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das é Beneckes, d. h. eine überlieferung durch eine vermutung ersetzt. H. v. A. s. 90 habe ich dem gegenüber betont, dass die überlieferung des Gregor keinen anhalt für das é biete, weil alle hss. änderten. Es sei darum methodisch richtiger, die Gregorstelle nach dem büchlein zu bessern als umgekehrt, also im Gregor wie im büchlein vor statt ê zu schreiben. Schönbach entgegnet darauf: 'mit der berufung auf Gregor 505 steht es übel. Dort verhält sich die überlieferung so:

Daz ir tr. w. A

Daz er ir tr. w. D

Dy ane tr. w. EJK,

das heisst die hss. ändern nicht alle, wie Saran behauptet. Vielmehr ist ein wort in A ausgefallen, EJK haben das [?] fortgebildet und durch Dy einen neuen bezug des satzes, durch ane einen andern sinn hergestellt. In D ist eine spur des alten erhalten: er. Die beziehungen von D zu den übrigen hss. sind nach Zwierzina, Zs. fda. 37, 124 nicht klar zu legen. Aber dass dieses er in D leichter auf é denn auf vor zurückzuführen ist, wird niemand bestreiten'. So übel, wie Schönbach meint, steht es aber mit meiner berufung auf die Gregorhss. doch nicht.

Freilich glaube ich nicht mehr, dass alle hss. dort ändern, so dass ein schluss auf das ursprüngliche nicht möglich sei (H. v. A. s. 90), vielmehr genügt die lesart von A dem sinne vollkommen. Weder das é Beneckes noch das vor, das ich vorgeschlagen habe, ist von nöten. Man setze hinter v. 503 einen punkt und übersetze: 'die dame ward über den rat des bruders froh. (Der ausdruck 'froh' wird nun eingeschränkt:) Ihre freude wurde aber nur so, wie es ihre lage erlaubte. Von wirklicher freude wusste sie nichts: denn ein zustand, der bei ihr zur zeit als sie noch nicht von dem leid gedrückt wurde, traurigkeit gewesen wäre, der war in dieser lage ihre grösste freude, der zustand nämlich, dass sie wenigstens aufhörte zu weinen', d. h. der höchste grad ihrer sogenannten freude in ihrem jetzigen zustand war das blosse nichtweinen. Man sieht, sowol é wie vor ist hier völlig überflüssig, dies um so mehr als das modale hie v. 507 mit einem temporalen é keineswegs einen guten gegensatz ausmachen würde. Im

büchlein dagegen hat man keinen grund das vor anzufechten. Es ist offenbar zusatz des dichters. Um aber einen stumpfen gegensatz wie êhie zu vermeiden, hat er zugleich das hie (Greg. v. 507) in nú verändert. Nun bringen die verse 117— 119 die doppelte antithese: vor- nú, trûren beste vreude und damit tritt die stelle zu denen, über die ich H. v. A. s. 44 gehandelt habe. Auch sie ist stilisiert worden, um pointierten, gegensätzlichen ausdruck zu gewinnen.

Ist also an der Gregorstelle nichts fortgefallen, so lag auch für die abschreiber kein grund vor, eine unklar gewordene lesart zu verbessern, wie Schönbach will. Was die abweichungen der hss. verschuldet hat, sieht man leicht, wenn nicht bloss zeile 505 für sich, sondern die stelle im ganzen betrachtet wird. Zudem sind Schönbachs angaben über die lesarten in einem punkte nicht ganz richtig. Es hat

daz ir truren wære

do si was ane swære

A

daz was ir bestiu vreude hie
daz si niuwan ir weinen lie.

Dies ist also die richtige lesart. Deren sinn, der in der tat kaum bequem zu finden war, haben die schreiber der andern hss. nicht verstanden. Darum ändern sie, und nicht etwa, weil die vorlage durch ausfall eines wortes unklar geworden war.

J, das zu derselben klasse wie A gehört, hat (Beitr. 3, 95 b v. 8 ff.):

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E hat den sinn ganz verkehrt. Es versteht offenbar: 'die beste freude der einst im glück treulosen war immer zu weinen'. K liest nach Zs. fda. 37, 132 unten

daz ir truren wære

des si was an ir swære

des was ir beste fröd hie
daz si númē ir weinen lie.

Schönbach hat sich hier bei der anführung der lesarten versehen: er identificiert die von K mit denen von E und J. K hat Beiträge zur geschichte der deutschen sprache. XXIV.

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offenbar alles misverstanden. In den zwei schlusszeilen stellt es denselben sinn her wie E.

D, dessen stellung nach Zwierzina a. a. o. s. 214 nicht sicher bestimmt werden kann, hat

daz er ir truren wære

do was ane swære

daz was ir bestiu vreude hie
daz si niuwan ir weinen lie.

Schönbach bemerkt dazu, das er sei ein rest des ursprünglichen ê. Aber warum? Ueberblickt man den zusammenhang, so sieht man woher das er stammt. D lässt nämlich in der nächsten zeile (v. 506) das si fort. Offenbar will es den sinn: 'dass er (der bruder der soeben v. 500 aufgehört zu sprechen) ihr schmerz gewesen war, wurde da nicht mehr betrauert'.

Ich kann also Schönbachs beweisführung zu gunsten des ê nicht gelten lassen. Seine bemerkung s. 377 oben trifft zu, spricht aber gegen vor im büchlein durchaus nicht. Der dichter hat hier die zeit vor und nach dem unglück gleichzeitig vor augen und wählt danach die zeitpartikeln.

V. 147 und 150 (ir auf triuwen) vgl. Paul, Mhd. gr. § 230 anm. Bechs änderung sælden (v. 147) ist unnötig. Vielleicht ist aber doch besser von mîner triuwe mit rücksicht auf v. 138 und 156. V. 148-149 ist beim vorlesen als beiläufige anmerkung zu nehmen. Also in parenthese zu schliessen oder doch zu denken. V. 152 ist daz einfach causal ‘weil’. Das sol von 165 nimmt das von 160 wider auf. Den sinn der verse 164 ff. hat Bech nicht genau gefasst und darum Haupts richtige besserung in v. 170 (nimmer statt ymmer) verworfen. 'Ist es mir bestimmt, ihr nicht lohnen zu dürfen, dann möge mein ganzes leben in solchem seelenschmerz verlaufen, dass meine klagen nie ein ende nehmen'. Ez verklagen nach Paul, Mhd. gr. § 220 zu beurteilen. Zu 179 ff. vgl. Freidank (Grimm)

78, 7-8.

V. 199 ist überliefert ze rehte sol began. Haupt findet offenbar den vers schlecht und schreibt daher solde. Daran nehme ich H. v. A. s. 90 anstoss und schlage vor wol ze rehte sol began. Schönbach nennt wol ein klägliches flickwort. Das ist es allerdings und zudem, wie ich jetzt sehe, unnötig. Also lese man einfach wie die hs. schreibt. Der rhythmus des verses verlangt nämlich keine besserung. Der vers erscheint

nur dann zu kurz, wenn man ihn auf dem papier scandiert. Liest man ihn sinngemäss, so muss ze rehte, d. i. 'ordentlich' stark betont werden. Dadurch wird die silbe reh- erheblich länger als in normaltoniger stellung (in folge der dehnung des -h-) und auf das -te fällt dann ein kleines gewicht. So wird die geforderte zeit durchaus passend ausgefüllt. Vgl. auch v. 611 unrehte geseit. Schönbachs einwand s. 377 ist mir übrigens nicht ganz klar. Ich habe bei solde an dem conjunctiv als solchem keinen anstoss genommen, sondern nur am tempus. Solde nimmt Schönbach als irrealis. Aber der dichter widerholt v. 198-200 doch nur den gedanken den er v. 193. 194 mit ganz ähnlicher construction ausgedrückt hat: dort sagt er er bedarf, swer ... dienen sol; warum hier nun irreal, wo doch die hs. wider überliefert: swer... sol begân, der darf..? Beide male ist der sinn: 'wer die pflicht hat den beiden herrn zu dienen, der muss sich rühren'. Irreale fassung des gedankens wäre gar nicht passend. Vgl. auch I. büchl. v. 1284 swer in ze rehte sol began. Wenn ein conjunctiv nötig wäre, so könnte man nur an süle denken, im anschluss an die bekannte mhd. gewohnheit (vgl. Paul, Mhd. gr. § 359, s. 155 f.).

Hinter v. 202 ist ein kolon vielleicht wirksamer. Zu v.212 -220 vgl. Krone 33-37:

Iwan mir ist leider benomen daz ich der gar volkomen einer wol geheizen müge.

ouch swüere ich wol, daz ich züge von den tôren ein teil.

V. 206 treffen Schönbachs einwände zu. Es ist mit Haupt lihten zu lesen. Eben auf den leichtsinn des toren fällt das gewicht, nicht auf sein unhöfisches wesen. V. 287 swache

'niedrig gesinnt' passt durchaus. Was H. v. A. s. 58 unten über dies adverbium gesagt wird, ist also nicht richtig. V. 320. 321 wider eine angehängte, beiläufige bemerkung, wie 277 f. 148 f. 350 f. 458 f. Am besten sind die verse in parenthese zu setzen. nicht einmal. V. 323 ist meine erMan beurteile die

ouch

niht

klärung H. v. A. s. 91 sehr gezwungen.

phrase ez erlîden nach Pauls Gr. § 220 und übersetze sie mit 'ausharren'. Das ez in v. 324 darf man gewis streichen. Ebenso streiche man nach H. v. A. s. 91 die klammern v. 325 und 326 und lese:

alsô daz sî niht bewege

unser frémden óde dehein ánder rât

(als sî mir doch enboten hât
von friuntlicher stætekeit), u.s. w.

Das heisst: 'ich wünsche, dass sie mich liebe, und dazu, dass sie die kraft habe auszuharren, ohne durch unsere entfernung oder irgend etwas anderes erschüttert zu werden (was sie mich übrigens trotz der dazwischen getretenen hindernisse hat versichern lassen)'. Zur parenthese vgl. oben zu 320. 321.

V. 396 1. daran (so die hs.), und hinter dró ein kolon. Daran weist auf das folgende hin: 'insofern nun tröstet mich, was ihn schreckt'. Zu 424 vgl. Schönbach s. 192. Mit

v. 427 beginnt ein neuer absatz, wie Bech richtig gesehen hat. In diesem verse lese ich jetzt mit Haupt trûren. Ebenso v. 447. Vgl. dazu v. 151. V. 455 es gevolgen 'gehorsam sein'. Vgl. A. H. 1017. Es auf rât zu beziehen empfiehlt sich nicht. Paul, Gr. § 222. V. 458 f. vgl. oben zu 320. V. 464 für noch lies ouch. Bech schreibt joch. Vgl. unten zu 774. V. 477-490 ist bei Bech der zusammenhang nicht ganz klar. zame v. 484 ist potential (Paul, Gr. § 281 anm.). Die ir in v. 485 sind allgemein 'die leute'. 496 sind sî wider die wisen. Zu 479 vgl. Henrici z. Iw. 3179. V. 485 steigert den inhalt von 484: 'ja ich würde sogar das gerede fürchten, ich sei ohne persönlichen mut und tapferkeit im kampf, wenn ich nicht bis jetzt noch immer mit ehren aus jeder schwierigen lage hervorgegangen wäre'. Hinter v. 511 ist ein punkt zu setzen. Mit 541 beginnt ein neuer teil; also ein absatz! (Schönbach s. 364). V. 588 ist so einfach satzverbindend. Vgl. Mhd. wb. 22, s. 458 b. Also etwa: 'auch meine ich dass die leute sagen Bech erklärt die stelle nicht richtig. V. 618 streiche das komma. Dannoch weist auf swenne in v. 620. 'Sogar dann, wenn einer sich wirklich das beste genommen hat, ist der ausgang unsicher oder kann die sache geradezu schlimm ablaufen'. V. 621 bringt eine neue steigerung: 'ja selbst wenn alle welt meint' u. s. w. V. 625 reht V. 644 mit Bech einen absatz.

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stand (als herr).

Zu

v. 679 f. vgl. I. büchl. 1501 f. V. 474 neuer absatz. V. 687 kehre ich mit Schönbach zu Haupts gæhers zurück. V. 697 neuer absatz. Hinter

Vgl. Lichtenst. 552, 5 ff.

v. 700 punkt; ebenso .hinter 702.

Der sinn der verse 753-762 ist nicht leicht zu ermitteln.

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