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Meistersinger stammen und bald nach der Mitte des 15. Jahrh. entstanden sein wird (Lachmann setzt sie etwas zu früh). Sie ist von Keller, Fastnachtspiele aus dem 15. Jahrh. 3, 1440 ff., nicht eben genau beschrieben. Von den zwei Händen, die in ihr erkennbar sind, hat die eine Bl. 1-106' und 109-119 geschrieben. In diese ursprünglich zusammengehörige Partie ist durch Versehen des Buchbinders ein Doppelblatt der zweiten Hand 107-108 eingelegt, dessen Inhalt, lehrhafte Dichtungen vom Teichner und anderen, von derselben Hand 122-127 fortgesetzt wird. Ein hier Bl. 125 mitgeteiltes Fastnachtspiel ist ebenfalls unterbrochen und auf dem wiederum versetzten Doppelblatt 120-121 zu Ende geführt; ein zweites, sich 120' unmittelbar anschließendes wird dann. auf Bl. 128-131' wieder von der ersten Hand weitergeführt, die auch den Rest der Hs. bis Bl. 149 geschrieben hat (vgl. auch Quellen und Forschungen 77, S. 108f.). In der vom ersten Schreiber herrührenden Partie folgt nun auf Gedichte Frauenlobs, Reinmars von Zweter, König Wenzels von Böhmen, Herzog Heinrichs von Breslau u. a. Bl. 101-106". 109-109 auch eine geschlossene Sammlung von Minneliedern, 49 Strophen, von denen die meisten Walther gehören.

Größere Sammlungen, die leider nur fragmentarisch auf uns gekommen sind, waren endlich auch U, W, die möglicherweise mit W zusammengehörigen Bruchstücke w und Z. Unter ihnen zeichnet sich U durch Alter und Güte der Überlieferung aus. Das Fragment aus Münster (Z) ist uns durch die mitgeteilten Noten wertvoll.

Melodien zu Walthers Liedern sind uns erhalten: in dem Fragment aus Münster zu 14, 38. 26, 3. 16, 36 und Nr. XXV unseres Anhangs; in der Aufzeichnung aus Kremsmünster (N) zu den beiden ersten Versen von 53, 25; in der Kolmarer Meistersingerhs. (t) zu dem Ton 20, 16 und zu 'her Walthers guldin wyse'; in Puschmanns Singebuch (1584/8) zu Walthers 'feinem Ton' (11, 6), 'langem Ton' (aus 8, 4?) und 'Kreuzton' (76, 22?); Neumen zu der Strophenform von 51, 29 in den Carmina Burana (M) n. 114. Vgl. Plenio, PBb 42, 479 ff. 1)

1) Um ihre Interpretation haben sich bemüht: R. Wustmann, Die Hofweise Walthers v. d. Vogelweide, in der Festschrift f. Rochus v. Liliencron, Leipzig 1910, S. 440 ff. (vgl. Walther v. d. Vogelweide, Straßburg 1913, S. 22 ff.); Kühn, ZfdA 53, 357; R. Molitor, Die Lieder des Münsterischen Fragmentes, Sammelbände der

3. Entstehung der Handschriften.

Quelle BC.

Wert und Zuverlässigkeit dieser Sammlungen hängt von ihrer Geschichte ab, und in diese wird uns der Blick zunächst durch eine Vergleichung der Hss. eröffnet. In besonders nahem Verhältnis stehen, wie die übereinstimmenden Bilder, die Strophenordnung und Texte zeigen, die Weingartner und die große Heidelberger Hs. Die folgenden Tabellen und Betrachtungen suchen dieses Verhältnis näher zu bestimmen.1)

In C beginnt die Gruppe mit Ich sax ûf eime steine (L. 8, 4). Den Spruch hat der Illustrator in B und C seinem Bilde zugrunde gelegt. Ein ähnliches Bild hatte wohl schon BC, und der Spruch gehört gewiß an die Spitze. Jetzt geht in C der Leich voraus, den der Sammler aus anderer Quelle geschöpft und aus besonderen Gründen an die Spitze aller Waltherschen Gedichte gestellt hat; B schickt 17 Strophen voraus. Es entsprechen sich:

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Chat neun Strophen mehr als B, wozu noch zwei Randstrophen kommen, aber die übereinstimmende Ordnung in den gemeinsamen Strophen zeigt schon, daß die beiden Hss. auf dieselbe Quelle zurückgehen. Die einzige Abweichung in der Folge der Töne ist die, daß die Str. 8, 4f. in B am Ende, in C am Anfang stehen.

Internat. Musikgesellschaft 12, 475 ff. 13, 506; Wustmann, Walthers Palästinalied ebenda 13, 247 (Walther v. d. Vogelweide S. 90 ff.); Rietsch, Denkmäler der Tonkunst in Österreich 20. Jahrgang II, 41, X. 87. 105.

1) Vgl. ZfdA 13, 217 ff.

Die Ordnung in C muß als die ursprüngliche gelten; jedoch ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die Unordnung sich schon in der Quelle BC fand und von C nach richtiger Überlegung beseitigt ist. Im allgemeinen ist jedenfalls die ältere Hs. B der zuverlässigere Zeuge für den Inhalt der Quelle BC. Die Plusstrophen, welche C hat, sind zum Teil mit Sicherheit als jüngere Nachträge zu erkennen. In dem Kreuzliede 14, 38 nämlich sind C 22. 23. 26 aus einer A ähnlichen Quelle hinzugefügt, die beiden auf dem Rande nachgetragenen Strophen stammen aus einer Hs., die mit E nahe verwandt war; die Strophenordnung ist dem Inhalt gemäß berichtigt. Auch für das Minnelied 13, 33 läßt sich mit Wahrscheinlichkeit behaupten, daß es in der alten Sammlung BC fehlte, da diese sonst nur Sprüche oder Spruchartiges enthält. Der Anfang Maneger fråget wax ich klage mochte den Anlaß geben, es hinter dem Klageliede, dessen Strophen sämtlich mit Owê beginnen, einzureihen, obwohl die Verbindung eine ganz äußerliche ist.

Was nun die Sammlung BC selbst betrifft, so kann diese frühestens aus der letzten Lebenszeit des Dichters stammen. Sie enthält Stücke sehr verschiedenen Alters: die Sprüche, mit denen er im Jahre 1198 seine politische Laufbahn begann (8, 4), die Begrüßung Ottos aus dem Jahre 1212 (11, 6), und Lieder, die schon den Bann Friedrichs II. voraussetzen (10, 1. 13, 5). Sie kann ferner nicht auf authentischer Aufzeichnung beruhen; dem widerspricht schon die ungeordnete und interpolierte Form des Kreuzliedes.

b. B 40-89. C 126-221.

Der Unterschied in der Strophenzahl beider Hss. ist groß,

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B hat 50, C 96; aber dennoch gehen sie auf dieselbe Quelle zurück. Wir betrachten zuerst B 40-81.

C 126-217.

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Die übereinstimmende Reihenfolge der verschiedenen Töne verbürgt die gemeinsame Quelle; aber in B fehlt, abgesehen von einzelnen Strophen, die ganze Reihe C 163-207. Die Entscheidung, ob dieser Teil der Hs. C schon der Quelle BC angehörte oder nicht, ergibt sich aus den in B und C zunächst folgenden Strophen B 82-89. C 218-221.

zu 54, 37

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Zunächst sieht man, daß B und C auch hier auf dieselbe Quelle zurückgehen; es besteht in diesem Teile der Hss. dasselbe Verhältnis wie vorher. B 82. 83. 85. 86 sind an dieser Stelle in C übergangen, weil sie schon vorher ihren Platz gefunden hatten; es lag für den Sammler kein Grund vor, dieselben Strophen zweimal zu schreiben. Also B repräsentiert uns den Inhalt der Quelle BC. Was nun aber in der Quelle BC hier vorliegt, sind einzelne Strophen, Bruchstücke von Tönen; und zwar gehören sechs von den acht Strophen zu Tönen, die in der Quelle BC vorangingen. Diese Bruchstücke sind also augenscheinlich Nachträge zu vorher unvollständig aufgenommenen Tönen; und da diese Nachträge gerade in umgekehrter Folge wie die Töne stehen, so ergibt sich, daß der Sammler, als er sie hinzufügte, sein Exemplar von hinten nach vorn schreitend mit einem vollständigeren Exemplare verglich. - Da nun

ferner ein Teil dieser nachgetragenen Strophen zu Tönen gehört, die in B gar nicht erhalten sind, wohl aber in C (nämlich Str. 83. 85. 86), so ist klar, daß die Hs. B hier eine Lücke hat. Dem Sammler B lag die Quelle BC entweder nicht vollständig vor (und das ist das wahrscheinlichste), oder er überging mehrere Blätter.

Nun stehen aber in diesem Nachtrage noch zwei einzelne Strophen B 84. 89. C 218. 221, die zu Tönen gehören, welche weder in B noch in C vorangehen. Wie kommt das? Entweder muß man annehmen, daß der Sammler diese einzelnen Strophen hier einreihte, weil er die vollständigen Lieder nicht erreichen konnte, und den Anhang einzelner Strophen als den geeignetesten Platz auch für selbständige Fragmente ansah, oder aber auch diese Strophen sind Nachträge und die Töne, zu denen sie gehören, sind nicht nur in B sondern auch in C ausgefallen. Dann hätte also auch dem Sammler C die Quelle BC nicht mehr in ihrer ursprünglichen Vollständigkeit vorgelegen. Diese Annahme wird wahrscheinlich durch Str. 89 (L. 61, 33); denn da diese Strophe durch ihre Überschrift sich ausdrücklich als Nachtrag ankündigt, wird doch wohl das Lied, in bezug auf welches sie gedichtet ist, in der alten Sammlung vorhanden gewesen sein. Eine Bestätigung findet diese Vermutung durch eine Vergleichung der Würzburger Hs., die in einer Partie dieselbe Quelle wie BC voraussetzt1):

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Wir haben hier in C und E fünf Töne in derselben Reihenfolge; und auch darin stimmen beide Hss. überein, daß die beiden letzten Töne durcheinander geworfen sind. Der dritte Ton fehlt in C; das ist aber gerade der Ton, zu welchem jene Nachtragsstrophe B 89 C 221 gehört. Daraus ergibt sich mit großer Wahrscheinlichkeit, daß ursprünglich die Strophen E 178-181, oder wenigstens einige

1) Die Töne, die dieser Teil von BC überhaupt mit E teilt, sind in der Tabelle S. 21 f. mit* bezeichnet, die auch in A als Walthers Eigentum überlieferten mit. 2) Die Strophen B 60. 61, C 148. 149 entsprechen E 151. 148, L. 44, 11, die Strophen B 63-65, C 151-154, entsprechend L. 44, 35, fehlen in E.

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