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25, 19

20

25

daz wirt der werlt her nach vil leit.'
alle fürsten lebent nû mit êren,
wan der hoheste ist geswachet:

daz hât der pfaffen wal gemachet.
daz sî dir, süezer got, gekleit.
die pfaffen wellent leien reht verkeren.
der engel hât uns wâr geseit.

14. LEOPOLDS GÜTE.

Der Spruch gehört, wie sich aus v. 29 ergibt, jedenfalls in die erste Zeit der Regierung Leopolds; am besten bezieht man ihn auf die Vermählung Leopolds mit Theodora Komnena 1203. Die Gunst, für die Walther hier dankt, war ihm vermutlich infolge der 20, 31 ausgesprochenen Bitte zuteil geworden; s. 1, S. 169 und II, 319. Ob ieman spreche, der nû lebe,

30

daz er gesæhe ie grozer gebe,

als wir ze Wiene haben dur êre enpfangen? Man sach den jungen fürsten geben,

als er niht lenger wolte leben:

formelhaft verbunden, wie im Latei-
nischen fel mel. Viele Beispiele bei
Bezzenberger zu Freid. 30, 25: diu welt
gît uns allen nach honege bitter gallen.
21. Damit ist Philipp gemeint. 1,
S. 108. hæheste ist, s. 1, S. 312.
23. gekleit, s. 1, S. 309 f. Über schre
(v. 14) S. 336. 24. insofern sie sich
in die Wahl des Königs einmischen.
Dagegen legten die am 8. Sept. 1201 in
Bamberg versammelten Fürsten energi-
sche Verwahrung ein. 1, S. 104.

25, 26. Elliptischer indirekter Fragesatz im potentialen Opt. = 'ob wohl jemand sagen mag', s. Erdmann Syntax § 166. 27. Formelhafte Übertreibung wie üblich bei Festschilderungen s. Eneit 13234 (Wallner PBb 33, 9). 28. Für als nach dem Kompar. (st. danne) ist dies der älteste Beleg. Im Mhd. ist der Gebrauch sehr selten. Hildebrand Zfd Ph 3, 362. dur êre, um der Ehre (des Wiener Hofes) willen, Wilmanns, Walther v. d. Vogelweide II.

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307 C.

seinem Ansehen gemäß. Suchenwirt
(XXIX, 1) erzählt, er sei in fremde
Lande geritten, um sich den Vornehmen
bekannt zu machen als gerndem orden
wol anzimpt, der guot durich got, durich
êre nympt und chunst beschaidenleichen
phligt; d. h. Gaben, die um Gottes
willen und Ehren halber gegeben wer-
den. Vgl. W. Grimm Über Freidank, Kl.
Schr. 4,71 f. und Haupt zu Erec2 2167.-
30. Derselbe Vers in Wolframs Parzival
666, 8: des milten Gâwânes hant be-
gunde in so mit willen gebn als er niht
langer wolde lebn. Nibelungen 42,2f. ros
unde cleider daz stoup in von der hant,
sam si ze lebenne haten niht mêr
wan einen tac. Freid. 58, 1 man sol
nach guote werben, sam nieman mige
ersterben, und sol ex dann mit vollen
geben sam nieman sül ein wochen leben.
Bezzenb. Anm. Eneit 12703 ich wele
mildelike geren, ich entrou dit goet
niet overleven. Die Form lenger ist
auch 122, 3 überliefert, gehört aber,

9

25, 31

35

26, 1

dâ wart mit guote wunders vil begangen. Man gap dâ niht bî drizec pfunden,

wan silber, als ez wære funden,

gab man hin und rîche wât.

ouch hiez der fürste durch der gernden hulde
die malhen von den stellen læren.

ors, als ob ez lember wæren,

vil maneger dan gefüeret hât. ezngalt dâ nieman siner alten schulde: daz was ein minneclîcher rât.

11. König-Friedrichs-Ton.'

26, 3. Walthers Spruchtöne zerfallen, wie Plenio PBb 42, 436 bemerkt, abgesehen von Reichston, Bognerton und Heinrichston, in zwei Gruppen. Zur ersten gehören: 11, 6 Ottenton, 16, 36 Zweiter Philippston, 18, 29 Erster Philippston,

wohl den Schreibern. langer ist 51, 34 durch den Reim gesichert, außerdem 86, 35. 88, 18 überliefert. Bartsch Germ. 6, 197. 31. wunder begûn, grade so

von den Werken der Milte Nib. 1312, 4 ouch begie da michel wunder des milten Rüedegêres hant. 32. 'Dreißig ist eine übelberüchtigte Zahl im MA wegen der dreißig Silberlinge, um die Judas den Herrn verkaufte' (Schönbach ZfdA 39, 346); niht bî drîzec pfunden würde also heißen: 'keine üble Summe'. 35. der gernden, Gen. object.

36. Was überliefert ist, gibt keinen Sinn und läßt sich auch durch die von Roethe zu Reinmar v. Zweter 87, 8 beigebrachten Parallelen nicht stützen. Wilmanns vermutete die malhen und die stelle læren 'er ließ Taschen und Ställe leeren'; und ähnlich Pfeiffer oder Bartsch die malhen sam den stellen læren, vgl. leitschrin Nib. 488, 2; 1313,2. Aber seltsam bleibt die Erwähnung der Reisetaschen neben den Ställen. Bech Germ. 32, 117 ff. faßt stellen als 'Gestelle,

Sattelböcke': 'die Taschen von den Sattelböcken wegnehmen', ähnlich Wallner ZfdA 39, 429, der an Vorratsfächer denkt, während er PBb 33,9 sielen konjiziert; Schönbach ZfdA 39, 346 wollte setelen, Möller Afd A 36, 197 gar zedelen (Pfandscheine') lesen. H. Fischer ZfdA 49, 158 erklärt malhen als 'Stände des Stalls'. Noch weniger befriedigt Haupts Vorschlag (zum Erec v. 7122) die stelle von den malhen læren. Lachmanns Vermutung die stelle von den märhen læren entspricht voll dem Sinne, entfernt sich aber weit von der Überlieferung. Gegen die Umstellung Roethe a. a. O. 37. Dietrichs Flucht v. 8088 er gab diu ors ungezalt. 26, 1. Daß der Herzog Zeche und Schulden der Fahrenden bezahlt habe (Simrock, Pfeiffer), daran ist hier sicher nicht zu denken. Leopold übersah eine Schuld, die Walther ihm gegenüber trug; s. 1, II, 319. 2. 'Das war ein liebenswürdiger Entschluß.'

=

20, 16 Wiener Hofton, 82, 11 Leopoldston oder Erster Thüringer Ton, 103, 13 Zweiter Thüringer Ton, 104, 23 Ton des Spruchs auf Tegernsee, 104, 33 Ton des Spruchs über Freigebigkeit und Wahrheit, 105, 13 Meißner Ton; zur zweiten: 26, 3 König-Friedrichs-Ton, 31, 13 Unmutston mit den Varianten 37, 24; 36, 11; 37, 34, von denen die beiden letzteren wohl unecht sind, 38, 10 Ton des Spruchs auf die Untreue (echt?), 84, 14 10, 1 Engelbrechtston. Zum Aufbau der Töne sind in der ersten Gruppe nur Vierer und Sechser verwandt, in der zweiten auch längere Verse; die sicher datierbaren Strophen der ersten Gruppe fallen zwischen 1198 und 1212, die der zweiten nach 1212. Eine Sonderstellung nehmen einerseits Reichston 8, 4 ein, andrerseits Bognerton 78, 24 und Heinrichston 101, 23, diese der ersten Gruppe verwandt, obwohl sie aus den letzten Lebensjahren des Dichters stammen. Der König - Friedrichston gehört in die Zeit, als Walther sich von Otto IV. losgesagt hatte (c. 1213); der jüngste datierbare Spruch (29, 15) fällt in das Jahr 1220.

Die Strophe zerlegt sich nach der Reimstellung a+a+a+, b+ccb+, ddd in drei Abschnitte, deren erster und dritter sich als 'Stollen', deren mittelster sich als 'Abgesang' fassen läßt. Die 'Stollen' sind aber wie im 'Unmutston' (31, 13) ungleichartig gereimt. Die Dreiteilung wird durch den Satzbau bestätigt (Schönbach WSB 145, IX, 29). Die weitere Gliederung ergibt sich aus der Beobachtung, daß, ähnlich wie im 'Unmutston', die Vorderglieder sechshebige, die Hinterglieder siebenhebige Verse enthalten. In den sicher echten Sprüchen fehlt in den beiden ersten Abschnitten die Eingangssenkung im zweiten, dritten und fünften Verse, außer 28, 12, wo ich überliefertes alse, also in als gebessert habe, 26, 35 (C). 28, 23. 29, 16. 17 (C), im sechsten nur 27, 2 (C). Die Melodie ist in Z wenigstens teilweise erhalten und von Molitor, Sammelbände der Int. Musikgesellschaft 12, 499 f. (in rhythmisch unbefriedigender Weise), in moderne Noten umgeschrieben; s. Plenio PBb 42, 459 Fußn. und vgl. 1, V, 165. In demselben Tone dichtete später der Schulmeister von Eẞlingen (s. Lachmann zu 27, 17); bei den Meistersingern führt er den Namen 'Gespaltene Weise'. Wackernagel S. XLIII f. Bartsch Germ. 6, 197 ff. Vgl. auch 1, S. 228. Plenio PBb 42, 4581. S. auch 1. Anh. IV.

1. BEKENNTNIS.

26, 3 Vil wol gelobter got, wie selten ich dich prìse, 74 A, 28 B, 318 C, 1t, sît ich von dir beidiu wort hân unde wîse!

5

wie getar ich so gefreveln under dinem rîse?

26, 5. ris, Lachmann vergleicht Parz. 290, 30 diu (Minne) stiez ûf in ir krefte ris, sie schlug ihn mit dem Stecken als seine Zuchtmeisterin. Seifried Helbling 4, 570 do ich sinem rise entwahsen was. Andere Stellen bei Lexer Mhd. Wb. 2, 456. Vielleicht ist aber ris eher als Szepter zu fassen, wie Zarncke im Mhd. Wb. 2, 1, 724 fragend ansetzt; vgl.

[17 Z, 4 W.

Grimm Kl. Schr. 4, 67 und Bezzenberger zu Freidank 53, 16; Lexer a. a. O. Schönbach WSB 145, IX, 22 zitiert Cäsarius v. Heisterbach virga, id est potestas. Der Kaiser Lothar braucht die Formel sub virga (sc. sceptro) regni nostri collocamus, Waitz VG 6, 223 Anm. 3; und bei der Krönung wurde das Szepter mit folgenden Worten überreicht: accipe

26, 6 Ichn tuon diu rehten werc, ichn hân die wâren minne gein dem ebenkristen min noch, herre got, gein dir: ir keinem wart ich nie sô holt so ich bin mir.

frôn vater unde sun, dîn geist berihte mine sinne. 10 Wie solt ich den geminnen der mir übele tuot?

ich muoz dem iemer holder sîn der mir ist guot.
vergib mir anders mîne schulde, ich wil noch haben den muot

2. DER WEG ZUM HIMMEL.

Das irdische Leben als Reise ist ein häufig gebrauchtes biblisches Bild. Die sittlichen Gefahren erscheinen dem Dichter als Wegelagerer; vgl. 8, 24 und den älteren schönen Spruch von der Superbia (MSD II, 312f.: Ubermuot diu alte diu ritet mit gewalte: untrewe leittet ir den vanen. girischeit diu scehet dane ze scaden den armen weisen. diu lant diu stânt wol alliche envreise. Der Spruch ist Walther abzusprechen, s. 1, S. 309. Über verwandte Aufzählungen s. zu 83, 30.

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Die wisen râtent, swer ze himelriche welle,
daz er é vil wol bewarte und ouch bestelle

virgam virtutis atque aequitatis, qua intelligas mulcere pios, terrere reprobos usw. a. a. O. 232 Anm. 3. Vgl. auch künicstap, künicgerte, Menge, Kaisertum und Kaiser bei den Ms. Köln 1880 S. 25 Anm. 98. Insbesondere ist virga der Bischofsstab als Symbol der höchsten geistlichen Gewalt (Schönbach ZfdA 39, 317). 6. Die einfache Negation genügt in den beiden parallelen Sätzen, s. Lachmann zu Iwein 4067. 7. Pflicht der Nächstenliebe 1, S. 252. 9. Nachdrückliche Bezeichnung des dreieinigen Gottes. berihte kranke sinne 76, 23.

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29 B.

meine Sünden, an diesem Sinn will ich festhalten.' Bechstein bemerkt (S. 98), daß Rubin MSH 1, 319 (XXII, 4) dieses Bekenntnis Walthers nachbildet; er schließt: mir geviel ie under zwein der eine muotes baz. sol daz ein sünde sin, die ruoche er mir vergeben, der dirre werlte schuof als ungelichez leben. Anmutiger bekennt Albrecht von Johansdorf 90, 8ff. alle sünde lieze ich wol wan die: ich minne ein wip vor al der werlte in minem muote: got herre da: vercach xe guote! Walthers Betrachtung würde eine passende Einleitung zu den Sprüchen 26, 23. 33 bilden, in denen er sich von Otto lossagt: wie solt ich den geminnen, der mir übele tuot! In der Hs. A, aber nur in dieser, sind die Sprüche so verbunden.

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26, 15

den wec, daz iemen drûffe habe der in her wider velle. Ein æhter heizet mort, der schât der strâze sêre:

dâ bî vert einr in starken bennen, derst geheizen brant: sô sprechents einem wuocher, der hât gar geschant

die selben strâze. dannoch ist der wegewerender mêre: 20 Nit unde haz die hânt sich ûf den wec geleit, unde diu verschampt unmâze gîtekeit.

dannoch sô rennet maneger für, des ich niht hân geseit.

3. 4. KÖNIG FRIEDRICH UND HERR OTTO.

I.

Dieser und der folgende Spruch zeigen, daß Walther nicht lange, nachdem er sich von Otto losgesagt hatte, zu Friedrich überging. Wann das geschah, läßt sich genau nicht bestimmen. 1, II, 225. Die Bezeichnung her Otte ist wohl nicht so respektlos, wie wir sie empfinden.

25

Ich hân hêrn Otten triuwe, er welle mich noch rîchen: 75 A, 308 C, sit daz er mîn dienest nam sô trügelîchen,

waz bestêt ze lônne des den künic Friderîchen? Mîn vorderunge ist ûf in minner danne ein bône; ez ensî daz er der alten sprüche wære frô.

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warten mit Wachen bestellen. bestellen
(mit Bewaffneten) besetzen. 15. daß
niemand darauf halte,' gewöhnlicher Ge-
brauch; Mhd. Wb. 1, 598, 30. 'der
ihn zurückwerfe.' 16. ahter, einer,
der sich in der ahte oder ahte befindet;
Verfolger, Wegelagerer. 17. ban
stm. (i), pl. benne. in starken bennen,
ein schwer Verpönter. Den Mordbren-
ner traf die große Exkommunikation
(Schönbach WSB 145, IX, 347).
18. sprechen einem, c. acc. od. nom.
einen nennen. Grimm zu Reinhart 1521.
19. wegewernder st. Form, trotz des
Artikels. DGr. 4, 540. Weinhold' § 524.

-

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[3 W.

Zweter 112, 4; ir verschamtiu ungenuht Frauenlob 383, 8; diu verschamte unstætikeit Liedersaal 118,65. — 21. unmâz oder unmæxe; Adj. 22. 'Außerdem sprengt noch mancher, den ich nicht genannt habe, hervor.' dannoch, dieselbe Anknüpfung in v. 19. Der Aufzählung fehlt Schwung, der Schluß ist

matt.

26, 23. triuwe, sein Versprechen, sein Wort, wie lat. fides. 25. mich bestet, mich geht an, mir kommt zu; auch der Dativ, den hier die Hss. haben, ist belegt. Mhd. Wb. 2, 2, 578, 9. 580, 19. Lexer 1, 224. 26. bône, Kaiserchr. 6931 ich enhân niht erworben... daz dir gulte ein bône; 1, 386. 27. Mit den alten Sprüchen meint Walther seine früheren Lieder, namentlich wohl die im Dienste der

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