinen Landmeffungen von Cöln aus auch die Abtei Werden befucht und die Handschrift an Ort und Stelle gefehen, fowie mit Hülfe des Abtes Duden abgezeichnet hatte. Gruter fügt einen kleinen Kommentar über die gothischen Buchstaben und Laute hinzu, der überraschend wörtlich mit dem bei Bonaventura Vulcanius stimmt und zu dem Schluffe berechtigt, dafs auch diefer von Arnold

Mercator herftamme. Da letztrer aber bereits 1587 ftarb, fo mufste fein Besuch in Werden von Cöln aus wenigftens vor diefem Jahre stattgefunden haben und es wird, wenn wir auf das S. LII über Cöln und Duisburg Gefagte zurückblicken, selbst wahrscheinlich, dafs bereits Arnolds Vater Gerhard Mercator, der 1512 zu Rupelmund geboren, längere Zeit in Cöln, feit 1552 in Duisburg lebte, wofelbft er 1594 auch starb, jene filberne Handschrift in Werden zwifchen 1552 u. 1563 kennen gelernt und Freunden in Duisburg und Cöln (S. LII) Mittheilung davon gemacht habe, von denen diefelben weiter an Reifenftein (S. LII), weiter felbft an Gaffer (S. LII) und Konrad Gesner (S. LII) lief. Die genaue gegenfeitige Abwägung aller an und von Goropius Becanus, Bonaventura Vulcanius und Janus Gruter mitgetheilten gothifchen Bruchstücke etc. ergiebt übrigens, dafs den einzelnen Männern aus Einer und derfelben Quelle mehr vorgelegen habe, als fie auszüglich mittheilten; und recht bezeichnend dafür ift, dafs der vorgenannte niederländifche Maler Wilhelm Kaj in der von ihm in Granvilla's oder Morillons Nähe gefertigten Infchrift feines Bildes in Brescia (S. LII) ein x (ftatt KS) anwendete, das er bei Goropius Becanus nicht finden konnte, der nur Mc. 1, 2. 7 mittheilt, während von allen Stellen, welche die drei genannten Gelehrten geben, blofs Mc. 1, 1. in xanS ein X enthält, das nur bei, Janus Gruter abgebildet ift, der unmittelbar Arnolds Mercators schedas in Händen hatte.

Aus allen diefen Thatfachen, fowie den bei Goropius Becanus, Bonaventura Vulcanius, Janus Gruter abgedruckten Stellen (des Vaterunfers, des englifchen Grufses, des Lobgefanges Mariä und Simeons etc.) und ihrer Schreibung (4A1*, MAS etc.), wie ich folches Alles ausführlich in Haupt's Zeitfchrift 1, 306-344 dargestellt habe, geht unverkennbar hervor, dafs wir es hier überall nur mit der Einen filbernen Handfchrift von Werden zu thun haben, nicht minder wahrscheinlich auch bei der von Bifchof Ufher von Island in einem Briefe an Franz Junius von 1651 erwähnten zweiten Handschrift des ganzen neuen Testamentes (gothisch), welche Graf Hermann der Jüngere von Nuear, der den Eginhard herausgab, befeffen und der Burgunder Matulius Metellus, der die längste Zeit feines Lebens in Cöln (vgl. S. LII) lebte, gefehen haben follte.

Nachdem jene Werdener Handfchrift im J. 1648 nach Stockholm gelangt war, erfcheint diefelbe bald darauf wiederum (1655) bei Ifaak Voffius in den Niederlanden, der der Königin Chriftina Vertrauen befeffen hatte. Hier fand fie Franz Junius, der bei Heidelberg geborene Franzofe, der fich fein ganzes Leben und wie Keiner in feiner Zeit mit älteren deutschen Sprachdenkmälern beschäftigt hatte und noch in feinen neunziger Jahren zu denfelben Zwecken nach Oxford hinübergieng, wofelbft er ftarb. Er durcharbeitete die gothifche Handschrift gründlich und feine Ausgabe ward 1665 zu Dortrecht (1684 zu Amsterdam) 4o, durch den Engländer Thomas Mareshall mit des Junius gothischen und angelfächfifchen Lettern (mit welchen letztren auch der Cadmon etc. gedruckt worden war) veröffentlicht, durch G. Stiernhielm in Stockholm 1671 wiederholt, verbeffert aber nach der Handfchrift von E. Bengel, nach deffen Tode vom Engländer Ed. Lye Oxford 1750. 4o neu herausgegeben. Die von Joh. von Ihre aus der Handschrift selbst nochmals vorgenommenen Berichtigungen giengen nach deffen Tode in Heynatz Hände über, von dem fie

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