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p ist inlautend verschoben, dagegen anlautend nicht. plegen 2355. 2381, paffen 5142, perde 4250.

g ist spirant wie b. Im silbenauslaut geht es in ch über: geluchnisse 477, verluchnen 514, lach 2370. 2595, sweich: neich 1469, seich 1905. 3071, mach 2016. 2393. 3109. 4440.

Dazu sind zu vergleichen die formen hoge (= hôhe) 3521. 4870 und sagen (= sáhen) 1623. 1894. 2062. 2653. 2662. 2666. 2790. 3635, deren erscheinen durch den spirantischen wert des g wesentlich erleichtert wird, mag der vorgang nun auf altem grammatischen wechsel beruhen oder jüngerer herkunft sein (vgl. Wilmanns 1 § 79 anm. 2. § 88 anm. 2).

g und j vertreten sich wechselseitig; g für j steht z. b. in ge, gamers, gamerliche 3306, meigen 3303, j für g in iahen 2246, iegene 2503, beiegenten 3471.

h ist verklungen in denselben fällen, die im reim zu belegen sind (s. u.), ausserdem ist es assimiliert an s: was (wahs) 2402, wassen (aus wachs) 2420, wos (wuohs) 2998, wesles (wehsles) 5012; nur einmal vocse 1909.

Unverschobenes t steht in dit, das auch durch den reim gesichert ist, und einmal in wurte (= wurzeln) 2263; kurt kann auf jüngerer entlehnung beruhen.

Metathesis von r ist ziemlich häufig: verwrohten 1945. 4091. 4459. 4816. Im auslaut schwerer einsilbiger wörter ist r meist erhalten: ér 448. 518. 488. 1993. 3198 u. a.

Contractionen kommen ausser den im reim verwendeten nur noch vor zwischen praeposition und artikel oder pronomen: zume = zu deme 2337, inme = in deme 1545, zun = zu den 1504. 1602. 1923.

III. Flexion. 1. In der nominalflexion ist bemerkenswert die erhaltung der endung in den nomm. pl. wie rittere 1494. 2286. 2354. 2440, priestere 2453, engele 3275, tohtere 1593. Reimbelege dafür sind natürlich nicht vorhanden.

2. Pronomen. Beim personalpronomen der 3. pers. überwiegt weitaus er, daneben steht her (1697. 1928. 2255. 3060) und hie 562. 1455. 2516. 3844; dagegen herscht beim artikel im nom. sg. m. die unbedingt vor (444. 486. 1752. 2200. 2468. 3099. 3364), selten ist de 1632. 1735. 4276. Neben fragepronomen wer steht vereinzelt we 3237 und wie 3264. 3636. 4575. Ueber die e-formen für mir, wir, in, diser s. o. s.87.

Mir statt mich steht 1656. 3941, mich statt mir 2915. Das pron. poss. der 1. pers. pl. heisst stets unse 1615. 2313. 2587. 3044. 4023. 3675. 4324.

3. Verbum. In der 1. pers. sg. einmal die endung -n: geluchnen 515; die 2. pers. geht nur ausnahmsweise auf -t aus. Die 1. pers. pl. hat meist, wenn das pron. wir nachsteht, immer das -n der endung eingebüsst: sahe wir 2850, laze wir 2180, werde wir 3063, beswer wir 2783; wir geloube 1846. In der 2. pers. pl. erscheint häufig neben -et die endung -ent (454. 1604. 2299. 2401. 2521. 2746. 4979), aber auch -en: 569. 2471. 2472-74. Die 3. pers., für die durch den reim -en gesichert ist (in der Apokalypse aber auch -ent) endigt in S auf -en, -ent, -et.

Die 2. pers. sg. des starken praeteritums hat, entgegen den reimbelegen, bereits die endung -es: gebes 2011, spraeches 3320, 4241, quaemes 3642. Der stamm zeigt noch den alten vocal. Die flectierten infinitive entsprechen dem reimgebrauch.

G. Perg.-hs. des 14. jh.'s, 4o, auf der bibliothek der Oberlausitzischen gesellschaft der wissenschaften in Görlitz. Sign. A III. I. 10. 56 bll., zweispaltig mit je 40 zeilen beschrieben. Jeder zweite vers ist eingerückt. Grössere und kleinere farbige initialen.

Ueber die geschichte der hs. gibt Hoffmann in einem vorn eingeklebten brief vom 20. 2. 1825 auskunft. Sie war einst im besitz des prof. Schwarz in Altdorf (nach dessen bibliothekskatalog). Aus seinem nachlass kaufte sie J. A. Will, dessen bücherzettel ex bibliotheca Williana noch in der innenseite des deckels klebt. Will beschrieb sie noch während Schwarz lebte in einzelnen studien: Beschreibung eines alten deutschen evangelischen codicis, Altdorf 1763. Fortsetzungen 1763-65. Darnach die ungenaue notiz von der Hagens im Liter. Grundriss s. 464. Zu vergleichen ist über die hs. noch Hoffmann, Fundgruben 1, 127 ff. J. Haupt, WSB. 70, 101 ff.

Sie enthält auf bl. 1a-24b die gedichte der Ava (abgedruckt von Hoffmann a. a. o., von Piper nach der Vorauer und unserer hs. Zs. fdph. 19, 129 ff.).

Bl. 24c-56c enthält das Ev. Nic. Dasselbe ist nach dieser hs. vollständig abgedruckt von P. Piper, Geistliche dichtung

des mittelalters 2, 141 ff. Bei Hoffmann finden sich abgedruckt die verse 1-10. 369-392, sowie die letzten 28 (über den schluss vgl. unten). Eine abschrift von G von Hoffmann befindet sich auf der kgl. bibl. zu Berlin, Cod. germ., 4o, no. 564.

G hat oberdeutschen charakter, vgl. anlautendes p in plut 1241, perch 585, erhaltung von h nach 7 in bevalh, von mb in umb, schimbel, kumber, die endungen -est, -ent in der 2. sg. und 3. pl., sol für md. sal. î und û sind nicht diphthongiert, bei iu herscht schwanken: ziuget 1013, iuch 1142. 1343, daneben meist eu, euer, leut 1094. 1266, deu 1182. Da ausser î, û jegliches merkzeichen alemannischer herkunft fehlt (z. b. 2. pl. -ent), so ist wol anzunehmen, dass die hs. von einem Baiern geschrieben ist, der die in der vorlage stehenden î, û respectierte; nur vereinzelt ist ihm ein ei entschlüpft. Ein bairischer schreiber kann um 1360-1400 wol in consequentem anschluss an seine vorlage alle neuen diphthongen unterdrücken; ein schwanken zwischen monophthong und diphthong ist bei ihm aber kaum anzunehmen; er wird vielmehr, sobald er seine vorlage nicht als unbedingte autorität anerkennt, zur durchführung des ihm eigenen vocalismus schreiten. Viel eher könnte ein Mitteldeutscher oder Alemanne schwanken. Denn diesem war der monophthong wol aus seiner eigenen mundart bekannt, daneben aber im 14. jh. gewis auch der neue diphthong, der ja im literarischen gebrauch früh durchdrang und auch in gegenden fuss fasste, wo er nie gesprochen wurde. Es ist dies auch wichtig für die beurteilung der hss. s und p (s. u.).

Dass neben î, û meist eu steht, könnte vielleicht seine erklärung darin finden, dass diese eu zum teil schon der vorlage angehörten, wenigstens ist eu ausserhalb Baierns früher als ei und au durchgedrungen (vgl. Henneberger urkundenbuch 2,8 eine urkunde von 1332, die bereits eu, aber noch kein ei hat, Weinhold, Mhd. gr. § 108). Dies konnte den schreiber wol veranlassen, in diesem fall den seine mundart eigenen diphthong einzuführen, während er ei und au, für die ihm die vorlage kein beispiel bot, vermied.

Sonst tritt der bairische charakter mehr hervor: ie wird durch ie, uo durch ů widergegeben, das allerdings auch für û und u erscheint (hus 2219); für altes ei erscheint nicht selten ai: stain 1348, lait 3001, maister 3014, vorwaist 3016, menschait

3055, waiz 3087, wishait 4165, gemainen 5036, zwai 533. 555. Charakteristisch für bairische herkunft ist eu gerade in deu. Vereinzelte bairische eigenheiten sind: wier (= wir) 1283, suchunde 1417, warden (pl. praet.) 3386. Auf dem gebiete des consonantismus ist ch für k (chomen 1011, chlagen 1009, chint 1117. 1206, wolchen 2659) hervorzuheben. Vgl. auch Amersbach 1, 3.

s. Papierhs. der kgl. öffentl. bibl. zu Stuttgart aus dem 14. jh. Cod. theol. Q. 98. 15 × 20, 5. 80 bll., zwischen bl. 70 und 71 ist ein kleineres eingeheftet. Die innenseite des deckels, sowie je ein pergamentblatt zu anfang und ende der hs. enthalten einen lat. text. Bl. 1a Iste liber est fris Hermanni ordinis theutonicor' | domus in Giengen. Darunter schreibproben: vrbani vita, bmd und ein fisch (häring) gezeichnet. Unten findet sich ein a mit roter tinte, als bezeichnung der lage, entsprechend ein c auf bl. 20a, b fehlt.

Bl. 1b-28a enthält das Ev. Nic. Auf der seite stehen 30-42 zeilen, je zwei verse enthaltend. Die schrift ist am anfang grösser und wird gegen den schluss immer kleiner.

Die hs. ist nicht, wie Amersbach angibt, defect; sie bringt nur das gedicht unvollständig, beginnt mit v. 369 und endigt mit v. 4784, worauf ein besonderer schluss von 12 versen folgt. Darunter explicit tybery potestas und von jüngerer hand der hexameter finis adest v'e p'ciu wlt scptor hře.

Endlich folgen noch in einheitlicher schrift die folgenden liedanfänge: O quam metuendus, O pastor eterne, O Margareta celor' virgo secreta iam (vgl. dazu Mone, Lat. hymnen des mittelalters s. 403), O florens rosa. Der rest der hs. bl. 28b-80a enthält Heinrich Susos Buch von der ewigen weisheit. Auf 80b stehen wider schreibproben und einige geistliche verse. Abgedruckt sind nach dieser hs. die verse 369-392 sowie die letzten 10 schlussverse bei Mone, Anz. 7, 281 f., vers 369-392 auch von Massmann, Kaiserchronik 3, 595.

s schreibt vorwiegend i, daneben ist ei nicht selten; statt û erscheint meist au: traurigen, lautert 3384. 3737. uf ist als kurz zu betrachten. Noch mehr herscht eu statt iu: teure 722, freunt 2177, neuwen 1275. 2261, keut 3489, leuchtet 1394, seuche 1217. 1221. 1249, eu, euch, ewer u. s. w. Der nom. sg. f. und nom.

ou wird

acc. pl. des adj. stets -eu (371. 460. 576 f. 4144). meist au geschrieben 385. 427. 1907. 3303, weniger häufig ist ai für ei 941 f. 2910. 4165 f.

Für k erscheint oft ch (483. 527. 1097. 2256. 2312. 2554. 2577), im anlaut häufig p (468. 472. 722. 4429). Stellt man dazu das erhaltene -mb- (tumbe 181. 377. 503, lambes 1781. 1787), epenthetisches p in dampnen 924, kompt 754, den wechsel zwischen b und w in bas 1030, beidenthalwen 383, warrabam 1295 und dem reim gelaubet: getrauwet 2379 (statt ursprüngl. truwet: nuwet), so ist der bairische grundcharakter der hs. zweifellos. Es frägt sich aber doch, ob derselbe auf rechnung des schreibers oder der vorlage kommt. Ich glaube das letztere. Beweisend dafür erscheint mir die inconsequenz in der schreibung der neuen diphthonge, namentlich bei ei. Ebenso erklärt sich das schwanken zwischen ei und ai, k und ch, wobei der nichtbairische laut vorherscht.') Weit schwerer wiegt aber noch die tatsache, dass ie, uo stets durch i, u, und ae durch e widergegeben wird, und im anlaut altes d meist unverändert erscheint: dac 1595. 2637, drost, dauel 1361, dilget 1363, fast stets bei dun, gedan. Dem gegenüber stehen allerdings wol die der vorlage angehörenden formen mitt für altes p: trien 2332, trittem 2335. Apokope ist selten, dagegen ist umgekehrt ein unorganisches -e beim starken praet. häufig: stunde 404, gabe 1367, iahe 444, lase 1354, bevalhe 4661; sonst selten: eine mensche 415.

Für alemannische heimat des schreibers und zwar für das Elsass könnte der häufige anlaut d sprechen, auch e für œ würde hierher passen (vgl. Ehrismann, Beitr. 22, 290. Haendtke, Dialektisches aus Strassburger urkunden). Dagegen spricht aber entschieden i, u für ie, uo, sowie die seltenheit der apokope. Weit nach Mitteldeutschland kann andererseits die hs. aber gewis nicht gesetzt werden. Ich setze sie deshalb nach Rheinfranken, wohin die angeführten merkmale, namentlich auch anlautendes d sehr gut passen (vgl. O. Böhme, Zur kenntnis des oberfränkischen im 13. 14. 15. jh.).

1) In der etwa zu derselben zeit geschriebenen streng bairischen hs. der legende von Udo von Magdeburg, Cgm. 5 (vgl. Neue Heidelberger jahrbücher 1897, s. 95 ff.) wird ei, au, eu für î, û, iu, ai für ei, ch für k, ie, ue für ie, uo aufs strengste durchgeführt.

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