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20, 13

15

mir ist sîn hôhiu fuor wol kunt:

und gulte ein fuoder guotes wînes tûsent pfunt,
dâ stüend doch niemer ritters becher lære.

10. Wiener Hofton'.

20, 16. In C und D überliefert (25, 11 und 25, 26 nur in C), 21, 25 und 22, 23 überdies in B. Die meisten Sprüche dieses Tones berühren sich durch ihren Inhalt und sind vielleicht Glieder eines zusammenhängenden Vortrages, s. 1, II, 314. , In D sind die Strophen zu dreien nach dem Inhalt geordnet: 239-241 handeln vom Verfall der Zucht bei den Jungen, 242-244 von der Schlechtigkeit der Welt, 245-247 von Geiz und Habsucht, 248-250 von persönlichen Angelegenheiten.' ZfdA 13, 223. C 296-305 beruhen jedenfalls auf demselben alten Liederbuch, 294. 295 zeigen stärker abweichende Lesarten. Die Überlieferung ist durchweg wenig zuverlässig, s. Roethe ZfdA 57, 130 ff. Zeitlich steht der Ton dem vorhergehenden nahe. Die Strophen 20, 31; 24, 18; 24, 33 könnten schon 1198/9 entstanden sein; 25, 11 und 21, 25 gehören ins Jahr 1201; 25, 26 fällt wohl erst 1203. Über den Kunstwert s. 1, S. 227. Der Ton hat in den Stollen dieselbe Reimstellung wie der 'Erste Philippston' (18, 29), aber in den Vordersätzen statt der sechshebigen vierhebige Verse (Schema: 4a 4a 5b+ | 4c 4c 5b+). Der Abgesang ist nach komplizierterem Schema dreiteilig aus vierhebigen, zum Teil überfüllten Versen und aus fünfhebig klingenden Versen (katalektischen Sechsern) aufgebaut: 4d 4d+ 4e| 5f+ 4g+ 4g+ 4e | 5f4e. Nach den überfüllten Vierern fehlt öfter die folgende Eingangssenkung. Der dritte Vers des Abgesangs zeigt sie nach unserer Überlieferung nur 22, 26; 23, 4 und 25, 19, der sechste nur 23, 37 (1. Est?). Kräftig setzen hier die Nachsätze der rhythmischen Periode ein. Die Eingangssenkung fehlt auch im zweiten Vers des Abgesangs außer 21, 32; 24, 25; 25, 18; 25, 33, wo Roethe bessernd eingreift. Dagegen scheint mir die Regel für den siebenten Vers nicht zu gelten: nur 23, 38 (?); 24, 15. 30 fehlt sie; Roethe entfernt sie mit zum Teil einschneidenderen Konjekturen auch anderwärts. Der rhythmische Einschnitt liegt vor dem sechsten Verse. Dort steht

in dem allgemeinen Sinne: Kämpfer und Streiter zu nehmen, sondern in dem speziellen: Berufsfechter, lat. campio, frz. champion, d. h. agonista, athleta, pugillator, gladiator (Mhd. Wb. 1, 785). Solche Leute, die für Miete gerichtlichen Zweikampf ausfochten, gehörten zu den Ehr- und Rechtlosen. RA 677. Mnd. Wb. 2, 443. Walther zollt hier dem Ingesinde des Landgrafen nichts weniger als Lob, er fand da nicht galante Hoveritter, son

dern trotzige Gesellen und übermütige Haudegen. Zu ihnen gehörte Herr Gerhard Atze (104, 7; 82, 18). 13. fuor st. fuore ist Walthers Sprache im allgemeinen nicht gemäß, aber an dieser Stelle ist die apokopierte Form wohl zu ertragen. 1, S. 317. Lachmann schlug vor, wol zu streichen. - 14. Die wackern Kämpen waren zugleich wackere Zecher, auch das stand dem feinen Manne nicht an; vgl. 29, 25. 35.

auch 20, 26; 21, 5. 20. 35; 23, 6. 36; 25, 6. 21. 36 stärkere Interpunktion. Ebensowenig fehlt die Eingangssenkung nach dem fünfhebig klingenden Vers, nach dem ja ohnedies eine Pause erforderlich ist, außer viermal im fünften Verse des Abgesangs: 23, 21 (lies die nû?), 24, 13 (số wê?), 25, 6 und 25, 21. Nur zweimal entbehrt sie ferner der erste: 20, 22 (wo Roethe Den armen liest) und 25, 17 (?), einmal der vierte: 25, 20. In der oft auch syntaktisch isolierten Schlußzeile erhält der Ton 'eine effektvolle epigrammatische oder zusammenfassende Zuspitzung' (Roethe, Prager Deutsche Stud. 8, 508).

Die Zeilen haben dipodischen Rhythmus, der auch in der Melodieführung zur Geltung kam. Die Melodie ist uns als Her Walthers von der Vogelweyde hofwyse oder wendelwys in der Kolmarer Hs. Bl. 734 überliefert (Runge S. 162, vgl. Rudolf Wustmann, Festschrift Rochus von Liliencron überreicht, Leipzig 1910, S. 440 ff.). Für den Abgesang ergibt sich dabei, daß seine neun Zeilen musikalisch so zu drei Gruppen von 3, 4, 2 Zeilen zusammengefaßt sind, daß die ersten beiden Gruppen mit einer steigenden Melodiezeile beginnen und tief schließen, die erste auf c, die zweite auf e; die zweizeilige Schlußgruppe aber beginnt hoch mit vier ē, wovon sie sich in breiter Kadenz auf c herabschwingt.' 'Fast alle Waltherstrophen... haben hier zwischen der dritt- und der vorletzten Zeile eine starke Gedankenzäsur, die dem überraschenden Sextensprung der Melodie vorzüglich entspricht.' Der Name 'Wendelweise' wird nach dem 'wiederholten Sichdrehen der Melodie' gebildet sein, das in der Tat für diese Weise charakteristisch ist'. In derselben Weise sangen auch der Hardegger und der Schulmeister von Eẞlingen (s. Lachm. S. 150); in den Schulen der Meistersänger lebte sie fort (Wackernagel S. XLVIf.). Vgl. Anhang III.

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1. GUT UND SINN.

Gott hat seine Güter verschieden unter die Menschen verteilt; diesem hat er hohe Geistesgaben verliehen, jenem Reichtum. 1, S. 250. IV Nr. 114. Die Pflicht des Menschen ist es, diese Güter richtig zu gebrauchen, Gottes Huld und weltliche Ehre damit zu erwerben. Dem Reichtum an sich gebührt kein Lohn. 20, 16

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Waz wunders in der werlte vert,

wie manic gâbe uns ist beschert

von dem der uns ûz nihte hât gemachet! Dem einen git er schoenen sin,

dem andern guot unt den gewin,

daz er sich mit sîn selbes guote swachet. Armen man mit guoten sinnen

20, 16. varn in gewöhnlicher, allgemeiner Bedeutung (92, 35; 49, 7): 'Wie wunderbar geht es doch in der Welt zu!' 19. schonen sin, gute Geistesgaben = guote sinne v. 22. 20. den gewin wird durch die folgende Zeile

--

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294 C, 245 D.

erklärt. 21. von sin selbes muote, wie D liest, aus freier Wahl: mit eignem Willen schadet sich der, welcher sein Gut nicht recht braucht. Über die gegensätzliche Verbindung von guot und muot s. 1, IV Nr. 100. Ansprechender ist

20, 23

25

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sol man für den rîchen minnen,

ob er êren niht engert.

ja enist ez niht wan gotes hulde und êre,
dar nâch diu werlt số sêre vihtet:

swer also ze guote pflihtet

daz er der beider wirt entwert,

dern habe ouch hie noch dort niht lônes mêre,
wan si eht guotes hie gewert.

2. BITTE AN LEOPOLD.

Über die Datierung des Spruches s. 1, S. 168.
Mir ist verspart der sælden tor:
dâ stên ich als ein weise vor:

35

mich hilfet niht swaz ich dar an geklopfe. Wie möht ein wunder grazer sîn?

ez regent bêdenthalben min,

daz mir des alles niht enwirt ein tropfe.

die Lesart mit sin selbes guote (C).
24. er, der Reiche (mißverstanden von
Schönbach ZfdA 39, 344). 25. gotes
hulde und êre als Zielpunkt des mensch-
lichen Handelns. 1, S. 248. 'Nun,
Wenn es Gottes Huld und Ehre ist,
wonach man so eifrig ringt, so möge
der, welcher sich dem Mammon so
hingibt, daß er beider verlustig geht,
weder hier noch dort mehr Lohn haben
als eben sein Geld.' 28. entwërn (zu
ahd. wërên) mit dem Akk. der Pers.
und Gen. der Sache, einem etwas nicht
gewähren, oder auch einem etwas neh-
men. Das Wort vermischt sich mit
entwern (zu ahd. werjen) einen aus dem
Besitz einer Sache treiben; die Kon-
struktion ist dieselbe. Der Reim ent-
scheidet hier für das erste Wort.
In D folgt auf diese Strophe 22, 18, die
sich auch im Inhalt anschließt.

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20, 31. der sælden tor, über die Verbreitung des Bildes, dessen Ursprung man in mythischen Anschauungen glaubte.

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295 C, 250 D.

suchen zu dürfen, s. Wackernagel ZfdA 2, 535 ff. Gr. Myth. 3, 261, vgl. auch Zingerle, Germ. 8, 414 ff. bes. 417. Näher liegt die Erinnerung an das biblische Wort Klopfet an, so wird euch aufgetan.' Schönbach WSB 145, IX, 20 erinnert daran, daß das nur für feierliche Einzüge geöffnete Haupttor in geistlichen, bisweilen auch in fürstlichen Häusern porta paradisi hieß (Du Cange 6, 156. 419). sælden ist wohl Gen. Plur. In einem Gedichte Reinmars MF 161, 38 hält die Gnade ihr Burgtor verschlossen. 31 ff. sind nachgeahmt von Suchenwirt 1, 6: Der chunste hort ist laider mir Verspart an allen orten, Des sten ich an ir phorten Und chloph als ein ellender man, Doch wird ich selten in gelan (Wallner PBb 33, 7). 34. Derselbe Vers bei Reinmar MF 166, 18. - 35. Die Freigebigkeit des Fürsten mit dem Regen zu vergleichen ist ein biblisches Bild. Proverb. 16, 15 In hilaritate vultus regis vita, et clementia eius quasi imber

21, 1

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Des fürsten milte ûz Österrîche

fröit dem süezen regen geliche

beidiu liute unt ouch daz lant.

ez ist ein wünnevröudeberndiu heide,
dar abe man bluomen brichet wunder.
wurde mir ein blat dar under

von sîner milte richen hant,

so möhte ich loben die lichten vogelweide.

hie bî sî er an mich gemant.

3. ÜBLER ZUSTAND DER WELT.

Ein Scheltlied. Niemand sorgt mehr um Freude, d. h. die reichen Herren scheuen den Aufwand großer Feste, und das Lob der Leute wird den argen richen zuteil.

sin

serotinus. Der Spervogel 23, 15 vergleicht die Freigebigkeit einem kühlen Brunnen, aus dem mancher schöpft; vgl. Kanzler MSH 2, 387 (1, 2) ob er mir durst niht büeze. Walther nachahmend sagt der Misner von Otto von Brandenburg MSH 3, 107a (S): sô ist sin muot geblüemet an der milte . . . gebende hant rröut als ein süeze regen in dem meien (Wallner a. a. O). bêdenthalben oder bêdenthalp 29, 24. 21, 1. Ps. 72, 6: descendet sicut pluvia in vellus et sicut stillicidia stillantia super terram (Schönbach ZfdA 39, 344). Hinsichtlich der Wortstellung vgl. 85, 10. Die Eigennamen oder Appellativen der Fürsten und Edeln werden von der Apposition ihres Landbesitzes häufig durch ein anderes Wort oder mehrere getrennt. Grimm ZfdA 3, 136. - 4. ex

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selben Note, nach Wustmann: ggggfg.

Herger MF 29, 13 vergleicht das Leben einem Garten mit vielem Obst, in dem er hungrig bleibt, Walther setzt an die Stelle des Gartens die blumenreiche Heide. Über verwandte Vergleiche s. Bock QF 33, 28 f., Roethe zu Reinmar v. Zweter 116, 8. Die poetischen Bilder wurden auch realisiert. So ließ Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen zu einem Turnier nach Nordhausen einladen, wo ein Baum mit goldnen und silbernen Blättern errichtet sei; wer die Lanze seines Gegners breche, erhalte ein silbernes, wer ihn aus dem Sattel hebe, ein goldnes Blatt. Und im Jahre 1209 errichtete die Gesellschaft der Fröhlichen in Viterbo einen Baum der Fortuna, an dem die besten Kletterer Preise fanden. Raumer, Geschichte der Hohenstaufen 63, 549. 556.

7. milte ist Genetiv. - 8. vogelweide statt des überlieferten ougenweide nach Wallners überzeugender Konjektur mit Anspielung auf Walthers Zunamen, wodurch v. 9 verständlich wird. lieht (D) wie 119, 16 von der Heide, 42, 12 von den Blumen. In C süeze wie v. 2 vom Regen und MF 66, 6 vom Wind.

21, 10

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Sô wê dir, Werlt, wie übel dû stêst!
waz dinge dû alzan begêst,

diu von dir sint ze lîdenne ungenæme!

Du bist vil nâch gar âne scham.

got weiz ez wol, ich bin dir gram:

din art ist elliu worden widerzæme.

Waz êren hast uns her behalten?
nieman siht dich fröiden walten,

als man ir doch wîlent pflac.

wê dir, wes hânt diu milten herze engolten?
für diu lopt man die argen rîchen.

Werlt, dû stêst sô lasterlîchen,

daz ich ez niht betiuten mac.

triuwe unde wârheit die sint nû bescholten:

daz ist ouch aller êren slac.

4. DAS JÜNGSTE GERICHT.

296 C, 242 D.

Durch die Erwähnung der Sonnenfinsternis in v. 31 ist dieser Spruch auf das Jahr 1201 fixiert (Zarncke); s. 1, S. 109 ff. Die Klage des Dichters zielt auf Untreue und Unwahrheit, er erweitert und verfolgt das Thema, das er im Schluß des vorangehenden Spruches angeschlagen hat, und hat also wohl das vorliegende Gedicht für die Stelle bestimmt, an der es überliefert ist. dank 46, 5—20 steht unserem Spruche nahe.

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Frei

39 B, 297 C, 243 D.

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