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890 Fulda (?): Criemhilterot in provincia Turingiorum, ebenfalls aus dem Codex Eberhardi (Dronke, Trad. Fuld. s. 79). Aus dem 10. jh. ist ie in einer originalurkunde erhalten: 927 Ursulakloster Köln, actum Worms, scripta ab Heriberto cancellario: Criemilt (Nassauisches urkundenbuch, bearb.v.Sauer [1886] 1, 40). Aus dem 11. 12. jh. habe ich keine belege mit ie, im 13.-15. jh. treten zu den urkundlichen zeugnissen solche aus poetischen denkmälern. 1228, markgraf v. Istrien für Benedictbeuern: Chriemhilt (Mon. Boica 7, 115). Marner v. 266: Kriemhilt (Strauch gibt keine abweichende lesart). - Enenkel, Weltchronik v. 23372: Chriemhielten neben lesarten Krimhild, Kreimhild. Ulrich v. Türlein, Willehalm: Kriemhilde (hg. v. Singer, CIII, 5). — Hugo v. Trimberg: Kriemilde und Krimilden (nach Grimm s. 191). -Feldbauer in Cod. pal. 341: Kriemhilt (nach Grimm s. 185) neben Krimhilt in Pfeiffers ausgabe v. 344 (Germ. 1, 346). Wachtelmärchen: Chriemhilt (nach der Wiener hs. 119. Denkmäler deutscher sprache und lit., hg. v. Massmann 1, s. 112). Zornbraten: Chriemhilt,

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Krienhilt (Lassbergs Liedersaal 2, 508 und Dresdener hs. nach v. d. Hagen, GA. 1, 487) gegen Crimilt der Königsberger hs. Nibelungenlied und Klage, in den alten hss. vorwiegend ie und i, näheres unten. Rosengarten: ie und i, vereinzelt e; Holz druckt ie, z. t. führt er die varianten mit i, e auf. Grimm druckt Krimhilt und so schreibt nach den noten auch die hs. C. D (v. d. Hagen) hat ie, das fragment Zs. fda. 11, 536 i, dasjenige Zs. fda. 11, 243 ie und i, dasjenige Germ. 8, 196 Cremilt und Crimilt neben Ditrich, bruder, broder, Nodung, die hs. P (Germ. 4, 1 ff.) nach Bartschs druck i wie in Crichen, Diterich. 1354 Thol, Karl IV für Saarbrücken: Criemildespil (Kremer, Geneal. geschichte d. ardenn. geschlechts, Cod. dipl. s. 484. Bonner jahrbücher 20, 128). - Maria Magdalena: Criemehilt (Wiener sitz.-ber. 34, 290). Hugo von Montfort: Kriemhilt (hg. v. Wackernell s. 70, Cod. pal. 329). Bericht von den sieben hauptkirchen Roms in deutscher hs. von 1448: Cryenhilt, Crenhild (v. d. Hagens Germania 7, 240. GA. 3, сXLII) gegen Crinhilt in deutscher hs. von 1454 (Zs. fda. 12, 360). Sebastian Brant: Kryemhild (hg. v. Zarncke); Kriemhild (hg. v. Gödeke s. 80). Murner, Mühle von Schwindelsheim 71. 1082: Kriemhilt. Borsikon bei Affoltern: Kriemhilten graben

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(Grimm, Weistümer 1, 48. 49). 1476 Korker waldspruch (Ortenau): Kriemhildenstein (Leichtlen 1, 2, 54, nach mitteilung aus Kehl heute unbekannt). St. Gallen: Criemhilt (Mon. Germ., Libri confrat. 1, 299, 25).

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An belegen für ei als stammsilbenvocal, also Kreimhilt, habe ich ausser der schon genannten lesart in Enenkels Weltchronik noch folgende: Nibelungen, hs. H: Chreimhilt. Heinrich von München, v. 372 ff.: Chreimhild (Dresdener hs., Grimm, Altdeutsche wälder 2, 130). -Ladislaus Suntheim: Kreimhilt (Grimm s. 479). Aventin, Ann. Boi.: Greimhyld, Grimylda, canitur apud nos; Bair. chron.: Greimhild, andere lesart Grimhilt (Werke, hg. v. d. Bayr. akad. 2, 19. 4, 1137).

Von diesen formen mit ei aus sind die älteren belege mit i darauf zu untersuchen, wie weit unter ihnen solche mit vorauszusetzen sind. Wie zu erwarten, sind die schreibungen mit i die häufigsten. Die reihe eröffnen wider belege aus urkunden, deren original nicht mehr vorliegt oder in der ausgabe nicht ausdrücklich berücksichtigt ist. 743 Weissenburg: Grimhildis (Zeuss, Trad. Wiz. s. 11). 763 Cod. Lauresh: Grimhild in pago Worm. in Merstatt (Cod. Laur. 2, 217). 806 Freising: Chrimhilt (Meichelbeck, Hist. Frisingensis 1724. 1, 2, 103). Verbrüderungsbücher von St. Peter in Salzburg (hg. v. Karajan, 1852), vor 781: Grimhilt (sp. 77, 31), um 800 und um 850: Crimhilt (110,42. 40,37). 975-1101 Regensburg: Grimhilt (Trad. Emm. in Pez, Thes. anecdot. 1, 3, 89). 996 Brixen: Chrimehildae in Prixina (J. Resch, Ann. eccl. Sab. 1767. 2, 675). 1180 Falkenstein, Weyarn bei Miesbach, Crimhiltiperc (Mon. Boic. 7, 498). 1211 Windisch Gräz, markgraf von Istrien und bischof von Gurk, original, Crimhilt (Zahn, UB. v. Steiermark 2, 171).— 1228 patriarch v. Aquileia: Grimhilt (Duellius, Hist. ordinis equitum teutonicorum 1727. s. 113). den Libri confrat. von St. Gallen und Reichenau viele Chrimhilt, datierbar St. Gallen um 890: Crimhi[l]t, Grimhilt (Mon. Germ., L. confr. 1, 180, 2. 1, 130, 7); Reichenau um 826. 830 Crimhilt, Chrimhilt (2, 24, 15. 2, 294, 12). Ueber die weiteren formen vgl. den index in MG., L. confr.') Biterolf,

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- In

1) Die Libri confr. meint auch Mone mit seinen belegen aus 'Necrolog. Aug.' Die necrologien von St. Gallen und Reichenau enthalten den namen nicht. Die übrigen necrologien in den Mon. Germ. habe ich nicht durch

Hürnen Seyfrid, poetisches heldenbuch, prosaisches heldenb.: Krimhilde, Crimhilt, Crymhilt, Grimhild, Grymhilde. Berthold von Regensburg in der Leipziger hs. 496: Crimhilt (Grimm s. 181. Müllenhoff, ZE. 72). Wiener meerfahrt nach der Heidelberger hs.: Krimhilden (von der Hagen, GA. no. 51, v. 629). Ottokar, Oesterr. reimchronik v.8162: Krimhilten (MG., Deutsche chr. 5, 1). Minneburg: Krimhilde (Grimm s. 315). Johann von Neumark: Chrimhildis s. 314). Simon v. Keza, Gesta Hung. (moderne abschriften): prelio Crimildino neben Cremildi (MG., Script. 29, 531. 533). 1438. 1484 Lübeck: Crimolt (Grimm s. 477).

Aus Neustrien nennt Förstemann: Grimhildis, Grimildis, Grimoildis (Irminon, Polypt. de St. Germain-des-Prés, um 800, p. p. Guérard 1844, 2, 88. 92. 71. 26. 89 und Polypt. de l'abb. de St. Remi, moderne copie des originals von ca. 850, p. p. Guérard 1853, p. 79). Aus einem cod. Remigianus stammt die Grimilt zum j. 853, welche Müllenhoff, Zs. fda. 12, 413 aufführt. Hierzu kommen die oben bei Kriemhilt gegebenen belege für Krimhilt.

Ausser den schon genannten 766 Cod. Lauresh: Cremhilt 787 Cod. Lauresh: Cre

Weniger häufig erscheint e. belegen sind es noch folgende. in Gardachgowe (C. Laur. 2, 560). nihildam in pago Lobodun (Cod. Laur. 1, 546). 796 schenkung an Murbach: Cremhildis (Schöpflin, Alsatia diplom. 1, 59). 1385 ff. Schaffhausen: Kremhilten weg (Stadtbuch v. Sch., Alemannia 6, 274). Hvenische chronik: Gremild (Grimm s. 345). Dänisch: fru Kremol (Grimm s. 477).

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Von diesen formen mit e sind die aus dem 8. jh. vorläufer derer mit ie, sie enthalten also e2. Im Schaffhauser stadtbuch wird ein schreibfehler für ie oder i vorliegen. Die niederdeutschen und dänischen formen lasse ich ausser betracht. So bleiben für das hd. gebiet an auffallenden formen die mit ie, è und die mit ei und vorauszusetzendem ī. Für sie lässt sich eine räumliche teilung wahrscheinlich machen. Geht man davon aus, dass Murner, S. Brant, Maria Magdalena, Borsikon, Hugo v. Montfort und der Korker waldspruch ie haben,

gesucht. Leider enthält bd. 1 kein genügendes register. Es ist sehr zu wünschen, dass dies bei bd. 2 nachgeholt wird.

Aventin und Suntheim dagegen ei, so ist man veranlasst, letztere form dem SO, erstere dem SW zuzuweisen. Und dieser annahme steht m. e. auch kein ernstlicher gegengrund gegenüber, sie lässt sich vielmehr noch durch weiteres stützen. Auch ohne zunächst zur frage nach der entstehung der abgeänderten namensformen stellung zu nehmen, kann man als stütze ihrer räumlichen scheidung beiziehen, dass im osten parallele formen wie Greimoltshusen (c. 1223, Mon. Geisenfeldensia in den MB. 14, 240. Geisenfeld, Oberbayern a. d. Ilm) und Greimold (z. b. 1398 Ingolstadt, Chron. d. städte 15, 572. Aventin 2, 19) auftreten und im westen entsprechend: Griemaldus (1320, Ebersheim i. Els., Chron. Eberh. in den Mon. Germ., Ser. 23, 438). Dann erscheint der name Kriemilt auch in den übrigen quellen des SO häufiger mit i als mit ie, während im SW die formen mit i seltener sind als im SO. Zu den ie-formen des SW sind auch die alten e-formen zu rechnen, ferner die belege aus Luzern, dem Murner und Worms (927, or.!), mit wahrscheinlichkeit auch die ortsbestimmung der urkunde Karls IV. Ganz reinlich geht die teilung nicht auf. Wie es scheint, findet sich ie vereinzelt auch im SO (Benedictbeuren / Istrien. Ulrich v. d. Türlin, Hugo v. Trimberg) und jedenfalls geht überall neben ie und auch i her. Wie i im SW nicht gar selten auftritt, darf man auch nicht alle i des SO als i deuten. Diese mischung kann aber nicht weiter auffallen. Nach der natur der sache mussten durch die spielleute und ihre quellen, durch literarische vorlagen und anderes immer wider fremde formen unter die volkstümlichen hineingetragen werden. Auch lag es überall nahe genug, den namen Kriemhilt nach analogie der übrigen mit Grim- umzubilden. Ob die südöstliche form geradezu als bairische bezeichnet werden darf, ist auf grund des mir vorliegenden materials nicht zu entscheiden. Im bejahungsfalle wäre damit auch noch nicht gesagt, dass nicht ein westliches stück des bairisch-österreichischen mundartgebietes in der behandlung des namens mit dem westlichen nachbar gehen könnte. Die form mit ie gilt jedenfalls über das alemannische gebiet hinaus. Nach den urkundlichen belegen aus dem 8. und 10. jh. erstreckt sie sich auch ins rheinfränkische (Lorsch oder Gardach- und Lobdengau, Worms) hinein. Ob es in der mundart seinen grund hat, dass der Monachus Eberhardus in Fulda Beiträge zur geschichte der deutschen sprache. XXIV.

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Crimhilt schreibt? Ueber die form Cremildi bei Simon v. Keza ist kein urteil möglich, ebensowenig über den Gremboldus miles, der in der geschichte des erzbischofs Robert von Trier zum jahr 956 genannt wird (Gallia christiana 13, 397).

Wesentlich einfacher liegt die sache bei dem anlautenden guttural. Die gegebenen belege erweisen ihn auf rheinfränkischem, alemannischem und bairischem boden als germ. k. Wenn auch die Lübecker notiz von 1484 und das dänische citat bei Grimm fortis haben, so fragt es sich, wie weit diese neben Grimilde bei Saxo und dem sonstigen verfahren der skandinavischen denkmäler als alt und echt anzusehen ist. Auf hochdeutschem boden gehören meine belege für die lenis, abgesehen von den vereinzelten g- beim patriarchen v. Aquileia 1228 und in den Trad. Emm. von 1100, der ältesten und dann wider der jüngsten zeit an. Zu der form mit Grim- aus den Trad. Wiz., dem Cod. Lauresh. und den Salzburger verbrüderungsbüchern von 743, 763, 781 kommt ein Grimhilt in den Libri confr. aus St. Gallen c. 890 und dann wider g- bei Aventin, Fischart.

Die vereinzelten und die jungen formen mit g- fallen so wenig auf als die vocalformen, die sich der räumlichen scheidung nicht fügten. Mit ende des 8. jh.'s weist k schon eine weite verbreitung auf: 766. 787 Lorsch, 796 Murbach, 800 Salzburg, 806 Freising.

Wenig befriedigend ist, was sich zur erklärung der dargelegten verhältnisse vorbringen lässt. Es ist nicht einmal mit sicherheit zu sagen, was als ursprüngliche form anzusetzen ist. Dass der anlautende guttural ursprünglich lenis ist, steht zwar ausser frage, und als stammsilbenvocal ist ê zweifellos secundär, aber zwischen und i ist keine völlig sichere entscheidung zu treffen. Die namen mit Grim- lassen sich auf deutschem boden nicht reinlich von denen mit Grim- scheiden, aber es scheint mir zweifellos, dass letztere stark in der mehrheit sind. Demnach ist es wahrscheinlicher, dass auf deutschem boden Grim- zu Grim- umgebildet wird, als dass die entgegengesetzte umbildung eintritt. Auf nordischem boden wäre die umbildung von Grimhild zu Grímhildr weniger unwahrscheinlich, setzt man aber Grimhild als

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