Hugo Schuchardt-Brevier: ein Vademecum der allgemeinen Sprachwissenschaft

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M. Niemeyer, 1922 - 375 pages
 

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Popular passages

Page 173 - Die Urpflanze wird das wunderlichste Geschöpf von der Welt, um welches mich die Natur selbst beneiden soll. Mit diesem Modell und dem Schlüssel dazu kann man alsdann noch Pflanzen ins Unendliche erfinden, die konsequent sein müssen, das heißt, die, wenn sie auch nicht existieren, doch existieren könnten und nicht etwa malerische oder dichterische Schatten und Scheine sind, sondern eine innerliche Wahrheit und Notwendigkeit haben. Dasselbe Gesetz wird sich auf alles übrige Lebendige anwenden...
Page 240 - Par ma foi, il ya plus de quarante ans que je dis de la prose, sans que j'en susse rien; et je vous suis le plus obligé du monde de m'avoir appris cela.
Page 64 - Das Bewegungsgefühl bildet sich ja nicht für jedes einzelne Wort besonders, sondern überall, .wo in der Rede die gleichen Elemente wiederkehren, wird ihre Erzeugung auch durch das gleiche Bewegungsgefühl geregelt. Verschiebt sich daher das Bewegungsgefühl durch das Aussprechen eines Elementes in irgend einem Worte, so ist diese Verschiebung auch massgebend für das nämliche Element in einem anderen Worte.
Page 78 - Wir sollten bei der sorgfältigsten Einzeluntersuchung doch nie das Allgemeine und Allgemeinste aus den Augen verlieren, uns in die Wissenschaft nur versenken um uns über sie zu erheben, ihr nur dienen um sie zu beherrschen.
Page 131 - Raum ein als man noch vor kurzem geahnt hat. Sie ist nicht sowohl Ausnahme als Regel. Mit mehr Recht als MAX MÜLLER gesagt hat: „es gibt keine Mischsprache", werden wir sagen können: „es gibt keine völlig ungemischte Sprache".
Page 240 - Wenn hinter dem Worte die Sache, hinter dem Satze die Tatsache liegt, so darf man fragen: liegt nicht hinter der Sprache die Wirklichkeit? Wir werden das bejahen, aber hinzusetzen: wie zwischen der Sache und dem Worte die Vorstellung und zwischen der Tatsache und dem Satze der Gedanke liegt, so zwischen der Wirklichkeit und der Sprache die Weltanschauung.
Page 72 - Subjekte sich äußern, nicht in der Aufstellung eines strengeren Gesetzes, sondern in der strengeren Beobachtung desjenigen, ohne welches es keine Wissenschaft gibt und das wiederum für alle Wissenschaft ausreicht, des Kausalitätsgesetzes. Diese strengere Beobachtung vollzieht sich nun im stetigen Fortschritt der Wissenschaft von selbst...
Page 65 - Wichtigkeit, nicht innerhalb kleinerer, wohl aber innerhalb 25 bedeutender Differenzen. | Sehr selten gebrauchte Wörter bleiben zurück, sehr häufig gebrauchte eilen voran; von beiden Seiten also bilden sich Ausnahmen von den Lautgesetzen. Es ist schon eine sehr alte Erfahrung...
Page 67 - Zeichenkomplexe werden, je nachdem sie in seltneren oder gewöhnlicheren oder genauer gesagt, dem Schreiber und dem Empfänger weniger oder mehr geläufigen Wörtern auftreten, sorgfältiger oder flüchtiger dargestellt werden, und zwar auch unwillkürlich. Von Bequemlichkeit ist überall die Rede wo die Ursachen des Lautwandels in Erwägung gezogen werden; was ist nun natürlicher als...
Page 345 - Sprachwissenschaft habe ich unausgesetzt bekämpft. 722,983. . . . mehr als die schwierigste Rechnung, die mit Hilfe alter Operationen ausgeführt wird, bedeutet die Ermittelung einer neuen Operationsart; in der Vervollkommenung der Methoden liegt der wahre Fortschritt der Wissenschaft. Und wenn diese Äufserung auf Widerspruch stofsen wird, so nur deshalb weil unter uns der Geist der Routine; vorherrscht, und nicht jener philosophische Geist welcher eine Wissenschaft nicht nur mit den andern in...

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