Geschichte der slawischen Sprache und Literatur nach allen Mundarten

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F. Tempsky, 1869 - 527 pages
 

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Page 57 - Das Rad der ändernden Zeit drehet sich indes unaufhaltsam; und da diese Nationen größtenteils den schönsten Erdstrich Europas bewohnen, wenn er ganz bebauet und der Handel daraus eröffnet würde, da es auch wohl nicht anders zu denken ist, als daß in Europa die Gesetzgebung und Politik statt des kriegerischen Geistes immer mehr den stillen Fleiß und das ruhige Verkehr der Völker untereinander befördern müssen und befördern werden...
Page 16 - Völkern verlassene Land zu besitzen, es als Kolonisten, als Hirten oder Ackerleute zu bauen und zu nutzen; mithin war nach allen vorhergegangenen Verheerungen, Durch- und Auszügen ihre geräuschlose, fleißige Gegenwart den Ländern ersprießlich.
Page 276 - Vor vierunddreissig Jahren", sagte er in seiner Ausgabe des Neuen Testaments von 1582, „war kein Brief oder Register, vielweniger ein Buch, in unserer windischen Sprache zu finden; man meinte, die windische und ungarische Sprache seien so grob und barbarisch, dass man sie nicht schreiben oder lesen könne.
Page 49 - Völkerstäiuineii erinnern an ursprüngliche, *oder nur langwierige Wohnsitze im Norden. Unter allen Slawen scheinen die östlichen, nördlichen und westlichen den allgemeinen physischen Stammtypus am reinsten erhalten, die südlichen hingegen am meisten getrübt zu haben. — Zu den Grundzügen im Charakter des slawischen Gesammtvolks gehören: sein religiöser Sinn, seine Arbeitsliebe, seine härm- und arglose Heiterkeit, die Liebe zu seiner Sprache und seine Verträglichkeit. Schon vor der Verbreitung...
Page 17 - Ihren Handel auf der Ostsee zerstörten nordische Germanen; ihr Vineta nahm durch die Dänen ein trauriges Ende, und ihre Reste in Deutschland sind dem ähnlich, was die Spanier aus den Peruanern machten.
Page 17 - Denn da sie sich nie um die Oberherrschaft der Welt bewarben, keine kriegssüchtige erbliche Fürsten unter sich hatten und lieber steuerpflichtig wurden, wenn sie ihr Land nur mit Ruhe bewohnen konnten, so haben sich mehrere Nationen, am meisten aber die vom deutschen Stamme, an ihnen hart versündigt.
Page 17 - Franken mußte es freilich bequem sein, eine fleißige, den Landbau und Handel treibende Nation als Knechte zu behandeln, statt selbst diese Künste zu lernen und zu treiben. Was die Franken angefangen hatten, vollführten die Sachsen; in ganzen Provinzen wurden die Slaven ausgerottet oder zu Leibeigenen gemacht und ihre Ländereien unter Bischöfe und Edelleute verteilet.
Page 49 - ... Germanen; ihr Vineta nahm durch die Dänen ein trauriges Ende, und ihre Reste in Deutschland sind dem ähnlich, was die Spanier aus den Peruanern machten. Ist es ein Wunder, daß nach Jahrhunderten der Unterjochung und der tiefsten Erbitterung dieser Nation gegen ihre christlichen Herren und Räuber ihr weicher Charakter zur arglistigen, grausamen Knechtsträgheit herabgesunken wäre? Und dennoch ist allenthalben, zumal in Ländern, wo sie einiger Freiheit genießen, ihr altes Gepräge noch kennbar.
Page 281 - O ja! biederer Bohoritsch! dir und deinen Freunden hat es unsere Sprache zu danken, daB sie gleich bey ihrer ersten Erscheinung jene grammatische Correctheit und Consequenz mitbrachte, welche andere Sprachen erst nach und nach, nach vielem Modeln und Aendern — nicht erreichen. Auffallend ist es, daB die Krainische Sprache seit Bohoritsch's Zeiten (frtlhere Documente haben wir nicht) sich gar nichts verandert hat!
Page 203 - Ich erwäge das begeisternde, nicht berauschende Land mit der rechten Mitte zwischen armer Steppe und erdrückender Fülle so wie zwischen Glut und Frost und zwischen ewigen Wolken und einem leeren Himmel, eine Mitte, ohne welche kein Diogenes von Sinope leben konnte. Ein Land zugleich voll Gebirge, als Scheidemauer mannigfacher...

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