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führung Gesta 16, 3. 4. Der name Elias steht widerum nur in D, daneben erscheint dort als dritter noch Moses.

V.2704-49 (2496–2541) mit Josephs erzählung von Leucius und Karin wird der Desc. (1, 1) quelle.

V. 2750-2844 (2542-2634) die juden lassen die beiden holen (Desc. 1, 2), bitten sie um auskunft über Christus (1, 2), worauf sie Christus um erlaubnis bitten zu reden und sich tinte und pergament geben lassen (Desc. 2, 1 und 1, 3, also mit veränderter reihenfolge).

V. 2845 (2635) ff. der bericht der kinder.

V. 2845-3012 (2635-2800) das licht das in die hölle dringt, wird von Adam, Jesaia,1) Symeon und Johannes dem täufer begrüsst und erklärt (Desc. 2, 1-3); Seth berichtet von seiner sendung zum paradies, Desc. 3, doch sind einige abweichungen zu bemerken. Im Desc. ist nur von dem öle die rede; bei uns liegt dagegen eine contamination mit der legende vom kreuzesholz vor, wie sie in der mittelalterlichen literatur vorherscht. Unser gedicht stellt sich in dieser partie zu der ersten der beiden von Mussafia (Sulla legenda del legno della croce, WSB. 63, 165 ff.) unterschiedenen gruppen, in der von einem zweige die rede ist, an dessen stelle die andere recension drei samenkörner treten lässt. Ueber die weiteren schicksale des holzes wird bei uns nichts angegeben, so dass von einer weiteren rubricierung unter die von Mussafia aufgestellten fassungen abgesehen werden muss. Doch gestatten andere gesichtspunkte eine nähere bestimmung des verhältnisses zu anderen dichtungen. Wesentlich anders sind die diese episode enthaltenden zusätze der Vita Adae et Evae (hg. von W. Meyer, Münchner SB. 14,3,186) und noch grösser ist die verschiedenheit von Lutwins Adam und Eva (hg. von K. Hoffmann und W. Meyer, Bibl. d. lit. ver. 153). Ausschlaggebend ist eines: in den meisten fassungen stirbt Adam kurz nach Seths ankunft, der dann den baum einpflanzt (so im Floridus des canonicus Lambert von S. Omer, Mussafia a. a. o. s. 172), oder Seth trifft Adam schon nicht mehr am leben, so in der Legenda aurea, im Passional, bei Frauenlob (kreuzesleich str. 15,9 er starp ê danne im kam ze vromen der hohen, richen helfebernden Sælden holz), in den

1) Vgl. Jes. 9, 1. 2. Matth. 4, 15.

Sibyll. weissagungen (vgl. Vogt, Beitr. 4, 91), auch bei Enikel v. 1632 (Strauch). Bei uns lebt aber Adam noch und pflanzt den zweig selbst: eine version die sich noch in Johann Beleths Rationale divinorum officiorum1) und im Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg (Engelhardt s. 41) findet, also im 12. und 13. jh. wolbekannt war. Vgl. auch W. Meyer, Die geschichte des kreuzesholzes vor Christus, Abh. d. Münchner ak. 16, 2.

V. 3013 (2801) ff. Christi ankunft vor der hölle und die wechselreden Satans mit der hölle sind im einzelnen anders geordnet als im Desc.

V. 3013-63 (2801-49) Satan befiehlt der hölle, sich zum empfang Christi zu rüsten (Desc. 4, 1. 2); dann folgt der erste ruf Christi vor dem tore v. 3064–82 (2850–68), die hölle betont v. 3083-3151 (2869-2937) Christi macht, deshalb soll ihn der Satan nicht einlassen (Desc. 4, 2 und 4,3); dieser sucht sie zu trösten, er selbst habe den tod Christi veranlasst (D.4,2 schluss).

V. 3152-60 (2937-46) Christus ruft zum zweiten mal, im Desc. zum ersten mal (5, 1), erst 5,3 kommt hier der zweite ruf, an den sich dann die frage der hölle quis est rex gloriae und die antwort Davids (vgl. dazu Ps. 24, 8) anschliesst wie in v. 3161-86 (2947—72).

V. 3187-3247 (2973-3033) Satan befiehlt jetzt die tore zu schliessen (5, 1) und klagt über seine verblendung, dass er Christus nicht erkannt habe.

V. 3248-3311 (3034-97) die hölle verwünscht ihn (Desc. 7, 1), Christus ruft zum dritten mal, die tore zerbrechen (schon Desc. 5, 3, aber ohne einen dritten ruf), die qualen der seelen hören auf.

V. 3312-3465 (3098—3249) Adam und die seelen begrüssen Christus, zum teil nach Desc. 8, 1, aber Adams worte unabhängig (vgl. unten). Der Satan gibt sich besiegt (Desc. 6, 1), und erntet erneute vorwürfe der hölle (ohne vorbild im Desc.).

V. 3466-3515 (3250-99) Christus verkündet den seelen die erlösung (Desc. 8, 1), verdammt den Beelzebub (Desc. 7, 2)

1) Rationale divinorum officiorum, Joanne Beletho theologo parisiensi authore. Dilingae 1572. Daselbst cap. 151 ferunt ab Adamo Seth filius eius missum fuisse in paradisum, qui ramum inde sibi datum ab angelo retulit, at patrem, qui statim illius arboris mysterium cognoscens, eam terrae inseruisse.

und tötet den tod (6, 2). Die seelen bitten ihn ein merkzeichen über die hölle zu setzen (Desc. 8, 1 schluss).

=

V. 3516-78 (3300-62) Adam, David, Habakuk, Micheas und die übrigen seelen preisen Christus, Desc. 8, 1-3. Die bibelstellen, auf die sich deren worte beziehen, sind Ps. 30, 2 (exaltabo te...), Ps. 96 oder 98 (singet dem herrn ein neues lied), Hab. 4, 13 und Micha 7, 18. Unserem dichter waren sie offenbar nicht gegenwärtig, im lat. original sind sie ziemlich klar erhalten.

V. 3579-3634 (3363-3418) der weg zum himmel, Enoch und Elias nach Desc. 9, aber namentlich in dem was vom Antichrist erzählt wird, viel ausführlicher, auf die legendarische quelle zurückgehend (vgl. Wülcker a. a. o. s. 50).

V. 3635-63 (3419-45) der schächer vor der himmelstüre, Desc. 10, aber die erzählung von seiner ankunft im paradis ist ausgelassen.

=

V. 3664-92 (3446-74) lobpreisung bedeutend erweitert aus Desc. 10 schluss.

V. 3693-3705 (3475-3589) Leucius und Karin geben ihre berichte ab (Desc. 11, 3). Ihre abschiedsworte sind frei zu einer busspredigt entwickelt, während im Desc. eine ausführliche begründung folgt, warum sie aufhören müssen zu reden. Die juden klagen über das geschehene (Desc. 11, 4), Joseph und Nicodemus melden alles Pilatus, der es aufschreiben lässt (Desc. 11 schluss).

V. 3706—11 (3589–95) Pilatus schickt den bericht an die consuln Claudius und Vellio. Im Desc. (13) ist der brief an den kaiser Claudius gerichtet. Bei uns ist aber Tiberius noch kaiser, deshalb muss Claudius als consul erscheinen. Der zweite name ist dem prolog der Gesta entnommen, wo die gruppe D in der ed. prima schreibt consulatu Rufi Vellionis.

Das 12. cap. des Desc. enthält eine disputation zwischen Pilatus und den juden über die zeit, in der sie Christus erwartet hätten. Es ist bei uns ausgelassen und der dichter wendet sich nun zur geschichte von der krankheit des Tiberius.

2. Die legenden von Tiberius, Vespasian und Veronica. Die entwickelung der apokryphischen erzählungen und legenden von Tiberius, Vespasian und Veronica hat A. Schön

bach, Anz. fda. 2, 149 in seiner besprechung der ersten ausgabe von Tischendorfs Evangelia apocrypha dargestellt. Es sind darnach zwei recensionen der Pilatus-Veronicalegende zu unterscheiden, deren erste ich nach ihrem vorzüglichsten repräsentanten mit D (Grazer hs. 38/47. 4o. fol. 41 a ff.), die zweite mit LM (L =lat. Pilatusprosa, Mones Anz. 1838, 526; M = Grazer hs. 37/45. 4o. fol. 157b ff.) bezeichnen will. Eine ergänzung bedürfen nur Schönbachs angaben über das verhältnis beider versionen zu den beiden lateinischen urformen A (Mors Pilati qui Jesum condemnavit, Tischendorf s. 456) und K (Vindicta Salvatoris, Tischendorf s. 471).

Im wesentlichen ist nämlich die recension D eine fortsetzung von A, LM von K. Aber wir müssen daneben doch auch bekanntschaft von D mit K und von LM mit A annehmen. Erkannt hat dies Schönbach (a. a. o. s. 193) nur für den bericht über die Pilatusleiche in LM, der aus A stammt. Dies hat seinen grund darin, dass Schönbach einen wichtigen unterschied der Veronicalegende in A und K nicht gebührend würdigt.

In D erfährt Volusian von dem bilde das Veronica besitze; diese leugnet, es wird ihr entrissen und sie entschliesst sich, mit nach Rom zu fahren. Dies entspricht ganz der version K. Anders aber ist dies in LM. Hier erfahren die Römer Christi tod durch Veronica selbst, wie in A, und auch das folgende entspricht sich fast wörtlich:

LM

Vehementer doleo, quod legationem domini mei nullatenus expleo. Veronica: dominus et magister meus ante passionem suam verbum veritatis longe lateque predicavit; unde dum frequentius licet invita ipsius carerem praesentia, ipsius similitudinis suae imaginem et ad solacium saltem mihi disposui pingendam, ut dum eius privarer adspectibus, sola cium prestaret figura imaginis huius. Dum autem lintheum pictori defero ad pingendum, dominus meus occurrit mihi in via et requirenti a me causam ape

A

Vehementer doleo, quia id pro quo dominus meus me miserat explere non valeo. Cui Veronica: dominus meus cum praedicando circuiret,

et ego eius praesentia nimis invita carerem, volui mihi depingi imaginem,

ut dum eius privarer praesentia, saltem mihi praestaret sola cium imaginis suae figurae.

Cumque linteum pictori deferrem pingendum, dominus meus mihi obviavit et quo tenderem requisivit. Cui cum viae causam

LM

rui. Ipse vero suscipiens pannum venerabili facie sua reddidit mihi signatum. Igitur imaginis huius aspectum si dominus tuus devote intuetur, procul dubio postremo sanitati reddetur. Albanus: estne imago talis argento vel auro comparabilis? Veronica dixit: non, sed piae devotionis affectu. Albanus: quid ergo faciam? Veronica: tecum si placet proficiscar et medendam Caesari deferam imaginem et revertar.

A aperuissem, a me petiit pannum et ipsum mihi venerabili suae faciei reddidit signatum imagine. Ergo huius aspectum si dominus tuus devote intuebitur, continuo sanitatis beneficio potietur. Cui ille: est huiusmodi imago auro et argento comparabilis? Cui illa: non, sed pio affectu devotionis. Tecum igitur proficiscar, et videndam Ca esari imaginem deferam et revertar.

Es ist demnach klar, dass sich die beiden recensionen weit weniger als Schönbach meint nach A und K scheiden. Ihre hauptsächlichsten unterschiede sind folgende:

D, das an den Desc. 13 enthaltenen brief des Pilatus anknüpft, verlässt sofort diesen punkt und geht zum bericht von der krankheit des kaisers über. LM bringt zunächst die lebensgeschichte des Pilatus, berichtet die entsendung eines boten an den kaiser, dessen fahrt, Vespasians krankheit, und geht dann über zu der entsendung des boten, der hier Albanus heisst, an Pilatus. In D wie in LM ist voraussetzung, dass der kaiser von Christi tod nichts weiss; über die fassung der Veronicalegende ist bereits gehandelt.

Die heilung des kaisers ist in D ziemlich ausführlich behandelt bis zu seinem versuch, die Römer zu bekehren. In LM ist dagegen die heilungsgeschichte sehr kurz (nicht ausgefallen wie Schönbach s. 189 angibt): Caesar igitur iubet afferri imaginem... cuius viso aspectu consecutus est graciam sanitatis. In D folgt nun noch die erzählung von Petrus, Paulus und Simon Magus, in LM wird kurz der beschluss, Jerusalem zu zerstören, mitgeteilt, dann wird des Pilatus selbstmord und die beseitigung seiner leiche geschildert, und daran schliesst sich - was aus Schönbachs angaben nicht ganz klar wird die zerstörung Jerusalems im anschluss an die Vindicta mit dem unterschied, dass hier natürlich Vespasian, nicht Titus, den zug unternimmt und die ganze partie viel später steht als dort, wo der zug gleich unternommen wird und dann die schilderung

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