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vrouwen sin mit grôzer êre. betaget: behaget, erweiterter Reim, s. Kauffmann, Deutsche Metrik § 67.

4, 2. Magt Eingangssenkung, vielleicht zweisilbig (Hss. maget), wenn man nicht 3, 25 ff. jagt, verzagt usw. schreiben will: in dem ersten Wort des neuen Abschnittes finden die Reime des vorhergehenden noch einen schwachen Nachhall. Der entsprechende Abschnitt des zweiten Teiles hat nur vier Langverse und männliche Zäsuren. Schade und Steller streichen v. 10-12. Die zahlreichen Bilder, unter denen die Jungfrau Maria und die Geburt Christi verherrlicht wurden, hat mit umfassender Belesenheit W. Grimm gesammelt, Einleitung zur Goldnen Schmiede Konrads von Würzburg S. XXXIf.; dann Salzer, Die Sinnbilder und Beiworte Mariens, Progr. Seitenstetten 1886-93. Einige Stellen aus lat. Hymnen verzeichnet Fasching Germ. 23, 35 ff. 4. gerte Arônes nach 4. Mos. 17, 8. Arnsteiner Marienleich MSD XXXVIII, 64 oug beceichenede dich wilen de mandelen zwig, de vore gode bluode: dax was Ârônes ruode. de sament bit den bluomen erounede die mandelen. Melker Marienlied, MSD XXXIX, 1 Jû in erde leite Aaron eine gerte: diu gebar nüzze,

diu magt und muoter was.

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mandalon also edile. di süezze hâst dû füre brâht, muoter âne mannes rât, Sancta Maria. Grimm a. O. XXXIII. 5 ûf gender morgenrôt (stm. wie âbendrôt 30, 15) nach Cant. cant. 6, 9 quae est ista, quae progreditur quasi aurora consurgens. Grimm S. XXXIX. 6. Ezechiêles porte nach Ezechiel 44, 2 et dixit dominus ad me: Porta haec clausa erit, non aperietur et vir non transibit per eam; quoniam Dominus Deus Israel ingressus est per eam, eritque clausa. Grimm S. XXXII. Arnst. Marl. v. 70. 7. ûf getân: ûz gelân reicher Reim. 10. MSH 3, 4681 nú merket, wie diu sunne durchschine ganzez glas, als swanger wart diu muoter reine, diu Krist gebar und dannoch maget was; und ähnlich oft. Grimm S. XXXI. Werner. AfdA 7, 58f. Statt des Glases wird auch das Glasfenster genannt, an das man überhaupt am ersten denkt. So im Arnsteiner Marienleich MSD XXXVIII, 29 und Anm. Das zu Fensterscheiben verarbeitete Glas meint auch Walthers Adj. geworhtez, das Adj. ganz besagt, daß die Arbeit aus einem Stücke ist, nicht, wie sonst bei Fenstern üblich, Mosaik (Schönbach). 12. Mit den Worten maget und muster kehrt der

4, 18 5. Ein bosch entbran,

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dâ nie niht an

besenget noch verbrennet wart:

Grüen unde ganz

beleip sîn glanz

vor fiures flamme und unverschart. Daz ist diu reine

magt alleine,

diu mit megetlîcher art

6. Ir kindes muoter worden ist
ân aller manne mitewist,

Schluß dieses Abschnittes zum Anfang
zurück.

4, 13. Der entsprechende Abschnitt des zweiten Teiles besteht nur aus zwei Versikeln, welche, wie hier der dritte, weibliche Zäsuren haben. Schade und Steller streichen die Verse 16-18. Während in dem vorhergehenden Abschnitt verschiedene Bilder kurz angeführt wurden, verweilt der Dichter länger bei dem brennenden Busch und weist nachdrücklicher auf die jungfräuliche Geburt sowie auf den Segen der Erlösung. Die beiden Abschnitte 4, 13-31 sind eine reiche Ausführung des in den Versen 3, 28-4, 1 ausgesprochenen Gedankens.

Der feurige Busch, nach 2. Mos. 3, 2 Apparuitque ei (dem Moses) Dominus in flamma ignis de medio rubi et videbat quod rubus arderet et non combureretur. Grimm S. XXXI f. Arnst. Marienl. v. 44-63. bosch Nebenform zu busch, heut schwäb., s. H. Fischer, Schwäb. Wb. 1, 1552. 16. breit, wie C liest, ist im Mhd. überhaupt 'groß'. Man spricht von breiter werdekeit, breiter tugent, breiter gewalt usw. Also 'ausgedehnt (weithin leuchtend) und unversehrt blieb sein Glanz'. Aber besser ist die Lesart der Hss. kl. grüene. breit scheint von jemand eingesetzt zu sein, der den glanz auf das

Feuer bezog, während es der Zusammenhang auf den Busch zu beziehen zwingt. Vgl. Melker Marienl. Str. 2, 4 den louch sah er obenân, der was lanch unde breit (Fasching S. 37). Eine ausführliche Deutung des Bildes gibt der Arnst. Marienl. 52 Schein van dem busche daz fûr, daz meinde daz vane dir got hie in erden erberwet solde werden. gruonede daz louf in deme fûre, bluode dîn mageduom in der geburte. der busch behielt die sine scônecheit, din heilig lif die sine reinicheit. — 18. und fehlt in C, aber auch hier verdient die Lesart in kl den Vorzug, weil sie den Hiatus vermeidet (1, S. 312); ebenso ist in v. 19 für was (C).

4, 22. worden ist: menneschlichen list: waren Krist, reiche Reime, die wohl unbeabsichtigt sind. 23. ân aller manne mitewist (von mitewesen), Luc. 1, 34 quoniam virum non cognosco. In einer Weihnachtspredigt (Wackernagel, Altd. Leseb. 5 373 z. 25) diu âne mannes rât unde âne mannes mitewiste den wittin wuocher gebar. Heinrich von Krolewiz, Vaterunser 683 alsus diu reine maget klar âne aller manne mitewist gebar unsern herren crist (Mhd. Wb. 3, 771a). Pfeiffer vergleicht aus einem Melker Bruchstück: diu süeze muoter er meinet, diu uns da bi bewiset ist, daz s' âne mannes

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und wider menneschlichen list

den waren Krist

gebar, der uns bedâhte.

Wol uns, daz si den ie getruoc, der unsern tôt ze tôde sluoc!

mit sînem bluote er ab uns twuoc den ungefuoc

den Even schulde uns brâhte.

7. Salomones

hôhes trônes

bist du, frouwe,

Balsamîte,

margarîte,

ein selde hêre und ouch gebieterinne.

ob allen magden bist dû, magt, ein magt, ein küneginne.

mitewist eines sunnes genas usw. 24. der Menschenweisheit zuwider.' Vgl. Luc. 1, 34 dixit autem Maria ad angelum: 'quomodo fiet istud quoniam virum non cognosco?' (Schönbach). 27. wol uns kl, die Lesart wol ir (C) nach Luc. 11, 27 beatus venter, qui te portavit. 28. Marner, MSH 2, 250a der den zwilhen tôt an uns ze tôde sluoc und ab uns twuoc sünden ungevuoc. Freidank 9, 25 daz Kristes tôt tôte unsern tôt. MSH 3,468 von sinem tôde starp der tôt. s. Strauch zu Marner XV, 155f. W.Grimm über Freid. S. 381. Hebr. 2, 14. getruoc tôde sluoc: ungefuoc, reicher und erweiterter Reim. 29. Apok. 1,5 qui dilexit nos et lavit nos a peccatis nostris in sanguine suo; vgl. Hebr. 9, 14. 1. Joh. 1,7. 1. Petr. 1, 19.-30. ungefuoc, den unbestimmten Ausdruck erläutert der Marner durch den Zusatz der sünden; 'den Schandfleck' kann man übersetzen.

4,32. In dem entsprechenden Abschnitt des zweiten Teiles sind andere Binnenreime und Zäsuren angewandt. Maria wird bald als Palast (Kapelle, Haus, Tempel usw.), bald als Thron (Sessel,

Stuhl) Gottes oder Salomons bezeichnet; Grimm, G. Schmiede S. XXXVf. Hier ist beides verbunden, sie ist die 'herrliche Wohnung für Salomons erhabenen Thron', in ihr hat Salomon (Gott, Christus) seinen Thron aufgeschlagen. Frauenlob (MSH 2, 339b) nennt sie des hæhsten küniges sedelburc. gebieterinne des Thrones heißt sie als die Himmelskönigin. Grimm XXXVIII, 12. Fasching S. 39 nimmt Beziehung auf 3. Reg. 2,19. 20 an. S. auch 1, IV, 322 und Roethe, Reinmar v. Zweter S. 206. 35. balsamite (balsamita, Balsampflanze), Grimm S. XLIII, 3f. Vgl. den Lobgesang der Weisheit im Ecclic. 24, 20 sicut cinnamomum et balsamum aromatizans odorem dedi, welche Worte in der katholischen Liturgie auf Maria bezogen werden. MSD XXXIX, str. 10, 1—4 Anm. Fasching S. 39. 36. margarite Grimm S. XLI, 15. Matth. 13, 45f. Iterum simile est regnum coelorum homini negotiatori quaerenti bonas margaritas. Inventa autem una pretiosa margarita abiit, et vendidit omnia quae habuit et emit eam (Fasching). — 37. maget aller meide

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gelîch gevar

der megde schar:

die nement sîn war

und kêrent swar ez keret.]

Daz lamp st Krist

der wâr got ist,

dà von dû bist

nù alle frist

gehohet und gehêret
[des bistù frowe gêret.].

Grimm S. XXXX, 30. virgo virginum in der Allerheiligen - Litanei (Fasching S. 40). ob allen mageden küniginne, regina virginum in der Lauretanischen Litanei (Fasching). 77, 12 heißt sie küngin ob allen vrouwen. 38. agnus dei, oft z. B. Joh. 1, 29. Grimm S. L, 18. In C wird Maria als gotes amme angeredet; vgl. Marienlob (MSD XL, 5, 4—6); des himeles hêriu chunegin, geborn von Yesses stamme des gotes sunes amme. Grimm XXXVI, 30. Vgl. Melker Marienlied MSD XXXIX, 7, 5 f. dô was diu din wambe ein chrippe deme lambe. W. Wilh. 38, 12 der in der meide wambe saz und öfter. Lexer 3, 665 f. 40. Schönbach verweist auf das Weihnachtslied bei Du Méril Poésies pop. latines du moyen age 1, 44: qui carnis sumpto pallio virginis in palatio nostra fuit redemptio.

5, 5 gelich gevar, also weiß, in die Farbe der Unschuld gekleidet. - 6. maget, ebenso wie virgo und πάρθενος von unvermählt und keusch Lebenden auch

männlichen Geschlechts. Apocalyps. 14, 4: Hi sunt qui cum mulieribus non sunt coinquinati; virgines enim sunt. hi sequuntur agnum quocumque ierit. Die Verse 4-8 sind in den Hss. kl an dieser Stelle, in C hinter v. 13 überliefert; an beiden Stellen stört die Bemerkung über die keusche Schar den Zusammenhang; daher sind schon in der ersten Ausgabe die Verse für einen unechten Zusatz erklärt. Vgl. ZfdA 13, 248. Veranlaßt ist derselbe durch die Erwähnung der Jungfern in v. 4, 37, und möglicherweise sind auch diese Verse (4, 35—37) jünger; jedenfalls sind die bildlichen Vorstellungen in v. 32-34 und 38-5, 3 unter sich näher verwandt als mit denen in v. 3537. Aber die metrische Übereinstimmung mit dem Abschnitt 7, 8-16 würde durch diese Athetese verloren gehen. 12. 14. Wenn man diese beiden Verse, von denen der erste nur in den Hss. kl, der andere nur in C überliefert ist, ausscheidet, so wird der ganze Abschnitt

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5, 15

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Nu bite in daz er uns gewer

durch dich, des unser dürfte ger: Dû sende uns trôst von himel her: des wirt dîn lop gemeret.

8a. Dû maget vil unbewollen,

der Gedêônes wollen

gelîchest dû bevollen,

die selbe got begôz mit himeltouwe. Ein wort ob allen worten

entslôz dînr ôren porten,

(5,9-18) metrisch gleich 7, 17-24; dem Inhalt bringen die Verse keinen Gewinn. Wilmanns schlug vor, 14 an Stelle von 18 zu lesen, da die Worte des wirt din lop gemeret wegen der inneren Beziehung zu 19ff. verdächtig seien. 16. ger, 3. sg. conj. praes. was unser Bedürfnis erheischt'; der Konj. steht in dem einem Forderungssatz untergeordneten Relativsatz. 17. Die in kl fehlende Zeile will Plenio, PBb 42, 4781 tilgen, ebenso 7, 22. dû neben dem Imperativ, s. zu 22, 35. 18. Fast ebenso 3, 22.

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5, 19. Dreimal hat die Dichtung angesetzt, um die geheimnisvolle Empfängnis und Geburt zu preisen: am Schluß des ersten Abschnittes wird einfach die Geburt Christi erwähnt (4, 12), der zweite verherrlicht die Maria als Mutter des Erlösers (4, 19-31), in dem dritten erscheint sie als Himmelskönigin, ihr Sohn als das Lamm Gottes und wahrer Gott. Daran knüpft sich dann (5, 17) die Bitte um den himmlischen Trost, d. h. den heiligen Geist (zu 76, 27), welche zu dem zweiten Hauptteil des ganzen Gedichtes (6, 7 ff.) hinüberleitet. Die drei Abschnitte 5, 196, 6, welche von neuem die Wunder der unbefleckten Empfängnis und jungfräulichen Geburt erörtern, ohne Fortschritt und Steigerung

zu finden, stören den wohlberechneten Plan. Sie finden auch in der metrischen Anlage keine Stütze, und entbehren nicht auffälliger Einzelheiten. O. Schade wird die Stelle also mit Recht für unecht erklärt haben. Auch Steller verwirft sie, indem er auch (S. 340 f.) eine für Walther ungewöhnlich tiefe Stimmlage zu erkennen glaubt. Doch ist die Partie keinesfalls von dem Interpolator von 5,4-8. Wilmanns schwankte; s. Kl. Ausgabe S. 150. maget unbewollen, virgo immaculata. 20. Um zu erkennen, ob Gott Israel erlösen wollte, legte Gedeon ein Fell auf die Tenne: si ros in solo vellere fuerit et in omni terra siccitas, sciam quod per manum meam, sicut locutus es, liberabis Israel. Und so geschah es. Iudic. 6, 37f. Grimm, G. Schm. XXXV, 1.

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22. selbe got fordert das Metrum für got selbe C, got kl; altertümlich, vgl. selbo got Otfrid I, 4, 68. selbo druhtin II, 8, 35; III, 10, 16. 24. Maria empfing (das Wort) durch das Ohr: Marien-Sequenz aus Muri, MSD XLII, 35 dir kam ein kint, frouwe, dur din ôre. Vgl. die Anmerk. dazu; Grimm S. XXXII, 18; Fasching S. 41. Doch steht auch der Plural: Walther 36, 36 dur ir orn empfiene si den vil süezen. 148, 9f. dur die hæhsten fröude din,

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