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I. Zusammenstellung der Verse des Heliand mit denen der lat. Evan

gelienharmonie

II. Text der Praefatio nebst Angabe der Vario Lectio

III. Die Erzählung von Caedmon

Die Citate aus dem Heliand sind nach der Ausgabe von Moritz Heyne

(Paderborn 1866) gegeben.

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Bereits Schmeller hat in den kurzen Kapiteln der Einleitung, die sich im 2. Bande seiner Ausgabe des Heliand findet, wohl alle Fragen wenigstens berührt, welche in Bezug auf dieses Kleinod unserer alten deutschen Sprache an uns herantreten. Merkwürdiger Weise fehlt aber immer noch vor Allem eine gründliche Untersuchung des Werkes selbst, etwa in ähnlicher Weise, wie sie von Kelle über Otfrids Krist angestellt ist, obwohl eine solche doch gerade beim Heliand so nothwendig ist, da uns dieses Werk bekanntlich ohne Titel, überhaupt ohne irgend welche äussere Nachricht überliefert ist, und dieser Mangel nur durch mehr oder minder kühne Combinationen, die eben erst, um glaubwürdig zu werden, anderweitiger Unterstützung bedürfen, ersetzt werden kann. Das grösste Interesse hat unstreitig das Verhältniss des Heliand zu jener Praefatio in librum antiquum lingua saxonica conscriptum erregt, welche sich zu ältest pag. 93. der 2. Ausgabe der bekannten Schrift des Flacius Illyricus: „Catalogus testium veritatis" findet. *) Ausserdem stelt sie noch bei Cordesius (Descordes), Opusc. et Epist. Hincmari Remensis Archiepiscopi, Paris. 1615. pag. 634 ff., bei Du Chesne (Quercetanus), Historiae Francorum Scriptores etc., Lut. Paris. 1636, tom. II pag. 326, endlich bei Joh. Georg Eccard (Eckhart), Veterum Monumentorum Quaternio, Lips. 1720 und in desselben Gelehrten grossem Werke Commentarii de Rebus Franciae Orientalis et Episcopatus Wirceburgensis, Wirceburgi 1729, tom. II pag. 324.

Doch gehen die Ansichten sehr auseinander. Grimm, welcher diese

*) Diese 2. Ausgabe ist 1562 Argentinae erschienen Dass es die 2. Ausgabe ist, erhellt aus dem folgenden Satze, der auf der 2. Seite der Epistola dedicatoria steht: Hanc igitur partem, conquisitis undique ex bibliothecis raris historiis, et variis scriptis actionibusque ingenti labore, maximo sumptu, nec parva temporis jactura, denique etiam subeundo gravissima pericula, collegeram, edideramque ante complures annos: sed nunc multo auctiorem emendatioremque evulgo. Schmeller theilt zwar seinem Ausspruche nach (pag. XIII des Prooem.) die Praef. aus dieser Ausgabe mit, aber ganz ungenau, wie wir später sehen werden.

WINDISCH, Heliand.

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Frage beiläufig D. Gr. 1. Aufl. pag. LXV besprochen hat, entschied sich, wie man gemeiniglich annimmt als der erste, für die Zusammengehörigkeit der Praefatio und des Heliand; ebenso Lachmann histor.-philol. Abhandl. der Berl. Akad. 1833 pag. 127 (über das Hildebrandslied). Schmeller dagegen zweifelt sie an; er sieht im 2. Theile der Praefatio grosse Anklänge an die Sage über den angelsächsischen Dichter Caedmon, führt aber keinen durchschlagenden Grund an, welcher seinen Zweifel vollständig rechtfertigte. Vielmehr bringt er sogleich zwei eigene Hypothesen über den Heliand und seinen Ursprung vor. Man könne nämlich annehmen, dass der Caedmon, d. h. die unter diesem Namen gehenden Dichtungen, dem Heliand ursprünglich „coëtan" gewesen sei; ein Dichter habe beide Werke verfasst. War derselbe Altsachse, nun so wäre das angelsächsische Werk aus dem Altsächsischen übertragen; war er Angelsachse, so habe das Umgekehrte stattgefunden. Doch fühlt Schmeller, dass diese Ansicht keinen festen Boden unter sich hat. Er gibt sie daher sogleich zu Gunsten einer zweiten wieder auf. Diese zweite geht dahin, dass der Heliand auf Anregung des heiligen Ludger, des ersten Bischofs von Münster, also noch im 8. Jahrh., entstanden sei. Dieser, ein Angelsachse von Geburt und als solcher gewiss mit der Dichtung des Caedmon bekannt, habe in der Schule zu Werthen oder zu Münster dazu aufgefordert, die biblischen Geschichten auf ähnliche Weise, wie es in den caedmonischen Dichtungen geschehen ist, aber in altsächsischer Sprache zu behandeln. Die Ausführung sei von Mehreren erfolgt, denn darauf weise die öfter wiederkehrende Formel Tho gifragn ik hin, mit welcher die einzelnen Dichter ihre Abschnitte begonnen hätten. In einer Anmerkung zu derselben Seite (XV) spricht Schmeller über einen vornehmen Sachsen, Edelfrid mit Namen, der nach den Annalen von Reichenau sich um 790 in diesem Kloster aufgehalten habe, und hebt hervor, dass dieser durch seine in sächsischem Dialekte geschriebenen Bücher berühmt gewesen sei. Auch auf einen andern sächsischen Mönch, Bischof Haterich, der mit einem reichen Bücherschatze nach Reichenau gekommen sei, macht er aufmerksam. Diese zweite Schmeller'sche Hypothese hat dann Püning (,,der Heliand," Progr. d. Gymn. zu Recklinghausen 1851) zu der seinigen gemacht und klarer ausgeführt: Liudger habe die Dichtung des Caedmon zu Grunde legen oder zum Muster wählen lassen. So erkläre sich, meint er, die grosse Verwandtschaft sowohl im dichterischen Ausdruck und Charakter, als auch in der Ueberlieferung über das Entstehen beider Gedichte. Die Nachrichten über Edelfrid und Haterich benutzt er dazu, um wahrscheinlich zu machen,,,dass es schon unter Ludger in dem alten Sachsenlande genug Talent und Gelehrsamkeit und christlichen Eifer gab, um annehmen zu können, dass der Heliand schon damals entstanden sei". Endlich sei es nach dem in diesen Männern zu Tage tretenden Wechselverkehr wohl möglich, dass schon damals eine Handschrift des Heliand nach dem Süden kam. Auf Püning wiederum stützt sich Koene in seiner Ausgabe des Heliand (vergl. S. 561

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