Page images
PDF
EPUB

(=pyff, NE. puff) gestanden habe: aus diesem konnte leicht ein nachlässiger abschreiber byf machen, das unter der hand eines zweiten abschreibers leicht zu dyf werden konnte. Ich bin zwar nicht im stande ein aengl. substantiv pyff anderswo zu belegen, doch war es nachweislich frühmengl. im gebrauch: vgl. Ancren Riwle s. 122, 17 a windes puf; und auf das vorhandensein eines aengl. verbums pyffan habe ich bereits in der Academy, 7. mai 1892, s. 447 hingewiesen.') Ein windes pyff passt für diese stelle vorzüglich.

OXFORD, 13. juli 1898.

ARTHUR S. NAPIER.

AENGL. JETÆL, JETEL ‘ZAHL'.

Neben westsächs. getæl2) (g. getales u. s. w., pl. n. acc. zetalu) muss es im spätwestsächs. eine form getel mit durchgehendem e (g. zeteles u.s. w., pl. n. acc. getel ohne endung) gegeben haben. Den beweis dafür dürften die folgenden beispiele liefern, aus denen auch hervorgeht, dass namentlich Elfric die e-formen gebraucht hat.

1. Belege für æ (a) - formen:

Nom. acc. sg. getal Wright-Wülker 43, 39 (Corp. Gll.). Gen. 1420. Exod. 229.234. Beda ed. Miller 344, 34. 454, 24. Matth. 14, 21. Anglia 8, 302, 34 u. s. w. (ich habe aus dem dort mitgeteilten stück 22 beispiele notiert). WW. 366, 10. 11.

g. getæles Cockayne, Narratiunculæ s. 33 ff. (11 mal). Anglia 8, 302, 42. Ae. Chronik z. j. 973 (Ms. C); getales Sal. 38. Leechdoms 2, 284, 22. Cockayne, Narrat. 36, 28.

1) Zu dem einzigen aus Techmers Internationaler zs. 2, 121 dort angeführten beleg kann ich jetzt aus meinem demnächst erscheinenden bande aengl. glossen folgende hinzufügen: 1, 1886 spirantis = piffendes (vgl. Zs. fda. 9, 450). 1, 4931 exalauit: ut apyfte (vgl. Zs. fda. 9, 519). 18, 42 efflauit

[blocks in formation]

=

2) Im nordh. galt die form tal (Lindisf. und Rushw. Gospels, Durham Ritual), das sein a wol dem verbum (ze)taliza oder dem an. tal verdankt.

d. getæle Anglia 8, 304, 40 u. s. w. (6 mal). Deut. 32, 8. WW. 418, 36; getale Deut. 1, 11. Thorpe, Ancient Laws 1, 86, 1. Cod. Dipl. 4, 116. Menologium 63.

Nom. acc. pl. getalu 1) WW. 176, 25. 429, 27.

d. getalum Gen. 1688. WW. 431, 18.

2. Belege für e-formen:

Nom. acc.sg. zetel Gen. 2755. WW. 250, 42. Exod. 5, 18. Assmann, Ags. homilien 43, 477 (Ælfric). Ælfrics Grammatik 2) 9, 21. 25, 16 u.s. w. (ich habe ca. 45 fälle notiert). Ælfr. Hom. ed. Thorpe 1, 32, 26. 188,35. 190, 11. 338, 27. 536 (5 mal). Ae. Chron. z. j. 1014 (Mss. C, D).

g. zeteles Elfr. Gr. 13, 8. 83, 9. 108, 19. 110, 3. 5. 135, 14. Assmann 45, 528 (Ælfr.). Ae. Chron. z. j. 973 (Mss. Parker und B).

d. getele Elfr. Hom. 1, 102, 33. 190, 1. 2, 222, 3. 586, 32. Ælfr. Gramm. 13, 10 u.s. w. (26 mal). Num. 15, 34. Anglia 8, 299, 13. 318, 23. WW. 251, 1.

Nom. acc. pl. getel Ælfr. Gr. 83, 7. 126, 13. 283, 8. 286, 16. 296, 13 und vielleicht 13, 19. 232, 6. 280, 18 (die letztgenannten können aber auch sing. sein).

d. zetelum Elfr. Gr. 134, 3. 286, 12.

Da die hss., welche e-formen aufweisen, das e und œ sonst nicht verwechseln, so setzen die angeführten beispiele die existenz eines getel neben dem normalem getal für das spätere westsächs. ganz ausser zweifel.

Abgesehen aber von dem wurzelvocal unterscheiden sich die beiden formen auch ferner dadurch, dass erstere im nom. acc. pl. getel (ohne endung),3) letztere das regelrechte getalu hat. Da nun aber Ælfric kurz- und langstämmige neutra sonst nie verwechselt, 4) sondern bei ersteren den pl. auf -u bildet,

1) Nom. acc. pl. lautet im nordh. talo,, vgl. Cook, Glossary of the Old North. Gospels.

2) Was die beispiele aus Elfrics Grammatik anbelangt, so muss erwähnt werden, dass, während die grosse mehrzahl der hss. stets e schreiben, ein paar hss., F, I und gegen den schluss des werkes H, dieses e consequent durch ersetzen. Doch ist es klar, dass Elfric selbst die e-formen brauchte.

3) Sämmtliche hss. der Grammatik stimmen in der endungslosen form überein.

4) Auch wo die ganz späte verwechselung stattfand, ergab sie formen wie wordu (mit -u), nicht umgekehrt pluralformen wie *hof.

[ocr errors]

=

bei letzteren die endungslose form hat, so folgt daraus, dass zu Elfrics zeit der wurzelvocal von getel lang war. Da man aber ferner angesichts des relativ späten vorkommens der e-formen wol kaum berechtigt ist, eine ablautsform zetel *zatōli anzusetzen, so bleibt als einzige möglichkeit die annahme einer aengl. dehnung. Geht man von einem getěl (mit ě) statt e durch einfluss des vb. tellan) aus, so bekommt man mit dehnung im nom. acc. sg. zetel ebenso wie wēl aus wěl (vgl. Sweet, Hist. of Engl. Sounds §§ 388. 389). Das lange é drang dann in die obliquen casus ein, daher getēles u.s. w. statt des zu erwartenden getěles; dazu bildete man ganz natürlich den nom. acc. pl. getel statt *zetělu. Bei hof, lof u. s. w. dagegen, wo eine ähnliche dehnung im nom. acc. sg. stattgefunden zu haben scheint, blieb die länge auf diese casus beschränkt und erstreckte sich nicht auf die anderen casus: daher hofes, pl. hŏfu.

Sollte diese erklärung das richtige getroffen haben, so liefert sie eine ganz unabhängige bestätigung der aengl. dehnung einsilbiger wörter auf einfachen consonanten.

1) Dieses e kann nicht direct im subst. durch umlaut hervorgebracht worden sein, da man dann *getele (i-stamm) oder *zetell (ja-st.) erwarten müsste.

OXFORD, 13. juli 1898.

ARTHUR S. NAPIER.

UEBER DIE VOM DICHTER DES ANEGENGE

BENUETZTEN QUELLEN.

s. unten

Mit einem kleinen bruchstücke des Anegenge, mit dem 'streite der vier töchter gottes' hat sich R. Heinzel, Zs. fda. 17, 1 ff. beschäftigt. Er sucht nachzuweisen, dass diese partie in einer predigt des hl. Bernard ihre quelle habe. Ausführlicher beschäftigt sich mit den quellen des gedichtes E. Schröder in seiner schrift: Das Anegenge. Eine litterarhistorische untersuchung (QF. 44), Strassburg 1881. Er hat das verhältnis desselben zur Bibel und zu den verschiedenen commentaren der hl. schrift behandelt. Auch auf die apokryphe literatur, welche der verfasser des Anegenge benützt haben könnte, weist er hin, ohne jedoch ein bestimmtes buch als directe quelle namhaft zu machen. Dass Honorius Augustodunensis dem gedichte den stempel seines geistes aufgedrückt habe, ist ein irrtum: das deutsche gedicht erinnert nur deshalb manchmal an die werke dieses abschreibers, weil er dieselben quellen benützt hat, die auch dem verfasser des Anegenge vorlagen. Uebereinstimmungen mit anderen deutschen gedichten sind gleichfalls auf eine gemeinsame lateinische quelle zurückzuführen. Kelle, der in seiner Geschichte der deutschen litteratur von der ältesten zeit bis zum 13. jh. bd. 2 (Berlin 1896) s. 141 ff. eingehend von den quellen des Anegenge handelt und zeigt, dass das deutsche gedicht nach inhalt und form von Hugo von St. Victor Summa sententiarum und De sacramentis abhängig ist, bemerkt s. 353 in einer anmerkung zu s. 151, dass es der raum nicht gestatte, diese abhängigkeit im einzelnen darzulegen. Diese ins einzelne gehende darlegung soll nun auf den folgenden blättern geliefert werden.

[ocr errors]

Beiträge zur geschichte der deutschen sprache. XXIV.

17

Wie der priester sein gebet, in welchem er die geheimnisse der hl. religion feiert, mit den worten des Psalmes 50, 16 domine labia mea aperies beginnt, so auch unser dichter, der ja in seinem gedichte auch die grössten geheimnisse des christlichen glaubens feiern will. 1, 2-8') bittet er gott um seinen beistand zu der schwierigen aufgabe, die er unternehmen will. 1, 9-16 bedient er sich eines biblischen vergleiches im anschluss an Num. 22, 28: aperuitque dominus os asinae et locuta est: quid feci tibi? cur percutis me? ecce iam tertio. Wenn der dichter sagt: daz si ir maister tæte chunt, daz er nicht furbaz solde, so stimmt das mit der bibel nicht überein; denn die eselin gibt durch ihr abweichen vom wege (ib. v. 23 avertit se de itinere), durch ihr andrücken an die mauer (v.25 iunxit se parieti) u. s. w. kund, dass sie den weg nicht gehen will; die eigentliche belehrung des propheten Balaam geschieht erst durch den engel, den er früher nicht gesehen hat. Die stelle ist also frei citiert und frei angewendet. Warum der dichter so innig um beistand fleht, sagt er im folgenden 1, 17-26, wo er einen kleinen, keineswegs erschöpfenden überblick über die folgende darstellung gibt, um 1, 27 ff. speciell auf die erlösung als das vorzüglichste werk der gottheit hinzuweisen. Doch bevor er beginnt, ruft er gott nochmals um seinen beistand an und bedient sich hierbei abermals eines biblischen vergleiches: 1, 37 ff. Für v. 40-42 ist Lev. 9, 14 heranzuziehen: non maledices surdo, nec coram caeco pones offendiculum; v.43: daz in der vasten solde ist dem sinne nach aus der stelle entlehnt, welche zu v. 44-47 als quelle gedient hat: si quis aperuerit cisternam, et foderit, et non operuerit eam, cecideritque bos aut asinus in eam. Reddet dominus cisternae pretium iumentorum (Ex. 21, 33. 34). Der sinn dieses letzten verses ist auf den beschädigten blinden mit den worten: v.43 daz in der vasten solde angewendet. Im folgenden (1, 48-69 und 2, 1-19) richtet sich der dichter gegen die tumben und ermahnt sie nicht ze tieffe nachzudenken; 2) er bringt eine ziemlich grosse anzahl von punkten, über welche die tumben nicht nachdenken

1) Ich citiere nach Hahn, Gedichte des 12. und 13. jh.'s, 1840. 2) Es wäre möglich, dass der dichter hierbei Ecclus. 3, 22 ff. im auge hatte: altiora te ne quaesieris, et fortiora te ne scruteris. Non est enim tibi necessarium ea, quae abscondita sunt, videre oculis.

« PreviousContinue »