Geschichte der slawischen Sprache und Literatur nach allen Mundarten

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Mit kön.ung. Universitäts Schriften, 1826 - 524 pages
 

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Page 55 - Das Rad der ändernden Zeit drehet sich indes unaufhaltsam; und da diese Nationen größtenteils den schönsten Erdstrich Europas bewohnen, wenn er ganz bebauet und der Handel daraus eröffnet würde, da es auch wohl nicht anders zu denken ist, als daß in Europa die Gesetzgebung und Politik statt des kriegerischen Geistes immer mehr den stillen Fleiß und das ruhige Verkehr der Völker untereinander befördern müssen und befördern werden...
Page 61 - Idee eines reinen Menschenthums nahe zu kommen. Aber wie ungleich sind die das geistige Leben gestaltenden Umstände der Griechen und Slawen! Jeder der griechischen Stämme schrieb zwar in seiner Mundart, "wie die Slawen, aber alle Stämme gebrauchten ein und dasselbe Alphabet, eine und dieselbe Orthographie!— Und die Slawen!
Page 14 - Sie liebten die Landwirtschaft, einen Vorrat von Herden und Getreide, auch mancherlei häusliche Künste, und eröffneten allenthalben mit den Erzeugnissen ihres Landes und Fleißes einen nützlichen Handel.
Page 15 - Franken mußte es freilich bequem sein, eine fleißige, den Landbau und Handel treibende Nation als Knechte zu behandeln, statt selbst diese Künste zu lernen und zu treiben. Was die Franken angefangen hatten, vollführten die Sachsen; in ganzen Provinzen wurden die Slaven ausgerottet oder zu Leibeigenen gemacht und ihre Ländereien unter Bischöfe und Edelleute verteilet.
Page 15 - Ihren Handel auf der Ostsee zerstörten nordische Germanen; ihr Vineta nahm durch die Dänen ein trauriges Ende, und ihre Reste in Deutschland sind dem ähnlich, was die Spanier aus den Peruanern machten.
Page 15 - Denn da sie sich nie um die Oberherrschaft der Welt bewarben, keine kriegssüchtige erbliche Fürsten unter sich hatten und lieber steuerpflichtig wurden, wenn sie ihr Land nur mit Ruhe bewohnen konnten, so haben sich mehrere Nationen, am meisten aber die vom deutschen Stamme, an ihnen hart versündigt.
Page 47 - Das Merkmal der blonden Haare ist beinahe allen Slawen gemein , und selbst bei den südlichen Stämmen ist es weit weniger durch die Natur und das Klima, als durch die Kunst verwischt. Sowol diese, als die grössere Weisse der Haut vor ändern Völkerstämmen erinnern an ursprüngliche , oder nur langwierige Wohnsitze im Norden. Unter allen Slawen scheinen die östlichen , nördlichen und westlichen den allgemeinen physischen Stammtypus am reinsten erhalten , die südlichen hingegen am meisten getrübt...
Page 14 - Gießen der Metalle, bereiteten das Salz, verfertigten Leinwand, braueten Meth, pflanzten Fruchtbäume, und führeten nach ihrer Art ein fröhliches, musikalisches Leben. Sie waren mildthätig, bis zur Verschwendung gastfrei, Liebhaber der ländlichen Freiheit, aber unterwürfig und gehorsam, des Raubens und Plünderns Feinde.
Page 195 - Gluth und Frost und zwischen ewigen Wolken und einem leeren Himmel, eine Mitte, ohne welche kein Diogenes von Sinope leben konnte; — ein Land zugleich voll Gebirge, als Scheidemauer...
Page 53 - Nichts ist dem Slawen fremder, als Schimpf und Spott über andere Nationen; seine Sprache hat nicht einmal Wörter und Ausdrücke, um lieblos und höhnisch mit anderer Völker Namen, Tracht, Sitten und Gebräuchen ein Gespötte zu treiben.

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