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also im jahre 1585 wurde in einer katholischen stadt eine brüderschaft gestiftet, welche sich die aufführung der passion am feste der hl. Katharina (5 märz oder 25 november?) in mehrjährigen zwischenräumen zur aufgabe machte, ganz wie von der 1634 erfolgten einrichtung des Oberammergauer passionsspieles berichtet wird; auch in Friedberg vereinigte sich schon 1465 eine aus geistlichen und weltlichen bestehende brüderschaft zur pflege des passionsspiels am fronleichnamstage, wie von Schädel und Schenk zu Schweinsberg in den Quartalblättern des histor. vereins f. d. grofsherzogtum Hessen 1883, 7-10 nachgewiesen worden ist. soviel erfahren wir aus dem ursprünglichen prologtexte, welcher von derselben hand wie die deckelinschrift mit der jahreszahl 1600 herrührt; über die heimat des spiels dagegen, das während der reformationszeit der katholischen lehre treu gebliebene Villingen, geben uns einige vom zweiten bearbeiter binzugefügten verse auf bl. 1 aufschluss:

Das ihr all mit frischer gsundhait

Her kommen seit in Vnser statt,
Defs erfrouwt sich dise Bruoderschafft
Wie auch ain gantze burgerschafft
Sampt ainem gantz Ersamen Rath
Vnd dancken Gott, vmb die guthat,

Wünschen auch das auff die rais nach haus

Von diser Statt Villingen aus

Er euch seine engel wöll gebn

Die euwer auff dem Weg pflegen

Damitt ihr on all geferden,

Der euwren mitt freud ansichtig werden.

näheres über die in Villingen seit dem 16 jh., wie es scheint, regelmässig geübte sitte der passionsspiele zu erfahren, wandte ich mich an herrn professor dr ChrRoder daselbst; doch versicherte mir dieser, dass ihm bisher weder in chroniken noch in den ratsacten etwas der art aufgestofsen sei. ein von mir nicht gesehenes handschriftliches passionsspiel befindet sich im besitze des Villinger historischen vereines; wie mir herr professor ABirlinger freundlichst mitteilte, ist dasselbe mitte des 18 jhs. ge

schrieben, der text jedoch, von welchem er abschrift genommen hat, sicherlich älter. nachträglich finde ich noch unter den aufführungen der Villinger franciscanermönche, welche der abt von SGeorgen Georg Gaifser (geb. 1595 † 1655) in seinen tagbüchern erwähnt, einmal auch ein passionsspiel genannt: 1646, 21. und 29. März, Tragicomoedia passionis dominicae apud patres Franciscanos agitur (Mone, Quellensammlung der badischen landesgeschichte 2, 456, 1854).

Nr 139. unter den 31 dramatischen stücken des 18 und 19jhs., welche Barack nicht einzeln nennt, will ich nur eins um seines stoffes willen erwähnen: Der Freyschütze, Eine romantische Tragödie in v Acten. Mit Musik von Carl Neuner K. B. Hofmusikus. München 1813. es trägt eine dedication des anonym bleibenden dichters an die grofsherzogin Luise Caroline Henriette von Hessen-Darmstadt, scheint jedoch in München nicht zur aufführung gekommen zu sein, wenigstens berichtet FGrandaur, Chronik des k. hof- und nationaltheaters, München 1878, nichts davon. der componist Neuner lebte 1778-1830 in München und schrieb aufser kirchencompositionen auch mehrere balletmusiken; vgl. FJLipowsky, Baierisches musiklexikon 1811 s. 226 f und Mendel-Reifsmann, Musicalisches conversationslexikon 7,263 f (1877). die dichtung beruht offenbar auf JAApels gleichnamiger erzählung in dem von ihm mit FLaun herausgegebenen Gespensterbuche (Leipzig 1810 1, 1), durch welche auch Karl Maria von Weber 1810 in Heidelberg zu dem plane einer oper angeregt wurde, der zunächst allerdings nicht zur ausführung gelangte. gegenüber der glücklichen lösung bei Weber hält das vorliegende stück an dem tragischen schlusse der vorlage fest; das personal besteht aus dem förster, seiner frau und tochter, den jägerburschen Wilhelm und Robert, dem eremiten und dem bösen geiste Abbadona. auch in Wien brachte der fruchtbare localpossen und romanschreiber Joseph Aloys Gleich im september 1817 ein schauspiel Der freischütz auf die bühne, das wol ungedruckt blieb, da es in CvWurzbachs Biographischem lexikon des kaisertums Österreich 5, 214-216 (1859) unter Gleichs werken fehlt. Weber nahm bekanntlich erst 1816 in Dresden unter beihilfe von FKind seinen früheren plan wider auf; die erste aufführung seiner oper fand in Berlin am 18 juni 1821 statt. genaueres bei FKind, Der freischütz. ausgabe letzter hand, Leipzig

1843, und FWJähns, Carl Maria von Weber in seinen werken, Berlin 1871, s. 307 f.

Nr 543. Ildefons von Arx, collectaneen, band 2 bl. 165-214 Christi himmelfahrt ist eine doppelte abschrift des SGaller Ludus ascensionis, welchen Mone, Schauspiele des mittelalters 1, 254-264 herausgegeben hat, nebst einer einleitung und abhandlung. - bl. 215-250 Christi letzte lebensjahre ist ebenfalls eine abschrift eines SGaller osterspiels, Mone 1,

72-128.

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Da die folgenden bei Barack noch nicht verzeichneten stücke bisher keine nummer erhalten haben, bezeichne ich sie mit buchstaben:

a. pap. 3 bll. +327 ss. quart. Johann Aelbls Passion und osterspiel. 1868 von dem antiquar Beck in Nördlingen erworben. bisher waren vier Münchner hss. dieses werkes bekannt, von denen drei nur spätere abschriften vom jahre 1683, 1729 und 1748 sind; vgl. AHartmann, Das Oberammergauer passionsspiel in seiner ältesten gestalt, Leipzig 1880, s. 237-269. die vorliegende hs. schien mir von derselben hand herzurühren wie die älteste Münchner (cod. germ. 3163) und ist dann wol wie jene autograph des verfassers. sie beginnt mit einer ziemlich wörtlich zum Münchner texte (M) stimmenden dedication an bürgermeister und rat der kurfürstlichen stadt Weilheim; doch während in M nicht blofs von der ersten aufführung von Aelbls passion i. j. 1600, sondern auch von der 1615 erfolgten widerholung die rede ist, erscheint hier bl. 3 noch das datum der ersten widmung: Weilhaimb den 9. Martij anno 1600 Euer Ehrsamb, fürsichtig Weisshait etc. dienstwilliger Joann Elbl Pfarr vnnd Prediger alda. dass trotzdem nicht die hs. selbst bis auf dieses jahr zurückgeht, lehrt der schluss des s. 1-173 folgenden passionsspieles (= M bl. 1—136), der wie in M lautet: wünscht Joann Elbl Pfarr anno 1615. von derselben hand geschrieben steht s. 174-290 die Comaedia Resurrectionis Dominj N. J. C. ... andern Tags nach der Passion auff freyem blatz gehalten 1615 durch obernanten Herrn Statt Pfarr (= M bl. 143* bis 234), dann s. 291 personenverzeichnis zur passion und auferstehung, endlich s. 297-327 ein in M fehlender prolog und epilog.

b. pap. 788 ss. quart. Johann Michael Gall, schau

spiele aus den jahren 1658-1672. von dem antiquar TOWeigel in Leipzig erworben. was uns die überschriften der einzelnen stücke über den bisher unbekannten verfasser berichten, ist folgendes. er stammte aus der zum fürstlich Fürstenbergischen besitze gehörigen stadt Möfskirchen, jetzt einer station an der von Sigmaringen zum westende des Bodensees führenden eisenbahn. 1658 führte er in einer Münchner schule ein von ihm gedichtetes spiel vom hl. Georg auf, 1660 ebenda in einem wirtshause eine andere tragödie; zwei jahre später erscheint er im sprengel des klosters Marchtal an der oberen Donau, dessen abte er eine comödie widmet, welche in dem wenige stunden nördlich am abhange der schwäbischen alb gelegenen Hayingen von der bürgerschaft gespielt worden war; wie aus einer anderen stelle hervorgeht, war er damals pfarrer in Bichishausen, einem kleinen im tale der Lauter gelegenen orte nördlich von Hayingen. 1665 war er seiner heimat näher gerückt, er bekleidete mindestens bis zum jahre 1672 eine pfarrstelle in Neufra an der Donau, oberhalb von Marchtal bei Riedlingen gelegen, und dedicierte von hier aus 1666 zwei in Neufra und in Möfskirchen zur aufführung gebrachte schauspiele dem fürsten Franz Christoph von Fürstenberg und seiner gemahlin Maria Theresia. vielleicht gibt über seine ferneren schicksale das Fürstenbergische archiv einen nachweis.

Auf dem vorsatzblatte steht Ex libris Joannis Michaelis Gall Möfskirchensis Sueui, Parochi Neofarensis ad Danubium 1672 ppria. s. 141 (1) Weynacht Spil Von der geburth Jesu Christi vnnd wie dieselbige durch den Engl den Hirtten werkhindiget worden Lucae 2 (in den gewöhnlichen achtsilbigen reimparen: drei hirten. herbergsuchung. verkündigung der engels. anbetung der hirten. lobgesang der engel. Herodes und sein kanzler. anbetung der drei könige. befehl des Herodes zum kindermorde. warnung Josephs durch den engel). s. 33 Sum Joannis Michaelis Gall Parochi Neufracensis ad Danubium 1665 ppria; dann gesänge der könige und der hirten. s. 41-110 (2) Sequentem Comoediam dedicaui Rmo atque Amplissimo Presuli ac Dno Dno Nicolao sacri Romani Imperii Immediat. Prelato Imperialisque Monasterii Marchthallensis Ord. Premonstratensium sanctiss. P. Norberti Abbati meritissimo Vigilantissimoque: secunda siue altera Comoedia Metinus... proposuerunt spectandam honesti ciues Hayingenses

...

Anno 1662. s. 111-146 J. M. Gall Parochus indignus Bickishausensis 1662, Tragoedia (vom geizteufel). s. 147210 (3) Sequitur alia Comoedia Oblatio siue Immolatio Abraham Patriarchae filii sui unigeniti Isaac genesis 22. s. 211-302 (4) Alia Comoedia (von der geburt Christi. dies weihnachtspiel ist umfangreicher als das erste, es lässt der eigentlichen handlung scenen am hofe des Herodes und Augustus, zwischen Simeon und Anna, die verkündigung ua. voraufgehen). s. 303-330 (5) Alia Comoedia (Vita humana). Diese nahfolgende Comoediam Tragicam hab ich J. M. Gall pfarrer zue Neuffen an der Tonaw der durchleuchtigen hochgebornen Fürstin vnd Frawen Fr. Mariae Theresiae gräuin zue Fürstenberg. Anno 1666 dediciret, vnd in Auld zu Möskirch exhibiret, wie nachfolgt. s. 331-354 (6) Jocosa Actio Ein Artliches gespill von 4. Personen (Midas und Apollo). s. 355-464 (7) Comoedia noua. Comoedia oder Schau Spil von der grofsen vnd berühmten freygebigkhait des hailligen Papsts Gregorii. s. 465-503 (8) Drama Passionale (in sechs acten). s. 504-590 (9) Actio de resurrectione Christi a mortuis. s. 591627 (10) Christus patiens 1670 (hier lateinische prosa und verse). s. 628-641 (11) Rhytmi Natalitii de Sancto Georgio martyre et duobus Caesaris Diocletiani Anatolio et Protoleo Consiliariis ... exhib. Monachii in Paedagogio Allmayriano 1658. s. 642-677 (12) Tragoedia oder ein kläglich/s Spil Von einem Jüngling, welcher sich in ein Religion begeben, aber durch smaichlen und liebkhosen der Elttern zwaimahl dieselbe sündlich verlassen, seinen Vatter ermordet, vnd er selber entlich enthauptet worden. Von mir Joh. Mich. Gall Casistá zu München in Bayerlandt exhibiret vnd offentlich gespilet worden in einem Wirtshaus daselbsten 1660, welcher Action von hohen vnd nideren stande/s personen bey 500 aufs wenigst beigewohnet haben, vnd ich selber hab den vatter, der von dem Sohn ermordet ist worden, agiret (lateinische prosa und deutsche verse). s. 677-680 (13) Intermedium aliquod usurpandum quan[d]ocunque maximè autem inter Conuiuia (deutsche verse). s. 680-687 (14) Intermedium aliud (Marcolfus und andere narren). s. 688-714 (15) Rhytmi in festo Corporis Christi 1665, 1666, 1667, 1668, 1669. s. 715 bis 749 (16) Comoedia de S. Theresia. s. 750-788 (17) Ein fassnachtliche Comoedia de Baccho et Ebrietate.

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c. pap. 26 ss. quart. Joh. Mich. Gall, Passionsspiel v. j. 1666.

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