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Er hat ferner weder die franz. hss., deren eine ihm aus meinen Beiträgen (1876) s. 136 bekannt sein musste,1) benutzt, noch auch die englische, 1838 erschienene, oder die gälische fassung, mit englischer übersetzung gedruckt 1880, zur vergleichung herangezogen. Und hätte er wenigstens noch seine zusage erfüllt, alle inhaltlichen ('sachlich' verstehe ich in meinem aufsatze ebenso wie Elis s. s. XXXVII im gegensatz zu 'graphisch', wodurch C.'s darauf bezügliche auslassungen s. 265 ff. gegenstandslos werden) varianten von Cyd zu notieren, so träfe ihn zwar immer noch der vorwurf, eine minderwertige hs. zu grunde gelegt zu haben, aber er hätte doch dankenswertes, vollständiges material geliefert; dass das nicht geschehen, lehrt ein blick auf meine nachträge. Ja nicht einmal die recht bescheidene aussicht, eine 'hauptsächlich vom nordischphilologischen standpunkte aus einigermassen vollständige sammlung der abweichenden lesarten' zu erhalten, hat C. verwirklicht; an einer ganzen anzahl von stellen, wo die lesung von B sich auch ohne die hinzunahme fremder redactionen als mangelhaft erwies, hat der herausgeber die wichtigen varianten der anderen hss. anzuführen unterlassen; vgl. meine note zu s.216 z. 25, aus der er sehen kann, dass die frage, ob Bevis von elf oder zwölf rittern angegriffen wird, doch nicht so bedeutungslos ist wie er glaubt (s. 280); ferner meine anmerkungen zu s. 216, 38 (vgl. auch Beitr. s. 42 no. 40). 232, 6 (Beitr. s. 46 no. 118). 248, 34 f. 251, 15 f. 57. 251, 16. 253, 33 f. 46 f. 256, 50 f. 265, 40 f.

Alle diese punkte stehen fest, und weder die früheren noch etwaige zukünftige argumentationen C.'s werden im stande sein, sie zu beseitigen.

C. behauptet, ich hätte ihm unrecht getan durch die verschweigung des umstandes, dass er von jeder saga nur éine redaction mitzuteilen beabsichtigt habe. Nun, ich habe keineswegs ausser betracht gelassen, dass auch von romantischen sqgur verschiedene redactionen existieren können' (s. 261); ich verstehe darunter aber nur solche fälle, wo, um mich etwas

1) Wenn Firmin Didot mir, dem Deutschen, 1876, also wenige jahre nach dem kriege, ausdrücklich die erlaubnis verweigerte, eine copie von der hs. zu nehmen, so ist das wol erklärlich; ein Schwede hätte gewis einen besseren erfolg erzielt.

äusserlich auszudrücken, die differenzen so stark sind, dass es unmöglich wird, dieselben in variantenform darzustellen, wie das z. b. bei hs. D der Elis saga im verhältnis zum Upsalaer codex und bei cod. Holm. 6, 4o der þjalar Jóns saga, verglichen mit þórðarsons text, der fall ist. Die verschiedenen mss. der Bevis saga repräsentieren dagegen nur zwei hss.-klassen; das besagt schon die von C. s. 265 ausgehobene bemerkung in meinem ersten aufsatze. Und dazu kommt die früher besprochene erklärung des herausgebers selbst, dass er in diesem falle anders verfahren wolle. Ich fühle mich also von dem vorwurf durchaus frei, in tendenziöser absicht mich einer verschweigung schuldig gemacht zu haben. Im übrigen aber haben wir es gerade hier mit einem grundirrtum C.'s zu tun. Es ist nicht richtig, dass jeder herausgeber, wie er vorauszusetzen scheint, das recht hat, sich selbst eine eigene kritische methode zu construieren und dann zu verlangen, dass seine leistung bloss von diesem standpunkte aus, als einem gegebenen, beurteilt werde. Ein text der nur auf einen eng beschränkten kreis von interessenten zu rechnen hat, muss gleich das erste mal in einer form geboten werden, die für alle weitere arbeit eine feste grundlage liefert eine forderung deren berechtigung gewis alle einsichtigen anerkennen werden. Ist das nicht der fall, so halst der herausgeber dem benutzer weitere arbeit auf und erschwert zugleich buchhändlerisch die veröffentlichung einer vollständigeren ausgabe. C. erkennt dies princip nicht an: 'das ganze material zu bieten, das möglicherweise zur vergleichung mit den franz. texten nötig werden könnte, hatte ich weder beabsichtigt noch versprochen', bemerkt er (s. 263 1)) und gibt damit das selbst zu, was ich hauptsächlich hatte nachweisen wollen.

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Eine ganz andere frage ist die nach der aufnahme 'formeller' varianten, wie sie C. nennt; hier können die meinungen in der tat auseinander gehen, wie ich das vor erscheinen von C.'s artikel selbst (Publ. of the Mod. Lang. Assoc. of America, vol. 13, Baltimore 1898, s. 554) offen ausgesprochen habe. Indessen hat kein recensent meiner Elis saga, auch C. nicht, mir einen vorwurf daraus gemacht, dass ich in dieser ausgabe selbst in der anführung dieser gruppe von varianten vollständigkeit angestrebt habe.

C. meint ferner, das factum, dass prof. Stimming mir seine copien der zwei hss. des ältesten franz. textes geliehen habe, hätte stärker betont werden sollen als ich es getan; er glaubt nicht fehlzugreifen, wenn er gerade in dem entleihen dieser copien den eigentlichen entstehungsgrund von meiner strengen kritik seiner ausgabe erblicke. 'Und ich kann nicht umhin, seine art, sich über meine ausgabe zu äussern, mit der übermütigen kritik zu vergleichen, die ein schüler mit hilfe des in seine hände gelangten schlüssels des lehrers an der von einem mitschüler ohne dieses unschätzbare hilfsmittel angefertigten übersetzung übt' (s. 259). C. irrt sich. Mir standen die Pariser hss. in derselben weise zur verfügung wie Stimming; hätte dieser die abschrift nicht schon genommen und die liebenswürdigkeit gehabt sie mir zu leihen, so würde ich, ehe ich an die herausgabe des Sir Beves und an die nähere betrachtung der saga gieng, die nochmalige1) reise nach Paris für diesen zweck ebensowenig gescheut haben, wie ich versäumt habe, vor abfassung meiner abhandlung über die Elis saga den damals noch nicht gedruckten Elie de St. Gille derselben bibliothek zu studieren, oder zum zweck der herstellung eines kritischen textes der me. Ipomandonromanze von den beiden afranz. hss. der - beiläufig ca. 10,000 verse langen - quelle im Brit. museum copien zu nehmen. Beides erachtete ich für ganz selbstverständlich, und so erschien es mir auch als ziemlich irrelevant für die sache, wo ich mein unentbehrliches kritisches material im vorliegenden falle herbekommen hatte; nur die schuldige danksagung gab zur andeutung dieser verhältnisse veranlassung. Dass übrigens der für mich nicht sonderlich schmeichelhafte vergleich mit dem 'schlüssel' herzlich schlecht passt, bedarf keiner ausführung.

Ich habe C. immer für einen sehr sorgsamen und gewissenhaften handschriftenleser gehalten, 2) und darin macht mich

1) Vgl. oben s. 415 anm 1.

2) Dieser selben meinung hatte ich Beitr. 19, 641) folgenden ausdruck geliehen 'C.'s textabdrücke werden im allgemeinen mit recht wegen ihrer ausserordentlichen akribie gerühmt'. Ich weiss nicht, wie C. dazu kommt, darin etwas wie spott zu wittern (s. 276): ich habe nichts dergleichen beabsichtigt und muss mich gegen eine solche willkürliche unterstellung verwahren.

auch der umstand nicht irre, dass sein abdruck einer kurzen handschriftlichen notiz aus dem 17. jh. vier lesefehler enthält (vgl. Publ. a. a. o. s. 544) und er in den varianten zur Clarus saga zweimal ohne erklärung den casus abgeändert hat (vgl. das. s. 5572)). Sein urteil über mich ist freilich weniger freundlich: er spricht meinem ergänzenden variantenapparate zuverlässigkeit und genauigkeit ab (s. 276). Die sache liegt so. Als ich für die An. sagabibliothek die herausgabe der Flóres saga übernommen und zugleich beschlossen hatte, der Bevis saga ein eingehenderes studium zuzuwenden, nahm ich im herbst 1892 zunächst einen kurzen aufenthalt in Kopenhagen, um über das handschriftliche material einen vorläufigen überblick zu gewinnen. Bei dieser gelegenheit collationierte ich u. a. unter ungünstigen beleuchtungsverhältnissen die fragmente A und D der Bevis saga, und hielt dann bei ausarbeitung des apparates meine collation derselben für genügend, zumal C. gerade von A besonders reichliche varianten mitgeteilt hatte; doch stiegen mir schon bald nach dem druck des aufsatzes bedenken auf, ob ich darin recht getan hätte. Die hss. Cyd, also das hauptsächlichste material für meine arbeit, dagegen habe ich lange zeit hier benutzen dürfen und dabei namentlich gelegenheit gehabt, der oft recht schwer lesbaren hs. C das eingehendste studium zu widmen; ich war in der lage, die correctur in aller musse mit den mss. zur seite zu lesen, und ich bin mir bewusst, den apparat mit der denkbar grössten gewissenhaftigkeit zusammengestellt zu haben. Höchstens könnte um ja nichts zu verschweigen das misgeschick, dass zu einer zeit, wo die eine der papierhss. bereits wider weggeschickt war, auf dem wege von Leipzig nach Halle ein revisionsbogen durch die post in verlust geraten ist, vielleicht ein paar kleine ungenauigkeiten verschuldet haben. Die hss. sind allgemein zugänglich: jeder interessent, vor allem C. selbst, kann sich mit leichtigkeit überzeugen, ob ich zu viel behaupte. Ja vielleicht ist eine erneute einsicht in die hss. zur beurteilung der sachlage nicht einmal nötig; fast sämmtliche correcturen meines apparates durch C. (s. 277 f.) beziehen sich auf die fragmente D und A; nur zwei gesicherte berühren yd, und zwar handelt es sich das erste mal s. 209, 4 um ein druckversehen, indem vor ‘unnit ok yo' add. ausgefallen

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ist: es war von vornherein unwahrscheinlich, dass beide hss. hann hafði undir unnit ok lag | lesen sollten; unmittelbar darauf liegt eine unterlassungssünde vor, indem das fehlen von riddari in yd nicht angemerkt worden ist. C. hat etwa ein zehntel meiner liste verglichen: wenn, wie ich zu hoffen wage, das verhältnis für die übrigen neun zehntel der saga dasselbe ist, dass also in den ca. 3000 einzelangaben sich, was die haupthss. anlangt, nur etwa zehn druckversehen und zehn auslassungen sollten entdecken lassen, so darf ich wol behaupten, dass sich schwerlich jemand finden wird, der eine solche minutiöse arbeit genauer macht. C. müsste diese sachlage ja wol eigentlich auch bemerkt haben; sein überaus schroffes urteil über meine collation, das er dann scrupellos auf alle meine bisherigen publicationen ausdehnt (s. 276), scheint eine solche voraussetzung jedoch völlig auszuschliessen.

Dass ich A und D nicht zur nochmaligen einsicht für die correctur hierher erbeten habe, wodurch auch diese versehen vermieden worden wären, bedaure ich jetzt selbst sehr.

Die zwölf zeilen lexicalischer bemerkungen, über welche C. sich behaglich auf fast drei seiten verbreitet, gebe ich ihm gern preis, und bemerke nur, dass den ausdruck άлağ leyóμevov ausser ihm schwerlich jemand absolut auffassen wird; er meint natürlich: nach ausweis unserer bisherigen, natürlich nicht vollständigen wörterbücher.

So viel für diesmal. Auf andere punkte werde ich gelegenheit haben, in meiner kritischen ausgabe der Bevis saga zurückzukommen, die ich erst dann zu veröffentlichen gedenke, wenn Stimmings lang ersehnter text des ältesten Beuve erschienen und damit für diesen sagenstoff ein neues, unmittelbares interesse wachgerufen sein wird.

Nur noch eine bemerkung zum schluss. C. möchte gern (s. 260) einen widerspruch construieren zwischen meiner recension der FSS. in der Literaturzeitung 1885 und dem in meinem aufsatz von 1894 niedergelegten urteil. Auch darin ist er im unrecht. Wenn meine ansicht über seine Bevis saga jetzt, wo ich die hss. selbst eingesehen habe, ungünstiger geworden ist, so kann ihn das nach meinen ausführungen kaum wundern. Im übrigen aber halte ich sein buch auch jetzt noch für wertvoll, wenn auch nicht als abschliessende leistung, so doch als

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