0127 ULFILAS. DIE HEILIGEN SCHRIFTEN ALTEN UND NEUEN BUNDES IN GOTHISCHER SPRACHE. MIT GEGENÜBERSTEHENDEM GRIECHISCHEM UND LATEINISCHEM TEXTE, ANMERKUNGEN, WÖRTERBUCH, SPRACHLEHRE UND GESCHICHTLICHER EINLEITUNG VON H. F. MASSMANN. STUTTGART. VERLAG VON S. G. LIESCHING. 1857. SITI UF Wo es in der Sache Noth thut, da ift auch die Ueberfetzung ein begeistertes Werk, und was für das ganze Volk gehört, mufs in der Muttersprache zu ihm reden. J. Grimm. Vorwort. Die vorliegende Ausgabe der gothifchen Bibelüberfetzung verfolgt einen doppelten Zweck. Sie foll eine Schulausgabe (auch für hohe Schulen) werden und dem Theologen dienen, dem fie fortan unentbehrlich fein wird. Denn wie fehr wir die zum Theil früheren fyrifchen, ägyptifchen (koptifchen) und äthiopischen, arabifchen und armenischen Uebersetzungen der h. Schrift für Herstellung des urfprünglichen griechischen Textes zu schätzen wiffen, fo dürfte doch an anfchmiegender Treue, an verständiger Gewissenhaftigkeit keine der gothifchen Uebersetzung gleichkommen, welche, vielleicht noch vor der verbesserten lateinifchen des h. Hieronymus, in den friedlichen Thälern des Hämus unter glücklicher Verkehrsnähe der byzantinifchen Hauptftadt und Handfchriften angefertigt ward. Die mindestens fchon im zweiten Jahrhundert chriftlicher Zeitrechnung in Afrika in weniger gutem Latein entstandene Ueberfetzung des N. B. (die Afra) erfuhr früh in Italien (daher die Itala) mannigfache Abänderungen des Lateins, denen endlich der h. Hieronymus mit feinen nach griechifchen Handschriften vorgenommenen Befserungen abhalf. Diente diefe Uebersetzung (die von der abendländischen Kirche angenommene Vulgata) durch jene Umstände wesentlich mit zu einer Grundlage, um einem nach unfren handschriftlichen Mitteln erreichbaren Texte des vierten Jahrhunderts fich anzunähern, fo war doch andrerfeits auch die lateinische Sprache ihrer Natur nach, als die Sprache des irdifchen Rechtes, wenig A |