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26, 28 ein vater lêrte sînen lieben sun alsô,

'sun, diene manne bestem, daz dir manne beste lône.' 30 Hêr Otte, ich binz der sun, ir sît der boste man, wand ich so rehte boesen hêrren nie gewan:

hêr künec, sît irz der beste, sît iu got des lônes gan.

II.

Walther bedankt sich für die Freigebigkeit, die ihm Friedrich, jedenfalls infolge der im vorhergehenden Spruch an ihn gerichteten Bitte erwiesen hatte. Der Schluß: nû seht waz er noch wahse verbindet dem Dank eine neue Bitte. 1, S. 141 f. Das Bild, dessen der Dichter sich bedient, erinnert an die beliebte Erzählung vom Mantel, durch den die Tugend der Damen an Artus Hof erprobt wird; der großen wird er zu kurz, der kurzen zu lang, nur der rechten ist er gemäß. Ich wolt hêrn Otten milte nach der lenge mezzen:

35

27, 1

309 C.

dô hât ich mich an der mâze ein teil vergezzen: wær er so milt sô lanc, er hete tugende vil besezzen. Vil schiere maz ich abe den lîp nâch sìner êre:

dô wart er vil gar ze kurz als ein verschrôten werc,

staufischen Politik gedichteten. Walther selbst mag sie vor Friedrich gesungen haben. Anders Rieger ZfdA 47, 232 A. 1, der den Ausdruck auf den v. 29 angeführten alten Spruch bezieht, was auch die Auffassung der Hs. W ist, wo des altes spruches steht. 29. base ist geradezu geizig, 35, 13. 28, 33. Spervogel 21, 17 (swer) dienet einem bæsen man da ez âne lôn belibet, dem wirt wol afterriuwe kunt, ob erz die lenge tribet. Reinmar der Videlære MSH 2, 162a nû wachâ, hêrre, balde und wirb ümb êre, daz die liute iht sprechen hin ze dir: wie bos ein man'. Freidank 88, 27 ff. Über den Gegensatz bæstem - bestem s. Roethe zu Reinmar v. Zweter 94, 9. 30. ich binz, ex als Vorläufer des Prädikats, 50, 37. 15, 8. MF 173, 23 si weiz wol..., daz ichz doch der bitende bin. 49, 26 số bin ichz doch der man. 176, 12 so bist, dịu froide mên. 140, 29 số ist six doch diu frouwe min. DGr. 4, 222.

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26, 34. 'da hatte ich mich hinsichtlich des Maßes geirrt.' 35. Otto zeichnete sich durch hohen Wuchs aus. Burchard von Ursperg (Chronicon ed. Holder-Egger u. v. Simson S. 81) erzählt, die geistlichen Fürsten hätten ihn zum König gewünscht, pro eo quod superbus et stultus sed fortis videbatur et viribus et statura procerus. Buoncampagno, Rhetorica Novissima ed. Gandlugi 281↳ (bei Schönbach WSB 145, IX, 22f.) empfiehlt dem Redner als Beispiel der 'Transumptio' Otto mit Saul oder Goliath, Friedrich mit David zu vergleichen. Die Staufer waren eine kleine Rasse. Vgl. Kemmerich, Neues Archiv f. ält. dt. Geschichtsk. 33, 506 ff. Die deutschen Kaiser u. Könige im Bilde, Leipzig 1910, S. 30 f. 27, 1. ein verschrôten werc,

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27,2 miltes muotes minre vil dan ein getwerc;

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und ist doch von den jâren daz er niht enwahset mêre. Dô ich dem künege brâhte dez mez, wie er ûf schôz!

sîn junger lip wart beide michel unde grôz.

nû seht waz er noch wahse: erst ieze übr in wol risen gnôz.

5. SCHMALE EINKÜNFTE.

Einem sicheren und vollen Verständnis entzieht sich der Spruch, denn er setzt Verhandlungen voraus, die wir nicht kennen. Man hat vermutet, daß der König den unermüdlichen Bittsteller mit einem Scherz abgefertigt und ihm Einkünfte verliehen hatte, die diesem unerreichbar waren (1, S..142). Vielleicht handelte es sich um ein Gut, das sich vorläufig noch in der Gewalt eines anderen befand (Schönbach WSB 145, IX, 23) oder das durch Mißwachs oder Kriegsläufte nichts einbrachte (Rieger ZfdA 47, 231 ff.; s. 1, II, 229). Dem Scherz des Königs hatten andere wohl den Spott hinzugefügt und dem begüterten Manne mit Zehnten und Kirchensteuern gedroht; darauf antworten die letzten Zeilen.

Der künee min herre lêch mir gelt ze drizec marken 310 C, 24 Z. des enkan ich niht gesliezen in der arken,

noch geschiffen ûf daz mer in kielen noch in barken. 10 Der nam ist grôz, der nuz ist aber in solher mâze,

deich in niht begrîfen mac, gehoren noch gesehen:

wes sol ich danne in arken oder in barken jehen?

nû râte ein ieglich friunt, wie ichz behalte od wie ichz lâze. Der pfaffen disputieren ist mir gar ein wiht:

15 si prüevent in der arken niht, da ensi ouch iht:

nû prüeven hin, nû prüeven her, ich enhân darinne niht.

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etwas in den Kasten zu schließen noch nutzbringend anzulegen.' 8. Walther Mapes (Leyser S. 782) in archa sepelire nummos. 9. kiele und barken, größere und kleinere Schiffe? vgl. Schultz, Höfisches Leben 2, 326. Schönbach ZfdA 39, 347 meint: Kielboote und Flachboote (Lastschiffe), bei arke spiele Walther mit der Doppelbedeutung Truhe und Schiff. 13. lâze anlege? 14. disputieren ist Terminus technicus: 'untersuchend einschätzen' (Du Cange III, 141; s. Schönbach ZfdA 39, 347); s. 1, II, 229.

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6. 7. FRAUENLOB.

I.

1, S. 143 glaubt Wilmanns die eigentümliche Stellung der folgenden beiden Strophen unter den politischen Sprüchen Walthers damit erklären zu können, daß er sie als Erfüllung des 28, 4 gegebenen Versprechens faßt. Aber die Gründe gegen Walthers Autorschaft (s. 1, S. 233. V, 165) sind ziemlich schwerwiegend.

27, 17 Durhsüezet und geblüemet sint die reinen frouwen: 311 C. ez wart nie niht so wünneclîches an ze schouwen

in lüften noch ûf erden noch in allen grüenen ouwen. 20 Liljen unde rôsenbluomen, swâ die liuhten

in meien touwen durh daz gras, und kleiner vogelîn sanc, daz ist gein solher wünnebernden fröide kranc,

swâ man ein schone froun siht, daz kan trüeben muot erfiuhten,

Und leschet allez trûren an der selben stunt,

25 so lieblich lache in liebe ir süezer rôter munt

und strâle ûz spilnden ougen schieze in mannes herzen grunt.

-

27, 17. geblüemet, verherrlicht, in übertragener Bedeutung erst seit Konrad v. Würzburg üblich. 18. ze schouwen, einen solchen unflektierten Infinitiv erlaubt sich Walther nicht, am wenigsten im Reim. 19. Ein verständiger Grund für die Dreiteilung in Luft, Erde und Auen ist nicht zu ersehen; Walther faßt auch das Einzelne und Unbedeutende schärfer; vgl. 8, 29f. 20. liuhten st. liuhtent, schwerlich als Optativ zu erklären, ist für Walther unmöglich. · 21. vogelîn für vogellîne mit dritter Silbe in Senkung ist gegen Walthers Gebrauch, s. 1, S. 331.-22. wünnebernde (auch v. 28) s. zu 21, 4. 23. ein schane froun, apokopiertes ein und einsilbiges froun (neben frouwen) wird sich der Dichter schwerlich gestattet haben, auch wenn er nicht Walther ist. s. 1, S. 316. erfiuhten vgl. 6, 29. erfuhten und trüebe, die Metaphern passen nicht zusammen. Vielleicht ist mit Schönbach

WSB 145, IX, 30 dürren st. trüben zu lesen; Wallner Zfd A 39, 4301 stellt die Reimworte um (vgl. Litanei S. 1133 daz irlûhte einen so trieben muot). erfiuhten ist ein Lieblingsausdruck Konrads v. Würzburg. 26. strâle s. zu 40, 36. Wachsmut von Kunzich MSH 1, 303 (VI, 2) von ir ougen vliegen strâle sêre mitten in daz herze mîn. spilnde ougen bei Walther nur hier und 109, 19, vgl. 118, 32, s. Gärtner, Die Epitheta bei W. v. d. V. S. 88. schieze (Hs. schiezen) s. 1, V, 93. Das Subjekt aus ir zu entnehmen, s. Mhd. EB § 286 Anm. 2.

Ein Teil der angeführten sprachlichen Härten mag Schuld der Überlieferung sein; denn die Strophe ist nur in einer Hs. erhalten; aber schwerlich alle (v. 18). Auch der Strophenbau ist anstößig (1, V, 165). In Wortschatz und Gedanken steht diese Strophe der folgenden bedenklich nahe.

II.

dîn kiuscher lip gît wünneberndez hôhgemüete,

27,27 Vil süeziu frouwe hôhgelobt mit reiner güete,

312 C.

dîn munt ist roter danne ein liehtiu rôse in touwes flüete.

30 Got hât gehoehet und gehêret reine frouwen,

daz man in wol sol sprechen unde dienen zaller zît.

der werde hort mit wünneclîchen freuden lît

an in, ir lob ist lûter unde klar, man sol si schouwen. Für trûren und für ungemüete ist niht sô guot,

35 als an ze sehen ein schone frouwen wol gemuot,

swenn si ûz herzen grunde ir friunde ein lieblich lachen tuot.

8. AN KÖNIG FRIEDRICH.

Diese Bitte an König Friedrich wurde wahrscheinlich im Jahre 1220 vorgetragen uud königlich gewährt. 1, S. 143. 148. Ulrich von Singenberg dichtete den Spruch seinen Verhältnissen entsprechend um; 2. Anhang Nr. I.

28, 1 Von Rôme ein voget, von Pülle ein künec, lât iuch erbarmen 76 A, daz man mich bî rîcher kunst lât alsus armen. [30B, 319 C, 2 W, 23 Z.

27, 27. Simrock S. 96 meint, diese Strophe wende das allgemeine Lob der vorhergehenden auf eine bestimmte einzelne Dame an. Der Anfang legt diese Auffassung nahe; aber die weitere Behandlung des Themas zeigt, daß der Gruß dem ganzen Geschlecht gewidmet ist, wie in Reinmars so wol dir wip, wie reine ein name. 27. vil hôchgeloptiu frouwe süeze wird 36, 21 die Jungfrau Maria angeredet. Von irdischen Frauen braucht Walther süeze nicht, während es ein Lieblingswort Wolframs ist (PBb 41, 911). — 28. kiusche, ein Lieblingswort Wolframs, bei Walther als Epitheton ornans sonst nicht gebraucht. wünneberndez, s. zu v. 22. 29. Die taufrische Blume kommt im ältern Minnesange nicht vor (vgl. 1, IV, 17). Wolfram braucht touwec rôse zu wiederholten Malen als Bild körperlicher Schönheit; Parz. 24, 10. 305, 23. Tit. 110, 1 (Mhd. Wb.). Den Ausdruck in touwes

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flüete braucht, wie Haupt bemerkt, Konrad v. Würzburg 13, 6 (MSH 2, 319). Die Hs. C hat hier in touwes blüete. 30. gehæhet und gehêret von der Jungfrau Maria 5, 13. 31. Über diese Forderung s. 1, S. 259. 32. Vgl. Reinmar (?) MF 183, 31 Mîn fröude uns von in kumt und al der werlde hort uns ân ir trôst ze nihte frumt. 33. man sol si schouwen 1, IV, 486. 35. ein st. eine 1, S. 316. 36. ein lachen tuon, ebenso ein weinen, strîten, swigen tuon u. a.

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28, 3

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gerne wolde ich, möhte ez sîn, bî eigem fiure erwarmen. Zâhiu wiech danne sunge von den vogellinen,

5 von der heide und von den bluomen, als ich wîlent sanc! swelch schone wîp mir denne gæbe ir habedanc,

der liez ich liljen unde rôsen ûz ir wengel schînen. Sus rîte ich fruo und kume niht heim, 'gast, wê dir wê!':

sô mac der wirt baz singen von dem grüenen klê.

die nôt bedenket, milter künec, daz iuwer nôt zergê.

9. BEGRÜSSUNG LEOPOLDS.

Diesen Spruch dichtete Walther, als die Rückkehr Herzog Leopolds vom Kreuzzuge, die im Jahre 1219 erfolgte, bevorstand. 1, S. 170. Schindler 28.

78 A, 359 C.

Herzoge ûz Ôsterrîche, ez ist iu wol ergangen,
und als schône daz uns muoz nâch iu belangen.
sît gewis, swenn ir uns komet, ir werdet hôh enpfangen.
Ir sît wol wert daz wir die gloggen gegen iu liuten,

als Verbum, vgl. Mîsner MSH 3, 104 (4), der Walther nachahmt: dax ist mir schedelich und ist mir sware, sol ich sus bi richer kunst verarmen. Über den Begriff der Kunst bei Walther und seinen Nachfolgern s. Roethe, Reinmar v. Zweter S. 186f. Dieselbe Klage erhebt der Kanzler MSH 2, 397a (XVI, 6) her Kanzler, ir kündet mir, man seit ir künnet künste vil, waz tuot iuch guotes bar? 3. eigem s. 1, S. 329. bî eigem fiure erw., d. h. einen eigenen Herd haben, vgl. 19, 35. — 4. zâhiu(zâhî), eine Interjektion romanischen Ursprungs. DGr. 3, 300. Wackernagel Altfr. Lieder S. 196 Anm. 1. Vor Walther ist sie nicht nachgewiesen. Dasselbe gilt von ahi, wie 34, 4 in der Pariser Hs. überliefert ist. Die Ansicht Burdachs (R, S. 118), daß Walther in v. 4. 5 seine volksmäßige Poesie (Lieder der niedern Minne) bezeichnen wolle, v. 6f. seine höfische Minnedichtung, ist schwerlich richtig, vgl. Paul PBb 8, 174. 6. habedanc s. zu 92, 16. 7. wengel; die bei spä

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teren Dichtern sehr beliebte fränk. Deminutivform auf -el braucht Walther nur in diesem Wort; 53, 35. 54, 11. 18. Alte Klage der Fahrenden. Herger 27, 6 swie daz weter tüeje, der gast sol wesen früeje. der wirt hât truckenen vuoz vil dicke, so der gast muoz die herberge rûmen. S. auch die Anm. zu dieser Stelle. Biterolf v. 3160 also gesten noch geschiht, si muosten deste früejer sîn, daz si liezen hinder in der fremden lande deste mêr. 10. Mit einer ähnlichen Wendung schloß Walther die an Otto gerichtete Bitte 31, 32. Was dem König Friedrich Not bereitete, war die Wahl seines Sohnes Heinrich zum römischen König und die Kreuzzugsangelegenheit. - Den Dank für die Gewährung der Bitte, die Walther hier vorgetragen hat, spricht wahrscheinlich Str. 28, 31 aus.

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28, 13. hôhe, mit hohen Ehren, näher ausgeführt im folgenden. - 14. Glockenläuten bei festlichem Empfang s. Schultz,

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